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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. September 1965 gestreift, oder der Rote grün gestreift so zum guten Ton, wie man einen Poncho trägt, ein Trachtendirndl oder ein Tiroler Kostüm. Es gibt Tage, wie etwa im heu- rigen Frühjahr nicht selten, wo es in Schaffeln regnet und wo so ein Paraplui einfach unentbehrlich ist. Just an socinem Tag hatte ich im Stadtl zu tun, auf der Sparkasse. Wieder hinaus ins triefende Naß, dachte ich: Nanu, was ist mit dem Schirm los? Die Feder war irgendwie nicht in Ordnung. Ich maß dem aber weiter keine Aufmerksamkeit bei und ging auf die Post. Hier erledigte ich in der Telephonzeile ein Gespräch, stellte, um die Hinde frei zu haben, den Schirm in de Ecke und - ich traute meinen Augen nicht, standen da zwei, ganz gleiche, wie Zwillinge. ich konnte es mir nicht anders erklären, als daß vor mir jemand zufällig den Gleichen stehenließ und nach- dem ich mir überlegt hatte, ob ich wirk- lich klar sehe (doch jetzt am hellen Vormittag war das doch kein Zweifel), gab ich einen der Beiden beim Schalterfräulein ab, sicher wird sich der Verlustträger bald melden. Ich ging nach Hause, ärgerte mich über die schlechte Feder, die dauernd zu- klappte, spannte den Schirm zum Trock- nen auf uad hatte in der Küche zu tun. So nach einer undefinierbaren Zeit hörte ich draußen ein Gebrumme: „Jetzt hab' ich ihn wieder, so eine Frechheit". Das andere ging unter, denn ich schaute gleich nach, was da los war und sah eine Frau, ziemlich mitgenommen vom Regen, die mit meinem Schirm herumfuchtelte und schwer wütend war. „Ich hab Sie gesehen, wie Sie in der Bank meinen Schirm nah- men, war aber nicht schnell genug. Auf der Straße waren Sie nicht mehr zu sehen. Wie kommen Sie dazu, meinen Schirm zu nehmen?" Es war mir peinlich, aber ein Licht ging auf in meinem Hirnkastel und ich kombinierte ganz richtig. Ein zerstreuter Prokssor ist ein Waisenknabe gegen mich. ich nahm also in der Bank den bewußten grünen Schirm vorn Ständer, dabei hatte ich aber meinen schon über dem Arm. Spannte den Falschen auf, deshalb die Ge- schichte mit der Feder. Im Telephon- kasten steAte, ich beide in die Ecke, merkte gar nicht, daß es zwei waren und wunderte mich noch darüber, diese nach- her doppelt zu haben. Merkwürdig, daß ich aber wiederum den Falschen nahm und mein Eigentum in der Post hinter- legte. So, nun die Frau ist abgezogen, nachdem ich mich tausendmal entschuldigte. Im Geheimen mat sie mich sicher verflucht, denn ich verursachte ihr ja Ärger, den w eiLen Weg zu mir, und nicht zuletzt, daß sie noch naß wurde. Feuernotruf Tel. 122 nur für Kitzbüh& Rettung (Rotes Kreuz) T8L 144 Notruf Gendarmerie 133 TISCZER-EIN . L Ein Melker hat auf der Windaubergalpe 48 Kühen die Schwänze abgebrochen Der Senner Philipp Zaß beobachte vor etwa 14 Tagen auf der \Vindaabergalpe den Melker Johann Fohringer dabei, wie er mitten unter der Melkarbeit aufstand, das Melkgeschirr wegstellte, zu den dane- ben stehenden Kühen ging und ihnen mit beiden Händen den Schwanz abbrach. Durch diese Aufmerksamkeit des Senners wurde ein längst gehegter Verdacht auf der Alpe bestätigt und ein unglaublicher Tierskandal aufgedeckt. Der Senner ver- ständigte den Besitzer der Kühe. Dieser wieder das Gend.-Posteiikommando We- stendorf, von welchem Gend.-Rev.-Insp. \Vidauer unter sachverständiger Assistenz des Tierarztes Dr. Strele in Westendorf auf der Alpe die Erhebungen durchführte. Der beschuldigte Melker Johann Fohrin- ger gibt unter der drückenden Zeugen- schalt des Senners zu, daß er die Tat, bei der er ertappt wurde, begangen hat. Er gibt zu, daß er einigen Kühen die Schwänze abgedreht und auch abgebrochen hat. Als Motiv für diese unglaubliche Tat gibt er an, er leide an einer Augenentzündung, die ihn damals besonders schmerzte, wenn die Kühe beim Melken mit den Schwänzen schlugen. Deshalb hätte er den Nachbar- kühen die Schwänze gebrochen. Mit den übrigen abgebrochenen Schwänzen unter dem Almvieh will er jedoch nichts zu tun haben. Die sind nach seiner Meinung schon beim Auftrieb auf die Alpe so ge- wesen. Tierarzt Dr. Strele stellte bei 48 Kühen abgebrochene Schwänze fest. Einer Kuh wurde der Schwanz viermal ge- brochen. Nach Ansicht des Tierarztes sei es unverständlich und auch unglaublich, daß Kühe von 12 verschiedenen Bauern mit gebrochenen Schwänzen auf die Alpe kamen. Außer dem Martyrium, das die Tiere unter dem Wüstling zu erleiden hatten, entsteht den betroffenen Bauern ein noch nicht abschätzbarer Schaden. Als Gegenstück zu dieser neuesten Tier- affaire im Bezirk KitzbüheI teilt Tier- schutzobmann Dr. Ganster dem „Kitzbü- heler Anzeiger" folgende wirklich einmal nette Tierschutzgeschichte mit: Am Sonntag bemerkte Metzgermeister Klaus Fuchs sen. bei der großen Acheu- brücke am Hornweg eine völlig durch- näßte Katze unter der steilen Uferver- bauung. Die Katze klammerte sich er- schöpft an ein winziges Uferfleckchen vor der reißenden Ache fest. Herr Fuchs er- barmte sich des Kätzchens und verstän- digte unseren Tierschuzverein, von wel- chem Robert Fuchs und Edgar Ganster mit einer langen Leiter ausrückten, zudem Kätzchen hinabstiegen und es befreiten. So verschiedenen Menschentypen sind unsere Haustiere ausgeliefert. Der eine erbarmt sich eines armseligen Kätzchens und der andere bricht dem anvertrauten Vieh die Schwänze ab. Wie notwendig er- scheint es, daß es nun bei uns so einen aktiven Tierschutzverein gibt. Noch einmal: Der stumme Frühling Zum Für und Wider des chem. Pflanzenschutzes (kos). Es ist geradezu grotesk, daß ein Drogist keine Kopfwehtabletten verkaufen darf, jeder Samen- oder Blumenhändler aber jedem x-beliebigen Kunden ohne Kon- trolle Gifte in solchen Mengen aushändigen kann, daß damit die Einwohnerschaft gan- zer Dörfer getötet werden könnte. Die Fol- gen sind Uberdosierungen, wie sie zweifel- los an der Tagesordnung sind. Seit dem Erscheinen des Buches „Der stumme Frühling" von Rache! Carson ist man in der ganzen Weit auf die Gefahren aufmerksam geworden, die der Pflanzen- schutz für Mensch und Tier mit sieh bringt. Die Auseinandersetzungen sind heute noch genau so hitzig wie vor einem Jahr. Eine abschließende Stellungnahme zu der Diskussion im „Kosmos" hat der Vize- präsident des Naturschutzringes Dr. Wolf- gang Engelhardt für das Septemberheft der naturkundlichen Zeitschrift „Kosmos" geschrieben, aus der wir die wichtigsten Punkte hier veröffentlichen: Die modernen chemischen Mittel zum Schutz der Kulturpflanzen vor Krankhei- ten und Schädlingen, zur Behandlung von Pflanzenteilen zwecks Schönung, Reife - beschleunigung usw. sowie zum Schutze des Ernteguts und anderer Vorräte (z. B. Textilien) werden auch in Europa jährlich in riesigen Mengen ausgebracht. Mit Futterpflanzen gelangen viele Prä- parate dieser Art in den Körper von Haus- tieren, jagdbarem Wild und Fischen, und schließlich werden sie mit den Erzeug- nissen Fleisch, Milch, Butter, Eiern dem Verbraucher zugeführt. Ein beträchtlicher Teil dieser Mittel ist auch für den Men- schen hochgiftig. Zwar werden in der Bundesrepublik Deutschland etwa 95 0/0 der Präparate geprüft, bevor sie in den Handel gelangen, doch wird nur der betreffende reine Wirkstoff getestet; die in der Praxis durchaus möglichen Wirkungen beim Zu- sammentreffen mit anderen Mitteln werden dagegen nicht untersucht. Offensichtlich ist die Praxis der An- wendung von teilweise hochgiftigen Mitteln der einschlägigen biologischen und mcdi- zi nischen Grundlagenforschung ein fach „davongelaufen" und die gesamte Bevöl - kerung wurde einem riesigen Großversuch unterworfen. Nicht selten fehlen den Anwendern von Pf!anzenschu Lzmitteln auch die Einsicht und das \ c rantwort ungsbewaßtsein, wie sie für den Umgang mit hochgiftigen Stoffen unbedingt zu fordern sind. Einige dieser Mittel sind so beständig, daß sie sich im Boden der behandelten
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