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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. Juli 1965 den an die Standschützen 1915-1918 ebenfalls kostenlos ausgegeben; alle För- derer und Sportschützenfreunde, die sich bei den Schießwettbewerben nicht aktiv beteiligen 'können, können diese Abzeichen mit einer kleinen Gedenkspende erwerben. Die Ehrenpreise des Standschützen-Ge- denkschießens werden im Schaufenster des Fremdenverkehrsverl)andes Ki tzbühel aus- gestellt. Ober den Verlauf und die vorge- Vom Asriischnee zur Augusthitze Die traditionelle Juli-Horn-Messe am Sonntag, 4. Juli 1965 war von Sonnen- schein nicht so begünstigt wie die Berg- messe in der St.-Bernhard-Kapelle vor drei Wochen am Hahnenkamm zuvor. Beide lagen in 3iner der unzähligen, eigenwilli- gen Wettersturzperioden dieses so hart- näckigen und merkwürdigen Nachwinters. Damals legte sich am Horn auf dem Winter- und Oktoberschnee bis zu einem Meter Neischnee herab bis zum Luegeck (1168m) und zur Mittelstation (1280m) am 9. und 10. Juni 1965 - diesmal über- raschte der 5., 6. und 7. Juli den schon grün'enderi Horngipfel bis unter den vor- letzten Seiibahnmasten für fast 24 Stun- den mit einer dünnen aber deutlichen Schn'eehaube. Zum letzten Skilauf reichte es freilich nicht mehr - dieser war am 13. Juni 1965 vom Gipfel bis zur Mittel- station beobachtet worden. Einmalig in der Geschichte des Horns! Es wird auch in die Analen der Meteorologie eingehen, daß zur Juli-Horn-Messe vor dem Gipfelhaus die Schneewächte noch knie- und hüfthoch stand, und hinterm Haus gar noch weit über mannshoch, in „Fensterl"-Höhe 1 Das noch am 4. Juli, ja noch am 7. Juli 1965, trotz der vorhergegangenen endlich som- merheißen zwei Wochen seit der „Wetter- scheide" Eronleichnam (17. Juni). Es ist, als wolle auf einen unerträglich verlänger- ten April plötzlich ein voreiliger August folgn. Lohet den Herrn! Einzelne unentwegte Wanderer und „Waldläufer" ließen sich's nicht ver- drießen und wallfahrten in der siebenten, noch regenschweren Stunde des ersten Julisonntags bergan aufs Kitzbüheler Horn. Zu Fuß, wie es in der Ordnung ist, seit- dem der Mensch nun einmal mit Beinen ausgestatte: worden ist - und nicht mit Rädern. (Von Autos wissen wir Techni- sierten sehr wohl, wie unzuträglich es diesen ist, wenn sein Bewegungsapparat nicht richtig bewegt wird!) Sie kamen so- gar ziemlich trocken oben an und die sehr kühle Temperatur kam ihn-en dabei sehr zustatten. Ungefähr 250 Andächtige, meist Wall-,,Fahrer" im heutigen wörtlichen Sinn, versuchten um halb elf Uhr in der geräumigen Veranda des Gipfelhauses sehene Siegerehrung nach Abschluß der Wettkämpfe werden wir in der nächsten Ausgabe berichten. Alle Schützen aus nah und fern und Schützenfreunde, besonders die Stifter der vielen Ehrenpreise und die Fremdengäste unserer Stadt, werden zu dieser schieß- sportlichen Veranstaltung herzlichst ein- geladen. unterzukommen, denn di'es'e wirklich naß- kalte aß- kalte Witterung inmitten der Wolken ließ keine Meßfeier im Freien zu. Das kommt außerordentlich selten vor. Die Bergmesse wurde von Pfarrer Karl Fö.d i nger, Obern- dorf, zelebriert. Sie war musikalisch sehr wohlgelungen umrahmt durch Schuberts Vertonung „Wohin soll ich mich wenden". Der Kitzbüheler Männergesangverein unter der bewährten Stabführung seines Chor- leiters Stadtkapellmeister Sepp Gas t e i - ger brachte sie zu einer klangvollei, würdigen Aufführung und erntete damit ungeteilte Anerkennung. Eine Sehenswürdigkeit l.)ie Altarsgemein'de hatte sich also ob- dachsuchend an das Gipfelhaus wenden müssen. Das war just zuvor geschmack- voll renoviert worden. Im vorhergehen- den Herbst, sprich Frühwinter, ließ die Familie Walter Reisch durch den Kitz- büheler Tischlermeister innenarchitekt Otto S omme regge r eine ungewöhnlich schöne, ja sehenswerte, kostbare Innen- einrichtung 'schaffen, zu der man die Familie Walter Reisch beglückwünschen mußt Entworfen hat die Einrichtung der Zillertaler Bildhauer Max Moritz, \Vörgl, aus dessen Werkstatt die wundervollen Schnitzarbeiten am Türgebälk stammen. Die harmonisch eingefügten schmiede- eisernen Gitter fertigte Hansi Molterer in der Schmiedwerkstätte Toni Pichler an. Sehr freundlich und gefällig ist die helle Fichtenh'olzgestaltung der Wände und das Deckengebälk, originell sind die s'cha fwollen-beh angenen Rückenlehnen, hei- melig die Fensternischen und Kachelöfen. Das ganze vermag wohl als vorbildlich zu gelten: modern gestaltet in gültigen, über- kommenen Stilelementen und aus alt-' hergebrachten, soliden Werkstoffen. Die Festgemeinde dankt es den Eigentümern, daß sie einen so würdigen, passenden Unterschlupf fand und der Restaurations- betrieb im ganzen geräumigen Haus wäh- rend der Andacht ruhte. Maria-Heimsuchung - Festtag der „Alminger" Diese Maria-Heimsuchungs-Bergmesse ist hier ähnlich wie drüben auf der Ein- siedelei und in Jochberg-Wald ein alter Brauch für den Sonntag an diesem Fest- tag, den 2. Juli - einem gleichzeitigen „Lostag für das Wetter" - an dem ein Priester zu den Almbewohnern, vuigo iIm- minger, von Oberndorf heraufkam. Die Horngipfelkapeile mit dem Fleim- suchungs-Marien-Altarbild ist wohl von Obern'dorfern erbaut. Die besonders gro- ße und immer noch wachsende Beliebtheit dieser Bergmesse auch seitens der „Hoa- minger", 'der Bevölkerung im Tal und der Fremden von Fieberbrirnn über St. Johann bis Jochberg und darüber hinaus - sie führte schon 1000-2000 Menschen aufs Horn! - verdankt diese Marienm'esse in letzter Zeit vor allem auch dem Kitz- büheler Männerchor, der seit über einem Jahrzehnt schon die musikalische Gestal- tung übernommen hat, und der leistungs- fähigen Hornbahn. Die Almbewohner, diese alpenländischen Einsiedler-Cowboys, feier- ten natürlich ihre Zusammenkünfte zunft- gerecht, wovon das Kitzbüheler Fest vor 14 Tagen beredtes Zeugnis ablegte! Vor 65 Jahren Der Weg aufs Horn hat sich noch immer gelohnt. In seinen touristischen Möglich- keiten ist's fast unerschöpflich, so viel- fältig jedenfalls, daß es sich einen nicht offenbart in einem einzigen Urlaub. Es ist einer der besterschlossenen Zweitausender überhaupt - und dies ist hauptsächlich dem weitblickenden Pionier Franz Reisch (1863-1920) zu danken, der vor drei Wochen am Kitzbüheler Rathaus von den Skisportpräsidenten ganz Usterreichs durch eine Kranzniederlegung geehrt wurde. Vor 65 Jahren eröffnete er dieses sein neuer- bautes Gipfelhaus nach unsäglichen Mühen und Plagen. Die Quadersteine wurden da- mals nämlich mit Mulis und auf dem Rücken bergan geschleppt - in einem Sommer, der gar noch schneereicher und beschwerlicher gewesen sein soll als der heurige! Aller Anfang ist schwer Unter diesem Motto führt die Katho- lische Arbeiterjugend Osterreichs in den nächsten Wochen eine Plakat- und Flug- blattaktion durch. Dieses Jahr verlassen 45.000 die Pflicht- schulen, um in das Berufsleben einzu- treten. Die 14jährigen stehen im Betrieb gerade in der ersten Zeit allein und speziell die Sorge der Älteren um die Jugendlichen läßt oft zu wünschen übrig. Es wird viel von den Arbeitskameraden abhängen, ob der neue Stift ein guter Ar- beiter und anständiger Mensch wird. Die KAJ ruft alle Erwachsenen auf, diese Aktion in den Betrieben, Werkstätten und Büros zu unterstützen, um den „Neuen" den Einstieg ins Berufsleben und in die oft harte Arbeitswelt zu erleichtern. Feuernotruf Tel. 122 nur für Ktzbühea Rettung (Rotes Kreuz) Tot. 144 Notruf Gendarmerie 133 Hornmesse zwischen Juli-Schneewänden Seit langem wieder im erneuten Gipfelhaus Vor drei Wochen noch der letzte Skiläufer - Endlich Almgeläute - Eine Wiege der Touristik und des Tourismus Von Utto Eichhorn, Aalen, Württemberg
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