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Seite 2 - Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. Dezember 1965 Bürgermeister Reisch trat abschließend kammrennens durch Herrn Bunclespräsi- den Gerüchten entgegen, Kitzbühel hätte dent Franz J o n a s. Mit besonderer Re- in der Angelegenheit .‚Moorbad" den guten friedigung wurde dabei festgestellt, daß Onkel aus Amerika abgelehnt, Kitzbühel der Herr Bundespräsident nicht nur den hätte es verpaßt, die Hände aufzuheben. Ehrenschutz übernommen, sondern auch als kapita!skräftige Personen sich aiigebo- versprochen hat, persönlich am iTah- ten hätten, aus eigenem das Moorbad zu nenkammeennen teilzunehmen. Der Ski- hauen. Niemand hätte Kitzbiihel billig die klub erhält die volle Unterstützung der Millionen angetragen, nur Darlehens- Stadtgemeinde und der Bürgermeister vermittler traten auf, Provisionsagellte-11 sprach diesem für seine Bemühungen, die und dem Spekulantentum wären Tür und 1 Schutzherrschaft des Staatsoberhauptes er- Tor geöffnet gewesen. Die [bereignung langt zu haben. die Anerkennung aus. des wertvollen Moorbadgrundes durch die Zum Wohnungsbau berichtete der Bür- Stadtgemeinde an die Aktierigesellschift germeister, daß das Projekt schuf eint eine solide Basis des Vertrauens. feld" von der Gemeinnützigen Wohnbau- \Venn die Gemeinde kann und wenn es vereinigung übernommen werden konnte. notwendig ist, dann wird sie wieder etwas Auf diesem Feld in der Jochbe.rger Straße tun, die Erfüllung der eigenen Aufgaben (nach dem Bacihaas rechts) sollen vier steht jedoch im Vordergrund. Wohnhäuser zu je neun Wohnungen er- An der folgenden Debatte beteiligte stehen. Da sieh jedoch Fundamentierirngs- sieh ein Großteil der Gemeinderäte. Alle schwierigkeiten ergeben haben, betragen gaben direkt oder indirekt der Meinung die Eigenmittel der Stadt pro Wohnhaus Ausdruck, daß die Stadtgemeinde die 274.000 Schilling. Bei der Vergebung der Haftung für das ERP-Darlehen - und Wohnungen soll getrachtet werden, von nur die Gemeinde ist nach dem Gesetz i Wohnungswerbern. denen auch eine eige- befugt, eine solche Haftung zu überneh- ne Leistung zumutbar ist, eine solche zu men - nur dann zu übernähmen in der verlangen. Auf eine Dreizinimerwohnung Lage ist, wenn der Fremdenverkehrs- trifft eine Eigenleistung von 37.000 und verband wieder wie heim ersten Baudarle- auf eine Einzimmerwohnung von 16.000 heu als Garant und Zahler auftritt. Bin- Schilling. Die Baukosten für ein Wohnhaus dende Beschlüsse wurden jedoch nicht ge- betragen 1,827.800Schiliing;Gesamtprojekt faßt, da vorerst das Ergebnis der Gene- 7.312.000 Schilling. Nationalrat Prinke ralversam.mlung abgewartet werden müsse. hat zugesagt. sich für die Auszahlung der Das Interesse am Moorbad und insbeson- Zuschüsse aui dem Bundeswohn- und Sied- dere an der flüssigen Fortführung des lungsfonds zu verwenden. Baues trat überall in Erscheinung. Es imStraßenreferat berichteteVizebürger- wurde aber auch eindeutig davor gewarnt, meister Peei' S ieberer, daß mit dem auf die. Gemeinde einen Druck ausüben Leiter des Forstamtes Kitzbühei der Uster- 1 zu wollen, noch dazu bei Berücksichti- reichischen Bundesforste Forstmeister gung des Umstandes, daß schließlich die Dipl.-Ing. Karl Obergmeiner zwecks Stadtgemeinde maßgeblich daran beteiligt 1 Errichtung des projktierten Fußgänger- war, die „Kur- und Moorbad Aktien- durchganges von der flinterstadl in die gesellschaft" aus der Taufe zu heben. Biehlstraße volles Einvernehmen erzielt Nach Abschluß der „Moorbaddebatte" werden konnte. Der Bautrupp der Stadt- verlas der Bürgermeister die Korrespon- 1 gemeinde wird in diesen Tagen mit den denz des Kitzbüheler Skiklubs in der Arbeiten beginnen. Angelegenheit der Ubernahme des Ehren- Die Skischule und der Skiklub haben, schutzes des 26. lnternatonalen Hahnen- die Pachtverträge zwischen Stadt- gemeinde gemeinde und Osterreiehische Bundesforste heuer abgelaufen sind, eigene Verträge ab- geschlossen. Vizebürgermeister Sicherer konnte dabei berichten, daß auch hier wieder ein erfreuliches Entgegenkommen durch Forstmeister Dipl.-Ing. Obergmei- nerfestgesteilt werden konnte. Der Ge- meinderat verzichtete einstimmig auf Be- harrung der Erneuerung der alten Pacht- verträge. Zur geplanten Errichtung eines Geh- stei:ges Säulengang) in der Hausiront Pepi Salvenmoser gab Sicherer wei ters be- kannt, daß vom Kaufmann Pepi Salven- moser der Stadtgemeinde>bis 10. Dezem- ber 1965 ein Kost enanhot vorgelegt wer- den wird. Nach Einlangen der Unterlagen kanit im Gemeinderat über dieses Kapitel die Debatte aufgenommen werden. An ei- ner Bereinigung dieser \erkcIirsengtellc ist die (Jffentlichkeit interessiert. Von den Bichlachbauern Josef lians, Vordere rb, und Peter Höck, Hntererb, lag ein Ansuchen um Ausbau des Zu- fahrtsveges (Abzweigung zwischen Haus und SLeuerherg) vor. Da es sich um einen öffentlichen Weg handelt, genehmigte der Gemeinderat die Beistellung von Straßen- schotter. Die„Erberhöfe' im Bichlacli ha- ben kürzlich durch das sogenannte .‚Lr- berkreuz” als eiszeitliches Naturdenkinal Berühmtheit erlangt. Der Straßenausschuß wurde ermächtigt, eine Sandsireumaschine. anzuk ufcn. Für die Gehsteigräumung beabsichtigt die Stadtgemeinde in Hinkunft neue Wege zu gehen. Da diese durch den städtischen Schneepflug nicht bewerkstelligt werden kann, ist beabsichtigt, einen Traktor- l)esitzer mit dieser Aufgabe zu betreuen, da dadurch eigene Arbeitskräfte entlastet werden. Mit Traktorpflügen ist eine me- chanische Räumung der Gehsteige möglich. Im Elohtro- und Wasserreferat heri eh- tete Stadtrat Christian Egger, daß auf. dem Hab nenkammpl ateau besondere Spar- maßnahmen erforderlich sein werden. Die Ergiebigkeit der Wasserversorgung ist von Die Katharinenkirche von Kitzbühel im Leben der Stadt Von Landesobrarchivar Dr. Eduard Wldmoser Einer Gottcsgeißel gleich wütete dci „Schwarze Tod", die Pest, in den deut- schen Landen und in ganz Europa. Man sagte, die Pest sei 'nii dcii Mongolen ge- kommen, als diese während der erfolg- losen Belagerung einer Stadt im südlichen Rußland die Leichen deren, die in ihrem Heere an der Pest gestorben waren, in die Stadt hineinwarfen, eile sie abzogen. Ver- heerend zog dieser fürchterliche Feind weiter an den Küsten des Mittelmeeres und Westeuropas nach Norden hinauf, in einer einzigen Nacht ganze Dörfer und Städte zerstörend. Auch unsere Heimat wurde von diesem Schwarzen Tod" schwer heimgesucht. Es gab Täler, wo die Menschen zu zwei Drittel ausstarben. Durch Aufstellen von Sterbeimten, die jeden Verkehr zwischen den Ortschaften unterbinden sollten, such- ten sich die einzelnen Gemeinden zuschüt- ren. Was Wunder, wenn sieh die Bande der Ordnung zu lösen drohten. wenn sich die Menschen, wie einst im Jahre 1000. als der Weltuntergang erwartet wurde. den sinnlosesten Ausschweifungen hin- gaben und Ausbrüche schwerster Verzweif- lung an der Tagesordnung waren. Viele zogen, sich kasteiend und geißeind, durchs- Land. urchs Land. Es waren die Geißler oder Flagei- 1 lanten. wie sie genannt wurden. 25 Millionen Menschen fielen in Eu- ropa dem „Schwarzen Tod" zum Opfer. Gleichzeitig wüteten schreckliche Feuers- brünste, euers- brünste, denen ganze Ortschaften ihre Ver- nichtung verdankten. Wir hören aber auch von unheimlichen [berschwemmungcn die ganze Täler ver- heerten. Dann kamen die Wanderheuschrecken in solcher Zahl, daß die Sonne am hell- lichten Tage verfinstert wurde. Sie fraßen das ganze Land kahl wie ungepfliigtes. bebautes Land. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die Menschen das Ende der Zeiten kom- men sahen. Sie sahen sich auch nach Schuldigen nach diesem Unglück, nach diesen Katastrophen um. Für die einen waren es die Juden. Der tirolische Ge- schichtsschreiber Goswin von Man enberg schrieb: „Die Wut über das Elend ergoß sich schließlich über die Juden. Viele wurden mit dem Schwert erschlagen, viele wur- den verbrannt, viele starben unter gräß- lichen Martern. Es lief das Gerücht um, sie hätten die Pestilenz verbreitet, auf daß der christliche Glaube untergehe. 01)
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