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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. Oktober 1965 Kitzbühel besitzt 4450 gewerbliche, und 2200 private Fremdenbetten; wobei je- doch festgehalten werden muß, daß die Erfassung der Privatzimmer noch immer nicht als abgeschlossen zu bezeichnen ist. Die Verbesserung der Bettenauslastung ist mit der Inbetriebnahme des Kurmittel- hauses und des Hallenschwimmbades zu erwarten. Eine Verbesserung wäre auch dadurch zu erreichen, wenn der Verkehrs- lärm aus der Innenstadt abgebaut werden könnte. Die Kitzbüheler Innenstadt böte ein wertvolles Kurmilieu - aber nur ohne Verkehrslärm. Die Umfahrungsstraße „Paß Thurn" habe zwar eine Erleichterung ge- bracht. Diese Erleichterung würde aber ohne Ausbau der Brixentaler Umfahrung wieder zunichte, einerseits wenn die Fel- bertauernstraße und andererseits wenn die Straße Going—Reith—Kitzbähel eröffnet wird. Erfreulich zu lbezeichnen ist der Ausbau des Schwarzsees durch die Stadt- gemeinde. Der Schwarzsee ist im unver- bauten Gebiet eine herrliche Ruhezone. Dagegen ist jedoch wegen der umfang- reichen Baumaßnahmen der Spazierweg tauf den Lebenberg verlorengegangen. Baron Menshengen führte dann zum Schluß aus, daß der Kitzbüheler Winter, sollen die Wartezeiten auch in der Hochsaison ab- gebaut werden können, eine neue Seilbahn auf den Stcinbergkogel erforderlich machen wird. Die 50 Skiabfahrten zu pfle.- gen, ist eine Unmöglichkeit -‚ aber die Standardabfahrten müßten eine bessere Pflege erhalten. Sportreferent Gemeinderat Sepp Zw je k- na gi wies auf die Einführung der Wedel- skikurse durch die Skischule hin. Diese Kurse wurden vom Obmann Karl Koller eingeführt und haben sich sehr gut einge- führt. Heuer beginnen diese Kurse schon im November, da so viele Anmeldungen einlangten. Iii der Nachsaison sind die Kurse nicht zu machen, da mit einer allgemeinen „Skimüdigkeit-' zu rechnen ist. Für die Pflege der Standardabfahrten wurden heuer 900.000 Schilling freigege- ben und zwar in gleichen Teilen durch die Stadtgemeinde, den Fremdenverkehrsver- band und die Bergbahn A G. Es wurde. auch ein eigenes Pistenkomite-e gegründet, das Dr. Ziepl zum Vorsitzenden bestimmL. Mangels eines gut geeigneten Gerätes zur mechanischen Pistenpräparierung konnte bisher ein solches nicht eingesetzt werden. Die Tennisplätze könnten eine Erweite rang erfahren, wenn einmal der alte Fuß- ballplatz frei ist; dort wäre auch ein Kougreßhaus an einem guten Platz. Die Aufstellung einer Rangordnung, welche Projekte zuerst iin Angriff genommen wer- den sollen, wäre vorteilhaft. Abschließend wies Zwicknagl darauf hin, daß im letzten Winter von der Skischale Abfahrten ge- treten wurden, im kommenden Winter soll diese Art des Pistendienstes, der all- gemein als der beste betrachtet wird, noch mehr ausgebaut werden. Altnationalrat Max Werner unterstrich als Obmann des Fremdenverkehrsverban- des die Ausführungen von Baron Menshen- gen und Dr. Ziepl. Kitzbühel habe einen zu enormen Geldbedarf, sodaß nicht alle Wünsche zugleich erfüllt werden können. Auf dem Gebiet des Fremdenverkehrs ist der Geldbedarf so groß wie der einer Stadt mit 100.000 Einwohnern. Der Auf- stieg kostete Geld und wäre nicht am rechten Platz gespart worden, wäre nicht soviel erreicht worden. Im Fremden- verkehrsverband sind nur ehrenamtliche Funktionäre tätig, sodaß das Schlagwort „Geschäft mit Sport" nicht klaglos ak- zeptiert werden kann. Hier wie dort ist Idealismus notwendig. Zum Standpunkt über die Privatzimmer sagte Werner, daß das konzessionslose Vermieten gegenüber den Konzessionsbetrieben zu geringe Abga- ben bringe und dadurch der Offentlich- keit Mittel vorenthalten werden. Würden die Privatzimmervermieter mit einer Kon- zession ausgestattet werden, falls sie es wünschen, so könnten die Lasten gleich- mäßig aufgeteilt werden. Kitzbühel hat unter den Gästen auch Erholungssuchende und nicht nur Sport- ler. Für diese müssen Spazier- und Schlit- tenwege geschaffen werden. Im Winter wäre das Eisschießen möglich zu machen. Die Innenstadt ist der Salon Kitzbüliiels. Die Reihen parkender Autos paßten nicht in die Innenstadt. Im großen jcdoch wurde in Kitzbühel in den letzten Jahren gut geplant. Die größten Probleme wie Horn- bahn, Felberta:uerns'traße, Moorbad, konn- ten bereits vollendet bzw. in Angriff ge- nommen werden. Von den großen Proble- men fehlt nur noch die Stadthalle. Als Kongreßhaus ausgebaut, 'könnte es vielen Zwecken dienen. Es konnte noch für alle wichtigen Probleme ciii Weg gefunden werden und so dürfte man nicht unzufrie- den sein. Der Obmann der .‚Kitzpichler" Gerhard Resch ging wie man sagt etwas „resch" ins Zeug. Er verwahrte sich gegen die Meinung, nur dann als guter Kitzbüheler zu gelten, wenn zu allem Ja gesagt wird. Das Recht der Kritik darf der Jugend nicht verwehrt werden. In der Angelegen- heit der Konzessionserteilung wäre in Kitz- bühel schon jahrelang eine falsche Poli- tik getrieben worden. Der Massentouris- mus verlange Hotels und Restaurants, wel- che i n der Lage sind, billige Menüs her- zustellen', dann wäre auch die Bettenausla- stung zu bessern. „Laßt Hotels bauen - seit 1950 wurde in Kitzbifhel kein bür- gerliches iir- gen iches Hotel mehr gebaut!" Das' Projekt einer Kongreßhalle ist un- bedingt mit einem Ja zu beantworten. Das Moorbad wäre schon längst gebaut, hätte man einen Fremden zugelassen. Kitzbühel ist preislich nicht teurer wie andere Orte. Teurer sind nur die Nacht- klubs. Abschließend sagte Resch, daß für die Nachsaison solange nichts getan werden kann, als die Fremdenverkehrshetrieba nicht offen lassen. Stadtrat Walter Hir n sberger sprach über die Weltmeisterschaft als Mittel zum Zweck. Kitzbühel ist bezüglich des Ver- kehrs ein Notstandsgebiet. So sehr Kitz- bühel die Feibertauernstraße gelegen kommt, denn dann liegt unsere Stadt an der wich- tigsten Verkehrsader Europas, so sehr ist der Lastenverkehr zu fürchten, falls bis dort die Brixentaler Umfahrung nicht kommt. Altnationalrat Max Werner be- zeichnete Hirnsberger mit Recht als Vor- kämpfer der Felbertauernstraße. Zum Pi- stendienst verlangte Hirnsberger, daß die Streif beim ersten Schnee gesperrt und getreten wird. Mit den Tretkommandos, wo sch auch die Jugend beteiligen kann, kann eine erstklassige Piste geschaffen werden, eine bessere als mit Maschinen. Kitzbühel hat für den Sport schon viel geschaffen. Ob nun gegenwärtig Schnee- maschinen und Pistenmaschinen, nachdem die Kunsteisbahn „durchgepeitscht" wurde, wichtiger sind als andere Dinge, wird bald entschieden sein. In Kitzbühel wurde in den letzten Jahren nicht schlecht geplant. „Vor neuen Hotels haben wir keine Furcht", sagte weiters Stadtrat Hirnsiyer- ger und zum Moorbadprojekt wies er dar- auf hin, daß es richtig war, eine eigene Aktiengesellschaft zu gründen. Mit frem- den Gesellschaften und Personen gab es wohl Ideen und Projekte, aber keine Fi- nanzierungssicherheiten. Die ortsfremden Projektanten hatten sogar Volks- und Hauptschule auf der Abbruchliste und das Getiderfordernis auf dem Anleiheweg war so gewaltig, daß eine „Pleite" auf der Hand lag. Der Obmann der Gastwirte Wolfgang Hag s t ei ne r sagte, daß ihm noch keine bürgerlichen Hotelprojekte zur Begutach- tung vorgelegt wurden, die für Kitzbühel gepaßt hätten. Projektanten, die nur ern- ten wollen, wo andere gesät haben, müssen aber wohl vorsichtig behandelt werden ind der Vorwurf mit dem Konkurrenzneid treffe da nicht zu; eher wohl die Tatsache, daß den Grunds'teinlegern Kitzbülhels in den Rücken gefallen wird. Mit der Schaf- fung von „Tisch und Sessel" ist es auch nicht getan, sondern es gehören auch Ar- beitskräfte her und diese werden mit einer Konzession nicht „mitgeliefert". Soll die Jugend nach den Sternen greifen wolletn wird sie bald bemerken, daß diese doch zu hoch sind. Der geschäftsführende Obmann der OJB Hans Wirtenberger rundete die Dis- kussion mit Hinweisen auf die Bedeutung der Skiweltmeisterschaft und einer Kon- greßhalle ab. Es war dies das zweite „Stadtgespräch" der Jugendbewegung, nachdem im Früh- sommer der Bau einer Hauptschule Dis- kussionsgrundlage war. Besucht das Kitzbüheler Heimatmuseum Neben der Alfons-Walde-Galerie und dem Franz-Reisch-Gedächtniszimmer se- hen Sie eine große Anzahl von Kunst- gegenständen der alten und neuen Zeit, Werke Kitzbüheler Künstler, Erinnerungs- stücke prominenter Personen und hoch- interessante Gegenstände des „alten Man- nes" aus der prähistorischen Zeit des Bergbaues. 1
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