Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. November 1965 Tiroler Wasserkraftwerken erforderlich macht, wodurch die Rentabilität des Wer- kes erhebliche Einbuße erleidet. Erwogen wurde weiters auch ein Verkauf und schließlich ein Neubau. Nun hat sich der Gemeinderat aber entschlossen, das gegenwärtige Werk zu belassen und zur Sicherung der gesamten Stromversorgung ein zweites neues Werk in der Keichsau zu erbauen. Das ers te Werk in der „Kühlen Luft" wurde 1901 als Betriebs-Elektrizitätswerk vom Ziegelwerk Josef Müller errichtet. Am 20. April 1904 beschloß der Gemeinde- rat unter Bürgermeister Johann Ager, Krä- merwirt, die Einführung der elektrischen Straßenbeleuchtung. Den Strom für diese, Anlage lieferte das E-Werk Josef Müller. Im Jahre 1911 wurde die öffentliche Verteilungsleitung von der Gemeinde über- nommen, während das Werk selbst bis heute Eigentum der „Ziegelei Hopfgarten" verbleiben konnte. In der Heimatchronik „600 Jahre Markt Hopfgarten", yerfaßt von Viuzenz Dab- lander und Josef Sieberer, heraus- gegeben .1962 von der Marktgemeinde Hopfgarten, ist eine ausführliche Schilde- rung über das Hopfgartner Elektrizitäts- werk enthalten. Dieser Chronik entnehmen wir: „In einer Kundmachung vom 6. Septem- ber 1911 gibt die Marktgemeinde der Be- völkerung bekannt, daß der Markt- gemeindeausschuß (unter Bürgermeister Johann Ager) in seiner Sitzung vom 5. September 1911 einstimmig den Bau eines eigenen Elektrizitätswerkes beschlossen hat und daß allfällige Einwendungen gegen diesen Beschluß binnen vier Wochen beim Bürgermeister eingebracht werden können. Zur Finanzierung des Baues waren größere Holzschlägerungen notwendig, wel- ehe vorerst aber nicht durchgeführt wer- den konnten, weil der Gemeindewald in der Windau mit Holzbezugsrechten b&astet war. Die Gemeinde mußte also zuerst die Bezugsrechte ablösen, wobei für den Raum- hatten, zu einem Zubehör aufgekauft und nacheinander neu umgebaut. Auch die Brauer vermochten dieselben trotz der verbesserten Bauart zu keinem wesent- lichen Aufschwung zu bringen. Mit der Eröffnung der Eisenbahn (1875) eroberten die großen Kunstmühlen überall den Markt und Bäcker bezogen gleichfalls von diesen das Mehl, sodaß eine Kleinmühle nicht mehr mitkonkurrieren konnte. Die paar Mühlbetriebe, die von den einstigen zehn Handelsmühlen. in Kitzbühel übriggeblie- ben sind, hatten nur mehr den hiesigen Bauern zur Vermahlung ihrer gleichfalls reduzierten Getreideerträgnisse zu dienen. Die ganz letzten Dezennien führten auch zur Stillegung der Brauereien und sämt- licher Brauereien in der Umgebung (mit Ausnahme von „Huber-Bräu" St. Johann). Es blieben nur die Sägewerke, die einer vollen Umstellung zu einer unvergleichlich höheren Leistungsfähigkeit unterzogen wur- den. Im übrigen dienen heute diese alten Mühlanlagen bereits durchwegs der Erzeu- meter Servitutsholz ein Preis von 125 Kro- nen festgesetzt wurde. Insgesamt wurden an 73 bezugsberechtigte Gemeindebürger 107.000 Kronen ausbezahlt! Am .1. April 1913 erhielt die Markt- gemeinde Hopfgarten von der Bezirks- hauptmannschaft Kitzbühel (Bezirkshaupt- mann Dr. Friedrich v. Unterrichter) die Bewilligung zur Ausnützung von maximal 500 Liter Wasser pro Sekunde aus der Brixentaler Ache. Die Bewilligung er- streckt sich auf die Dauer von 90 Jahren, erlischt also am 31. März 2003. Mit Vertrag vom 19. Juli 1913 wurde von den Geschwistern Bartlrnä, Johann und Barbara P ö .11, Besitzer zu Kummern in Westen,dorf, eine Teilfläche von 400 Quadratklaftern Wald erworben. Dies ist die Waldfläche auf der linken Seite der Straße Hopfgarten -Windau unterhalb vom Gasthof Windau, wo die Wasser- fassung errichtet wurde. Der Kaufpreis be- trug 1800 Kronen. Im gleichen Jahr er- warb die Gemeinde von Johann B i c h 1 er, Kaufmann und Gastwirt in Hopfgarten, für 6000 Kronen einen Waldstreifen an der Mündung der Windauer Ache, auf dem das Maschinenhaus errichtet wurde. Auf Grund der Anbote von Baumeister Rudolf H ute r, Kitzbühel, wurde diesem am 26. Mai 1913 der Auftrag für den Bau erteilt. Josef Thuruer wurde zum Bauaufseher bestellt und hatte auch das Baujournal gu führen. Der Voranschlag von Baumeister Iluter betrug 18.561 Kro- nen für das Gebäude, 14.149,40 für die Wasserfassung, den Oberwasserkanai und das Wasserschloß und 6450 Kronen für die Rohrpfeiler der Druckrohrleitung. In Rechnung gestellt wurden bei der endgül- tigen Abrechnung am 28. Juli 1914 für das Maschinenhaus 22.491.02 Kronen, für die Wasserfassung, den Oberwassierkanal und das Wasserschloß 23.294.86 und für die Rohrgrabenherstellung 9.888.76 und für Regiearbeiten 2.273.51 Kronen - insge- samt: 57.948.15 Kronen. Es ergab sich gegenüber dem Voran- gung elektrischer Energie zu den verschie- densten Zwecken. Während sich am ersten Beginn die Ausnützung der Wasserkräfte äußerst langsam vollzog, durch Jahr- zehnte nur unwesentliche Fortschritte er- zielte, nahm deren technische Umgestal- tung in den letzten Dezennien an Vielfäl- tigkeit, Leistung und Größe gewaltige Dimensionen an. Denselben Entwicklungsaufstieg wie um Kitzbühel herum machte die Bauernschaft auch in den übrigen Gemeinden dieses Bezirkes mehr oder weniger beschleunigt durch, je nach dem Zeitabschnitt, in dem die Siedlungen angelegt wurden. „Der Vorsitzende berichtet über die in dieser Sache mit der Mühlbachinteressent- schalt bereits schon mehrmals stattgefun- denen Verhandlungen, die sich zur Lei- schlag bei einzelnen Posten eine Mehr- arbeit bis zu 28 Prozent, wodurch die Bau- summe wesentlich höher wurd. Bedingt war dies durch eine tiefere Fundierung, durch stärkere Profile der Mauern, die Herstellung nicht vorgesehener Stützmauern usw. Die Gemeinde hat die Rechnung an- erkannt und die voll der Vadium- und Kautionsanstalt Prag für Baumeister Ha- ter einbehaltene Kaution von 3700 Kronen zurückbezahlt. Die gesamten Baukosten n- schließlich der Maschinensätze, der Ein- richtung isw. betrugen 229.490 Kronen. Zur Finanzierung wurde in den Jahren 1911 bis 1922 insgesamt 8836 Festmeter holz verkauft. Am 21. Juli 1914, sieben Tage vor der Kriegserklärung an Serbien, wurde-'die An- lage von der Bezirkshauptmaninschafl kollaudiert und der Betrieb aufgenommen. Die Turbine wurde von der Firma Ruisch, Dornbirn, geliefert und hatte eine Leistung von 210 PS. Diese war bis 1958 in Betrieb und ist heute noch im Maschinenraum des Werkes eingebaut und könnte bei mehr Wasserzufuhr ohne weiteres wieder Strom erzeugen. Es handelt sich um eine Pelton- Frei hstrahlturbi ne. Der Drehstromgeuerator von 180 kVA wurde von der AEG ge- liefert. Dieser war ebenfalls bis 1958 in Betrieb und teilt nun das gleiche Schick- sal wie die Turbine. Die Schlosserei Gas- ser, Hopfgarten, erzeugte die Rechen und die Eisenteile des Wassereirvlaufes und ver- legte die Rohrleitung. Betriebsleiter wurde bei der Gründung des Werkes Georg S c ha u hrn a i r, der dieses Amt bis 1951 innehatte. Sein Nach- folger wurde Josef Buchberger. Versorgt wurden im Gründungsjahr das gesamte Marktgebiet, einschließlich Bahn- hof und Haslau sowie das Dorf liter. An- fangs der zwanziger Jahre wurde die Lei- tung nach Itter wieder abgetragen und die Versorgung dieser Ortschaft vom neu- erbauten Werk „Mühltal" durchgeführt. 1917 wurde die erste Stromlritung auf den Lind r a in gebaut, 1922 nach Ach e n An die 600 Jahre dürfte die Müller- wa hre in Kitzbühel abzüglich ihrer Nie- derbrüche bisher bestanden sein, rauschten die Hochwasser der Ache oftmals stür- misch über ihren Abfall, machte in die- sem Zeitverlauf das kleine Städtchen tief- ergreifende Wandlungen durch, so ver- suchten seine Bürger nach schmerzlichen Niedergangsjahren immer wieder eine Neu- anpassung zu finden. Wie es in weiteren 600 Jahren hier aussehen wird, hiezu ist jede Betrachtung erübrigt. Hiemit sei die- ser kleine Auszug aus der Geschichte Alt- Kitzbifhels beendet. stung des llälftebeitrages zum Wehrbau nicht einverstanden erklärt und teilt mit. daß eine Kapitalsaufnahrne von 40.000 bis 50.000 Schilling erforderlich ist und Kupitalaufnahme betreffend Wehr- und Uferschutzbauten Protokoll des Gemeinderates vom 20. September 1929 unter dem Vorsitz von Bürgermeister Carl Planer
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