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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1. Mai 1963 den leitenden Persönlichkeiten des Stamm- hauses „Alois Mayr" in Wörgl Disponent Ludwig Kögl mit Gattin, Barbara, Chef- buchhalter Walter Hansel mit Gattin, Helene und Außenhaiidelskaufma nii Kurt Lorenz mit Gattin. Erika sowie sein eigenen Herren Josef Nerz als kaufmän- nischer Betriebsleiter und Ing. Dieter Du t se Ii ke als technischer Betriebsleiter. Karl Müller begrüßte sodann seine bis- herigen 43 Meister, Gesellen und Fach- arbeiter mit ihren Familien, von denen dem Ziegelwerk Hopfgarten bisher 6 durch 40 Jahre und 15 durch 25 Jahre die Treue gehalten haben. Die Ubergabe bzw. [1 her nahme des Ziegelwerkes er- folgte ja nicht nur mit den Baulichkeiten und Werksanlagen, sondern samt und son- ders, mit dem gesamten Personal, ein- schließlich dem bisherigen Inhaber selbst als Berater und Vater des Werkes. Zum Werk gehören 12 Hektar Grund und 12 Hektar Wald aus den Gutsbeständen von Unterschnapfen und Oherschnapfen. Aus der Chronik des Werkes lm Jahre 1891 wurde durch den da- maligen Holzhändler Ernst Klement im Badlfeld der erste Feldofen aufgestellt, in welchem die ersten Hopfgartner Ziegel gebrannt wurden. Drei Jahre später wur- de diese Ziegelei von Alexander Wies- l)auer erworben und umgebaut und 1901 kaufte das Werk Josef Müller mit sei- nem Kompagnon Baumeister Georg Hu- ber. Das Ziegelwerk konnte in den er- sten Jahren nur während der frostfreien Zeit betrieben werden. Zum Werk gehörte seit 1901 ein Elektrizitätswerk, das viele Jahre die Marktgemeiiide mit Strom ver- sorgte. Am 20. April 1904 beschloß der Gemeinderat unter Bürgermeister Johann Ager, Krämerwirt, die Einführung der elektrischen Straßenbeleuchtung. Josef Müller mußte aber nicht nur den Strom liefern, sondern besorgte auch die Instal- Zukunft und es bedarf tatsächlich nur einer sachgemäßen Ilebung und Ausnüt- zting seiner natürlichen Anlagen, um die Zahl seiner Sommergäste zu vervielfachen und den Gewerbetreibenden durch eine zielbewußte Verkehrspolitik neue lohnende Arbeitsmöglichkeiten zu eröffnen. Und auf dem Gebiete des Fremdenverkehrs sowie der Ausgestaltung des Schulwesens wird sich auch die Tätigkeit der künftigen Ge- meinde in erster Linie bewegen und wir hoffen zuversichtlich, daß wir nach Dar- legung unseres Leidensweges die Sym- pathien der maßgebenden Behörden sowie des Landtages auf unserer Seite haben. Deshalb Wacker voran!" Der Einsender wäre, seiner Auffassung nach, sicher unter den Dorfbewohnern lund nicht unter den Bauern zu suchen. Bei der Trennung von Oberndorf war dies umgekehrt. Um einigermaßen die damali- gen Verkehrsverhältnisse von St. Johann zu beleuchten, lassen wir einen kurzen Bericht aus den „Tnrnsbrucker Nachrich- ten", Juni 1910, folgen: (Schlechte Straßenverhältnisse): Aus lation der Straßenbeleuchtung. iii der Folge wurden aus dein werkseigenen Elek- trizitätswerk „Kühle Luft", das heute noch dem Betrieb dient, an die hundert Häuser mit Lichtstrom versorgt. Erst 1911 wur- de die öffentliche Verteilungsleitung von der Marktgemeinde übernommen. Die erste große Pioniertat durch das Ziegelwerk Hopfgarten erfolgte 1913 mit der Errichtung der ersten künstlichen Trocknerei in Tirol. Nach dem ersten Weltkrieg. durch den das Werk schwersten Erschütterungen ausgesetzt war, schied der bisherige Gesellschafter Georg Huber aus. Vater Josef Müller nahm seinen Sohn Karl in die Firma, welche nun den Na- men „Josef und Karl Müller" führte und zwar bis zum heutigen Tage obwohl Karl Müller 1935 alleiniger Firmeninhaber wurde und der erste Firmenchef Josef Müller 1938 verstarb. Er lebte im Firmen- namen weiter und in der Qualität des Er- zeugnisses. Der „Müller-Ziegel" errang den besten Ruf. 1938 wurden die Maschinenanlage und der Ringofen erneuert und 1938 der Be- trieb auf höhere Leistung umgestellt. 1960 wurde der Ofen nach Art des Tunnel- ofens mechanisiert. Tirol hatte den er- sten Tunnelofen. In den letzten zehn Jahren konnten 140 Millionen Ziegel- einheiten erzeugt werden. Diese Leistung entspricht 28.000 Eisenbahnwaggons bzw. 7000 Wohnungen. Die Waggons, hinter- einandergestellt, würden von Hopfgarten bis St. Pölten reichen. In dieser Zeit wurden 300.000 Kubikmeter Rohmaterial verarbeitet. Das Lehmvorkommen ist prak- tisch unbegrenzt. Der zweite Weltkrieg brachte zwangs- läufig eine zweite Produktionsstätte. Es mußten Magnesitsteine erzeugt werden. Der Rohmagnesit wurde aus Leogang be- zogen. Dem Zusammenbruch folgte eine dreijährige Besatzung des Geschäftshauses und zum Schluß eine Sühneabgabe von St. Johann schreibt man uns. Das Wetter ist noch immer launenhaft; wenn es einen Tag schön ist, so regnet es den anderen, wieder in Strömen. Die Wegverhältnisse sind durchwegs schlechte. Am krassesten ist der Zustand der Kaiserstraße, welche ärarisch ist. Die Strecke von Obermosen bis zum Gasthof zur „Maut" ist bei je- dem stärkeren Regen in einen See 'er- wandelt, so daß der Passantenverkehr auf dieser Strecke ganze Tage lang unmöglich ist, da das \Vasser bis zu 20 Zentimetern hoch steht. Die dortigen Geschäfte sind bedroht, so daß es notwendig wäre, Tag und Nacht auf Wasserwacht zu stehen und die rfiireII und Auslagen zu ver- rammeln. Die Geschäfte mußten heuer schon zweimal geräumt werden. Man möchte glauben, daß mit etwas gutem Willen und Zusammenwirken des k. k. Straßenbauamtes und der Gemeinde doch Abhilfe geschaffen und die Steuerzahler vor Vernichtung ihres Eigentums ge- schützt werden könnten. Die Großgemeinde St. Johann hatte vor der Trennung Oberndorfs ein Flächen- 300.000 Schilling. Eine Sühne für Arbeit und Leistung! In den Jahren 1961 bis 1963 wurde - nach deutschem Muster - zur vollauto- matischen Aufbereitung ein Sumpfhaus errichtet. Karl Müller übergab das Werk im Zenit der Erzeugungskraft. Im 75. Lebensjahr stehend will er die Weiterführung sei- nes und seines Vaters Lebenswerk in der Erwartung begleiten, daß es auch in Zukunft keinen Stillstand, kein Abwärts- schreiten, sondern ein stets Aufwärts- streben gibt. Für die Uhergahe an die Frieda-Mayr-Kommanditgesellschaft war ihm vor allem wesentlich, daß er mit der Firma ' Mayr" seit drei Jahr- zehnten in bester Geschäftsverbindung stand und dieses Unternehmen mit sei- nen fortschrittlichen Eigenschaften und sozialem Empfinden das „Ziegelwerk- Hopfgarten" Ziegelwerk Hopfgarten" hopfgartnerisch führt und das gute Arbeitsklima bestätigt. Mit bewegten Worten nahm sodann Karl Müller von seinen Mitarbeitern, unter denen sich 25 aus eigener Kraft und aus eigener Leistung ein eigenes Haus bauen konnten und damit bodenständige und „besitzende" Hopfgar tner geworden sind, offiziell Abschied. Er dankte allen für ihre Verbundenheit zum Hause Müller und dankte auch den Frauen der Mit- arbeiter, daß sie an dem nicht immer leichten Beruf ihrer Männer so segensreich Anteil genommen hatten. Vor drei Jahren hat die Usterreichische Industri e-Verei ni - gung dem 11opfgartner Ziegel das „Güte- zeichen" verliehen', das erste dieser Art in Tirol. Nun werden die Erzeugnisse jedes Jahr zweimal geprüft. „Die Uher- gabe erfolgt im ‚Banner des Gütezeichens' und ich hoffe, daß der gute Ruf der bo- denständigen Erzeugnisse auch in Zu- kunft dem kritischsten Auge des Technikers und Chemikers standhalten möge." Zu Bürgermeister Manzl sagte Karl Müller, ausmaß von 7084 Hektar und stand da- mit im Bezirk an 7. Stelle. Die Größen- ordnung ist folgende: Hopfgarten 16.637 Kirchdorf 11.377 Kirchberg 9.777 Westendorf 9.561 Jochberg 8.797 Fieberbrunn 7.629 St. Johann 7.084 Da Oberndorf mit 1770 Hektar ab- getrennt wurde, beträgt das heutige Flä- chenausmaß von St. Johann 5914 Hektar. Flächenmäßig größer sind noch Kössen 6.935 Waidring 6.367 Die kleinste Gemeinde in unserem Be- zirk, flächenmäßig wie auch einwohner- mäßig, ist St. Jakob i. H. (387 Einwohner, 961 Hektar). Den größten Waldbestand besitzt mit 5125 Hektar die Gemeinde Kirchdorf, ge- folgt von Flopfgarten mit 5475 und Waid- ring mit 4316 Ilektar.
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