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Seite 14 - Kitzbflheler Anzeiger Samstag, 31. Juli 1965 fließendes Kalt- und Warmwasser. Außer- dem hat die rührige Sektion das ganze Haus mit Lärchenholz neu verschalt, was einen stattlichen und behäbigen Eindruck macht, sodaß „alte Besucher" das Berg- haus wohl nicht mehr erkennen würden. Besonderen Wert legt die Sektion auf die fürsorgliche Betreuung aller Gäste durch den neuen Hüttenpächter. Durch Einbau einer neuen Küche und An- kauf von modernen Küchenmaschinen ist für eine schnelle und vor allem saubere Zubereitung der Speisen bestens gesorgt. Das Haus kann heuer bereits auf einen guten Besuch verweisen und nicht nur von Einzelwanderern, sondern auch von Grup- pen, da die Kelchalm vom Deutschen Al- penverein als Skiheim und F'erienhedm auf Grund der gelungenen Adaptierungen anerkannt wurde. Lieber Dorfbrunnen! Ist das wahr, daß Du der Zeit zum Opfer fallen solltest? Soll das wahr sein, daß Dir die jahrhunderte-alte Konzession entzogen wird? Einige Male habe ich schon flüstern gehört, daß mit der bevorstehen- den Verrohrung des Dorfbaches für Dich das Ende gekommen sei? Sag mir: Stimmt das? Kurz gesagt: Du warst und bist und sollst es weiter sein: Ein Segen für viele, für Menschen, Tiere und Technik! Wenn die Sonne oft glutheiß über Oberndorf brütet und gebrütet hat, warst Du immer Labung für erhitzte, durstige Wanderer. Sie tranken von Deinem edlen Naß, sie kühlten sich Hände, Arme und Stirne und zogen dann erfrischt weiter. Und die Tiere! Pferde, Rinder, Hunde und anderes Getier labte sich und schlürfte aus Deinem Trog. Fischer, die mit „Petri Heil 1" des Weges kamen, haben das „Lagl" mit Deinem Wasser frisch aus- gestattet, ein Labsal für die Fische, die an kühles Wasser gewohnt sind. Und die 1 Technik?? So mancher erhitzte Automotor, der mit Streikdrohung hier durchfuhr, wurde liebevoll abgekühlt und er lohnte sodann mit rasantem Tempo die kühle Erfrischung. Und nun will man Dich weghaben? Das sind wohl Leute, die nicht wissen, welche Verdienste Du um die durstige Menschheit hast. Zugegeben, gegenüber ist ein Wirt, ja! Aber: Können Tiere und Autos beim Wirt einkehren? Wer kann's verwehren, wenn einer zu einem laufenden Brunnen seine Zuflucht nimmt? Ich weiß Bescheid, denn ich sehe Deinen Segen von meinem Fen- ster aus fließen. Gewiß! Es sind noch andere Brunnen mit „Fließwasser" im Dorf, aber diese Brunnen sind nicht so unmittelbar an der Straße; wer wird sie finden, wenn man 'fremd ist und wie sind diese mit Autos oder im Pferdegespann erreichbar? Lieber Dorfbrunnen! weißt Du noch, Die Kelchalm verfügt über 60 Betten und saubere Lager. Das Gebiet der Kelch- alm ist auch für den Nichtbergsteiger ideal, schon wegen des günstigen An- marschweges ab Gasthof Hechenmoos im Weiler Wiesenegg, Aurach (hinterm Gatten bei der Kapelle auch Parkmöglichkeit). Von dort anderthalb Stunden bis Hütten- hang, dann in leichten Serpentinen 15 Minuten bis zum Haus. Gepäckstransport gegen geringe Gebühr mit Bergauto bei Voranmeldung. Die Kelchalm, in aller Welt berühmt durch die prähistorischen Ausgrabungen von Univ.-Prof. Dr. Richard Pittioni, die im Ki tzbühel er Heimatmuseum zu sehen sind, gilt als Bereicherung unserer Frem- denverkehrswirtschaft. Für den Winter ist die Errichtung einer Rodelbahn, vom Haus bis ins Tal, in einer Länge von sieben Kilometern geplant! daß Du bei der chemischen Untersuchung ein ganz vorzügliches Zeugnis bekommen hast? Wieviel wertvolle Zusätze wurden festgestellt? Welche Minerale kannst Du servieren? Du wärest es wert, daß man Dein Wasser, genau wie soviele andere Gewässer, in Flaschen abfüllt und auf den Markt bringt, das sage ich Dir. In den ersten Jahren meines Hierseins habe ich einen Sommergast mit Dir bekanntgemacht, er war ein Chemieprofessor aus Genf von der dortigen Universität, er trank davon In diesen Wochen jährt sich der Tag, da vor 400 Jahren Kitzbühel eine der größten Katastrophen seiner Geschichte erlebte: Im Juli 1565 wurde durch ein Großfeuer, dem man machtlos gegenüber- stand, •ein ganzes Viertel, in dem vor allem Bergknappen wohnten, vernichtet. Die einzige Darstellung Kitzbühels aus dieser Zeit ist im Schwazer Bergwerks- buch von 1556 abgebildet, doch weiß man sehr wohl, daß diese in Bezug auf die Stadt sehr ungenau ist, handelt es sich doch im wesentlichen um eine bergmänni- sehe Darstellung. Erst einige Jahrzehnte danach hat Andreas Faistenberger (1620) in peinlicher Genauigkeit Kitzbühel auf- gezeichnet. Von dem großen Brand im Viertel „Hadergasse" wissen wir weder das ge- naue Datum - es war um Jakobi 1565 - noch die genaue oder ungefähre Schadens- höhe. Kitzbühel war damals in einer Blütezeit seiner Geschichte - die meiste Zeit war Kitzbühel dank seiner abseitigen Lage ja nur ein Nebenschauplatz - und diese dankte es dem unter habsburgischer Füh- rung um 1540 begonnenen Bergbau am Röhrerbühel und, im eigenen Stadtgebiet, dem Abbau am Sinwel und am Schatt- berg. Der Bergbau um Kitzbühel erfolgte auch in der Blütezeit, die man allgemein und die Folge? Jeden Tag holte dieser Herr Chemieprofessor zu jeder Mahlzeit eine Flasche voll zu seinem Tisch. Ob der Wirt, wo er zu Tische war, erfreut war oder nicht, konnte ich bis heute nicht er- fahren. Auch die Frau Gemahlin des Herrn Professors war begeistert von Dir und das will was heißen: „Im Urlaub Wasser trinken!" Auch ich selber bin gerne bei Dir zu Gast und habe ich zufällig Gäste in mei- nem Pfarrhaus, dann mache ich immer und immer auf Dich aufmerksam und alle sagen dasselbe: „Herrliches Wasser!" NB. Dabei will ich aber meinen Gästen durch- aus nicht Bier und Wein vorenthalten. Noch etwas, Du lieber Dorfbrunnen! Du bist auch ein Barometer. Wenn Dein Eisenrohr „schwitzt", dann weiß jeder, wie es mit dem Wetter bestellt ist und eben- so, wenn Dein edles Naß abends recht frisch und geradezu kalt ist, dann kann man „Gift drauf nehmen", daß es mor- gen schön ist. Für Deine großen Verdienste, die Du Dir durch Generationen erworben hast, sollst Du jetzt verdrocknen? Nein! Man soll Dich auszeichnen und Dir ein schö- neres Kleid geben: Ein Oktogon aus Holz, ein Manderl darauf mit der Tafel in der Hand: „willkommen" oder „Gute Fahrt!" Das gebührt Dir. Ich halte zu Dir und werde für Dich „kämpfen!" Es grüßtDich Dein Pfarrer Karl Födinger in Oberndorf von dort bis ins 18. Jahrhundert hinein annimmt, nicht immer mit gleicher Inten- sität. Es ist eine Eigenart des tirolischen Bergbaues, daß zufolge seiner „Nester" fast überall - etwa in den Schwazer Sil- bergruben - nur relativ kurzzeitig ab- gebaut wurde. Von den Bergknappen dürften außer den Beamten wohl nur die am Schattberg und am Sinwel beschäftigten in Kitzbühel gewohnt haben. Ihre großteils armseligen Häuser standen außerhalb des eigentlichen Stadtbereiches und reichten im Umkreis bis zum Ehrenbach und zur Ache. Nach den heutigen Straßenbezeichnungen wäre das ehemalige Viertel „Fladergasse": Ehren- bachgasse bis Höglrain, Knappengasse, Wehrgasse, Jochbergerstraße, Bichlstraße, Malinggasse, Graggaugasse, Florianigasse, Schlossergasse und Hammerschmi edstraße. Vielfach waren die Häuser zusammen- gebaut oder standen sehr nahe beisammen. Die Brandursache für diesen Großbrand, der an einem Hochsommertag ausbrach, ist uns unbekannt. Lähmendes Entsetzen mochte sich auf die Bewohner gelegt ha- ben, als in kurzer Zeit mehrere Häuser in hellen Flammen standen und man ein- sehen mußte, daß man mit den vorhande- nen Mitteln nicht in der Lage war, dem Feuer Gegenwehr zu bieten. Das Feuer fraß sich fort, bis endlich, vielleicht durch Offener Brief an den Dorfwirtsbrunnen in Oberndorf Die größte Brandkatastrophe Kitzbühels Um Jakobl 1565 brannte das Viertel „Hadergasse" nieder - Eine Erinnerung
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