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Seite 6 Kitzbünder Anzeiger Samstag, 13. November 1965 besonders Mutige errichten sich eine kleine Schanze, um ihr Stehvermögen zu fördern, ein gutes Balaneegefühl zu bekommen und sich an ein gewisses Tempo zu ge- wöhnen. Früher oder später werden dann - aus der Schußfahrt heraus - die Skier herum- gerissen und der erste „Christi" ist fabri- ziert. Daß daraus später das Parallel- schwingen entsteht, ist für die Kinder in solchen Augenblicken unwesentlich. Vorerst ist dieser „Christi" für sie das einzige Mittel, die Schußfahrt ohne Ge- brauch der Notbremse stoppen zu können. Im übrigen soll das Fahren Spaß machen - das ist ja schließlich die Hauptsache. Wir alle, die wir sozusagen auf Skiern aufgewachsen sind, haben einmal so be- gonnen. Auch die ersten Sprünge von Toni S nil er nahmen sich nicht viel anders aus - es sei denn, man wollte betoiien daß er höher und weiter sprang als die anderen. Die Meister des Skilaufs sind stets Vor- bild der heranwachsenden Sk ijug end. ihnen nachzueifern, ist ihr oberstes Gebot. ich werde nie vergessen, mit welchem Eifer auch Toni Sailer es seinem Vorbild Chri- stian Pravda gleichzutun versuchte. Die Buben von heule wiederum wollen jeder einmal ein Toni Sailer werden. Seit meiner Jugend hat sich zwar die Fahrweise der großen Könner geändert, das Prinzip des Selbstunterrichts der Ki&.nsten aber ist gleich geblieben. Davon konnte ich mich neuerdings gelegentlich eines Schüierskita- ges überzeugen. Wie damals sausten die mutigen Buben und Mädel der ersten Volksschulklasse, die Stöcke nach Art der Großen unter die Arme gepreßt, per Schuß ins Ziel, wo nach dem probaten Rezept der „Stopp-Ghristl" hingezaubert wurde. Das Stemmen ist also der heranwachsen- den Skijugend unbekannt. Den besten Be- weis für diese Behauptung liefern jährlich jene Kandidaten, die sich zur Aufnahme- prüfung in Skischulen meiden. Sie können Regentschaft stark zurück, bis bald nach 1530 neue Erzlager am Röhrerbühelrayon vorgefunden wurden. Die wirklich groß- zügige Schächteabteufung wurde dort erst im Jahre 1543 eingeleitet und stieg da durch volle 50 Jahre an. Um 1580 arbei- teten dort und in den übrigen kleinen Erzbauen um Kitzbühel an die zweitau- se n d weitau- se ii d Knappen; es waren überdies eine Menge Fuhrleute, Holzknechte, Kühler mit der Zubedienung dieser Bergwerks tätig- keit beschäftigt. Um diese Jahre hatten die Müller, Säger und Bäcker ihre höchste Glanzzeit erreicht, wurden überdies zur Bedienung der Bauern noch einige kleine Mühlwerke an anderen Bächen umher er- richtet. Mit dem Förderräderbau am Röh- rerbühel breitete sich deren neue Tech- nik überall umher aus, sodaß es nun mög- lich war, auch mit Kleinbächen eine Mühle in Antrieb zu bringen. So gelangte Kitzbühel bald zu zehn Mühlen und neun Bäckereien. Mehl konnte damals wegen der steten In den Weihnachtstagen des Jahres 1909 wurde in Kirchberg im Gasthof Pechlwirt der Wintersportklub Kirchberg gegründet. Zum Vorsitzenden des Klubs wurde Franz Had und zum Schriftführer Hans Da- xer gewählt. Die sportliche Tätigkeit wurde mit der Ankündigung eines An- fänger-Preis-Skifahrens und eines Preis- rodelns cm 6. Jänner 1910 im Kirchanger Gelände begonnen. Wer bei diesem Preis- skifahren vor nun 55 Jahren Sieger wurde, konnte leider nicht mehr festgestellt wer- den. Der „Kitzhiiheler Bote" vom 9. Jänner 1910 berichtete, daß diese beiden Ver- anstaltungen des jungen Wintersportklubs leider wegen anderweitiger Veranstaltungen am Dreikönigtag 1910 nicht durchgeführt werden konnten. Abgehalten aber wurde diesen Rennen, da der „Bote" vom 23. Jänner 1910 u. a. folgendes berichten konnte: ‚Kirchberg: Der äußerst rührige Wintersportklub, der kaum auf dcii Plan getreten, schon mehrere sportliche Ver- anstaltungen arrangiert hat, gibt am 30. Jnner 1910 auf seiner tadellosen Rodel- bahn vom Gasberg ein Herren- und Da- menrodeln, wobei 15 Herren- und fünf Danieiipreise von zusammen 120 Kronen zum Austrage kommen." Preisrodeln am 30. Jänner 1910 in Kirchberg Das große Preisrodeln am 30. Jänner cl. J. hat, wie vorauszusehen war, eine große Schar geübter Rodler veranlaßt, sich gegenseitig zu messen. Von den '48 Verderbnisgefahr auf den lange unter- wegs befindlichen Fuhrwerken nicht zu- gebracht werden. Daher war eine starke Getreideein fuhr für diese vielen Menschen, besonders die Knappschaft und deren Fa- milien, erforderlich. Die sogenannte Kös- senthalergewerkschaft, welche am Röhrer- biihel die Verwaltung zu führen hatte, richtete die Getreidekästen neben dem Pfleghof her, welche Räumlichkeiten wohl schon vorher für den Marktbetrieb in Kitzbühel zu dienen hatten, brachte durch eigene Einkäufer alle Arten von Getreide aus Oberösterreich, ja sogar aus Polen zu, wenn in der Nähe herum Mißernten wal- teten. In dieser Bergbaublütezeit hatte auch die Bauernschaft gute Jahre, eine rege Nachfrage und gute Preise far ihre Er- zeugnisse. Es wurden bis an die höchsten Berglehen hinauf eine Menge neuer Häuser gebaut. Die Bauern kamen hier überhaupt erst durchgängig dazu, von ihren alten Hütten abzustehen und an deren Stelle einstöckige Häuser in moderner Bauart am- Start erschienenen Preisbewerbern gin- gen folgende Herren bzw. Damen als Sie- ger hervor: Herrenrodeln, 2750 in: Michi Streif, Kirchberg 155,5 Michl Nagele. Kitzbühel 2.00.0 Egid Koidl, Kixchberg 202,5 Anton Lenauer, Kitzbühel 2.02,5 Siegfried Trenkwaider, Kiizb. 2.07,0 Sebastian Beihammer, Kirchberg 2.08,0 Josef Krimbacher, Westendorf 2.10,0 Johann Lechner, Kitzbühel 2.10,0 Max Daxer, Kirchberg 2.1030 Josef Pöll, Kirchberg 2.1035 Matth. Faistauer, Kirchberg 2.11,2 Hans Daxer, Kirchberg 2.11,5 Johann Asti, Kirchberg 2.1350 Werkmeister, Hopfgarten 2.1430 S. Marchetti, Kirchberg 2.17,5 Damenrodeln, 1750 m: Fauny Dörler, Kirchberg 1.31,5 Klara Dörler, Kirchberg 1.32,0 Anna Pfitzner, Kirchberg 1.33,7 Sophie Pfitzncr, Kirchberg 1,36.0 Anna Seiter, Kirchberg 1.38,0 Fliezu berichtete der Chronist: „Die sehr guten Resultate zeigen, daß sich die mei- sten Rodler völlig gegenüber standen, so- daß der Sieg oft mit nur Teilsekunden errungen werden mußte und daß sich auch in Kirchberg eine Anzahl guter Rodier be- fiiidet, sie sich mit auswärtigen Rodlern immerhin messen können. Die großartige Beteiligung an diesem Sportfeste zeigt, aufzustellen. Da waren dann Fußböden und Zwischenböden nötig, stieg der Bret- terbedarf bei allen Bauten an. Die Mühlen und die Sägen standen nun Tag und Nacht in Betrieb. Allerdings begannen hiemit auch die langen Arbeitszeiten der hiemit Beschäftigten und im gleichen auch beim Landvolk. Mehr Komfort bedingte auch da vermehrte Arbeit. So wurde der Griesrayoii damals zum indust rieviertel einer weiteren Umgebung, auch die Übrigen Handwerksmeister hatten gute Geschäftszeit, vor allzu starker Kon- kurrenz vermochten sie sich durch ihre Zunftorganis.ation zu erwehren. Während der hochgehends ten Geschäftsperi ode fan- den in der Stadt jede Woche zwei Märkte statt, die Bauern hatten dahin ihre Er- zeugnisse zu liefern, da ihnen der frei- händige Verkauf derselben noch unter- sagt war. Viele mittelalterliche Städte vermochten überhaupt nur durch solche Privilegien hochzukommen. Die Kaufleute und Gastwirte, welche auch da ihren Sitz zwar parallel schwingen und wedeln, von 1 buches. Es ist als Weihnachtsgeschenk ge- einem Stemmschwung, Pflugbogen oder i eignet, als Geschenk an den Freund und ähnlichem haben sie keine Ahnung. als Präsent. Der Text läßt sich leicht und Sie haben das Skilaufen eben nur auf fließend lesen, so als würde man Karl „paralleler Basis" erlernt. Koller sprechen hören. In den Bildern Wir empfehlen den Erwerb dieses Lehr- sehen wir viele alte Bekannte wieder. Aus der Gründerzeit des Wintersportklubs Kirchberg Kirchberg als Mitbegründer des Tiroler Skiverbandes Das erste groß. Wort im Wintersport hotten die Rodier
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