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Samstag, 26. Juni 1965 Kitzbüheler Anzeiger Seite 25 Die Schweden-Reiter vor den Toren Antlaßritt 1965 und Schweden-Reuter Seit 14 Tagen stehen die Schweden wieder im Tiroler Land, zu Tausenden - ganze Regimenter von sogenannten „Schwe- den-Reutern" ziehen durch Berg und Tal. So nennt man nämlich die Vorrichtung zum Heumachen, die mit Pflöcken und langen Drähten die malerischen langen Heuzäune jetzt auf den Wiesen bilden. Sie sind seit 20 Jahren heimisch. Nach dem Krieg hat sich diese Methode zu heuen hier eingebürgert und auch sehr be- währt. Die Soldaten haben sie aus dcii nordischen Ländern mitgebracht. Eine Kirchenrechnung vor 315 Jahren Ein anderer „Schwedenritt" fand am Fronleichnamstag statt: der „Antlaßritt"! - die historische Reiterprozession von Brixen zur Klausenkapelle. Nachweislich ist er schon über 300 Jahre alt, denn in der ältesten Kirchenrechnung von Brixen aus dem Jahre 1650 ist schon eine Aus- gabe von 33 Kreuzer anläßlich des „Antlaß- ritts" vermerkt. Diese sehr eindrucksvolle und ernste Prozession wird nach alter Überlieferung zum Dank für die Errettung vor der Schwedennot während des Dreißig- jährigen Krieges in fast unveränderter Form von den Brixener, Kirchberger und res tendorfer Bauern abgehalten. Und zwar bei jedem Wetter - außer bei tJber- schwemmung. Schwedische Invasion 65 So ritten die gelöbnistreuen Brixentaler auch heuer am Fronleichnamstag ihren Ritt bei Regenwetter. Viele Hunderte säumten auch heuer die Straßen, photo- graphierten und filmten dieses Erlebnis - und rlebnis- und erbauten sich an dem religiösen Ernst und der tiefgläubigen Gesinnung dieser hoch zu Roß laut betenden Bauern. Die parkenden Autos und fremdländischen Laute verrieten deren Herkunft aus Eng- land und Holland, Frankreich und Belgien - und 5 c h w cd e n! Solcherart ist eine friedliche Invasion heute, nach Jahrhun- derten, eher willkommen 1 Fast hundert stolze Rösser Man konnte über 80 Reiter zählen. Das Allerheiligste trug segnend und betend Landesschützenkurat Pater Madersbacher von den Franziskanern in Schwaz. Im vo- rigen Jahr sollen 97 Berittene gewesen sein; 1946 bei Wiederaufnahme des from- men Brauches sogar 2171 Bei tJberschwemmung soll der Antlaß- ritt ausbleiben, so will es die Bestimmung. (Viel hat ja dazu heuer nicht gefehlt!) Sie deutet wohl auch darauf hin, daß 1648 die Schweden um die Fronleichnamszeit bei Rosenheim und Wasserburg standen und durch ein Hochwasser von Tirol ab- gehalten wurden. Die Schwedenschanze, bei Itter mag daran erinnern. Eine kriegerische Auseinandersetzung - vielleicht mit nicht schwedischen Protestanten - ist jedenfails vorläufig nicht nachweisbar. (Vgl. auch bäume und mancherlei Bestimmungen. Der Umritt und die Ausrüstung findet nach sehr genauen Regeln statt. Der anerkannte Heimatforscher DDr. Matthias Mayer hat schon 1936 viel Grundlegendes über den Ritt in einem Heimatbuch veröffentlicht, was in einem Heftchen ebenfalls steht, >das in der Brixner Kirche aufliegt. Es ist recht lesenswert 1 Unvergeßlich bleibt dem Beobachter das Bild, wie gegen den hellen Horizont der Reiterzug stand und entschwand - mit Fe derbusc1h, brennenden Laternen und ur- alten mächtigen Fahnen - ein friedli- cher Siegeszug. Utto Eichhorn Bienenziichter - Zuckerbestellung Die Bienenzüchter der Zweigvereine Kirchberg, Reith, Aurach und Jochberg werden ersucht, ihren Zuckerbedarf für die Herbstauffütterung sogleich ihrem Orts- stellenleiter bekanntzugeben. In Aurach fungiert als Ortsstellenleiter nun der Wan- derlehrer Ferdinand H cc h 1. Die Bienenzüchter von Kitzbühel und Oberndorf melden ihren Zuckerbedarf bei der Lebensmittelgroßhandlung B r u g g er in Kitzbühel an, wo sie den Zucker aus- gefolgt bekommen. Der Zuckerbezug muß bis zum 1. Sep- tember 1965 abgeschlossen sein. im Liede immerdar! gebirge, Satz G. Maasz; 1 schwing hin, Satz T. Katschthaler; Zugabe: Wohl auf der hohen Alm), es folgten die Sänger- runde St. Johann (s' Kasermandl, Satz J. Pöll), die Sängerrunde Fi.eberbrann (Vom Gamsbock die Kricklan, Satz A. Kanet- scheider) und d' Engeisberger aus Hopf garten (Fahr ma hoam, Satz H. Gielge) Daraufhin nochmals die Fieberbrunner (Die Nacht, F. Schubert), die St. Johanner (Trösterin Musik, A. Bruckner) und die Hopfgartner (Tu stiller Nacht, Satz J. Brahms). Durch diese Aufführungen bewiesen die Chorgemeinschaften, daß sie neben dem Volkslied auch das Kunstlied zu pflegen wissen. Leider war gerade dieser Teil durch die Freiaufführung in der Wirkung schwächer. Die Gesamtmännerchöre, geleitet von Musikschulleiter Ferdinand Zangerl, brach- ten neuerdings das Verbandsmotto (Nor- bert Gerhold) sowie Wahre Freundschaft (Satz E. L. Knorr), Innsbruck, ich muß dich lassen (H. Isaak, Satz Jüngst), den \Veihegesang mit Bläsern (F. Schubert) so- wie das Festlied mit Bläsern (Ch. W. Gluck). Es hat sieh bereits gezeigt, daß ici eine so klaglose Besetzung der Blasinstru- niente, wie sie in Kitzbühel aus den Rei- hen der Stadtmusik möglich war, bei an- deren Bez irkssängertreffen nicht verwirk- lichen läßt. Alle Verbandsfunktionäre wa- ren über die Leistungen der mitwirkenden Stadtmusiker voll des Lobes. Abseh1ui Dr. Eduard Widmoser im Kitzbüheler An- zeiger vom 12. Juni 1965). Bis hierher und nicht weiter Da es keinen 300 Jahre alten Brixen- taler gibt, der damals dabei war und unter den Historikern auch keiner - aber viel- leicht unter den „alten Schweden" einer? - wollen wir den Spruch an der Klausen- kapelle nicht auf die Goldwaage legen, der da lautet: „Bis hierher und nicht weiter, kamen die schwedischen Reiter - 1643". Am Ende ist er gar pfeilgrad richtig und sollte die Entschlossenheit der Brixentaler ausdrücken: Bis hierher und nicht weiter! Man mag es ihnen zutrauen, wenn sie so unwandelbar zu ihrem 300 Jahre alten Gelöbnis stehen! Und der eigentliche Wahr- heitsgehalt, die Bewahrung der Talschaft vor der Schwedennot, bleibt unberührt von den kleinen Vergeßlichkeiten der Genera- tionen. Uraltes Brauchtum Schon 1655 wird ja der Umritt urkund- lich als „alter Brauch" bezeichnet. Darauf deutet auch das Behängen der Pferde mit dem altüblichen Fruchtbarkeitssymbol des Lärchenzwe igs, das Mitf ähren von ‚Maien" oder „Boschen", das Umreiten der Mai- Hellauf erklingt Tirol (1. Fortsetzung und Schluß) Die Freiaufführung war von regen- freiem Wetter begünstigt und konnte ohne jeden Abstrich abgeführt werden; das Publikum nahm bis zuletzt regen Anteil und war von den gezeigten Leistungen begeistert. Die Aufführungen begannen mit dem Motto des Tiroler Sängerverbandes, wobei ßezirkschormeister Hugo Bo na t t i die ge- mischten Gesamtchöre leitete; nach Be- grüßung und Festansprachen wurde „Segne mein Vaterland" geboten. Die Ansage der einzelnen Chöre über- nahm in gewohnter Weise Ingrid P r a x - m a 1 r. Es traten auf: Gemischter Chor Brixen i. Th. (Abschied vom Wald, Men- delsohn-Bartholdy); Gemischter Chor Sing- gemeinschaft Kirchberg (Wenn wir hin- ausziehn, Baidesari Donati; Maie:nwonne, nach Walther von der Vogelweide); Kol- pingchor Kitzbühel (Nun fanget an, Hans Leo Haßler; Nun schürz dich Grettein, Johannes Ecchard); neuerdings der Ge- sangverein Brixen (Es war arnol an Abend spät, Volkslied). Daran schloß sich eine zweite Gesamtaufführung der gemischten Gesamtchöre (ich fahr dahin, Satz F. Bleyer; Herzlich tut mich erfreuen, Hein- rich Schütz; Der Hore, Mähjodler, Satz K. Liebleitner). Der zweite Teil des Programms war den Männerchören und ihrer Gesamtauffüh- rung vorbehalten. Diesen Teil eröffnete der MGV Küssen (Und in dem Schnee-
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