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Samstag, 7. August 1965 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Kosten von früher noch verfügbaren Pflegestellen. in bäuerlichen Pflegeplätzen in Tallagen muß man bereits mit einem Pfbeggeld von 600 bis 700 und in nichtbäuerlichenPlät- zen mit 700 Schilling und mehr rechnen, wobei Pflegeplätze in der Stadt Kitzbühel unter monatlich 1000 Schilling gar nicht zu haben wären und wegen der Unierfiill- harkeit dieser Forderung in den meisten Fällen aber auch gar nicht gesucht wer- den. Für die Zukunft keine günstigen Prognosen. In der Fürsorgeerziehung gab es erfreu- lieherweise im abgelaufenen Jahr keine nennenswerten Probleme. Zum Helfer- Der Lokalgeschichtler Pe:er Stamer, Kooperator in St. Johann, wußte bereits zu berichten: der Pfleghof von Kitzbühel stehe auf der Stelle einer alten festen Burg, welche in die ältesten Zeiten hinauf- reiche und dem 1165 in einer chiemeei- schen Urkunde, also über 10] Jahre vor der Stadterhebung Kitzbiihels (in der Ur- kunde Chitzingenspuhel genani1) als Zeuge aufscheinenden „Markward von Chizbuhel" als Sedel diente. Peter Staiaer, am 19. Mai 1776 als Sohn des Josef Stamer, Post- meister in Waidring, geboren, wurde am 26. Februar 1804 zum Priester geweiht und starb am 4. Dezember 1852 als Prie- sterpensionist ric- sterpensionist in St. Johann. Herzog Ludwig II. von Bayern, welcher Kitzbühel 1271 zur Stadt erhob, notierte in der Erhebungsurkunde von einer „nova plantatio", d. h. „seiner neuen Gründung", womit für spätere Topographen und Ge- schichtsschreiber klar zu sein schien, daß vor 1271 Kitzbühel nur dem Namen nach bestand und zwar als bäuerliche Siedlung in der Umgebung, aber nicht als städtische Siedlung. Prof. DDr. Matthias Mayer schrieb in seiner 1950 erschienenen Bro- schüre „Klang an die Welü aus Anlaß der Einweihung des Kitzbüheler Glocken- spiels: „Allem Anscheine nach ging also die Besiedlung in der Umgebung Kitzbü- hels bereits lange vor Christi Geburt schon hoch an die Flanken der Berge hinauf. Nach den fast ausschließlich deutschen Flurnamen muß sie im ersten Jahrta send der christlichen Zeitrechnung diesen Auf- stieg in die Höhen noch weiter fort- gesetzt haben. Die neueren Forschungen berechtigten den Diözesankonservator von Salzburg Dr. Johann Johannes Neu- ha r dt zu folgender Feststellung (iir- chenführer Kitzbühel 1964): „Kitzbühel ist älter als sein Name. Die reichen Funde des urzeitlichen Bergbaues auf der Kelchalpe, aber auch die Gräber- funde der UrneilfelderkultLr auf dem Lehenberg bestätigten die dichte Be- siedlung des Raumes Kitzbühel schon im zweiten vorclristliehen Jahrtausend. Der Nachweis, daß auf dem „Bichl" des Pf 1 egbof es, bzw. des Forstamtsgebäudes, we s e n muß jedoch gesagt werden, dß mit dem wachsenden Materialismus, der Erhöhung des Lebensstandards und nicht zuletzt auch mit den trotz der Verringe- rung der durchschnittlichen Arbeitszeiten und der scheinbaren Erhöhung der dadurch gegebenen Möglichkeiten einer Be'sehäfti- gurig a u ß e rh a 1 b von Beruf und Familie, sich die Bereitwilligkeit zusehens verrin- gert, Verantwortung für andere Menschen, etwa durch Ubernahme eines ilelferamtes, zu übernehmen. Bei allen tirolischen Kollegen hat das Bezirksjugendamt Kitzbühel inAmtssachen uneingeschränkte Hilfsbereitschaft ge- funden. schon vor der Erhebung Kitzbühels zur Stadt eine „feste Burg" gestanden ist, ist gegeben. Im alten Hungerturm findet sich ein „technisches Naturdenkmal' wohl ein- maliger Art. Dieser Turm weist noch bis hinauf zum heutigen zweiten Stockwerk die alte Bauweise in Form des Ä Ii ren - musters auf. Das Mauerwerk liegt teilweise in einer Fläche von mehreren Quadrat- metern frei, außen und innen, und ist „denkmalgeschützt", bisher aber von den rropographen sicherlich noch wenig be- achtet worden. Bauwerke solcher Art ge- hören spätestens dem 12. Jahrhundert an. Der bisherige Mangel der wissenschaft- lichen Erforschung Kitzbiihels in perso- neller und technischer Hinsicht kann nun Gasthof „Straßhofer" mit dem neuen Portal und dem Kassengeschäft der Raiffesen-Bezirkskasse Kitzbühel. Erkerfresken von Prof. Max Spielmann. Photo: Korn, Kitzbühel. glücklicherweise durch die Bestellung des Oberlandesarchivars Dr. Eduard Wi d - moser zum Schriftleiter der ',Stadt- Chronik" in den nächsten Jahren behoben werden. Als Fachmann Tirols und weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt, wird der Arbeit Dr. Widmosers schon jetzt größtes Interesse entgegen- gebracht. Nun konnte im Zuge der Kanalisierungs- anlage in der Bichlstraße im heurigen Frühsommer, durchgeführt von Baumeister Sausgruber, ein weiteres Stück „Alt-Kitz- bühel" topographisch erforscht werden und zwar die Anlage des Stadtgrabens und die Maße der Stadtbrücke beim heutigen Joch- berger Tor. Zwischen dem Hotel „Weißes Rößl", früher beim „Bichlwirt" genannt, kamen zwei in Schwarzkalkmörtel auf- geführte etwa 1,20 Meter dicke Mauern zutage. Die Mauern waren schräg angelegt und die Mauerflügel stießen gegen das heutige Torhaus bzw. dem Geschäft Josef Nagele vor. Der Zwischenraum in diesen Mauern war, wie festgestellt werden konn- te, mit Naturmaterial angefüllt. Das Tor- haus selbst steht, wie auch Bäckermeister Hans Hölzi noch bestätigt, im Bett des mittelalterlichen Stadtgrabens. Beim Bau des Torhauses, seinerzeit Rettungsheim, mußten für die Fundamente Piloten ge- schlagen werden. Vom Stadtbogen bis zu den heuer festgestellten Grabenma uern führte die Torbrücke. Topographisch weniger wichtig, dafür aber für die Fußgänger sehr ideal war die Neuerstellung des Gehsteiges in der Vor- derstadt, vom Haus Tscholl bis zum Hotel Kleine topographische Studie von Kitzbühel Vom neuen Stadtbrunnen zur Raiffeisonkasse und dem alten Stadttor beim Hungerturm
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