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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger - Samstag, 2. Oktober 1965 durch die es ermöglicht werden soll, daß ab Frühjahr 1966 Lastwägen bis zu einem Gesamtgewicht von 14 Tonnen fahren können. Wir haben viel Verständnis für wirt- schaftliche Erleichterungen und sind be- reit, diese in jeder Hinsicht zu fördern. In diesem Falle muß jedoch eindeutig fest- gestellt werden, daß die jetzt bestehende Wenngleich das erste Jugendparlament ;.n Jochberg nicht so gut besucht war, wie man es von Jugendparlamenten gewohnt ist, so war es doch eine sehr bemerkens- werte Veranstaltung, von der man fest- stellen kann, daß sie für ein derartiges Forum fast zu sachlich war. Das kam infolge einer präzisen und sachlichen Frage- stellung und durch die prägnante Dis- kussionsleitung von Dipl. - Ing. Ludwig P a r t 1 auf seiten der jungen Teilnehmer, aber auch durch die unmißverständlichen ehrlichen und sachlichen Antworten von Nationalrat Komm.-Rat Dr.Luis Bassett, LAbg. 0,-k.-Rat Leonhard M a nzi, Be- zi.rks'obmann Kammerrat Christian Huber und Bürgermeister Hans Neuper. Vize- präsident Dr. Bassetti, einer der erfahren- sten Wirtschaftspolitiker Tirols, begeisterte durch seine Ausführungen zu den wesent- lichen Wirtschaftsfragen, Oek.-Rat Manizl und Bezirksobm.ann Huber behandelten Be- zirks- und Landesproblierne, in souveräner Manier absolvierte Bürgermeister Neuper die Fragen, die zur Gemeindearbeit ge- stellt wurden. Die Anfragesteller beschäftigten sich vor allem mit dem Stand der wirtschaftlichen Integration, der Erdölleitung, dem Hoch- wasseropfer und der Bergbauernfrage. Hier wieder einige wesentliche Antworten in UJbersi cht: Nationalrat Komm.-Rat Dr. Bassetti: Stand der Verhandlungen mit der Wirt- schaftsgemeinschaft: Dr Trend zum größeren Markt wurde flfl5 durch die Entwicklung der industriellen Revolution aufgezeigt. Amerika half der europäischen Wirtschaft auf die Beine, erreichte aber nicht den geplanten engen Zusammenschluß der nationalen Wirt- schaften. Die Europäische Wirtschafts- gemeinschaft, 1957 gegründet, hat bereits gemeinsame Außenzölle und der Zollabbau innerhalb der Gemeinschaft schreitet fort. Es gibt harmonisierte Wettbewerbsbedin- glingen, keine Subventionen und keine Aus- trittsmöglichkeit. Die Freihandelsge.meiii- schaft EFTA ist eine Gemeinschaft auf Widerruf und das Werk Englands. Oster- reich kann «der EWG nicht als Voll- mitglied beitreten (wehrpolitischer Charak- ter, auferlegte Neutralität, indirekt An- schlußklausel), liefert aber mehr als 50 Prozent oeiner Ware in EWG-Staaten. Die Ausfuhr in die EFTA-Länder kann maxi- enge und unübersichtliche Straße mit der ohnehin teilweise sehr schadhaften Fahr- bahn diesem Schwerlastverkehr nicht ge- wachsen ist und verkehrsmäßig zu schwer- wiegenden Beeinträchtigungen führen muß. Auf keinen Fall kann man den Weg- erhaltern der Umfaiirungsmöglichkeit über Gasthof „Eiserne Hand' noch weitere Be- lastungen zumuten. mal 20 Prozent erreichen. Unsere Haust- märkte bleiben die umliegenden EWG- Staaten. Schweden und die Schweiz in- vestieren und produzieren doppelt soviel als Osterreich, das Bruttoeinkommen ist ebenso doppelt so hoch. Ohne EWG ist der Weg in die Zukunft versperrt. Nur wer dem Idol der Staatswirtschaft anhängt und für Abermilliorien-Subventionen für die verstaatlichten Betriebe eintritt, kann sieh in dieser Lebensfrage dem entgegenstellen. Usterreich kann nicht Vollmitglied wer- den, der Vertrag über die Zollunion bleibt ein reiner Wirtschaftsvertrag. Unser Wunschzettel wurde schwer gekürzt. Die EWG ist bereit, den Zoll sofort abzubauen, während Osterreich nur stufenweise dazu verpflichtet würde. Der Osthandel kann bis zu 15 Prozent der Gesamtausfuhr betragen. Wenn wir uns nicht bald für die EWG entscheiden können, werden wir in einigen Jahrzehnten wirtschaftliches Elendsgebiet. ErdöIleitungsgesetz: Es wird um die Zuständigkeit der Ministerien gestritten, ein Kompromiß ist unmöglich. Jeder Tank- zug durch Tirol bringt 800 bis 1200 Schilling Beförderungssteuer. Der Bau durch Tirol ohne Gesetz bringt keinen Schaden, im Gegenteil gelang es Landeshauptmann Walinöfer, finanzielle Ablösen für das Land (nicht für Wien) zu erhalten. Vorteile der Pipeline durch Tirol: Das Zapfrecht wurde eingebaut, der Mantel- vertrag verhindert, daß Private „hinein- gelegt" werden können. Wie sich die Erd- lleitungen e4ntwickeln, weiß man noch keineswegs. Steuern der Erdölkitungsgesellschaften: In Innsbruck hat die TAL nur ein kleines Büro, Hauptsitz ist München. Die Ge- werbesteuernanteile müssen an den Ort der Baustelle kommen, die Erträge für Innsbruck sind nicht sehr erheblich. Ausschreibung der Bauarbeiten: Nach dem Unternehmerpr inzip werden interna- tionale Großfirmen beauftragt, die mit Spezialfirmen verhandeln und die Auf- träge weitergeben. Was Osterreieh ausbe- zahlt wird, wird hier versteuert. Andere Staaten haben wesentlich mehr Erfah- rung, österreichische Firmen konnten sich nach Intervention in die Vergabe trotzdem einschalten. Schulgesetze: Eine bittere Pille fürviele Jahre. Nun folgt als Abschluß das Gesetz über die landwirtschaftlichen Schulen, es wird gründlich vorberaten, es ist mit Ver- besserungen gegenüber den anderen Schul- gesetzen zu rechnen. Hochwasserhilfe: Mit den zweimal 200 Millionen Schilling im Anleiheweg können die Ausbesserungen durchgeführt werden. Katastrophenfonds vermögen wenig, denn Katastrophen brechen unerwartet herein. Da hilft nur ein maßvolles, aber gleich-. mäßig verteiltes Opfer aller im Verhältnis der Leistungskraft. Ich habe mich im Na- tionalrat zugunsten der Gemeinden, die schweren Schaden erlitten, eingesetzt (Rede vom 22. September). Bergbauernzukunft: Der Bergbauer hat die Landschaft mitgeformt, das bedeutet mit eine der Grundvoraussetzungen- unseres Fremdenverkehrs. Die Bauern brauchen nicht gute Worte, sondern zielbewußte Förderung. Landtagsabgeordneter Gek.-Rat Manzl: Hochwasserschäden: Die Schäden in Ost- tirol sind enorm, ganze Täler ' hnd nur über Saumpfade zu erreichen. Osttirol braucht rasche Hilfe. Tirol hat viel mehr aufgebracht als das große Niederösterreich. 40 Millionen kommen aus dem Landes- haushalt, 80 Millionen vom Bund. Die Bergbauernfrage: Tirol zählt 2800 entsiedilungsgefährdete Höfe, der Berg- hauernkataster bringt endlich eine nur den Bergbauern zukommende Hilfe. Güterweg- bau: 1949 wurden einige hunderttausend Schilling aufgewendet, heuer an die 35 Millionen. Aber es dauert bei diesem Tempo bis zur Enderschließung noch 10 Jahre. Die Lasten der Bauern beim Bau sind sehr groß. Hofrat Brettner gibt 55 Baustellen im Bezirk an, aber er hat nur 25 Mann Stammpersonal - nicht einmal auf jede zweite Baustelle eine eingearbei- tete Kraft. Alles andere leisten die Bauern selber, was beim heutigen Arbeitskräfte- mangel eine klare Uberbeansruchung bringt. Man darf nicht zu sonnig sehen: Schlechtere Böden werden aufgeforstet werden müssen, das andere - auch die Almen - muß intensiver genützt werden. Bezirksobmann Kammerrat Huber: Wahiwerhung: Weniger Versammlungen - mehr Leistung in der Vergangenheit, mehr Leistung für die Zukunft, aber weni- ger Versprechungen. Das ist unser Pro- gramm. Landwirtschaftsförderung: Gerade bei den Einzelhöfen des Unterlandes ist die Erschließung mit Weg und Elektrizität schwer. Tirol war immer ein Land des gesunden Fortschritts. Ich erinnere an den Plan von Landeshauptmann Walinöfer als Landwirtschaftsreferent, in einer Fünf- jahresspanne diese Probleme als positive Hoferhaltungsaktionen im wesentlichen zu lösen. Bürgermeister Hans Neuper: Pipeline: Die Jodhberger Grundbesitzer sind zusammengestanden. Keine unmög- Erhaltung des Bergbauerntums ist mehr als ein Schlagwort Wirtschaftliche Lebensfragen im Mittelpunkt des ersten Jochberger Jugendparlaments - Aufklärungen über den Pipelinebau
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