Kitzbüheler Anzeiger

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an und ihre Eigenständigkeit bewahren ui!. Mehrere Generalversammlungen ha- en diesbezüglich einhellig ihren Beschluß ekundet. Die kommende Generalversamm- aug wird Beschlüsse fassen müssen, die ich mit der Finanzierung befassen. Dabei nuß darauf hingewiesen werden, daß die 4olkerei Kitzbühel weder vom bäuer- ichen Standpunkt noch als Garant für [en Absatz der von den bäuerlichen Be- neben genommenen Milch, noch vom ;tmndpunkt der Versorgung Kitzbühels und einer Umgebung wegzudenken ist. Daher haben nicht nur die Genossen- schaftler und Lieferanten der Molkerei Lasten auf sich zu nehmen. Auch die örtlichen Stellen Kitzbühels werden das Vorhaben unterstützen müssen, wenn sie wollen, daß dieser im Weichbild der Stadt störend und hindernd gelegene Erzeugungs- betrieb zwar an den Stadtrand verlegt wird, aber für die Stadt Kitzbühel mit seinem aufstrebenden Fremdenverkehr er- halten bleibt. Dies zum ‚Wohle der Bauern von Kitzbühel und Umgebung, zum Wohle seiner Bevölkerung, besonders aber im Interesse des Fremdenverkehrs, rinnerungen an de Aufhebung des Kapuzinerklosters Kitzbühel am 1. Oktober 1940, vor 25 Jahren Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger - Samstag, 25. September 1965 befriedigen. Bei Käsen ist es ja so, daß jede Molkerei nicht alle Sorten selbst er- zeugen kann und daher ebenfalls große Mengen zugekauft werden müssen, obge: ch der Betrieb derzeit jährlich fast 200 Ton- nen Käse selbst erzeugt, in der Haupt- sache Emmentaler. Als das Jahr 1957 in Osterreich ie- trächtliche Butterüberschüsse brachte und die zuständigen Stellen um deren Absatz besorgt sein mußten, verlangte man von mehreren Tiroler Betrieben - so auch von Kitzbühel - die Herstellung von lager- fähigen Käsesorten, um den Buttersektor zu entlasten. Die Molkerei Kitzbühel ent- schloß sich damals für die Herstellung von Emmentaler und hat diese Erzeugung seither beibehalten. Auf Wunsch der Wie- ner Zentralstelle soll diese Erzeugung noch erweitert werden. Daß weder das viel zu kleine Betriebs- gebäude noch die vereiterte maschinelle Einrichtung in der Lage sind, die gesamte augeIeferte Milch an Ort und Stelle zu verarbeiten, und auch der Großhandels- betrieb infolge der vollkommen unzurei - chendn Lagerräume die Versorgungs- aufgaben nicht voll befriedigen kann, ist wohl jedem klar, der mit der Sache eini- germaßen vertraut ist. Vorstand, Aufsich ts- rat und Betriebsführung waren daher schon seit vielen Jahren bemüht, einen den mo- dernen Anforderungen entsprechenden Neu- bau zu erstellen, stießen aber immer wie- der auf Schwierigkeiten und Ablehnung bei den zuständigen Stellen. Endlich ist es nun doch gelungen, die kompetenten Stel- len davon zu überzeugen, daß der Frem- denverkehrsort KitzbiihCl - sicherlich ei- ner der bedeutendsten in 'Osterreich - unbedingt einen neuen, den modernen! Anforderungen entsprechenden Betrieb braucht. Dabei mußte nachgewiesen wer- den, daß ein Umbau des alten Betriebs- gebäudes und die Ausstattung mit neuen Maschinen nur eine halbe Sache wäre, die früher oder später doch wieder zu einem Neubau führen müßte. So wurden die zuständigen Wiener und Tiroler Siei- len nach jahrelangen Bemühungen doch dazu gewonnen, dem Neubauprojekt zu- mindest formell zuzustimmen, wobei dei Genossenschaft Kitzbühel einschneidend Einschränkungen in ihrem Erzeugungs- programm auferlegt wurden. Das Pro jekt des Neubaues ist derzeit in Stadium der Planung, die so erfolgen soll daß, im März nächsten Jahres der Bau. beginn einsetzen kann. Der Baugrund ward m Rennfeld in Kitzbühel bereits vor zwe' Jahren gekauft und soll durch einen weite ren Zukauf auf 'Wunsch der Wiener Stellei vergrößert werden, um nicht in späterei Jahren neuerlich in Schwierigkeiten zi kommen. Daß der Neubau viel Geld kosten wir und daß Mitglieder und Lieferanten wer den Belastungen und Opfer auf sich ueb men müssen, ist wohl klar. Ebenso kla wird jedem Lieferanten sein, daß es mi (1cm alten Betrieb nicht so weitergehe] kann und daß sich die Genossenschaf entscheiden muß, oh sie selbständig blei Seit März 1938 lebte 'Osterreich im Schatten des Hackenkreuzes. Partei und 'ormationen wiegelten weitgehend das Volk auf zur Hetze gegen Kirche und Klöster. Die Nordtiroler Kapuzinerprovinz erlitt schwere Heimsuchungen. Von 16 Klöstern der Provinz erlitten neun Klöster ie gänzliche Konfiskation. Einige Nieder- [assunge n wurden teilweise aufgehoben. Blühende Werke der Provinz, wie z. B. das große soziale Werk des Seraphischen 1-,i ebeswerkes, fielen den Machthabern zum Opfer. Die Gestapo rückte der Ordens- provinz heftig zu Leibe. Gestapovei'höre waren an der Tagesordnung. Es gab Landes- und Gauverweisungen, Schul- und Predigtverbot, Gefängnis, Geldstrafen und sogar Kz-Einweisung. Im Jahre 1942 dien- ten bereits 136 Mitbrüder im deutschen Heer an allen Fronten und Kriegsschau- plätzen. Viele Patres, Kleriker und Brüder starben den Heldentod, darunter auch drei Kitzbiihelcr: P. Theobald Krause (ver- mißt seit 1944 in Rußland), Bruder Tho- mas M a r eh ne r (gefallen am 3. 4. 1945 in Oberwörishofen) und Bruder Kunibert Weidner (vermißt seit 1944 in der Slowakei). Am 1. Oktober 1940 also, vormittags, forderten etwa ein Dutzend Gestapos un- gestüm Einlaß in das Innere des Klosters. Der Pförtner Bruder Zenobius verstand, wieviel es geschlagen. P. Guardian Franz Josef Kram-er saß bereits seit 16. Juni 1940 im Gestapogefängnis in Innsbruck, weil er aus Gutherzigkeit einen angebli- chen .,Staats feind" arm der Pforte unter- stützt hatte. Er wurde später des Gaues verwiesen und kam über diverse Zwi- schenstationen nach Heggbach in Würt- temberg, wo er in aufopfernder Liebe Krüppel und Bresthafte seeisorglieh be- treute. Die Klosterfamilie mußte sich im Re- fektorium versammeln, und zwar sofort! Zur Klosterfamilie zähLen damals fünf Patres und drei Brüder. Zwei Patres weil- ten vorübergehend als Gäste hier. Die Gestapos herrschten die Mitbrüder hart an und verlauteten kurz, daß im Auftrag der deutschen Reichsregierung Berlin' das Kloster als Staatseigentum beschlagnahmt und sofort zu räumen sei. Nach zwei Stunden müssen alle das Kloster verlassen! Einspruch oder Widerspruch wurde nicht geduldet. Unter Gestapoaufsicht durften die insaßen des Klosters das Allernot- wendigste einpacken und mitnehmen. Je- der Pater und Bruder erhielt ein wenig Reisegeld. Ein Gendarmerieposten besetzte den Pfortenausgang. Die Kirche wurde geschlossen. Zwei Stunden später verlie- ßen alle das Kloster, wohin wußte noch niemand. Tags zuvor, am 30. September ürlebte ja 'unser Mutterkloster in 'Inns- bruck die gewaltsame Aufhebung. Auch Salzburg, Radstadt und Werfen waren bereits geschlossen und konfisziert. Wohltäter und Freunde öffneten sofort Tür und Wohnung. Ein Paten und der Bruder Gärtner fanden liebevolle Auf- nahme im Heim des wohltätigen Medizi- nalrates Dr. Engl. Der gute P. Gerhard kam nach Brixen im Thale als Kooperator. Bruder Pförtner suchte Zuflucht bei seinen Verwandten in Lauterbach b. Brixen. P. Vinzenz Kerner, der nach dem Krieg wie- der das Kloster übernahm und am 18. 3. 1947 in Kitzbühel starb, wurde Pfarr- provisor in Rottau am Chiemsee. Die übrigen Mitbrüder verteilten sich auf die noch bestehenden Klöster in Vorarlberg. Einiges Inventar haben gute Leute sichergestellt. P. Basiiius entnahm die große Hl. Hostie aus der Monstranz, die im oberen Tabernakel stehen bleiben mußte und rettete das Allerheiligste in die Hauskapelle- des Pfarrhauses in Kitz- bühel. Die wertvolle barocke Monstranz wanderte später in das Stift \Vilten,Inns- bruch, und konnte 1945 wieder zurück- erhalten werden. Aus Kirche und Sakristei konnte sonst nichts gerettet werden. Einzig die Bibliothek blieb unberührt. Alle übri- gen Räum'e des Klosters erlitten Plünde- rung, Entweihung, Zerstörung und Be- setzung. Mehrere Famflien fanden Unter- schlupf in den oberen Klosterräumen. Das Refektorium beherbergte Schulklassen. Die Kirche diente als Lagerraum für Möbel, Kisten und Fässer. Ebenso der Betchor und die kleinen Oratorien. Gegen Ende des Krieges war das Kloster Zufluchtstätte für Flüchtlinge. Weit mehr als hundert Flüchtlinge erhielten täglich das Essen' aus der Klosterküche. Am ersten Tag des R03enkranzmonats 1940 erfolgte die gewaltsame Aufhebung des Klosters und Vertreibung der Insaßeii. Noch hatten die Brüder den Hochaltar
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