Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbübeler Anzeiger Samstag, 26. Juni 1965 Der Osterreichische Skiverband 1965 Festansprache von Verbandspräsident Andreas Steiner In Kitzbüh& Der Osterreichische Skiverband feiert den Höhepunkt seiner 30. ordentlichen Länderkonferenz mit einer Fes'tversamm- lang, welche durch die Teilnahme einer stattlichen Zahl prominenter Ehrengäste ausgezeichnet ist. Diese Tatsache wird von uns nicht nur als Anerkennung der Leistungen aller im Skiverband tätigen Aktiven und Funktio- näre gewertet, sie ist darüber hinaus auch ein Ausdruck der Aufwärtsentwicklung des Skilaufs in den 60 Jahren des Bestehens unseres Verbandes. Sie ist ein Beispiel dafür, daß der Skilauf heute weit hinein in die örtlich, wirtschaftlich und soziolo- gisch differenzierten Bereiche der Gesell- schaft wirkt, daß er aber auch weitgehend von den Bedürfnissen und Forderungen unterschiedlichster Interessengruppen be- einflußt wird. Erlauben Sie mir, daß ich mit diesen Feststellungen beginne. Ich tue es bewußt, denn wir wollen und dürfen uns nicht nur an Erfolgender Vergangenheit freuen, sondern wir müssen nach vorwärts blicken, Probleme erkennen, sie richtig beurteilen und mit ihnen fertig werden. Wir müssen an einem Gedenktag wie dem heutigen, aus Erlebtem lernen und aus überstande- nen Krisen Kraft holen. Tradition ist die Saat für jeden Fort- schritt. Ein Ausruhen auf scheinbar noch so großen Erfolgen kann nur zu Rück- schlägen in einer Entwicklung führen, de- ren Tempo nicht von uns bestimmt wird. So wie wir den Gründern des OeSV dafür dankbar sind, daß sie eine Ent- wicklung vorauserkannt haben, die aus einem in seinen alpinen Anfängen be- lächelten und beargwöhnten Steckenp ferd einiger Weniger einen Volkssport werden ließ, so müssen wir alles daran setzen, daß auch uns in künftigen Jahren das Zeugnis gegeben werden kann, daß wir mit offenen Augen und dem Mut zu Taten die Bedeutung zu erhalten wußten, welche dem Skisport heute zukommt - freilich haben wir dabei unsere Bedeutung und unsere Möglichkeiten immer mit dem richtigen Maß zu messen! in unserer Erinnerung wirkt noch das glanzvolle Fest des 50-Jahr-Jubiläums des OeSV in der Bundeshauptstadt Wien. In einer von tief empfundenem Miterleben geprägten Rückschau hat damals unser Vizepräsident Konsul Gotthard Dick alle Phasen der Entwicklung unseres Verban- des in einer lebendigen Bilderfolge er- stehen lassen. Nun liegen weitere 10 Jahre hinter uns, auf die wir stolz sein können: Die Mitgliederzahl hat sich in dieser Zeit von 38.000 auf 73.000 - also fast um das doppelte - erhöht. Bei den fünf alpinen Weltmeisterschaften der FIS seit 1956 haben Wettkämpfer unseres Verbandes ins- gesamt 18 Siege, 17 zweite Plätze und 14 dritte Plätze bei möglichen 40 Plazierungen in jedem dieser Hänge erreicht. Von 18 möglichen Olympiasiegen konnten öster- reichische Rennläufer und Rennläuferin- nen allein 7 erringen und die Olympischen Spiele 1960 brachten uns erstmals auch einen Medaillenerfolg im Sprunglauf! Schließlich fallen in diesen Zeitraum aber auch die beiden größten Wintersport- veranstaltungen auf österreichischem Bo- den, nämlich die alpinen Weltmeister- schaften 1958 in Badgastain und die IX. Olympischen Winterspiele in Innsbruck 1964. Beide sind von der ganzen Welt in höchstem Maße anerkannt worden! Wir aber wollen das heurige Jubiläum des Verbandes zum Anlaß nehmen, um einen klaren und eindeutigen Standpunkt festzustellen und zu definieren, der Ant- wort auf die Fragen geben soll, ob der OeSV in seiner Struktur als Dachorga- nisation aller österreichischen Skiklubs und Skivereine, als Mitglied der internationalen Vereini- gung nationaler Skiverbände (der FIS) und als olympischer Amateursportverband in seiner heutigen Form den ihm gestellten Aufgaben gerecht wird. Für uns als Dachorganisation der öster- reichischen Skiklubs und -vereine haben sich die Aufgaben seit 'der Gründung des OcSV nicht geändert, wenn auch eine neue Zeit neue Formen verlangt. Immer war es das Ziel des OeSV, für den Skilauf zu werben und dabei besonders 'die Jugend zu erfassen. Man könnte der Meinung sein, daß dieses Ziel mit der Entwicklung des Skilaufes zum Volkssport schon erreicht sei, nachdem von unseren Vorgängern großes geleistet wurde. So wie in den An- fängen Mitglieder des OeSV zaghaften Sportfreunden die Technik des Skilaufs gelehrt und später dann die ersten Ski- schulen gegründet haben, so arbeiten auch heute unsere sportlichen Betreuer und die Wettkämpfer selbst mit der „Hochschule des österreichischen Skilaufs" - ich darf sie so nennen - unter unserem Freund Prof. Kruckenhauser eng zusammen. Sie haben damit Anteil daran, daß die öster- reichische Skilehrme'thode ein Weltbegriff geworden ist. Mitglieder unseres Verbandes haben teils allein, meist jedoch zusammen mit dem Alpenverein, unsere Berge den Skiläufern erschlossen und wirken heute als Experten bei der Errichtung von Seilbahnen und Liften mit. Wer in der Jubiläumsfolge des „Austria- Ski-Sport" über die Anfänge unseres Ver- bandslebens liest, kann feststellen, daß die Skiläufer schon immer den Wettkampf ge- pflegt haben. Ein Sportverband kann die Jugend nur dann begeistern, wenn er ihr Gelegenheit bietet, sich im Leistungsver- gleich zu messen. Man muß deshalb den Wettkampfsport auch von dieser Seite sehen und beurteilen. Wie unrecht hat der Kritiker, der im OeSV von heute gering- schätzig oder mit verhohlenem Neid nur einen Hennläuferverband sehen will: Die von unseren Vereinen mit oft hunderten von Teilnehmern alljährlich abgehaltenen Ortsschülerskitage beweisen, wie der Lei- stungssport in die Breite wirkt! Sie zeigen aber auch eines, auf das der OeSV stolz sein darf: das Verständnis, ja in manchen Fällen auch di tätige Begeisterung, mit der viele Schulbehörden dieser Form der Leibeserziehung gegenüberstehen. Trotzdem ist aber gerade hier für uns noch ein wei- tes Feld der Betätigung offen und wer sich früher gefragt haben mag, ob wir unser Ziel nicht schon erreicht haben, der möge sich darüber Gedanken machen! Es sind aber nicht die Schulen allein, an die der OeSV im Zusammenhang mit seinen Aufgaben für die Jugend zu denken hat. In den Produktionsprozeß unseres Staates wachsen jährlich 150.000 neue Lehrlinge hinein, damit 'kommt den Sport- vereinen eine wichtige Funktion für die Freizeitgestaltung zu. Von den insgesamt 800 Vereinen und Klubs unseres Verbandes sind schon heute rund 50 Vereine reine Betriebssportgemeinschaften. Darüber hi- naus werden 'durch den OeSV nicht nur Berufssch ulw'ettkämpfe, sondern auch Be- triebsskimeisterschaft'en - allein in Tirol haben daran im vergangenen Jahr 100 Mannschaften t'ei 1 genommen! - durch- geführt. Auch die Tourenprogramme einer ganzen Reihe von Betrieben werden von Vereinen des OeSV organisiert. Auf einem anderen Gebiet hat der OeSV beispielgebende Arbeit geleistet: in der Pflege und Entwicklung des Versehr ten- skisports. Daß es auch schwer Körper- behinderten möglich ist,Wettkümpfe von beachtlichem Niveau auszutragen, ist nicht nur der Vollkommenheit der Sportgeräte oder den zahlreichen Berg-Beförderungs- mitteln - Osterreich zählt bereits 1000 Seilbahnen und Lifte! - zuzuschreiben, sondern ist in hohem Maße ciii Verdienst aller unserer Verbands- und Vereinsfunk- tionäre, die sich diesem dankbaren Auf- gabengebiet gewidmet haben. Als Mitglied der FIS hat der OeSV vor allem zwei große Aufgabenbereiche, von denen besonders der zweite eng mit Belan- gen und Interessen der österreichischen Wirtschaft zusammenhängt: die organisatorische Mitarbeit bei der Bewältigung aller Probleme des inter- nationalen Skilaufs und die Pflege intensiver sportlicher Kon- takte mit den Skiverbänden anderer Nationen. Die FIS umfaßt heute Skiverbände von 44 Ländern in allen Kontinenten - wobei nebenbei interessieren mag, daß der Au- stralische Skiverband zu ihren ältesten Mitgliedern gehört! - Sowohl im Vorstand als auch in allen bedeutenden Ausschüssen der FIS wirken Angehörige unseres Verbandes mit. Wäh-
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