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Samstag, 12. März 1966. Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Gendarmerie-Bezirksinspektor in Ruhe Josef Gstrein zum Gedenken Am 23. Februar 1966 starb im Kran- kenhaus St. Johann nach kurzer. schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren Gendarmerie - Bezirksinsrektor i. R. Josef Gstrein. Unter den Trauerklängen der Gend.- Musikkapelle des Landesgendarmerie- kommandos für Tirol wurde Gstrein am 26. Februar 1966 bei großer Beteili- gung der Kitzbüheler Bevölkerung am Bergfriedhof in Kitzbühel beigesetzt. Mehrere Fahnenabordnungen der Ti- roler Kaiserjäger und viele Tiroler Gendarmeriebeamten des Aktiv- und Ruhestandes begleiteten den Verstor- benen zur letzten Ruhestätte. Stadtpfarrer Dr., Joseph Kreuzer hielt in der überfüllten Stadtpfarrkirche die Gedenkrede und würdigte das glau- bensfeste Leben des Verstorbenen. Am offenen Grab nahmen der Bundes- obmann der, Tiroler Kaiserjäger Haupt- mann 1. R. Franz Widrnoser und im Namen der Ortsgruppe Kitzbühel Alt- nationalrat Max Werner in ergreifen- den Worten vom Verstorbenen Ab- scli.ed und würdigten den verdienst- vollen Lebensweg des tapferen Kai- serägers und Gendarmeriebeamten Jo- sf Gstrein. Beim Requiem in der Pfarrkirche führte Frau Prof. Maria Hof er die Orgel mit meisterlicher Hand, die damit ihren Dank für in schwerer Zeit geleistete Hilfe abstat- tete. Zwischen dem Geburtsort Gstreins, Sölden, am Fuße der herrlichen Glet- scherwelt, bis zu seiner geliebten Kitz- büheler Heimat, lag ein inhaltsvoller Lebenslauf. Gstrein, ein Sohn aus ei- nem harten Ötztaler Bauerngeschlecht mit ebenso harter Bergjugend, rückte 1912 zum zweiten Tiroler Kaiserjäger- regiment ein. Bei Kriegsausbruch 1914 i angar gehörte. 1894 erbaute er in der Bahnhofstraße die „Villa Waltl", heute Haus Dr. Ebersberg, und ihm gehörten auch die Felder zwischen Fischlech- nerhaus und Hornbrücke. Dies war einem alten Feuerwehrbericht zu ent- nehmen. (Im Jahre 1895 war nämlich ein schweres Hochwetter. Bei der Horn- brücke entstand am Ufer der Kitzbü- heler Ache ein gewaltiger Einriß, durch welchen das halbe Haus in die Ache „kugelte".) - beim heutigen Sanato- rium v. Hohenbalken -. Das Anwesen „Reanfeld" verkaufte Balthasar Waltl an den 1. Nordtiroler Trabrennverein Kitzbühel mit Urkunde vom 3. Mai 1899. da er sich schon mit einer tYber- siedlung nach Innsbruck beschäftigte. Der „Rennverein" bot ihm die runde Summe von 10.000 Gulden. Die Kaufs- urkunde trägt seitens des Rennvereins die prominenten Namen wie Hugo Graf Lamberg, Graf Wolkenstein-Ro- denegg, Dr. Johann Traunsteiner, Carl erfüllte der Soldat Gstrein in helden- haften Kämpfen in Rußland und nach 1915 an der Südfront seine Pflicht. Als Kaiserjäger-Zugsführe wurde er mit der großen und kleinen „Silbernen Foto Korn, Kitzbühel Tapferkeitsmedaille" ausgezeichnet. Bei den ersten Kämpfen gegen die Rus- sen erhielt er schon die „Bronzene Tapferkeitsmedaille". Die zwei Ver- wundungen in Rußland waren nur ein Zeichen von Gstreins Kriegseinsatz und ein Zeichen, daß er in beiden Fällen schicksalvolles „Soldatenglück" hatte. Nach Kriegsende 191B kehrte Josef Gstrein nicht in seine Ötztaler Berg- heimat heim, wo e: den väterlichen Hof übernehmen hätte können; er Cathrain, Jakob Trixl, Thomas Hafele und Moriz Franco. Im Jahre 1902 übersiedelte Waltl nach Innsbruck, wo er bereits 1893 an der „Tiroler Landesausstellung" mit Bil- dern vertreten war. Seine Villa ver- kaufte er 1907 an Frau Ursula Hirzin- ger. Dieses Haus wechselte noch drei- mal den Besitzer, bis es 1923 Dr. Lot- har Ebersberg erwarb. Die Innsbrucker Jahre waren seiner Kunst sehr vorteilhaft. Schon im er- sten Wirkungsjahr gelang ihm die Ein- richtung einer Ausstellung beim „Kunst- historischen Kongreß" in Innsbruck; im folgenden Jahr eine zweite und 1907 eine solche bei „Unterberger". An- läßlich der Vollendung seines 50. Le- bensjahres wurde ihm zu Ehren eine „Jubiläumsausstellung" für den Herbst 1908 angekündigt, welche er jedoch nicht mehr erlebte. Bilder von Baltha- sar Waltl gelangten auch zur Weltaus- stellung 1908 nach St. Luis, fanden wechselte nur den Rock treuer Pflicht- erfüllung. Gstrein trat in die österreichische Bundesgendarmerie ein und hat unter den Fahnen von vier verschiedenen Staatsformen im Wandel der beweg- ten Zeiten auf verschiedenen exponier- ten Posten Tirols Exekutivdienst ver- richtet. Seine Postenstationen waren Kirch- berg, Jochberg, Kundl, Seefeld und Innsbruck, Bez.-Gend.-Kdo. II. Seine Hauptstation war jedoch Kitzbühel, vom Jahre 1935 bis 1942 als Posten- kommandant und von 1945 bis 1948 als Bezirks-Gendarmeriekommandant. Nach seiner Ruhestandsversetzung wurde Gstrein erst im Vereinsleben richtig aktiv. Er arbeitete mit großem Idealismus und stolzem Traditions- gedanken der Tiroler Kaiserjäger in der Ortsgruppe Kitzbühel. Er belebte und aktivierte das alte Soldatentum auch bei den Traditionsnachfolgern der Kaiserjäger, um diesen ruhmreichen Gedanken nicht aussterben zu lassen. Gstrein wurde Obmann der Orts- gruppe Kitzbühel und überdies füh- render Berater und Mitbegründer von Kaiserjägerorganisationen in ganz Ti- rol. Für seine großen Verdienste im Tiroler Kaiserjägerwesen wurde ihm im Jahre 1959, im Tiroler Gedenk- jahr, das „Goldene Kaiserjägerhorn" verliehen. Gstrein hat bei vielen Grab- reden seinen toten Kaiserj ägerkamera- den das Wort „In Treue fest" zugeru- fen. Und in treuer Einstellung zu den Kaiserjägern ist nun Gstrein auch in den ewigen Frieden der großen Hei- mat der Toten heimgekehrt. In seinem langen und inhaltsvollen Lebenskampf fielen Sonne und Schat- ten, sehr viel Freud und Leid auf Familie, Berufs-,und Vereinsleben. Am 2. Jänner noch konnte er im Kreise seiner geliebten Kinder die Vollendung dort Anerkennung und wurden auch gekauft. Er starb am Pfingstsonntag um 1 Uhr früh 1908 im 51. Lebensjahr und wurde am 10. Juni im Innsbrucker Westfriedhof begraben. Der Innsbrucker Anzeiger vom 11. Juni schrieb zu sei- nem Tode: „Mit Balthasar Waltl starb einer unserer Besten. Er hat die Kunst ernst genommen, obwohl er seit Jah- ren leidend war. Ihm war es ein Bedürfnis, im Dienst der Göttin Kunst zu arbeiten. Er malte alte Rauch- küchen und BauTernstuben seiner Hei- mat und besaß großes Ansehen im Porträt, das er mit geringsten De- tails zur Vollendung führte. Es war ihm nichts unwichtig oder neben- sächlich (wogegen die Modernen die Nacktheit ihres Nichtskönnens mit dem Mantel der eingebildeten Ge- nialität zu decken versuchen). Jedes
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