Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 9. Oktober 1965 Ki tzhüheler Anzeiger „Wilde-Kaiser-Messe" - den verstorbenen Kameraden gewidmet 40 Jahre „Edelweißgilde Kitzbiihel" tI43bUrjQl Ehrenvorsitzender Dr. Otto v. Zimmeter 75 Jahre Am Sonntag, 10. Oktober 19C5 wird von Stadtpfarrer Dr. Joseph Kreuzer, we bereits berichtet, am „Brennenden Pölven' am Wilden Kaiser eine lii. Messe zum Gedenken an alle verstorbenen Bergkame- raden gelesen. Beginn der Messe uni ii Uhr. Um 7.30 Uhr steht den Besichern der Kaisermesse ein Omnibus von Toni Maria- eher zur Fahrt bis zum Stan1wirt (und zurück) zur Verfügung. Aus Anlaß des allgemeinen Gedeukens an alle Bergkameraden bringen wir einen kurzen Rückblick auf einen Abschnitt aus der reichen Geschichte des ToLrismus am Wilden Kaiser und der Edelweißgilde. Am 2. Jänner vor 80 Jahren bestiegen Christian Schölihorn und Ludwig Gleits- mann mit dem Goinger Führer Widauer die 2344 Meter hohe Elimauer-Hait-Spitze; es war dies die erste Winterbesteigung. Fast 50 Jahre vorher branntn in der Christnacht Bauern aus St. Johann unter Führung von Anton La ckner, Rummier- bauer im Hinterkaiser, auf der Maukspitze (2227m) ein Feuer ab; auch hier re- gistrieren wir die erste Winterbesteigwig. Dese beiden hochalpinistischen Leistun- gen sind ein Teil der Geschichte unserer Berge. Vom Gründerobmann und Eh 'enobmanii der Edelweißgilde Kitzbifhel Dr. Otto v. Zimmeter, welcher am 29. Juli d. J. sen 75. Lebensjahr vollendete - frohe Bcrgsteigergrüße und Wünsche dem hoch- verehrten Jubilar - stammt eine Arbeit, „Das Gipfelbuch der Ackerispitze", wel- cher wir entnehmen: „Das 181 Seiten starke Ackerihach wurde im September 1900 - also vor 65 Jahren - vom damaligen Vorstand der Sektion Kitzbiihel des Deutschen und Osterreichischen Alpenvereins Franz Reisch (j 6. 1. 1920) aufgelegt und am 20. Juli 1923 von dem damaligen Zahlmeister der Sektion Much Wies er wieder abgehoben. Eine Reihe hervor- ragender Bergsteiger haben diesem Pracht - berg ihren Besuch abgestattei." In der Folge seiner Studie des Acker!- buches machte Dr. v. Zimrnetei' folgende interessante Feststellung: „Aber nicht die Eintragungen voll Na- men berühmter Bergfahrer sind das Son- erbare und Kenneichnende an diesem altehrwürdigen Buch, sondern die Tat- sache, daß vor allem im ersten Jahr- zehnt seines Aufliegens zum größten Teile bäuerliche Einwohner die meisten rsteigungen vornahmen und dies oft- mals unter Verhältnissen, daß die Schneid und der Wagemut dieser Bauern nicht „Der Anführer und Anreger solcher Be- steigungen war zumeist der Gonger Bau- ernsohn Josef Aufs c h na i t e r zu Panz- 1cm, ein verwegener Gamsjäger und lei- denschaftlicher Bergfreund, von dem in dieser Zeit die köstlichen Bucheintragun- gen. stammen. So lautet eine Eintragung vom 26. Juli 1902: „Zu Ehren des 25- järigen Pristerjubiläum des Herrn Pfarer in Gui n g. Feierbremier angekommen den 26. Juli 6 Uhr Abns mit 25 Litter Bette- rol1euin und 5 kg Huderin und drei Litter Schnaps. Bergführer war Josef Aufschnai- ter und die Nachkominenten sind Johann Asti, Anton Thaller und Alois Latiner. Um 1 Uhr Nachts abgegangen, dan haben mir einen Aufstieg gemacht iii die iloch- krummerin und um 2 Uhr haben wir ein hohes Feier gebraut." Wenn ich auch die Mitnahme von 3 Liter Schnaps für glaubwürdiger halte, als die 25 Liter Petroleum, so stellt doch eine solche nächtliche Ackcrlhesteig'ung (vor heute 63 Jahren) auf alle Fälle ein be- wunderungswiirdiges Zeugnis für die Berg- begeisterung der damaligen Bauernsöhne von Going aus. Eine zweite Eintragung lautet: „Lieber Freund, lange hat es gedauerd, das ich dich wieder gesehen habe, aber jetz bin ich angekommen und hegrüße dich herz- [ich wieder als Akarispize und da machend wir wieder unsere Witse. Angekommen und Fünfuhr abentz mit einen Festmeter holtz und Jause und zwei Lütter Schnaps und zwei Kilo Schmalz und eine halbe Sau. Bergführer war Josef Aufschnaiter zu Banzla in Going und mir branden ein Feuir von 9 Uhr bis Elfur abentz, dan Ab- marsch über den Fiociiseel, Going, den 11. Juni 1904. Kein Feuer kan brennen, keine Kohle so heiß aus heimlicher Liebe wo niemand nichts weiß. Alles zu Ehren des Heiligsten Herzen Jesu, Herz Jesu Sonntag." Die Glanzleistung dieses Baue mnbergstei - Seite 11 gers, die ihm bisher noch kein Kamerad aus der Stadt nachgemacht hat, war die Ersteigung der Ackerispitze in der heiligen Nacht des Jahres 1905. Die denkwürdige Eintragung lautet: „Angekommen um 1/2 1 Uhr auf der Nacht, Feuerbrennen in der Heiligen Nacht, den 24. 12. 1905. Anton Thaller, Josef Aufs chnaiter, Alois Lanner. Mit dichtem Schnee und Eis." Auf diese damals weitum im ganzen Land berühmt gewordene Ersteigung tun sich aber heute noch die Bauern nicht wenig zugute und verehren den Panzler deswegen nicht mit Unrecht als ihren Kletterkönig. Im Frühsommer 1925 wurde in Kitz- hiihel die Edelweißgilde gegründet. Die Gründungsversammlung wühlte die bekann- testen „Bergrecken" in den Vorstand und zwar: Vorstand: Rechtsanwalt Dr. Otto v. Zimmeter, Schriftführer: Sparkassen- verwalter Georg Nuß b au m er, Zahlmei- ster: Volkssehuldirekor Michael Wies er, Fahr tenwart: Skierzeuger und Wagnermei- ster Hansjörg Schlechter. Die Statuten waren streng. Der Verein wurde, wie es damals gerne üblich war, ‚.auf arische Grundlage gestellt". Mitglie- der wurden die Bergsteiger der extremen Richtung, von denen verlangt wurde, jähr- lich eine bestimmte Anzahl Gipfelbestei- gungen durchzuführen. Die Fahrteuberich te von Hansjörg Schlechter ergaben, daß die Gildenmitglieder ihr „Bergpensum" reich- ]ich erfüllten. Bis zu fünfzig Gipfel- besteigungen trafen in diesen ersten Jahren auf den Durchschnitt. Bestimmung war es auch, daß keine Frauen oder Mädchen aufgenommen werden durften. Beim Zusammenschluß der Edelweiß- gilde mit der Sektion Kitzhiihei des Deut- sehen und Osterre ichi sehen Alpenvereins am 1. Dezember 1938 wurde aber diese Bestimmung ausnahmsweise unterbrochen. Rosl v. L a s eh a n wurde von der General- versammlung einstimmig in die Edelweiß- gilde aufgenommen. Es war dies, wie aus dem Gcneralversammlungsberi cht hervor- geht, die größte Auszeichnung für ein deutsches Mädchen. Außer ihren berg- steigerischen Leistungen, ihrem Idealis- mus und ihrer Bergbegeisterung wurde Rosi für die Mitwirkung bei einer schwie- rigen Rettungsaktion in der Ackerlsüd- wand ausgezeichnet. Vorstand des AV wurde Hansjörg Schlechter. Geriihmt wurden auf der Generalversammlung die Leistungender Brüder Hans und Jak L a c k ne r, Hans L a ii g e r und die junge Generation mit Wasti Weiß, Much Hoch- filzer und Christa Haidacher. Der Dank galt insbesondere dem Gildengöd Dr. Ekkehart K of 1er und Vater S ix t, von dem der Kampfruf der Edelweißgilde „Hulala" stammt. Rost v. Laschan, die heute in München lebt, erhielt bis heute zwei Gildenschwe- stern. in die Edelweißgilda wurden auf Grund ihrer bergsteigerischen Leistungen und ihrer Bergtreue Kathi Schlechter, die Witwe nach dem unvergeßlichen Ob- genug bewundert werden kann; diese r- s iegen nun die Ackerlspi tze entweder aus reiner Liebhaberei oder aber, um zu irgend jemandem zu Ehren Feuer zu brennen. Damit erhält die Winterbesteigung der Eilmauer Halt durch den Goinger Bauern Wi dauer im Jahre 1885 und die erste \Vi nterbes tei gung der Maukspitze in der Christnacht des Jahres 1834 durch die St. Johanner Bauern besonderes Gewicht. Dr. v. Zimmeter berichtet weiter aus dem Ackeribuch u. a.:
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