Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbiiheler Anzeiger Samstag, 18. September 1965 Mineure, hatten prompte Vorarbeit gelei- Landtagspro-'s. Obermoser berichtete auf dem Bezirkstag der ÖJBS stet. 28 Bohrlöcher wurden zwei Meter tief in die Stollenbrust getrieben, mit Go- uber die Landtagsarbeit - Ein Programm für den Bezirk Kitzbuhel latin-Donarit 1 gefällt unct zur Sprengung vorbereitet. Die Sohlenbreite aller drei Pipeline-Tuiinels beträgt 2,75 und dleFlöhe 3,25 Meter, Der Abschlag ergibt ein Roh- profil von etwas mehr als neun Quadrat- meter. Täglich werden nun, seit dem das Schiefergestein angefahren wurde, in vier Schichten vier Abschläge mit einer Tiefe von 8.3() Meter bewältigt. Nach dem Kommando „Brenn-Schuß-Feuer" löste die Stollenpatin Herma Reisch die Zündung aus und in zehn Zeitstufen, die für das Ohr etwa zwei Sekunden dauerten, war der Abschlag geglückt. Es wurden nun Wein und Enzian kredenzt wie es Brauch ist. Ebenfalls ist es Bergmann:sbrauch, daß nur die Stollenpatin und keine andere Frau den Stollen betreten und besichtigen darf. Beim Hahnenkamm-Olstollen .‚Nord" sind gegenwärtig 70 Arbeiter beschäftigt, eiche alle an der Anschlagfeier teil- iiahmen. Zur Feier wurden auch die Bau- führer und Tunnelinspektoren des Süd- trums und des Felbertauern-Olstollens zu- gezogen Bauleiter der Arbeitsgemeinschaft ist ing. Erich Florian und als Stollen- bauführer wirkt Ing. Alois Defner. Dic Firma Bechtel, weiche mit der Planung und Bauaufsicht betraut wurde, hat im Nordtrum Tunnelinspektor Noll eingesetzt. im Südtrum ist Ing. Helmut Rueker als steilvertretender Bauleiter und Schacht- meister Johann T i e f e n b r u n n e r als Stol leninspcktor eingesetzt. Der Innsbrucker Ingenieur Alfons Kaiphas der Firma Bechtel, weicher für den Feibertauern- stollen wie auch für den Hahnenkamm- stollen verantwortlich ist, schwört auf seine Bergleute. Die österreichischen Brgmineure gehören zu den besten der Welt. Sie haben sich schon in Kaprun, soweit sie nicht ohnehin aus dem Bergbau kommen, ihre Sporen geholt. Jede Drittelmannschaft ist genau aufeinander eingespielt und dem Drittelführer wird oft bei der Auswahl der Mannschaft freie Hand gelassen. Er sucht sich die besten Leute aus seinem Bekann- tenkreis aus und die Mineure kennen alle einander. F ü.r die Stromerzeugung wurden zur Errichtung der großen Speicher der Landesgesellschaften und der Verbund- werke schon viele Stollen durchgeschlagen. Die Erfahrungen, die dort gesammelt wur- den, werden nun für den Vortrieb der Olstollen verwendet. Aus allen Teilen der Welt kommen Fachleute und Reporter nach Osterreich, um hier den Stollenbau zu studieren. Stollenbau in den Alpen ist Pionierarbeit. Das Nordtrum im Fel- bertauern-Olstollen ist bereits 2497 Meter lang und das Südtrum 2486 Meter. Die „Anschlagzeche" wurde im Gasthaus Münichau in Reith eingenommen und die Knappenmusik aus Jochberg spielte auf. Da zeigten die Bergleute, daß sie auch un- beschwert lustig sein können. ihr schwerer Beruf ließ sie aber auch beim anregenden .‚Disput" nicht los. Die Ostcrreichische Jugendbewegung hielt am vergangenen Sonntag in St. Johann einen gut besuchten außerordentlichen Be- zirkstag ah, den Bezirksobmann Friedhelm Capellari leitete. Höhepunkte der Veran- staltung waren ein Leistungsbericht über die Arbeit des Tiroler Landtags in der ab- gelaufenen Periode, vorgetragen durch den Präsidenten des Landtags Komm.-Rat Jo- hann Obermoser, und der Beschluß eines Programmes für den Bezirk, das von der Bezirksfiihrung zur Diskussion vorgestellt und von Direktor Dipl.-Ing. Ludwig Partl vorgelegt wurde. Damit waren die Leistun- gen der letzten Jahre und die Erforder- nisse für die Zukunft in eine glückliche Verbindung gebracht. Es heißt sicher nicht die maßvollen und überlegten Forderungen geringschät- zen, wenn man an diesem Tag nur einen Höhepunkt sah: Hier legte der führende Mandatar des Bezirkes, der als erster dazu berufen war, als Präsident des Tiroler Landtags vier Perioden ununterbrochen an der Spitze stand, nicht den Bericht des Landtags schlechthin vor, hier erlebte je- der der Teilnehmer ein Stück des großen Lebenswerkes von Präsident Obermoser mit, der nicht nur der Vorsitzende dies Landtags war, sondern wie kaum ein ande- rer in seiner Stellung an den Erfolgen, die in den letzten Jahren erreicht wurden, be- teiligt war oder gar selbst den Grundstein für den Erfolg legte. Was den Bezirk Kitz- bühel betrifft, so spürte man aus dem sachlichen Bericht, wie entscheidend Prä- sident Obermoser die letzten Jahrzehnte für seinen Heimatbezirk einzutreten ver- mochte. Und es offenbarte sich, wie schwer es für jeden sein wird, eines Tages in seine Fußstapfen zu treten. in wenigen Sätzen umriß Präsident Obermoser, der durch eigene Leistung und ohne ehrgeiziges Vordrängen an diese Steile kam, die er zum Wohl des Landes, des Bezirkes und seines Bauernstandes aus- übt, der immer gefragt wurde, ob er ein Amt übernehme, die Gnade des Ausgleichs zwischen Parteien und Berufsständen, weil das Schicksal des einen auch das des ande- ren ist, wobei niemand seine Grundsätze aufgeben müsse. Krawalle und hitzige De- batten gab es im altehrwürdigen Tiroler Landtag seit langem nicht mehr - seit dem Amtsantritt des Präsidenten Ober- moser nicht mehr. Es ist nicht verwun- derlich, daß nicht nur der politische Geg- ner auf dem Kampffeld diese Haltung dies Präsidenten zu würdigen vermag, nicht Manager und Strategen erreichten es, daß der Landtagspräsident sich gtößtcr Be- liebtheit in der Bevölkerung erfreut, son- dern nur seine jahrzehntelange Arbeit, die nicht ohne Fehler war, die aber Arbeit und Einsatz für die Tiroler Heimat darstellt. Zum Referat selbst: Präsident Ober- moser zeigte zuerst die Schwierigkeiten auf, mit denen das Land in finanzieller Hinsicht zu kämnfen hat: Die Länder be- sitzen - zum Unterschied von der Zwi- schenkriegszeit - keine Finanzhoheit und erhalten Steuer- und Abgabeanteile nur im Wege der „verbundenen Wirtschaft" mit dem Bund, wobei das Grundsatzgesetz des Bundes meist wenig Selbständigkeit des Landes ermöglicht. Im Gegensatz zum Bund erreichte das Land in den letzten Jahren immer einen ausgeglichenen Haus- halt, weil es nicht die optimistischen An- sätze der Bundespolitik übernimmt, sodaß restlich statt der Schuldenlasten ein klei- ner, aber echter tberschuß besteht. Tirols Landeshaushalt ist oft schwer belastet, aber schließlich stets schuldenfrei. Als die wesentlichsten Gesetze und Be- schlüsse - insgesamt 74 Gesetze und 162 Beschlüsse und Entschließungen - nannte der Landtagspräsident neben den Finanz- gesetzen das Feuerwehrgesetz, das bei Er- haltung des Grundsatzes der Freiwilligkeit und Kameradschaft die Autorität der Füh- rung und damit die Schlagkraft unserer tüchtigen Wehren ermöglicht und sichert, dann das Skischulgesetz, das an die Stelle da und dort aufgetauchter „wilder" Schul- betriebe die anerkannten und autorisierten Skischulen brachte, ein Gesetz zur Siche- rung des Campingwesens, wie es in einem Fremdenverkehrsland von internationalem Ruf verpflichtend war, das umkämpfte Fremdenverkehrsgesetz mit der neuen Ab- gabenordnung, die Regelung hinsichtlich der Privatzimmervermietung, eine Novelle zum Grundverkehrsgesetz, die auf dem Grundsatz der Gleichberechtigung in einem sich anbahnenden gemeinsamen Europa aufbaut, sowie 27 Haftungsübernaiimc- gesetze bei Bauvorhaben der Gemeinden und Verkehrsverbände, mehrere Ausfüh- rungsgesetze zu dcii Schulgesetzen des Bundes (Lehrerdi ensthohei tsgesetz, Schul- aufsi chts-Ausführungsgesetz), eine Novelle zum Krankenanstaltengesetz, die jedem Bezirk mindestens eine gemeinsam geführte und verwaltete Krankenanstalt sichert. Vie- len Landsleuten half das Tiroler Behinder- tengesetz. Von grundsätzlicher Bedeutung in unserer alten Demokratie sind das Volksbegehrengesetz und das Tiroler Volks- abstimniungsgesetz, die neue Landtags- wahlordnung und die Novelle zur Landes- ordnung, die die Gesetzgebungsperiode auf fünf Jahre verlängert. Eine große Belastung stellte in der ab- gelaufenen Periode die Ausfallhaftung für die Olympischen Winterspiele dar, für die die Gemeinden und Fremdenverkehrs- verbünde insgesamt 36 Millionen Schilling aufbrachten. Glücklicherweise konnte durch die guten äußeren Umstände und eine klagi ose Organisation und Zusammenarbeit dieses Gesetz sogar vor der gestellten Frist ablaufen. Pessimisten hatten mit einer Ver- längerung bis zu fünf Jahren gerechnet. Die größten Ausgabeposten des Landes in den letzten Jahren waren: der Bau der Chirurgischen Klinik mit 620 Betten (250 Millionen), der Umbau des Landestheaters
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