Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheier Anzeiger Samstag, 28. August 1965 neu Programm, fuhren die „Schönaicher" mit der ihnen im Blut liegenden Stin- nrungsmusik fort. Die Musikkapelle Schön- aich mit ihren 43 Mitgliedern unter der Leitung des hauptamtlichen Dirigenten Osterle ist eine Kunststufenkapedle, die weitaus beste Kapelle im Musikbezirk Böb- lingen und im süddeutschen Raum durch den Rundfunk allbekannt. Am Sonntag galt es für die Jochberger im Rahmen des von der Jubelkapelle dar- gebrachten Frühschoppenkonzertes sichmit einer Ouvertüre und zwei Märschen beim schwäbischen Publikum „vorzustellen". In dieser „Pemie.re" war der Boden schon gewonnen. Nachmittags erfolgte ein Fest- zug rund im Ort, zu dem noch ein Dutzend Gastkapellen aus der Umgebung erschienen waren und welche dann an- schließend im Festzelt bis zum Abend- essen konzertierten. Inzwischen trafen die „Seinihonser" mit Willi Gantschnigg ein. Sie konnten nicht früher nachkommen, da sie am Samstag Abend in St. Johann ihren verdingten Tiroler Abend zu be- streiten hatten. Wenn auch der Sonntagabend sich wie- der zum arbeitserfüllten Montag neigt, so war dies an der Besucherzahl zum Fest- programm der Tiroler nicht zu spüren, im Gegenteil, das Festzeit konnte die Besucher nicht mehr fassen. Mit einem schneidiigei Marsch und Sepp Tanzers „Berg-Isel-Faii- faren" - die Bühne bereichert mit den Jodlern und Schuhplattlern in ihren saube- ren Tiroler Trachten - schien Kapell- meister Fritz Neu mayr den richtigen Auftakt gefunden zu haben. Begeisterter Applaus des Publikums ebnete den Mit- wirkenden den Weg frei vom Herzen zu künden, zu spielen, zu singen und zu tanzen, was sie in aufrichtiger Liebe zur Heimat Tirol empfinden. Mit urwüchsi- gem und gesundem Witz, der so viel Wahres innehatte, und doch die Stufe des Takts nie verlierend., verstand es Fritz B ö'c k das ganze Programm in einer Art zu ver- binden, daß Bühne und Publikum nur gepaßt werden. Die weittragenden Ge- schütze und die Wirkung ihrer Geschoße zwangen zu einer Umwälzung im Festun.s- bau. Einfache zinnengekrönte Ringmauern um die Burgen oder schöne Tortürme in der Stadtbefestigung genügten nicht mehr. Vorburgen, Festungswälle, die weit vor- geschoben wurden, Rondelle, Bollwerke, verästelte Wehrgänge, starke Mauern, Ka- sematten, wuchtige Torwerke, kurzum wohlüberlegte Systeme von Festungswerken entstanden. Damit schlug die Geburtsstunde der Festungen im wahrsten Sinne des Wortes und kündigte Sich eine neue Zeit der Kriegführung au, die durch Feuerwaffen und berstende Geschoße gekennzeichnet ist. Der erste Fall, wo eine Anpassung an die Erfordernisse der neuen Kriegste.chnik erfolgte, war die stolze Burg Siegmunds- kron am Zusammenfluß von Etsch und Eisack. Erzherzog Siegmund ließ aus der alten Burg Formigar oder Firmian eine Landesfeste bauen, die zu den größten noch eine große Familie waren; die rest- lichen Sekunden vor einem neuen Pro- grammpunkt waren stets von herzlichem Applaus erfüllt. Nun wurde das Programm durchbrochen. Ve.reinsvorstand Metzinger hatte sich eine erfreuliche Uberraschung vorbehalten. Bürgermeister U hIe 1 e überreichte Kapell- meister Fritz Neumayr zum Andenken an den Besuch in 'Schönaich namens der Gemeinde eine Federzeichnung eines sehr bekannten Künstlers im Schwabenland. Dieser herzlichen Geste schloß sich Herr Metzinger namens dies Musikvereins Schön- aich an und überreichte den Jochbergern einen handgetriebenen Kupferteller mit mit dem Wappenschild von Schönaich und einer Widmungsinschrift. Und wiederum schloß sich das über 2000 Personen zählende Publikum mit herzlichem Bei- fall an. In dem so gastfreundlichen Schwaben- land muß man mit solchen netten Uber- raschuingen schon „rechnen" und die Joch- berger haben sich daher auch etwas aus- gedacht. Zum Glück war gerade Alm- rosenzeit. Dazu für den Musikverein Schönaich ein handgearbeiteter Heizteller mit Tiroler Adler und Widmung. Natür- lich paßten keine musikalischen Stücke hiezu besser als „Schenkt man sich Rosen in Tirol" von Carl Zeller und der schnei- dige „Tiroler Adler", Marsch von Rud. Achleitner. Hiezu führte Willi Gantsehnigg, welcher vom einfallsreichen Conferencier Fritz Böck als kein „unbeschriebenes Blatt" - nämli1ch in der Schweiz - vorgestellt wurde, mit seiner kernigen Gruppe das Programm zu seinem Höhepunkt. Waren es die inhaltlich so sinnvollen Lieder seiner Jodbergruppe, die Volkstänze oder Platt- 1er - alle Darbietungen der Gruppe wa- ren wühlgekonnt und zu einem Bild. ge- formt. Wie mit dem Auftakt so mit dem Ab- chluß des Programms haben die Dar- bietenden mit dem „Tiroler Holzhaker- Festungswerken der damaligen Zeit ge- hörte. Siegmund der Münzreiche gab da- mit das Startsignal des Festungsbaues in Tirol, den Kaiser Maximilian im Bestreben, aus Tirol gewissermaßen eine Alpenfestung zu machen, mit besondenem Eifer und großer Zielstrebigkeit fortsetzte. Seit dieser Zeit reißt die Fortifikation, wie man die ganze Planung und den Ausbau der Ver- teidigungswerke des Landes nannte, bis in die Jetztzeit nicht mehr ab. An den Grenzen des Landes, aber auch im Innern Tirols, wurden mächtige Fe- stungswerke errichtet nach Gesichtspunk- ten, die auch heute noch volle Gültigkeit besitzen. Tirol sollte zu einer uneinnehm- baren Festung werden, wobei das Schwer- gewicht der festen Anlagen je nach der politischen Lage wechselte. War es in den ersten Jahrhunderteii der Neuzeit die Nordgrenze, die wehrhaften Festungen Kufstein, Scharnitz und Ernberg zeugen davon, so rückt seit dem 19. Jahr- hundert der Süden Tirols in den Vorder- marsch" richtig gewählt. Zu. den Klängen der Musikkapelle plattelten, hackten und sägten die St. Johanner, daß das Zelt vor Begeisterung tobte. Die „Schoat'n" flogen von der Bühne hinunter in die Prominenz und der Applaus brachte das Publikum auf die Bänke. In herzlich gehaltenen Worten dankte Vorsitzender Metzinger allen Mitwirkenden für den in Schönaich in dieser Art noch nie erlebten Abend. Wiederum fuhren die Schönaicher mit dem Stimmungsprogramni schwäbischer Art fort. Das Zelt schien sich kaum zu leeren, obwohl der Montag schon reichlich angebrochen war. Manmuß schon gestehen, diese Leute verstehen zu arbeiten - sie verstehen aber auch zu feiern! Am Montagmorgen war es für die Joch- berger und Seinihonser höchste Zeit, wie- der an die Heimfahrt zu denken. Der herzliche Abschied von Schönaich ließ jedoch den Zeitpunkt der Abfahrt um fast zwei Stunden verzögern. Es erschienen nochmals Bürgermeister tJhele, Vorsitzen- der Metzinger, eine Abordnung in spiel- fähiger Stärke des Musikvereins Schön- aich und zahlreiche Familienangehörige, welche einen der Jochberger oder St. Jo hanner in Quartier und Verpflegung auf- genommen hatten. Mit dem herzlichen Wunsche, die Heimat der Tiroler Freunde zu besuchen und herzlichen Dankesworten, die sich Gäste und Gastgeber gegenseitig auszutauschen hatten, verabschiedeten sich die Jochberger, Seinihonser und Fritz Böck in der Hoffnung, daß auch der Musik- verein Schönaich im kommenden Jahr zu einem Gegenbesuch kommen wird. Durch die freundliche Vermittlung des Vorsitzenden Metzinger wurde es den Joch- bergern auch möglich, auf der Rückfahrt über Stuttgart das Museum der Mercedes- Werke zu besuchen, doch die Zeit lief infolge der schon verspäteten Abfahrt iii Schönaich eine Besichtigung der Motoren- werke nicht mehr zu. Die Heimfahrt führte grund, der infolge der Gefahren, die von Italien drohten, besonders gesichert werden mußte. Das erste große Festungswerk, das der neuen Lage Rechnung trug, war die mäch- tige Franzensfeste an der Vereinigung des Eisack- und Pustertales. Sie galt damals, 1838 wurde sie fertig, als eine der be- deutendsten Festungen Europas. Ihr folgen dann in der Zeit von 1875 bis 1914 die Werke an der Südgrenze Tirols. Insgesamt 35 Panzerwerke und Sperren, ihr Wert war allerdings sehr unterschiedlich, wurden gebaut, wobei das Schwergewicht im Raum Folgaria-Lavarone lag. Auf dieser Hochfläche, die wie eine Speerspitze nach Süden zeigt, entstanden die Panzerwerke Vezzena, Vene, Lusern, Gschwend, Serrada, Somnio, San Seba- stiano und Vaimorbia, das jedoch bei Be- ginn des Ersten Weltkrieges noch nicht fertig war. Das modernste Panzerwerk
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