Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 2. Oktober 1965 Kirchberger Badesee wird gebildet Zwei Hektar Wasserflache und zwei Hektar Liegewiese Kommende Woche wird der Kirehberger Badesee gebildet. Die Wasserfläche be- trägt fast zwei Hektar. Die tiefste Stelle bei der Schwergewichtsmauer beträgt acht Meter; rund zwei Drittel des neuen Sees besitzen eine Tiefe von vier Metern. Die Auffüllung erfolgt durch den natürlichen Zufluß des Moorwasser führenden Kruh- baches und durch Zuleitungen aus dem Klausenbach und der Gemeindewasserlei- tung. Die Füllung des Beckens wird gut drei Wochen beanspruchen. Als einziger natürlicher Badesee Tirols wird der Kireh- berger Badesee eine vollständige Bekie- sung des Seegrundes aufweisen. Zur Be- kiesung wurden über 2000 Kubikmeter Kies aus St. Ulrich verwendet. Der See ist vom Ortskern Kirchbergs in nur f üii f Minuten zu erreichen. Drei Spazierwege führen zum neuen See ; ein vierter wird in nächster Zeit errichtet. In Seenähe ist kein Parkplatz für Autos vorgesehen, um die Ruhe nicht zu stören. Ein 50 Meter langes Badegebäude wurde bereits im Rohbau erstellt. In diesem sind Bade- und Umkleidekabinen, Brausen und die sanitären Anlagen untergebracht. Der See wie auch die neue Zufahrtsstraße erhalten eine Beleuchtung. Die Staumauer, welche als Schwergewichtsmaue r aufge- führt wurde, steht auf gewachsenem Felsen und ist an der Sohle neun und an der Krone 1.50 Meter breit. Das Seebecken wurde von Prof. Dr. Mos tier der Geologischen Bundesanstalt in Wien untersucht. Die Untersuchungen haben ergeben, daß der Seehoden aus wasserundurchlässigem. Moränenschutt be- steht. Durch Einbau eines Bodenauslaufes in der Schwergewichtsmauer kann das Wasser des Sees abgelassen werden. Dies würde zu Reinigungszwecken erforderlich sein. Der See wird mit einer kleinen Mauer umgeben. Ein abgesichertes Kinderbecken ermöglicht auch der kleinsten Jugend, an den zukünftigen Badefreuden teilzuhaben. Zu Badezwecken wird der See heuer nicht mehr verwendet: wohl aber im Win- Am 26. Juni 1965 um die Mittags- zeit ging über das Gebiet des Großen und Kleinen Rett enstei ns ein Wolkenbruch nieder, der für das Spertental und zum Teil auch für das Gemeindegebiet von Kirchberg verheerende Folgen zeitigte. Die Untere Grundache und die Obere Grund- ache füllten sieh in noch nie gekanntem Ausmaße mit Wildwasser, sodaß die Aschauer Ac:he, die bei der Durach Grund- alm von diesen beiden Gebirgsachen ge- speist wird, schätzungsweise innerhalb einer halben Stunde um das f ü ui z i g- fache mehr Wasser führte, als zu noima- ter als Eislaufplatz, für den Eisschieß- und u. U. auch für den Eishockeysport. Mit dieser Anlage erhält Kirchberg eine neue Attraktion. Der See steht jedoch nicht nur den Sommergästen, sondern auch den Einheimischen, insbesondere den SeIm- len, zur Verfügung. De Kosten belaufen sich auf zirka vier Millionen Schilling. Die Grundkosten be- trugen pro Quadratmeter 70 Schilling für das Wiesen- und 40 für das Waldgelände. Die herrliche Lage des Sees am 'Rande des Dorfes mit Aussicht auf den Gaisberg, den Rettensteiri und das Kitzbüheler Horn hat den Gemeinderat zur sofortigen ein- stimmigen Beschlußfassung unter Bürger- meister Ing. Herbert Paufler bewogen. Der Fremdenverkehrsverband Kirchberg hat zur Finanzierung den Zinsendiensit für ein Darlehen von zwei Millionen Schilling übernommen. Der See bleibt Eigentum der Gemeinde. Der zukünftige Badebetrieb (auch eine Bootshaltung und eine Fischerei sind vorgesehen) wird von der Gemeinde geführt. Bürgermeister Paufler hofft, zur Erleich- terung der Finanzierung einen Zinsendieusit der öffentlichen Hand zu erreichen. Sehr entgegenkommend beurteilt wird in Kirch- berg der Grundpreis, wie er zwischen dem Grundbesitzer Alois S eh w a i g r und dem Gemeinderat festgelegt werden konnte. Dipl.-Ing. Demetz vom Hotel Sonne, In- haber der Industrie Bau-A. G. in Baden bei Wien, führte die Planung und die statische Berechnung k es t e n os durch. Die Schwer- gewichtsmauer wurde von Baumeisiter Ing. Max M a ii t 1, Hopfgarten, errichtet. Der Kabinenbau und die See - Umfassungs- mauern wurden vom Bauunternhmen Gusti Ge re r s dorfe r aufgeführt. Die Schwer- gewichtsmauer wurde weiters mit einem Hochwasserüberlauf versehen. Die Bekie- sung, die Anlage der Zufahrtsstraße und die großen Erdbewegungen wurden von der Gemeinde in Eigenregie durchgeführt. In entgegenkommender Weise war bei der Planung auch Ing. Fischer beteiligt. len Zeiten. Sieben Brücken, über zwei Kilo- meter Wege und unzählige Ufereinrisse waren zu verzeichnen. An zwei Stellen wurde die Gemeinde-fiochdruekwasseriei- lung unterbrochen und auf der gesamten 18 Kilometer langen Wildwasserstrecke bis zur Eisenbahubrücke an der Reuliher Gemeindegrenze wertvoller Kulturgrund durch Geröll, Steine und Schlamm ver- wiistet. Das \\ildwasser kam in unglaub- lieber Schnelligkeit und Wucht durch das Tal heraus, ausgewadhscne Baumstämme mit abgerissenen Wurzeln und abgeschla- genen Wipfeln wurden wie stehende Ker- zen herausgetragen und das Getöse und Gedärme flößte den Anrainern Angst und Schrecken ein. Brücken-Traversen wurden wie schwache Rohre geknickt, verbogen und in das Bachbett geworfen. Der Wolkenbruch, welcher dieses Hoch- auslöste, ging nur auf einem ver- hältnismäßig kleinem Gebiet nieder. Die Bauern von Speriendorl' und von Reith waren zum gleichen Zeitpunkt bei der Heuarbeit und mußten diese für die ersten Schutzmaßnahmen unterbrechen. Im Dorf Kirchberg und in 1eith regnete es keinen Tropfen, umso unerklärlicher und furcht- barer' wirkte das Wildwasser auf die Be- völkerung. Noch drunten bei Rainthal und zu GeicrsbichE am Fuße des Astberges, bei heiterem Himmel, liefen die Bauern an das A chenufer und bestaunten erschreckt die graue wilde Flut. Sie selbst brauchen Rechen und Gabel aber nicht aus der Hand zu gehen. Seit einigen Jahren ist in diesem Gebiet die Reither Ache von der Sohle bis zur Uferkrone sicher ge- pflastert. In diesem Augenblick bestätigte sich der Ausspruch von Sektionschef Dipl.- Ing. Ernst Güntschl bei der 7. Fluß- bautagung voriges Jahr in Kitzbühel, der sagte: Flußbau ist die friedlichste Landes- verteidigung! Als „Landesverteidiger im wahrsten Sinne des Wortes bewährte sich in diesen Stunden und dcii folgenden Tagen und Wochen der Kirc:hberger Bürgermeister Ing. Herbert P a u f 1er. Der Wildwasser- tag war ein Samstag und schon am fol- genden Montag hatte er die Spitzen des Landes und des Bezirks im Katastrophen- gebiet und damit auch eine sichere und leistungsfähige Hilfe in Aussicht. Landes- hauptmann Eduard W a 1 In ö fe r sicherte Bürgermeister Paufler jede Hilfe zu. Als Eitisatzleiter für die Wiederherstellung der Brücken und Wege wurde Ing. Fischer und für de Rekultivierung der Wiesen und Felder Hans St affiier eingesetzt. Asdhau war von jeder Verbindung ab- geschlossen, da die Mauerbrileke vom Wildwasser h i riweggefegt worden war. Diese Briieke, die wichtigste im Sperten- tal, hatte vor dem Hochwasser eine lichte Weite von 11,30 Meter und nach dem Hochwasser betrug diese vierzig Meter. Mit Unterstützung des Bezirksbauamtes Kulseiu und der Straßenmeisterei Kitz- l)iihel sowie der Freiw. Feuerwehr und vieler freiwilliger Helfer wurde unver- züglich der Schutzbau in Angriff genom- men. 20 Mann der Garnbon St. Johann halfen durch 14 Tage mit und leisteten wertvolle Hilfe. Bürgermeister Paufler, der sieh beim Lii ndeshaup t mami und beim Landtags- präsidenten andtags- präsidenten Komm.-Rat Johann Obermo- s e r (Ije erforderliche „Rückendeckung" hoIeii konnte, konnte an die zwanzig Raupn für die Schutzmaßnahmen ein- setzen. Aus dem ganzen Land wurden di Ilaupen herbeigeholt! Es wurden die Einrisse mit Scinwürfen versehen, ruinete Wegteile aufgeschüttet, neue Wegteile auf- gerissen und vor allem die wichtigsten 3 Millionen Schilling Hochwosserschiden in Kirchberg-Aschau Rekultivierung der überschwemmten Grundstücke - Straßen- und Brückenbau - Hochwasserschadertfonds
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