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Samstag, 26. Juni 1965 - Kitzbüheier Anzeiger Seite 3 rend jedoch die Belange des nordischen Sportes durch die seit langem bestehende Einheit unter den Skandinavieren immer wieder Fortschritte erkennen lassen, blieb eine Reihe unserer Wünsche auf dem alpinen Sektor unerfüllt. Der OeSV stand darum mit an der Wiege der seit drei Jahren bestehenden Organisation der Al- penländer (OPA) und darf hoffen, daß damit nun endlich auch den alpinen Be- langen mehr Gewicht zukommen wird. Freilich sind hier die Probleme ungleich schwieriger. Selbst bei bestens präparierter Piste werden zumindest im rrir und Riesentorlauf die Siegeschancen immereine Frage der Startnummern bleiben. Die Be- schränkung der Teilnehmer in den Ver- 1 osun gsgruppen erfordert minutiös ausge- arbeitete Ranglisten; sie aber sind wieder- um die Ergebnisse von Bewerben, die selbst schon unter ungleichen Verhältnissen für die einzelnen Teilnehmer durchgeführt wurden. Unsere Aufgabe wird es hier sein, einmal dafür zu sorgen, daß eine größere Zahl aussichtsreichster Wettkämpfer - etwa durch zusätzliche Wiederaufnahme der klassischen alpinen Kombination - an Weltmeisterschaften und olympischen Spie- leri teilnehmen kann und zum zweiten, daß wir mithelfen, einen Ausscheidungsmodus zu finden, der im Kampf um die Ent- scheidung wirklich nur den Besten mög- lichst gleiche Chancen gibt. Dies aberwird ein Denken und Uberlegen revolutionärer Art erfordern, weil sich der bisher be- strittene Weg als Sackgasse erwiesen hat. Unsere sportlichen Kontakte mit aus- ländischen Skiverbänden haben sich durch die Popularität des Skisports einerseits und die Möglichkeiten rascher Flugverbindun- gen andererseits entsprechend verdichtet. Osterreich steht mit an der Spitze großer skisportlicher Veranstaltungen: die Deutsch - Osterr. Springertournee, das Hahnenkammrennen, das Silber- krugrennen, die Damenrennen um die goldenen Schlüssel und das Kandahar- rennen versammeln regelmäßig die inter- nationale Elite in Innsbruck, Bischofs- hofen, Kitzbühel, Badgastcin, Schruns- Tschagguns und St. Anton am Arlberg. Eine ganze Reihe weiterer Orte hat sich darüber hinaus als Veranstalter inter- nationaler Bewerbe bewährt. Die schon erwähnten alpinen Weltmei- sterschaften 1958 in Badgastein und die Vergabe der IX. Olympischen 'Winter- spiele 1964 an Innsbruck sind mit ein Beweis für den Rang, den der OeSV innerhalb der FIS einnimmt. Hier sei die gewissenhafte und intensive Kampf richt'erausbildung innerhalb des OeSV lobend erwähnt, die leider nicht überall im Ausland Parallelen findet. Die FIS hat sich zwar schon vor Jahren zu harten Maßnahmen hinsichtlich Strecken- führung und Beachtung der Sicherheits- vorschriften entschlossen, doch ist der Er- folg hinter den Erwartungen zurückgeblie- ben. Der OeSV begrüßt darum die Schaf- fung eines Homologie rungskomitees durch den heurigen Kongreß, ohne dessen Fach- urteil in Zukunft keine Strecken für inter- nationale Bewerbe freigegeben werden dürfen. Die vorerwähnte Aufzählung internatio- naler Veranstaltungen läßt ersehen, welche positiven Folgen der österreichischen Wirt- schaft durch das Wirken des OeSV er- wachsen. Wir haben anläßlich der Staats- vertragsfeiern gehört, daß in den letzten 10 Jahren die Deviseneingänge durch den Fremdenverkehr von 2 Milliarden auf 13 Milliarden Schilling - als auf das sechs- einhalbfache gestiegen sind. Da die Winter- saisonen daran nicht unerheblich beteiligt sind, dürfen wir es ruhig den zuständigen Stellen überlassen, sich selbst zu über- legen, wie hoch das Verdienst des OSV daran zu bemessen ist. Allgemein im ab- gelaufenen Winter konnte unser alpines Team den erstmals ausgetragenen Alpen- cup in Davos souverän gewinnen und ist auch beim Mannschaftsländerkampf USA- Frankreich - Osterreich in Amerika Sieger geworden! Damit und zusammen mit einer ganzen Reihe von schönen Einzelerfolgen hat sich Österreich als führende alpine Skination erneut zu bestätigen gewußt. Es wäre wirklich zu hoffen, daß dies dazu beiträgt, unserem Verband, der in finan- zieller Beziehung stets von der Hand in dem Mund lebt, vielleicht im siebenten Jahrzehnt seiner Tätigkeit einmal eine ge- sicherte Grundlage zu geben! Wie kann nun ein Verband wie der OeSV auch noch in der heutigen, vom Materiellen her allzusehr bestimmten Zeit, seinen Aufgaben als olympischer Amateurverband gerecht werden? Er wird es vor allem dann können, wenn sieh endlich einmal die Schirm- herren des modernen Sports im Inter- nationalen Olympischen Komitee zu einer klaren Definition des Amateurbegriffes durchringen, der den allgemeinen Ge- setzen der Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerecht wird. Ich sprach vorhin davon, daß eine erfolg- reiche Bewältigung unserer Aufgaben für den Breitensport Spitzenleistungen der Elite verlangt und bitte Sie, die nachfolgenden Gedanken, mit denen ich diesen Situa- tionsbericht schließen möchte, von diesem Gesichtspunkt aus zu betrachten. Die schlechte Wetterlage der vergange- nen Wochen schaffte auf den Bergen ge- fährliche Verhältnisse, wie sie normaler- weise nur im Spätwinter vorzufinden sind. Wir waren daher gezwungen, die Sonn- wendfeuer nicht am 19. Juni, sondern erst am 26. Juni abzubrennen. Diese Verschiebung tut uns besonders leid, da wir gerne zur Verschönerung der Jubiläumsfeier des Österreichischen Ski- vrhandcs unseren Beitrag geleistet hätten. Da cm 26. Juni gleichzeitig das Kitz- Ein rassiger Kampfsport, wie es der Skisport in fast allen seinen Disziplinen ist, paßt sich - nicht immer zu unserer Freude - besonders gut den Forderungen an, die der Sport im Zeitalter des Fern- sehens erfüllen muß. Die Perfektion, die vom Organisator verlangt wird, hat in noch höherem Maße selbstverständlich auch der Wettkämpfer zu erbringen: der reine Freizeit-Sportler hat im Spitzenfeld seit langem keine Chance mehr. Wir sind der Meinung, daß es nicht unser Bemühen sein sollte, hier den hoffnungslosen Versuch zu machen, das Rad der Zeit zurückzudrehen. Wir ha- ben aber durch verständnisvolle Zu- sammenarbeit mit einem Großteil der betroffene ii \Yirtschaftskrejse verhindern können, daß der Amateursport wirklich zur Farce wird. Nach sachlicher Prüfung können wir auch dem Profisport nur wenig Chancen geben, denn in einem Volkssport werden immer lokaler und nationaler Ehrgeiz die erste Rolle spie- ]en und den Bewerben die Spannung ge- ben, die sie wirklich interessant machen! Unseren Aufgaben und Pflichten dem olympischen Gedanken gegenüber werden wir aber nur dann gerecht werden, wenn wir den Mut haben, Wettkämpfer, denen das „Dabeisein" um materieller Vorteile willen wichtiger wird, als der so viel zitierte Coubertin'sche Begriff der Teil- nahme um der rein sportlichen Ehre, ohne Rücksicht auf den Widerhall der Masse aus unseren Teams rechtzeitig abzuberufen. Nicht zuletzt werden wir damit den Be- stand unseres Verbandes erhalten, den wir heute in so würdiger Form feiern dürfen. Denn wir werden dann auch in einer Zeit glücklichen all gemeinen Wohlstandes immer wieder Funktionäre finden, die aus Freude an der Jugend, aus Achtung vor der stol- zen Tradition des OeSV, aber auch aus innerer Verpflichtung den Gesamtbedürf- nissen der österreichischen Wirtschaft ge- genüber die Aufgaben erfüllen werden, die heute uns zu erfüllen aufgetragen ist. Damit wird der OeSV den Zielen seiner Gründer treu bleiben: Begeisterung zu erwecken für ein von den Alterssorgen befreites Zu-sich-selbst- finden in der herrlichen Welt unserer winterlichen Berge! pchier Fest stattfindet, fällt die Verschie- bung dieser Veranstaltung zugute. Feuerliste: Kitzbüheler Horn: Familien Reisch Kuhsessel: Hornbahn A. G. Wilder Hag: AV Jugend Elrunnhoferalm: Sonnberg Jäger l3ichlalm: Andrä Bachler & Frau iIocliietz: TBW Stuckkogel: TBW Gäsbiköpfl: TBW Gaisbcrg: TVK Sonnwendfeuerbrennen Samstag, 26. Juni 1965
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