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Samstag, 2. Oktober 1965 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 Bergmesse am Wilden Kaiser Am Sonntag, 10. Okt. wird am „Brennenden Pölven" am Widen Kaiser von Stadtpfarrer Dr. Joseph Kreuzer eine Bergmesse zum Gedenkei: an die ver- storbenen Bergkameraden gelesen. Beginn 11 Uhr vormittags. Die „Kaisermesse" ist seit dem Tode von Much Wieser (f 19. Oktober 1952) jedes Jahr im Oktober Tradition der Edelweißgilde. Im Vorjahr mußte sie jedoch wegen des frühen Schnee- falles entfallen. Aus gesundheitlichen Gründen mußte vor kurzem einer der verdienesten Lehrer des Bezirks, Oberschulrat Fritz 11 an dl, von der Hauptschule St. Johann scheiden, der er seit eineinhalb Jahrzehnten als Direktor vorgestanden war. Damit endet die schulische Laufbahn eines vorbildlichen Lehrers, der durch 43 Jahre Dienst getan hatte. Aus Wien gebürtig, wo er 1922 matu- rierte, kam Randi als Lehrer nach Loi- persdorf in der Steiermark ud unterrich- tete später an der Volks- und Haupt- schule Fürstenfeld. Wegen seiner über- zeugten österreichischen Haltung wurde er 1938 versetzt und kam erst 1941 aus familiären Gründen nach Tir3J. Nach kur- zer Dienstleistung in Kirchdorf und an der Hauptschule Kitzbühel wurde Randi ein- gezogen und diente in der Wehrmacht. Erst Ende 1946 kam er aus jigoslawisc'her Gefangenschaft heim und wurde wieder der Hauptschule Kitzbühel zugewiesen. Als im Jahre 1950 in St. Johann eine Haupt- schule errichtet wurde, wurde Randi mit Aufbau und Leitung beauftragt. Unter großen räumlichen Schwierigkeiten baute er aus einer Schule mit ZWCi Klassen eine der größten Anstalten des Bezirks, die nach seinem Abgang in zwei. Hauptschulen Bauer den Jäterinnen vorsetzen ließ. Es bestand aus einer Biersuppe mit Weißbrot. In Aurach heißt es, >daß zum „Jätschwoam" ein Faß Bier angeschlagen wurde; dazu gab es Käse und Brot. Die „Auringer" wissen da eine originelle, aber wahrheits- getreue Begebenheit zu erzählen: Beim Bacherbauern und beim „Brander" war noch bis etwa 1910 der Brauch, zum Jäten des Weizens und des Haars ganze Gruppen Jäterinnen aus Ostt:rol aufzudin- gen. Das grobe und hohe Jät wurde ge- waschen und an das Heimvieh verfüttert. Beim Tagwcrdcn mußten die „Jätergit- sehen", wie sie gerne genanit wurden, in Reihe in den Weizen knien. Beim Jäten wurde ein Rosenkranz gebetet, oft audi ein Lied gesungen und dann wieder ge- betet. Auch Räubergeschichten oder Mär- chen wurden erzählt. Der Tag war lang und erst die Dunkelheit beendete dIe Tagesarbeit. Beim „Bacher" gab es zu Mittag einen schönen Häuppelsalat, den die jungen Mädchen mit Vergnügen aßen. Die Bergkameraden werden gebeten, falls sie nicht mit eigenen Fahrzeugen fahren, sich pünktlich um 7.30 Uhr beim Rat- hausplatz (Stadtwerke) zur Abfahrt be- reitzuhalten. e- reltzuhal(cii. Die Autobusunternehmung, Toni Mariacher stellt einen Omnibus bei Fahrt bis zum Stanglwirt; von dort Geh- zelt anderthalb bis zwei Stunden zum Grab Much Wiesers am Brennenden Pölven. - Alpenvereinssektion Kitzbühel. Der Heimabend der OeAV-Jungmannschaft und der OeAV-Jungmädel findet am Dienstag, 5. Oktober 1965 im Gasthof Stolziechner statt. Beginn 20 Uhr! geteilt werden mußte, weil die gesetzliche Lage dies wegen der Größe der bisherigen Schule erforderte. In den 43 Jahren seines Dienstes war RandI nicht nur ein belieht--r und um- sichtig tätiger Lehrer, er fand auch die Anerkennung seiner Kollegen, die ihn mehrfach mit besonderen Aufgaben aus- statteten, und die Würdigung durch die Dienstbehörde, die ihm mehrfach Dank und Anerkennung aussprach. Die bedeu- tendsten Anerkennungen waren die Ver- leihung des Berufstitels Oberschulrat und die Berufung in die ständige pädagogische Konferenz beim Bundesministerium für Unterricht, wo er der Vertreter der Tiro- ler Hauptschulen war. Das bedeutendste Werk seiner Arbeit bleibt seine Sorge um den Bau einer vorbildlichen Hauptschule in St. Johann. Schulmänner und Gemeindevertreter sind sich darin einig, daß ohne die Zähigkeit, den Mut und die Ausdauer von Oberschul- rat Randi die neue Hauptschule niemals dieses Prachtwerk, das ein Lob für die Gemeinde und eine bedeutende Investition in die Zukunft darstellt, zustandegekom- men wäre. Mit dem überraschenden Ausscheiden Oberschulrat Randis verliert die Haupt- Sagte da die älteste Jäteri am Tisch, die an diesem Tage erstmals einen Salat auf dem Tisch gesehen hatte zum Bauern: „Da bei dir essen die Gitsehen dös „Plut- schach" (Pletschn) und bei uns daheim mögen sie das schönste Gruamat (Grum- met) nicht!" Uber den Salat wissen auch die Reither eine lustige. Geschichte. Der Hausringer, ein alter Knecht, meinte da bei der vollen Schüssel Salat: „Wir kriegen den schönen, den grünen und die Herrischn (die Gäste) den schiachn, den gelben!" Schintzech. Nach Egartmahd, der schwer- Steil Heuarbeit des Jahres, wo oft bis zum Betie:uten geheut wurde, gab es die Schint- zeeh, bestehend aus Bier, Käse, Brot und „Gebrannten". Die Schmelch'ensuppen (auch Schmel- chenzech genannt): Das war ein besonders guten und kräftiges Essen. Schmalzküchel oder Strauhen; da und dort auch ein Faß Bier mit Käse und Brot. schule St. Johann den umsichtigen und verdienten ersten Leiter, die Lehrerschaft einen kollegialen Freund und Mitarbeiter, wobei zu hoffen bleibt, daß die Tatkraft und der Rat Oberschulrat Randis zum Wohle der Schule und der Jugend, denen er so aufopfernd diente, erhalten bleibe. Dem vorbildlichen Schulmann und auf- rechten Osterreicher, der auch in den bittersten Jahren aus seiner Vaterlands- liebe und Glaubenstreue kein Geheimnis machte, gilt der Dank seiner Schüler und seiner Kollegen und der besondere Dank der Marktgemeinde St. Johann, der mit dem Wunsch verbunden ist, es mögen ihm erfüllte und glückliche Jahre des Ruhe- standes gegönnt sein. Erfolge bei Gesellen» und Gehilfenprüfungen Bei den eben bekanntgegebenen Ergeb- nissen der im Frühjahr 1965 durchgeführ- ten Gesellen- bzw. Gehilfenprüfungen schnitten erneut zahlreiche Mädchen und Burschen •aus dem Bezirk Kitzbühel mit ausgezeichnetem oder sehr gutem Erfolg ab: Kraftfahrzeugmechaniker: Auszeichnung für Alfred Leitner, Lehrfirma Alfred Leit- ner, Kössen (einziger Lehrling mit „aus- gezeichnet" aus dem Bezirk). Mit sehr gutem Erfolg schnitten ab: Klaus Scherlin, Bäcker bei Firma Resi Vittur „Höckbäckerei", Kitzbühel; Hans- jörg Hölzl, Elektroinstallateur bei Firma Ludwig Pfurtscheller, Kitzbühel; Christine Bachler, bei Firma Annemarie Schott- Sobler, Kitzbühel; und Gertraud Buelier, bei Firma Barbara Thaler, Hopfgarten (beide Damenklei dermacherinnen); Hans Müller, Maurer bei Firma Johann Gg. Hörfarter, Fieberbrunn; und Hans Wieser, Maurer bei Firma Ing. Wilhelm Gesierich, Kitzbühel; Gottfried Steinkellner, Spengler bei Firma Josef Stolz, St. Johann; Helmut Wurzenrainer, Tischler bei Firma Max Biembacheir, Hopfgarten; und Alois Bellen- ger, Wagner bei Firma Georg Milihlberger, Kössen. - Herzlichen Glückwunsch! Danksagtrngsessen: am Samstag nach dem Kirchtag. Da wurde gemeinsam die Kirche besucht. In manchen Höfen war der Tisch gedeckt wie am Kirchtag. Zu Unterberg in Kitzbühel war es Brauch, daß die Großdirn nach dem Auftragen der „Rachnudeln" auf die oberste Nudel einen „Nageistrauß" mit Rosmarin steckte. Die- sen Buschen durfte sich der Großknecht oder Bauknecht auf den Hut stecken! Das Danksagenessen ist noch nicht ab- gekommen. Auf manchen Bauernhöfen gab es noch das „Einheugessen" und zu den kirchlichen Hochfesten und nach dem „Flachshrecheln' einen besonders prächtigen Tsch. „Heikel" sein war aber nicht Brauch, dazu war die Arbeit zu schwer und der „gesunde" Appetit ein zu guter Koch. Ein gutes Essen wurde aber trotzdem nicht ver- schmäht. Die St. Johanner Schulkinder nach dem ersten Weltkrieg - und das sei hier erzählt, obwohl es nicht direkt hier- hergehört - erlebten bei Schulschluß ein Oberschulrat Randi im Ruhestand
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