Kitzbüheler Anzeiger

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Harald Ritter - 12 Jahre Bezirksleiter Die Dankespflicht wurde dem Chro- nisten aufgetragen: in dieser schönen, reibungslosen und unvergeßlichen Form haben das .‚Familienfest" ermöglicht: der Herr Bürgermeister, die spendab- len Geschäftsleute von Kitzbühel und St. Johann und die dazugehörigen nicht beneidenswerten „Spendenfechter", der kameradschaftliche Hüttenwart der Ritter, der nun genau 12 Jahre als Bezirksstellenleiter wirkt, bei der Sie- gerehrung für jeden einen Ehrenpreis hatte, sich selbst aber vergessen hatte. Einhellig kam die Meinung zum Aus- druck, daß dies genau gestimmt hat, was in der Zeitung vom 12. Jänner gestanden war: „Der Rodeiweg von der Kelchalm ist der beste, den wir bisher hatten -- mit einem Wort: fantastisch! U. E. Seite 12 Kitzbllheler Anzeiger Samstag, 12. März 1966. Anwärtern im Bezirk zählt die Stadt Kelchalm Fritz Ri e dl und seine Frau aengeben. Deshalb wurde eine größere Kitzbühel allein 52; die Hälfte sind und seine Helfer, so der Richard. Anzahl von Nordtiroler Urnenfelder- Männer unter 25 Jahren. Starter und Zeitnehmer, und alle Hei- Bronzen untersucht. Den Hauptbestand 1er und Planer, allen voran Harald bildete dabei das von A Kssrn1er Kelchulm - das berühmteste Bergbaugebiet Tirols Bringt „Eisenfund" in der „Lobenbergurne" die neue wissenschaftliche Sensation? Vor einigen Jahren veröffentlichte nen Element-Bestandteile durchgeführ- der Leiter des Instituts für Ur- und te Zerlegung des Kupfererzes auch die Frühgeschichte der Universität Wien allerkleinsten Spuren aller Elemente, Herr Prof. Dr. Richard Pittioni in die mit dem Kupfer verbunden sind. den „Tiroler Heimatblättern" einen Als solche gibt es Zinn, Silber, Arsen. wissenschaftlichen Aufsatz über „Der Eisen, Nickel, Blei, Antimon, Zink, Ko- älteste Erzbergbau Tirols", dem wir balt und auch Wismut. 1936 begannen in bezug auf die Kelchalm folgende wir in Wien mit den ersten spektral- höchst interessante Einzelheiten ent- analytischen Untersuchungen von Erzen, nehmen: Schlacken und Fertigobjekten von der K e 1 c h a 1 m, mit dem Ziel, eine nä- - „Der Bergbau auf Kupfererz geht here elementmäßige Umschreibung des in Tirol bis in die späte Bronzezeit Kelchalm-Kupferkieses zu erzielen. Da- (Urnenfelderzeit) zurück. Das berühm- mais aber waren wir von ihm noch teste Bergbaugebiet ist die Kelchalm recht weit entfernt, da wir auch noch bei Aurach / Kitzbühel. Die dort durch zu wenig Erfahrungen besaßen. viele Jahre hindurch durchgeführten Durch den Krieg unterbrochen, konn- Ausgrabungen haben einen guten Ein- ten wir erst wieder 1947 die Unter- blick in die bergmännische Lebensart suchungen fortsetzen, sahen dabei ab er der Urnenfelderzeit vermittelt und bald, daß für ein befriedigendes For- höchst wertvolle Erkenntnisse zur Berg- schungsergebnis weit mehr Analysen bautechnik geboten. Die obertägigen angefertigt werden müßten, als sie uns Spuren dieses alten Bergbaues sind so damals zur Verfügung standen. Diese umfangreich und ausgedehnt, daß sich Analysen hatten sich aber in erster aus ihnen allein schon ein recht be- Linie auf das Kupfererz zu beziehen, achtlicher Bergbaubetrieb erschließen da es sich bald als unbedingt notwen- läßt. Seit fast hundert Jahren sind dig herausstellte, eine ausreichende de- diese obertägigen Abbauspuren der Ur- mentmäßige Kennzeichnung der Kup- geschichtsforschung bekannt. Vor etwa ferkieslagerstätten um Aurach - Joch- 35 Jahren veranlaßten sie Georg Kryle berg zu erhalten. Wir hatten nämlich zu der Annahme, daß die vielen, rn durch weitere Geländearbeiten gelernt. den Nordtiroler Urnenfeldergräbern ge- daß nicht bloß das Gebiet der Kelch- fundenen Bronzegeräte aus dem Kup- alm urzeitliche Abbauspuren trägt,son- dern daß solche auch in Gestalt von Da man außer der Kelchalm in Nord- Schmelzplätzen für die Kupferplatte tirol kein anderes urzeitliches Berg- bei Jochberg und für weitere Gebiete baugebiet kannte, war damals eine sol- um Jochberg nachzuweisen sind. Durch ehe Annahme auch recht wahrschein- den Vergleich von Erzanalysen mit lich. Beweisen aber konnte man sie Schlackenanalysen lernten wir, daß die nicht, da die Hilfe, die man sich von im Erz vorhandenen verunreinigenden seiten der Chemie erwartete, für eine Spurenelemente auch in den Schlachen schlüssige Beantwortung des Problems nachweisbar bleiben. 1957 gelang dann nicht ausreichte, eine erste elementmäßige Umschreibung Erst die Spektralanalyse und ihre der Lagerstätte Kelchalm-Kupferplatte, Anwendung auf die Urgeschichte bo- auf die auch einige Fertigobjekte von ten die Möglichkeit, mit exakten Mit- der Kelchalm selbst bezogen werden teln an die Erforschung der von G. 1 konnten. Damals schienen auch die er- Kryle formulierten Beziehung zwi- sten Anhaltspunkte für die Richtigkeit sehen Bergbaugebiet und Absatzzone der von G. Kryle ausgesprochenen An- heranzugehen. Denn die Spektralana- nahme vorzuliegen. lyse erfaßt durch die mit Hilfe desDoch wollten wir uns mit dieseni elektrischen Stromes in seine einzel- wenigen Hinweisen dazu nicht zufrie- ausgegrabene Material von Volders, das durch viele Bronzen aus anderen Fried- höfen aus den Beständen des Ferdi- nandeums ergänzt wurde. Der Theorie Kryle erwarteten wir eine geschlos- sene Zuordnung dieser Urnenfelder- bronzen zum Kelchaim-Kupferkies, der durch eine geringe Spur an Zinn, Sil- ber, Arsen und Kobalt sowie durch einen verhältnismäßig hohen Nickel- spurenanteil ausgezeichnet ist. Blei, An- timon und Wismut sind im Kelch- alm-Kupferkies nicht vorhanden. Von den etwa 600 untersuchten Fertiggegen- ständen der Nordtiroler Urnenfelder- kultur waren jedoch höchstens 10 Pro- zent dieser Kupferart zuzuordnen, die übrigen 90 Prozent zeigen ein Kupfer mit einer hohen Silber-, Arsen-, Anti- mon-, Blei- und Wismutspur, neben denen auch Kobalt schwach vertreten ist. Wohl die gleichen Elemente wie im Kelchalm-Kupferkies, aber in einer ganz anderen mengenmäßgen Zusam- mensetzung und daher in einem ande- ren Verhältnis der einzelnen Elemente zueinander. Die Fahlerzlagerstätten vom Falken- stein bei Schwaz wurden während der Bronzezeit nicht abgebaut. Hingegen konnte der Nachweis erbracht werden, daß das Kupfer der 90 Prozent Fertig- objekte mit dem ebengenannten Spu- renmuster in der Lagerstätte Alte Zeche! Bertagänge bei Schwaz-Pirchanger ge- wonnen wurde." Aus diesen wissenschaftlichen Stu- dien ersehen wir, welche Bedeutung der Erzbergbau Kelchalm für die ge- samte Wissenschaft besitzt und wie groß das Verdienst von Prof. Pittioni ist. Prof. Dr. Pittioni vollendet am 9. April (Ostersamstag) sein 60. Lebensjahr. Die Universität Wien gibt ihm zu Ehren eine Bronzeplakette heraus. Dr. Johan- nes Neuhardt prägte den Satz, daß Prof. Dr. Pittioni Kitzbühel mit Beziehung auf seine Forschungen über den urzeitlichen Bergbau auf der Kelch- alm in der wissenschaftlichen Welt ge- nau so berühmt gemacht hat, wie Toni Salier auf skisportlichem Sektor. Vor wenigen Tagen erhielt die Re- daktion aus Wien einen kurzen tele- phonischen Bericht, daß der Assistent von Prof. Dr. Pittioni Clemens Eibner (Bundesdenkmalamt) im Leichenbrand- behälter, welcher am 21. und 22. April 1964 im Garten des Hauses Dr. M. Mel- Ion am Lebenberg in Kitzbühel ge- borgen werden konnte, ein Stück Eisen gefunden hat. Vorsichtig for- muliert handelt es sich in diesem Fall um einen der ältesten Eisenfunde. den die Wissenschaft kennt. Dieser Fund ist nun Gegenstand weiterer Un- tersuchungen mittels der Spektralana- lyse.
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