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Samstag. 26. März 1966 Kitzbüheler Anzelger Seite 13 tige Anerkennung für ihre bisher ge- leistete Arbeit auszusprechen. Der Be- zirksobmann des Tiroler Bauernbundes Abg. Manzl überreichte ihr nun diese Auszeichnung unter großem Beifall aller Anwesenden. ‚Die Jugend von heute haßt die sture Autorität, den spröden Zeigefinger, aber sie ist aufgeschlossen dem guten Ruf. der klaren Wegweisung durch Men- schen, die ihre Sympathie, ihr Herz und ihre scheue Liebe erobert haben". Die Jugend von heute: Viele Men- schen rümpfen die Nase über sie und lassen kein gutes Haar an ihr. Sie verweisen auf frühere Zeiten und stel- len mit einem tiefen Seufzer fest, daß die jungen Menschen früher viel bes- ser gewesen seien und daß die Jugend von heute im Grunde genommen schlecht sei. Wirklich? Sicher, die Jugend von heute ist in mancher Hinsicht anders als die Ju- gend vor einigen Jahrzehnten: Sie ist frühreifer, selbständiger, kritischer im Urteil - aber ist sie deshalb schlech- ter? Sie hat andere Lebensformen. liebt heiße Rhythmen und Schlager- musik, kleidet sich modisch - aber ist sie deshalb schlechter? Meine Ansicht: Das Schimpfen über die heutige Jugend ist zwecklos. Die Jugend von heute ist um kein Haar bildlich geltende Bergrettung ist das Ziel einer Studienreise. Bei praktischen Demonstrationen und Lichtbildervorträ- gen soll den obersten Sachverständi- gen der tschechoslowakischen Berg- rettung das perfektionierte Kitzbüheler Bergrettungssystem näher gebracht werden. Daneben ist im umfangreichen Programm für den kommenden Don- nerstag noch ein kameradschaftlicher Abend in der Oberlandhütte vorgese- hen. Auch ein paar Zeitungsschreiber ha- ben sich in der letzten Woche wieder in Kitzbühel eingefunden. So berich- tet ein Herr Kunz in der letzten Aus- gabe der „Neuen Illustrierten" über die „müde gewordenen Skilehrer". Sigi Sommer brachte seine Kitzbüheler Er- lebnisse unter der Rubrik „Blasius, der Spaziergänger" in der Münchner Abend- zeitung zu Papier. Hier einige Aus- schnitte der nicht ernst gemeinten Re- portage: „Nachsaison in Kitz" Ratlos stehen die Berge herum wie riesige Bernhardinerhunde. Braun und weiß gefleckt. Nur mit dem Schweife wedeln können sie noch nicht. Aber das wird ihnen der örtliche Verkehrs- Das gemeinsame Mittagessen und das anschließende gemütliche Beisam- mensein der Eltern mit ihren Kindern, den Gästen und den Lehrpersonen ließ alle die „Weitauer Familie" spü- ren. schlechter, aber gewiß auch um kein Haar besser als die jungen Menschen von früher. Was jedoch schwieriger geworden ist, ist das veränderte Milieu, die schlech- tere Umwelts-Atmosphäre, in der die Jugend von heute heranwachsen muß und deren Gift sie einatmet. Und daher braucht die Jugend von heute vor allem das klare Beispiel der Erwachsenen. Die heutige Jugend haßt nichts mehr als die Unwahrhaftig- keit in Wort und Tat. Sie ist von ei- nem Wahrheitsfanatismus besessen, der sie dort, wo sie den Unterschied zwi- schen Wort und Leben sieht, herzlose Kritik üben läßt. Die heutige Jugend, die als „abwar- tende" und „einhorchende" Jugend be- zeichnet wird, erlebt leider nur zu oft die Inkonsequenz der Erwachsenen. Nur dann, wenn wir Erwachsene den jungen Menschen ein echtes Christen- tum vorleben, haben wir ein Recht, über die heutige Jugend zu reden und zu urteilen. Wer aber selbst im Glas- haus des Ärgernisses sitzt, hat kein verein bis zur nächsten Vollsaison si- cher auch noch beibringen. Mürrisch breitet der Exskilehrer Joschi Vorder- stößer jene Substanz auf dem aperen Idiotenhügel aus, welche die Kühe ge- wöhnlich hinter sich lassen, und die von den Pistensnobs wütend zitiert wird, wenn sie kurz vor der warten- den Liftschlange noch rasch hinfallen. Die Gäste und die Gipfel sind fast restlos angesahnt. Ein paar verirrte Amerikaner entdecken auf der Suche nach Sensationen in der Nähe des Übungshanges eine hochinteressante Doppelmulde, von der man ihnen er- zählt, sie würde von einer Hecklan- dung der Exkaiserin Soraya stammen. Beinahe hätten die gläubigen Yankees ehrfürchtig ihre Baseballmützen gezo- gen. Auf der Hauptstraße tummeln sich die Insassen eines Omnibusnach- züglers aus Holland. Und wenn sich die lustigen Meisjes mit ihren stähler- nen Schwartlingen auf den Schultern ungeschickt umdrehen, so daß `diese mit Wucht an den Köpfen der Einheimi- schen landen, geben sie einen hellen Ton in C-Dur von sich. Die Ortsansäs- sigen jedoch kümmern sich kaum dar- echt, auf die Jugend von heute, der er selbst ein schlechtes Beispiel gibt. mit Steinen zu werfen. Die Jugend braucht nicht verklingende Worte. nicht den mahnenden Zeigefinger, son- dern das klare Beispiel der Erwachse- nen, dann wird ohne viel Worte auch die Jugend wieder den Weg der Wahr- heit, der Sauberkeit und der Frömmig- keit gehen. Und noch etwas braucht die heutige Jugend ganz notwendig: Verständnis, das aus der Liebe kommt und zum Vertrauen führt. Mit Schlägen und Schimpfworten allein er- zieht man nicht. Der junge Mensch muß das Empfinden haben: Ich kann in allen meinen Schwierigkeiten, auch in den heiklen Fragen der ersten Liebe zu meinen Eltern kommen, weil sie mich verstehen, weil sie mich ernst nehmen. Vater und Mutter mahnen und verbieten nicht nur, sondern hö- ren mich an und geben mir auch recht. So manche Jugenderinnerung eines Sohnes, einer Tochter fällt zurück auf die Eltern, weil sie sich nicht Mühe und Zeit genommen haben, den Pro- blemen ihrer heranwachsenden Kinder Gehör zu schenken und es nicht ver- standen haben, das Vertrauen ihrer Kinder zu gewinnen. Vertrauen wir auf unsere Jugend! Sie wird uns nicht enttäuschen, wenn unser Beispiel sie anspornt und unser liebevolles Verständnis sie führt. JOCHBERG - Auszeichnung. Der Ehrenoberschüt- um, denn sie sind vom Gemeinderat längst auf so was trainiert worden. In den Straßen der Ortschaft aber herrscht eine Luft, gegen die der Ozon am Münchner Stachus der reinste Nek- tar ist. Die österreichischen Chemiker haben höchstwahrscheinlich die Ver- wendung von Gemsen-Tran als Treib- stoff für ihre Automobile endlich ent- deckt. Nur die staatlichen Omnibusse geben es etwas billiger. Die fahren, der Rauchentwicklung nach, nämlich wahrscheinlich mit den abgebrochenen Skispitzeln des vergangenen Winters. Hoch droben auf der Adlerhütte, dem schönsten Sonnenfleckerl Tirols jedoch, drehen zwei einsame Damen aus Castrop Rauxel verlegen an ihren runden Dosen mit den Antibabypillen. Bis die eine schließlich meint: „Weeste was, Charlotte, ich denke, die Ski- seppls hier haben bereits wieder auf Heimarbeit umgeschaltet. Da nehmen wir am besten bis zur nächsten Saison doch wieder unsere Schlankheits- dragees." Bis zur nächsten Woche P.0 710 -- --Phioe& 0# Die Jugend von heute und wir Erwachsenen Aus der Predigt von Kaplan Professor Johannes Strasser zum Elterntag an der Haushaltungsschule Spital auf der Weitau, St. Johann
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