Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. August 1965 eine Gesamtlänge von 7,2 km hat und an beiden Portalen am 9. Dezember 1964 angeschlagen wurde, führt auf der Nord- seite den Namen „Barbara-Stollen", nach der Gattin des Mittersiller Bürgermeisters Josef Grani, und auf der Südseite den Namen „Cäcilia-Stollen", nach der Gattin des Matreier Bürgermeisters Andreas Brugger. DrS tollen ist schon insgesamt 4321 Meter lang. Das Südtrum 2177 und das Nordtrum 2144 Meter. Ing. Kaiphas ist zuversichtlich, daß er den Barbaratermin einhalten kann. Am 4. Dezember 1965 wird der Stollen durchschlagen! Die Winterarbeit war auf „Süd' und „Nord" sehr erschwert. Teils durch La- w i neu, Bergs eh] agstrecken,Wassereinbr üche und behördliche Verfügungen. Bei Station 700 Meter erfolgte im Cäcilia - Stollen „Süd" der Matreier Seite ein gewaltiger Wassereinbruch. Bis zu 47 Sekundenliter flossen aus. Es handelte sich um sechs- gradiges Oberflächenwasser der Schnee- schmelze. Im Süden treibt den Stollen die Arbeits- gemeinschaft „Universale", „Porr", ‚.Isola- Lerchbaumer-Soravia". Stollenhauführer ist Ing. Kurt R ß er; Tumielinspektoren: Josef Tupinger, Johann Jabornigg; im Norden, auf der Mittersiller Seite: „Stuag & Rella"; Stollenbauführer ist Ing. J a k o u b e k und Tunnelinspektor Alois Karwash. Der FeIbertauernstollen wird in geolo- gischer Hn'sicht von der Universität inns bruck, Doz. Dr. Friedi Purtscheller, dem die Studenten Hörnes und Hoffer zur Seite stehen, überwacht. Die Uberwachung des liahnenkamrnstollens dagegen erfolgt von Prof. Dr. M o s t 1er der Geologischen Bundesanstalt Wien. Das Hahnenkamm- gebiet gilt geologisch als Primärgebiet, da es noch wenig erforscht ist. Der Fdbcrtauern;stolien ist der längste und höchste aller drei Pipeline-Stollen. Das Südportal liegt auf 1544,10 und das Nordportal auf 1554 Meter; die Scheitel- höhe het:ägt 1571,57 Meter. Der Stollen- bauer rechnet mit Millimeter. Ing. All- fons Kaiphas führte bei Station 1800 Meter eine Nachmessung durch. Dabei konnte festgestellt werden, daß sich während der Bauzeit die Fixpunkte verschoben hatten Auf „Süd" betru.g die Abweichung von der Stollenachse fünf Millimeter und auf „Nord" sechs Millimeter. Schwankungserscheinungen „m Berg" Sind iiiclzts Unbekanntes. Das Felbertauern- massiv weist ein typisches Urgestein auf; die innere Bewegung ist jedoch noch immer nicht beendet. Die Geologie ist wie das Orakel von Delphi. Apollon und Pythia sind aber im Stollenhau uninter- essant und so heißt es immer wieder: „Selbst Ist der Mann!" Besondere geologische Vorkommnisse sind von Ing. Kaiphas unverzüglich zu melden und zwar an Dipl.-Ing. M a t - schek in Mitterherg und an die Berg- hauptmrnnschaft Innsbruck. Nach dem Durchschlag des Stollens setzen die Fertigstellungsarbeiten und die Arbeiten für die Ausbildung der Portale ein. Im Februar 1966 können bereits die 40-Zoll-Rohre (1 ni) im Stollen verlegt werden. Der dritte Pipeline-Stollen ist jener vom Plücken. Dort wird, wie wir erfahren konnten, die „Adria-Wien-Pipeline" in österreichisches Gebiet verlegt. Diese 01- leitung soll die Raffinerien in Schwechat versorgen. Die Errichtung einer Raffinerie ist auch in Kärnten bzw. in der Steier- mark geplant. Die Adria-Wien-Leitung, so befürchtet man, ist u. a. der unmittelbare Anlaß zur Schaffung eines Enteignangs- gesetzes, das bisher nicht erforderlich war, da alle Uberfahrungs - und sonstigen Rechte durch Abschließen von Zivilverträgen ge- währt wurden. Durch die AWP erhält die Transaipine 011eitung auch für die inlän- dische Versorgung Bedeutung, Die 011eute und die Bergleute sind sehr berufsstolz. 01 beherrscht die Welt. Ur- sprünglich glaubte man, das Erdöl wäre zum Sehmiereii der Erdachse da, wenn man ihr dieses entzieht, wären Kata- strophen zu erwarten. Am 27. August 1859 wurde das Erdöl „erfunden" und im ersten Jahrhundert wurden ungefähr 20 In Kitzbühel wird heuer von der Ab- teilung „Güterwegbau" beim Amt der Ti- roler Landesregierung unter der Leitung von Hofrat Dipl.-Ing. B re t tue r das Bergbauern gebiet von Höglern bis Sinneben erschlossen. Folgende Besitzer haben sich zu einer \Vegintere-ssentschaft vereinigt: Siefan Ritter, Sinneben; Anton Hof er, Sinnesberg; Maria Bachler, Scheuler; Georg Feiler, Leiten; Alois Mühlberger, Höglern; Sebastian Haller, Unterberg, Sebastian Berger, Mühlbau; Josef Schober (Wald- besitzer) und Josef Hirtl (Villenbesitzer). Die Kosten des Wegbaues wurden mit einer Million Schilling errechnet. Von die- sem Betrag werden 70 Prozent vom Amt der Tiroler Landesregierung beigestellt, wodurch diese sich als wahrer „\Vegberei- ter" eingestellt hat. Der Weg zweigt beim Hof Höglern vom Unterbei.gweg ab. Die Abzweigung ist durch einen riesigen Gneisfindling des Tauernmassivs gekennzeichnet. Der Weg ist 22 4 Kilometer lang. Mit den Arbeiten wurde gleich nach der Schneeschmelze, weiche heuer sehr spät war, begonnen. Von Ing. Josef B i c h 1 e r als Bauleiter wurde ene Laderaupe .‚Hanomag K der kitzbü- heler Hartsteinwerke Dipl.-Ing. Cerwinka eingesetzt. Die Anrainer bzw. \Veginter- essenten arbeiten selbst mit und können dadurch zum Teil ihren Anteil abarbeiten. ihre Mitwirkung wird mit einem Stunden- lohn von 12 Schilling abgerechnet. Die Laderaupe wird von Max Jost bedient., der sich als sehr geschickter und inter- essierter Fahrer erwiesen hat. Bis Sinnesberg ist der Weg bereits mit Abraumunaterial ausgefüllt, mit der Split- den Tonnen Tonnen verbraucht. In den nächsten 15 Jahren soll sich aber der Bedarf um 40 Milliarden Tonnen erhöhen. 21 Meter tief war die erste Bohrung. Heute wird das Erdöl schon aus einer Tiefe von 10.500 Metern (Texas) heraufgeholt. Ein Drittel des Energiebedarfes der Welt wird heute durch Erdöl gedeckt und ein Zehntel des Welthandels. in der Mineralindustrie gibt es heute füiiftausend Endprodukte und auf der Basis von Erdöl und Erdgas steigt die Produktionsgewinnung bald auf die Zahl füii fhrindertta usend. Die,.Esso", 'lie an der TAL als Hauptgesells•chafter mit 20,4 Prozent beteiligt ist, wie die Salz- burger Nachrichten vom 20. März 1965 berichtet, wendet für Forschungen 25 Millionen Schilling auf und besitzt derzeit 60.000 Patente. Esso erzeugt schon Zu- sätze für Viehfutter in Form einer eiweiß- artigen Substanz. Der Diskurs der 011eute und Bergleute ist außerhalb der Arbeitszeit ihr Beruf. Kürzlich hörte man von einer jungen Gattin sprechen, welche sich bei einem befreundeten „Olmann" darüber beklagte, ihr Mann rede immer nur von 01 und 01. Hütte er doch ein Olfaß geheiratet! decke versehen, eingewalzt u:ul berg- und ralseits humusiert. Der erste Wegteil ist bereits verwachsen und natürlich befestigt. Für die Auflage der Splitdecke wurde eine „Vier-Millimeter-Disziplin' der Hartstein- werke verwendet. Der Weg führt durch fruchtbares Gebiet; oberhalb Sinnesberg mußte eine mehrere Meter dicke Humus- schichte aufgerissen werden. Der 1-Turnus wird auf die ganze Weglänge verteilt und die Rohaufrisse wieder fruchtbar gemacht. In wenigen Wochen kann mit der Fertig- stellung gerechnet werden, da insbesondere in den letzten Wochen mit gutem „Bau- gearbeitet wurde. Die genannten Bauernhöfe, die bisher 'kaum mit einem Motorrad zu erreichen waren, erhalten eine gute Wirtschaftsstraße, auf welcher jedes normale Fahrzeug verkehren kann. Die sauberen Höfe, wo noch echtes Berg- bauerntum herrscht, werden sich nun auch dem Fremdenverkehr als zusätzliche Ein- nahme, hingeben können. Landschaftlich gehört es zu den schönsten Gebieten. Erinnern wir uns an den sinnvollen Mar- terisprueh am Römerweg: Hier halte still und danke Gott, demHerrn, für a!hes Schöne nah und fern. Der Güterweg von Sinneben wird als A 1 p e n s t r aß e bis zum Hotel Alpenhaus am Kitzbüheler Horn weitergeführt. Auch an diesem Projekt wird bereits gearbeitet und der Rohaufriß, der vom Berg in Richtung Tal geführt wird, ist sehr weit fortgeschritten. Noch vier Kehren und 20 etwa 0 Höhenmeter und der Rohaufriß schließt bei Sinneben an. Herr Walter Reisch hofft, daß er noch im heurigen September mit einem Lastkraftwagen bis zum Alpenhaus fahren kann. Öffentlicher Güterweg nach Sinneben
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