Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitz.bühcler Anzeiger Samstag, 24. Juli 1965 Der Transaln% imin hielt in Kitzbühel Weltausstellung des Verkehrs in Kitzbühel Von Utto Eichhorn, Aalen/Württemberg, z. Zt. Kitzbühel 90 Jahre Bahnverkehr. im Brixental Am 1. August 1875 wurde die Eisen- bahnlinie Salzburg—Wörgl dem Verkehr übergeben. Chefingenieur Hann a k führte mit seinem Irigenicurstab, dem die Inge- nieure Leitenberger, Rhiel und Knöpfel- macher zugeteilt waren, den Bauabschnitt Brixental durch. Ing. Knöpfelmacher ver- unglückte am 7. Juli 1874 mit zwölf Ar- beitern beim Einsturz des Ittertunneis tödlich. Der Trassenführung für die zu er- bauende Eisenbahn gingen lange Verhand- lungen voraus. Die erste Trasse war von Wörgl über Söll nach St. Johann im Leukental geplant, eine zweite über Luech, Mühltal und Mödling bei Hopfgarten nach Brixen und Kitzbühel. Hopfgarten hätte den Bahnhof oben „im Lehen" bekommen. Der Durchfahrung des Söllandes standen strategische Erwägungen entgegen und technische Schwierigkeiten verhinderten die Trassenführung Luech—Mühltal—Itter Mödling. So kam das Brixental zur Trassen- führung im Hopfgartner Talboden mit dem Bogen durch die vordere Windau. An der Bahnstrecke Wörgl—Kitzbühel wurden vier Bahnstationen errichtet: Station Leukental für Söll und das Söll- land (das von den Bahnerbauern schon als Leukental angesehen wurde); Station Hopfgarten für Hopfgarten und das Keichsautal; Station Brixental für Brixen, Westen- dorf und das \Vindautal; Station Kirchberg für Kirchberg und das Spertental. Der Bau einer „eisernen" Straße durch das Brixental soll schon vor dem - durch seine Wahrsagungen und Prophezeiungen sagenhaft gewordenen - Rettenbach-Müh- nal im Spertental Andrä Pfunzner '-'-1703) „der salzburgische Miihl-Hiasl" vorausge- sagt worden sein. Die Pfunzner waren ein altes Bauerngeschlecht zu Tänn und Peya „auf dem Tal". A. F. Prominenz gewohnt und von Prominenz verwöhnt und Prominenz verwöhnend, wie Kitzbühel nun einmal ist, hatte es am 8. Juli die Ehre und Aufgabe, seine Qualitäten stellvertretend für ganz Oster- reich zu präsentieren. Vor 109 Spitzen- vertretern des deutschen und österreichi- schen Verkehrswesens und Fremdenver- kehrs, der Regierungsvertretungen von Bayern und Tirol, der Presse, des Rund- funks und Fernsehens. Das bedingte für Kitzbühel die vorläufig noch seltene Ehre, daß der sonst so eilige und stolze Trans- alpin auf allerhöchstes Wiener Geheiß in Kitzbühel halten mußte. Gleich zwei- mal am Tage! Die Gäste kamen von der „Ersten Weltausstellung des Verkehrs" (1VA) aus München, um Musterbeispiele österreichischer Staats- und Privatbahnen kennen zu lernen und zu begutachteni. Auf der Schiene scheint der blitzsaubere und schnelle Transalpin selbst für Münch- ner Begriffe den Vogel abgeschossen zu haben. Seine erlesene Ausstattung wurde neidlos anerkannt; 'trotz des funkelnagel- neuen „Fliegenden Münchner Kiridis", das auf der Augsburger Strecke verkehrt und seine Reisenden mit 200 km/h befördert wie man hörte. Das Triebwerk des Trans- alpins stammt übrigens aus Deutschland, die sechsteilige Wagengarnitur von der Simmering Pauker A. G. Er ist Osterreichs Paradestück auf der Münchner Weltaus- stellung (geöffnet bis 3. Oktober 1965). Ein Konstruktionsfehler allerdings scheint ihm noch anzuhaften: daß er ausgerechnet in Kitzbühel, diesem Magneten des Frem- denverkehrsstromes, nicht hält. Oder: noch nicht. Der Fehler ist zu beheben Mit Tiroler Charme Daß am Bahnhof um 11 Uhr eine voll- zählige Stadtmusik die hohen Gäste mit klingendem Spiel empfing, war für die Ankommenden erstaunlich. Die Stadtmu- sik in ihrer schönen Tracht setzt sich aus lauter Männern aus dem Berufsleben zusammen, für 'di'e die Musik aber selbst- verständlich ist. Ein echtes Beispiel der landesäblichen herzlichen Gastfreundschaft, die nicht bloß Phrase ist, nicht Masche, nicht Brieftaschen-bezogen. Wie eine vor- weggenommene Erläuterung zu den späte- ren Ansprachen. Die Stadtmusik unter' Stadtkapellmeister Sepp Gas t ei g e r gab das Geleit bis hinüber zur Hornbahn. Dort wurden glücklicherweise sehr gefällige Mappen überreicht mit ausgewählten An- sichten vom sonnigen Kitzbühel, denn da- von konnten die Gäste an diesem Nebeltag keinen Eindruck aus eigener Anschauung bekommen. Die hohe Politik, das Wetter und das Glück - schlagen um im Augenblick! Nehmen wir als Beispiel bloß mal „Marianne" . . . Nun, der Tiroler paßt in sein Bergland, er ist in seinem Wesen be- ständig, wetterhart und erträgt unbeirrbar die raschen Wetterstürze, den wetterwen- digen Charakter und die Unwetter auch der letzten - Monate. Und sein Stammes- vetter der Berge, der Bayer, nicht minder: der Münchner Wortführer äußerte sich aber positiv beeindruckt, betonte die nach- barliche Freundschaft und nahm das ab- scheuliche Regenwetter großherzig auf seine Kappe man habe es halt mitein- geschleppt! Kann man mehr verlangen? Das Kitzbüheler Horn zeigte sich so ziem- lich von der schlechtesten Seite: es zeigte sich gar nicht! In Nebel, 'Wolken, Regen gehüllt - mittags gar Graupeln. So wur- den wir hinauf „gegondelt", vorbei an ei- nein Stadel, welcher den vor 50 Jahren abgebrannten Hof Tauern markiert. Zu Tauern befand sich die erste Wetter- beobachtungsstell'e in Europa, noch bevor die Hamburger Seeleute ihre erstellten. Mit Leintüchern wurden aufziehende Ge- witter zum Mesner der Pfarrkirche signa- lisiert. Hohes Lob fürs Gipfelbaus Wir waren Gäste der Kitzbüheler Hornbahnen, sie seit zehn Jahren - zu Weihnachten ist Jubiläum - den Ruhm Kitzbühels als Berg- und Skistadt ver- doppelt und die Seilbahn -Wartezeiten mehr als halbiert haben. Auch sie beför- dern, der Hahnenkammbahn entsprechend, stündlich 500 bis 600 Fahrgäste, jedoch in sehr gemütlichen gewissermaßen „hand- lichen" Viererkabinen, die jedem Benützer einen Fensterplatz und herrliche Aussicht nach allen Seiten gewähren und in sehr kurzen Abständen aufeinander folgen. Oben angekommen konnten die hohen, Gäste nicht im geringsten eine Vorstellung vom Horn (1996m) gewinnen, seinen Wan- der- und Skirouten und Liftanlagen, ge- schweige denn von dem einmaligen Kai- serblick. Umso wichtiger war, im Gipfel- haus Walter Reisch einen Berggasthof vor- zufinden, der ob seiner stilvollen Einrich- tung und gepflegten Küche bewundernde Anerkennung fand. Das hatte man in 2000 Meter Höhe nicht erwartet: „Noch erlese- ner als ein Stadtrestaurant", hörte man so zwischen Tür und Angel. Und das von an- spruchsvoller verwöhnter Seite! Am Ende ist Kitzbühel auch hierin führend? Hornbahn voller Prominenz In reibungsloser Präzision ließ die Horn- bahn soviel komprimierte Prominenz, wie sie es noch selten so komprimiert erlebt haben mochte, wie Tautropfen an der Spinnwebe hinab zur Stadt fahren, zur be- rühmten „Tenne" Guido Reisch wo es nicht minder hoch herging und der Gastro- noin entfaltete sein bestrenommiertes Kön- nen. In der spürbar herzlichen, knappen, aber treffenden Tiroler Art enthielten nicht weniger an wohldosierter Würze die Worte von Bürgermeister Hermann Reis eh, Vize- bürgermeister Peter S jeher er, Altnatio- nalrat Max We r ne r als Obmann des Fremdenverkehrsverbandes, LR. Reinhold Unt e r w e g e r als Vertreter der Tiroler Landesregierung und Ministerialdirektor Baer. München überbrachte herzliche Grüße von ihrem Regierungschef und vom Kabinett und ließ durchblicken, daß im Gipfelhaus das Schlechtwetter die baye- risch-tirolischen Kontakte habe besonders gut gedeihen lassen - man sei ein gut Stück näher zusammengerückt. Also: zum Gedeihen braucht's halt doch auch den Regen! Seilbahnfahren ungefährlich! Die Vorredner hatten Interessantes in wenigen Sätzen zu sagen gewußt, wie Kitzbühel seit alten Zeiten dem Fremden- verkehr gedient hat und daß die Presse Kitzbühel in der ganzen Welt bekannt
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