Kitzbüheler Anzeiger

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Freitag, 24. Dezember 1965 Kitzbüheler Anzeiger Seite? Unentbehrlich - mustergültig - und obdachlos Ein Bericht von Utto Eichhorn über die Kltzbühelew Bergretiut Das wichtigste, das Notwencigste sei an die Spitze gestellt: Kitzbiih€ls Bergret- utmgsdienststelle fristet ein unwürdiges Da- sein in einem unzulänglichen F:aum. Oben- drein quasi geduldet. Er ist mit seinem uralten, meterdicken Gemäuer so feucht, daß die wertvollen Geräte darin Rost und Schimmel ansetzen. Weil man sich nicht mehr umdrehen konnte, mußten sie, noch schlimmer, in den Keller. Die Lawinen- sachen, die Stahiseilgeräte, die Akjas, das Lederzeug, das Leinenzeug. Für die Funk- geräte kann diese Atmosphäre erst recht nicht taugen. Wie lange das gut geht, ist kaum fraglich. Und auch das: daß auch für die beiden anderen hergsteigerischen Vereinigungen, Alpenverein und Edelweißgilde, kein Heini da ist. Um nichts zu verheimlichen: sie haben schon eins, allerdings ist's 1500 Me- ter hoch gelegen und fünf Wegstunden entfernt und dann doch ein bißchen eng für so viele: die Ackerihütte am Wilden Kaiser. Die ist selbst ihren 300 jugend- lichen Mitgliedern nun doch ein bißchen abseits gelegen - in der Gemeinde Going. Und zudem steht sie Hundertlausenden von Alpinisten selbstlos zur Verfügung. Soweit führt die Gemeinnützigkeit: selbst hat man nichts. Wer weiß Rat? Dies war der bedrückendste Punkt in der Tagesordnung der Wii terhauptver- sammlung 1965 der Bergrettung Kitz- bühel am 9. Dezember beim Neuwirt. Der Bürgermeister ging auf dieses Thema ein, als er dem Bergrettungsdienst für seine unermüdliche, selbstlose und vorbildliche Arbeit dankte und versprach seine Unter- stützung. Appell an alle Kitzbüheier So legen wir hiermit dies gemeinnützige Anliegen nicht nur den Gemeindevätern, sondern auch der Allgemeinheit in diesen Weihnachtstagen ans Herz: wer könnte dazu beitragen, der Bergrettung - und möglichst auch der bergsteigerischen Ju- gend - zu geeigneten Räumlichkeiten oder zu einem Baugrund zu verhelfen? Der Raumbedarf umfaßt zumindest: Geräte- und Werkstattraum, Dienststellen- und Funkraum, Aufenthalts- und Schulungs- raum - und möglichst aucii ein Jugend- und Bergsteigerheim. Schließlich geht es ja auch nicht ohne Unterrichtung und Lichtbildschulung - und ohne die Jugend, den bergsteigerischen Nachwuchs ist auch die Bergrettung Kitzbüliel rettungslos ver- loren. Ohne seine Bergrettung würde Kitzbühel gesetzwidrig werden Mit der Bergrettung aber steht und fällt der ganze alpin-teuristische Saison- betrieb, die ganze Leistungsfähigkeit eines Wintersportortes. In Kürze wird ein aus- gedehnter Skisportbetrieb und damit eine Wintersaison ohne Bergrettungsdienst, un- möglich, weil gesetzwidrig, sein! Freilich sind die gegenwärtigen Ge- meindeprobleme schon mehr als ausrei- chende Belastungen: der Krankenhausneu- bau, der Moorbadneubau, die Pistenverbes- serungen u a. m. - und sie müssen vcrdaut sein. Auch deshalb sei dieser Appell au die Allgemeinheit und Oeffentlichkeit an die Privatinitiative, an die private Hoch- herzigkeit nicht unterlassen! Volle Anerkennng Die unumstrittene Bedeutung des Berg- rettungsdienstes wurde ja auch durch die Anwesenheit aller maßgeblichen Persön- lLchkeiteii und durch ihre Teilnahme f 1 ah an der Debatte unterstrichen und zwar von den Herren: Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v. Tren t in a g ii a, Bürgermeister Hermann Reisch, Baron Karl Mens- hengen, Dipl.-Kfm. Fritz Tsehoil, Gen- darmerie - Postenkommandant Adolf Ba - der, a- dcr, Gend. -Rayoninspeik tor Hermann E t - zeisdorfer als Einsatzleiter der Alpin- gendarmerie des Bezirks, die Betriebsleiter Ing. Hubert G r ö b ne r, Ing. Adolf C hin p und Friedi Luxner, Karl Ueherall und Peter Hofer der Skischule, Gemeinderat und Bergwächter Toni Ex e nbe r g er, Sportreferent Gemeinderat Sepp Zw i ek - nagi, Fritz Schweinester vom Pisten- kommando und Bergrettungsarzt Dr. Hu- bert \Veitlaner. Die Samariter der Skipisten Weitere Tische hatten die sympathi- schen, stämmigen und drahtigen Mannen von der Bergwacht, von Piste und Ski- schule besetzt, sodaß rund 40 Leute an- wesend waren. Dem Ortsführer Dir. Toni Werner, der die Versammlung leitete, assistiert von seinem Stellvertreter Pepi Gras w an der, Dienjststellenieiter Lois Koidi, der jahraus, jahrein die Haupt- last und -Verantwortung für die Praxis trägt. Und die Praxis, das heißt: 459 Ber- gungen im letzten Winter - bei 333.670 Uebernachtungen und über einer Million Fahrgäste auf den Bergbahnen und Ski- liften, davon als tägliche Spitze etwa 50.000 und mehr im Kitzbüheder Ski- pistengebiet, das eine Länge von 21.158 Meter umfaßt. Prototyp der Bergrettung Die Funktionstüchtigkeit eines Bergret- tungsdienstes setzt in erster Linie ein gut ausgebautes und zuverlässiges Fern- meldenetz voraus. Das wurde von der Kitz- büheler Bergrettung längst klar erkannt und berücksichtigt. So wurde berichtet, daß die Drahtverbindungen und Pisten- telephone im gleichen Maße wie im letz- ten Winter bereits erstellt, erneuert und geprüft worden sind. Das weitverzweigte Funksprechnetz ist wahrscheinlich ohne Beispiel und Prototyp überhaupt für die Bergrettung. Die Versuche werden som- mers und winters weitergeführt und der Kreis schließt sich zusehends immer mehr von Hütte zu Hütte. Ausbau des Funknetzes entscheidend Die Tourenfahrten der Skischule werdei mehr und mehr einbezogen und dadurch wesentlich erleichtert. In diesem Sinne entschlossen sich Skischule und Fremden- verkehrsverband spontan im Verlaufe die- ser Versammlung zur Anschaffung je eines leistungsstarken, besonders preisgünstigen und handlichen Sprechfunkgerätes zur Vier - fügung der Bergrettung - das Beste, ' as zu tun war. Hoch klingt das Lied der braven Funkerin Nachdrückliches Lob sammelte sieh über dem Haupt einer vorbildlichen, ahnungs- losen Fu nik-Samari teriri auf höchster 13er- geshöh, die oft schon ganze Nächte Funk- einsatzdien'ste geleistet habe, beispielhaft zuverlässig und präzise. Jenseits des Acheiital,es, auf dem höchsten Gipfel, hat sie übrigens als ehrenwertes Spiegelbild eine ebenfalls unermüdliche und Tag und Nacht einsatzbereite Rettungsfunkerin! Wenn nicht alles trügt, gesellt sich diesen beiden bald eine dritte im Bunde hinzu. Die Damen gehen mit der Zeit! Keine personellen Sorgen! Die Schlußabfahrten Doch die Männer !:assen sich nicht über- treffen: heuer stehen wieder 17 hauptamt- liche Bergret tungsleute zur Verfügung und acht freiwillige, alle geschult. Imponie- rend: als es darum ging, im Sinne des kommenden Gesetzes den Schiußabfahr - tendienst zu erweitern, meldeten sich so- fort genügend aus den Reihen der Frei- willigen, sowohl für Samstag/Sonntag wie auch für zwei Wochentage. Patente Burschen! Der Stand der Freiwilligen ist sehr er- f real ich l Solch erfreulichen Dingen stehen höchst bedauerliche Mißstände gegenüber; z.B. die Tatsache, daß manche elektrischen Geräte in ärztlichen und kosmetischen Behandlungsräumen immer noch ui cht funkentstört sind. Nicht nur das: sie ha- ben Bergungsstationen schon funktechnisch gestört, ja den Funkverkehr un- möglich gemacht. Eines Tages können sie ein Menschenleben kosten. Totenkopf und Förstersontle! Drei Lawinensuchhunde setzt die Berg- rettung Kitzbühel seit 1964 ein. Erneut zur Sprache kam die Lawinen-Kommis- sionsbildung und das Haftungsproblem. Eine vorläufige hiesige Lösung hierfür beginnt sich personell abzuzeichnen. Herr Dkfm, TIll verwies auch auf das Bei- spiel in der Schweiz: Bezeichnung der Gefahrenstellen, Totenkopf, Gesperrt-Ta- fel. Wenn sie steht, muß sie berechtigt sein. Der vielbesprocheuen „F'örsterso nde" kann vorläufig noch keine besondere Be- deutung zugemessen werden. Zwei Exem- plare kommen aber in Kitzbilhel zum Ein- satz. Und Kirchberg? Man darf annehmen, daß Kirchberg nicht zurückstehen und 'es sich nicht neh- men lassen wird, 'beispieiweie die Kaser
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