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Seite 14 Kitzbäheler Anzeiger Samstag, b. November 1965 kammer, zur Gänze aus Holz. Die Raum- Ein neues Lesebuch i kaum Gehör. So gelang es erst am 5. Au- einteilung ist geometrisch klar durchdacht. 1 .. . Landvolksschulen Lesebuch für Tiroler ianuvoiksschuien, gust 1948 die erste Versteigerung für In der Mitte der breite Hausflur mit der 2. und 3. Schulstufe, neu bearbejtet. 304 weibliche Rinder durchzuführen. Das an- links die Küche, Stiege, und rechts Stube und die Schlafkammern. itllflu um dasHalbleinen, Seiten, 120 Farbbilder von'\\ alter lIoneder, ' riaiuieinen, Schilling. t)O die fängliche Mißtrauen gegen Verstei- gerungen schwand jedoch mehr und mehr. Wohnhaus laufen die ebenfalls hölzernen Balkone, von denen im Sommer viele Blu- Lesebuch für Tiroler Landvolksschulen, Initialzündung Versteigerungshalle. men herabgrüßen und dem Hof ein ge- 1 6. bis 8. Schulstufe, neu bearbeitet. 556 Die im Jahre 1951 eröffnete Verseige- radezu festliches Aussehen geben. Gekrönt Seiten, 8 Farbphotos, 37 Abbilciung.en rungshalle, deren Bau insbesondere durch aber wird das breit und behäbig dastehende Halbleinen, 68 Schilling. T die tatkräftige Mithilfe der Züchter er- Haus durch ein frech und keck in die d Der Text er Neuausgaben, wurde unter möglicht wurde, bildete die eigentliche Luft ragendes Türmchen, dem Glocken- Leitung des Verlages revidiert, wobei be- Initialzündung für die Entwicklung des stuhl. Er gehört zu diesem Hof so wie der sonders für Bodenständigkeit des Inhalts Zuchtviehgeschäftes. Größere Auftrebezo- Herrgottwinkel zur Stube. Ohne ihn ist Sorge getragen wurde. Die Illustrationen gen die Käufer an und die von Jahr zu der Bauernhof kein Hof, sondern nur ein des Tiroler Kunstiers Honcder sind aner- Jahr strengeren Leistungsanforderungen Dutzendhaus. Einst wurde die Speiseglocke kannt kindertumlich und der Psychologie sowie die gebotenen Gesundheitsgarantien betätigt, um Bauer und Gesinde zu den des Kindes auf der zweiten und dritten und die Zufriedenheit der Käufer mit den dampfenden Knödel- und Krapfenschüs- Schulstufe angepaßt. Schließlich ist die gekauften Tieren hoben den Ruf der Ver- sein zu rufen, oder aber auch um Hilfe äußere Ausstattung haltbar und gdiegen: steigerung in Maishofen. Flinsichtlich der zu rufen, wenn Feuer- oder Wassergefahr bei einem Höchstmaß an Srapazlahigkeit Gesundheitsgarantien sei darauf hingewie- drohte. Die Speisgiocken sind inzwischen tragen die Einbande eine sehr gefahlige seil, daß bereits im Jahre 1944 sämtliche verstummt, denn der Bauer und derKnecht künstlerische Gestaltung. Versteigerungstiere auf Bang und seit 1953 schauen heute auf ihre Armbanduhr, wenn auch auf Tbc einzeluntersucht werden. es Zeit zum Mittagmachen wird. Aus den 40.000 Rinder SeI 1961 werden nur mehr Tiere aus Bauernhöfen wurden häufig Fremdenpen- in Maishofen versteinert staatUch anerkannt tbc- und bangfreien sionen. Dagegen ist nichts einzuwenden, Betrieben aufgetrieben und im Jänner aber leider fiel den dazu oft notwendig Anläßlich der 260. Versteigerung des 1964 führte der Verband, als erster in gewordenen Umbauten häufig der Glocken- Pinzgauer Rinderzuchtverbandes Salzburg- Oesterreich die Eutergesundheitskontrolhe stuhl zum Opfer. Und wenn man nun so Tirol, konnte in Maishofen einem Käufer für alle Kühe und Kalb ein. VT,. ftr QfD Ubt1 ein entnaupLeLeS Haus in er w itse tuuajv .. sieht, dann ist etwas unvollständig, so wie werden. Es erscheint deshalb nicht un- es unsere herrliche Tracht ohne den Hut interessant, einmal eTnen kurzen Rückblick wäre. Es fehlt der Charakter, die Eigen- auf die Entwicklung der Zuchtviehverstei- heit, das Kleinod, welches auch besagt, daß gerungen in Maishofen zu werfen. hier ein Bauer wohnt, inmitten seines klei- Der Anfang war schwer. nen oder großen Reiches. Jedoch das Feh- len dieses Türmchens, so unbedeutend es auch erscheinen mag, verändert nicht nur das Äußere des Hofes, sondern auch das Äußere unserer Landschaft, unserer Hei- mat, weil der Glodkenstuhl eben ein typi- scher Bestandteil einer durch einen frohen Menschenschlag in einer gottbegnadeten Landschaft geschaffenen viele Jahrhunderte alten Kultur ist. Dr. t. ü1jr ticaU? einfachen Geräten, pieist nur mit Pickel und Schaufel, weit entfernt von der heu- tigen Technik. Echter Bienenfleiß und harte Muskelarbeit! In der Blütezeit des Bergbaues, um das Jahr 1600, waren nahezu 2000 Knappen beschäftigt. Der Erzsegen war groß. Ein Schacht lieferte beispielsweise in einem Jahr 6430 kg Silbererz und 36.200 kg Kupfererz. Wo wurden nun diese gewalti- gen Erzmengen geschmolzen, vom tauben Gestein befreit? Mit Pferdefuhrwerken führte man ie zur Schmelzhütte nach Fieberbrwun, nach Küssen und zu den großen Schmelzöfen liach Brixlegg. Die Erschließung des Bergwerkes und des Bergbaubetriebes gingen so schnell vonstatten, daß Schwierigkeiten in der Verpflegung und Unterkunft der Berg- leute eintraten. Ja, es entstand eine regel- rechte Lebensmittel- und Wohnungsnot. Durch ein landesfürstliches Schreiben Als am 3. Mai 1940 zur ersten Verstei- gerung in Maishofen 45 Stiere auf getrieben und bievon nur 23 abgesetzt werden konn- ten, ahnte wohl niemand, daß trotzdem dieser Tag einen Wendepunkt für den gesamten Pinzgauer Zucht- und Nutzvieh- absatz bringen sollte. Im gleichen Jahr wurden noch vier weitere Versteigerun- gen abgehalten und bei diesen 222 Stiere verkauft. Von den Züchtern wurde im Laufe der Zeit wohl der Wert der Ver- steigerungen für den Stierkauf erkannt, doch der Ruf, auch weibliche Rinder über Versteigerungen zu verkaufen, fand noch wurde daher yerfügt: Kein Schlachtvieh darf mehr ausgeführt werden. Zweimal in der Woche muß in Kitzbühel cii Wochen- markt abgehalten werden, damit sich die Bergleute das Notwendigste kaufen können. Wer waren die glücklichen Besitzer die- ser reichen Erzstätten? Die führenden Ge- werkschaften waren Kirchberger und Kös- seiler, die nächtigen Fugger und Weiser aus Augsburg gnd alle, die sich einen Anteilschein kauften. Nur twa 100 Jahre lang lohnte sich die Ausbeute. Dann traten grdße Schwierig- keiten auf. Am schlimmsten war das Grundwasser. Je tiefer die Schicha wur- den, desto gefährlicher machte es sich be- merkbar. Mit einfachen Pumpwerken, die meist mit Göpels betrieben wurden, beför- derte man die Wassermassen nach oben. Hunderte von Menschen waren mit dieser Arbeit beschäftigt. Grausam waren auch die Grubenbrände und die Gasexplosionen, Gesamtüberblick der Versteigerungen. Insgesamt wurden bis einschließlich 1965 260 Versteigerungen abgehalten, zu denen 42.696 Stiere, Kühe und Kalbinnen auf- getrieben und 40.036 Stück versteigert wurden. Nachdem sich im Jahre 1950 die Gren- zen ins Ausland wieder öffneten, wurden die bereits vor dem zweiten Weltkrieg vor- handenen Exportbeziehungen erneut auf- genommen und zunächst mit Bayern, dann mit Südtirol-Italien, Jugoslawien, Südwestafrika, Rumänien, CSSR und auch Rußland Geschäfte getätigt. Wenn sich also heute Maishofen zum zweitgrößten Versteigerungsort in Uster- reich entwickelt hat und das größte Kuh- angebot in weitem Umkreis stellt, so war hiezu viel Aufbauarbeit und Verständnis von seiten der Züchter notwendig. schlagende Wetter genannt, die insgesamt 84 Todesopfer forderten. Der große Schwund der Ausbeute und die rasche Zunahme der Schwierigkeiten waren Anlaß genug, daß 1770 der Landes- fürst den Bergbaubetrieb schloß. 1955 wandte das Bergwerk Mitterberg bei Bi- schofshofeii noch einmal zehn Millionen Schilling auf, um zu neuen Funden zu kommen, doch der Erfolg war kaum nen- nenswert. heute erinnern noch an das rege Leben und Treiben von einst am Rerobühel ein Förderturm, verwachsene ächtige Schutt- halden, die trichterförmigen Vertiefungen der Schachteingänge iind vor allem ein Schmuckstück des Barocks, die Rero- büheiwaldkapelle, die 1732 zur Erinnerung an die Opfer des Bergbaues errichtet wurde. Im Volksmund aber lebt die RulTi- mesgeschichte des Erzbaues als eine stolze Vergangenheit weiter.
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