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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 16. April 1966 seiner Rückkehr aus dem Militärdienst wurde er wieder mit der Leitung des Niederösterreichischen Landesmuseums betraut, erreichte zum Wintersemester 1945 das Wiederaufleben der „venia le- gendi" und wurde am 16. Mai 1946 zum a. o. Professor für Urgeschichte des Menschen an der Universität Wien und zum V o r s t an d des Urgeschichtli- chen Instituts ernannt und am 13. Jänner 1951 erfolgte die Ernennung zum o.ö. Professor in gleicher Position. Bei Kriegsende war das Institut fast völlig zerstört, die Bibliothek in Ba- den bei Wien verlagert und Teile der Sammlungen im Schloß Stetteldorf bei Absdorf „gesichert". Die Bibliothek kam glücklicherweise ohne Schaden davon, jedoch die Sammlungsbestände waren ein Scherbenamalgam, so- weit überhaupt noch etwas übrig- geblieben war. Aus den Trümmern baute Prof. Dr. Pittioni wieder ein Institut auf, zuerst in Wien 1., Hess- gasse 7, und als das Institut wieder zu wachsen anfing und ihm die Räume zu eng wurden, erreichte der Jubilar 1953 die Übersiedlung in die Hanusch- gasse 3 und von dort zehn Jahre spä- 'ter in das neue Institutsgebäude, Uni- versitätsstraße 7. Im Studienjahr 1960/61 war der Ju- bilar D e k a n der Philosophischen Fa- kultät, 1961/62 P r o d e k a n und in den Studienjahren 1964/65 und 1965/66 S e- na tor. Weitere Funktionen Von 1931 bis 132 Korrespondent, 1932 bis 1938 Konservator und seit 1948 K o n s i 1 i a r des Bundesdenkmalamtes, von 1933 bis 1,938 Konsiliar des Nieder- österreichischen Landesmuseums, von 1930 bis 1938 Sekretär der Wiener Prä- historischen Gesellschaft und Schrift- leiter der Wiener Prähistorischen Zeit- schrift; von 1937 bis 1938 Ausschuß- mitglied der Anthropologischen Gesell- schaft in Wien, von 1940 bis 1942 Schrift- leiter der Reihe Niederdonau, Natur und Kultur, von 1946 bis 1952 Vizepräsi- dent der Anthropologischen Gesell- schaft und von 1955 bis 1959 Präsident des Vereins für Volkskunde in Wien. Auszeichnungen und Ernennungen 1948 Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften; 1949 Mitglied der Landeskundlichen Forschungsstelle am Burgenländi- sehen Landesarchiv: gleichzeitig Ernennung zum Mitglied des Österreichischen Archäologischen Instituts. 1950 Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1951 Ordentliches Mitglied der Wiener Katholischen Akademie 1954 Korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Insti- tuts, des Istituto di Studi Etruschi ed Italici und der Associazione Italiana di Metallurgia 1956 Korrespondierendes Mitglied der Jutland Archeological Society und des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1957 Korrespondierendes Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte; Ernennung zum Ob- mann b- mann der Prähistorischen Kom- mission der Österreichischen Aka- demie der Wissenschaften und Er- nennung zum wirklichen Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1959 Ehrenmitglied des Vereins für Volkskunde 1961 Ordentliches Mitglied des Deut- schen Archäologischen Instituts und der Ancient Mining and Me- tallurgy Group 1962 Verleihung des Goldenen Ehren- zeichens des Landes Burgenland 1964 Verleihung des „Wilhelm-von- Harte]-Preises" der Österreichi- schen Akademie der Wissenschaften 1965 Verleihung des Großen Ehrenzei- chens für die Verdienste um die Republik Österreich 1966 Verleihung der Ehrenmitglied- schaft der Österreichischen Ar- beitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte und Widmung der Porträtmedaille der Universität Wien. Seine Arbeiten zuerst als Assistent, als Korrespondent und Konservator, als Sekretär und Schriftleiter, als Fach- beamter, als Dozent, als wissenschaft- licher Arbeiter, als Volksbildner und schließlich als Vorstand des Instituts und als Inhaber der Lehrkanzel sind so umfangreich, daß deren Erwähnung auch nur schlagwortweise unseren be- scheidenen Rahmen sprengen würden. Wir beschränken uns daher nur auf Tirol: Als Korrespondent: Organisatorische Mithilfe am Aufgabenbereich des Mu- seums B o z e n, Mithilfe bei der Ord- nung des Heimatmuseums Matrei am Brenner und Begehung der Gebiete um Matrei und Nauders. Als Fachbeamter: Ausarbeiten von Richtlinien für Inventararbeiten an den Heimatmuseen. Als Dozent: Vorlesungen „Urzeitli- eher Bergbau auf Kupfer und Eisen in Europa". Als wissenschaftlicher Arbeiter: Stu- dium des urzeitlichen Bergbaues auf Kupfererz in den Salzburger und Ti- roler i- roler Alpen. Grabungen auf der Kelchalm bei Kitzbühel (von 1931 bis 1938 und von 1947 bis 1953). Gründung einer Bergbau-Arbeitsgemeinschaft so- wie einer urgeschichtlichen Abteilung im Kitzbüheler Heimatmuseum. Seit 1947 systematische Förderung der ur- geschichtlichen Bergbauforschung auf Kupfer im Gelände und im Labor durch die Spektralanalyse. Gegenwärtig Spek- traluntersuchung des ersten Kitzbühe- ler Eisens aus dem Leichenbrand- behälter vom Lebenberg. Als Volksbildner: Vorträge in K i t z- b ü h e 1 und bei den volkstümlichen Universitätskursen in Innsbruck. Seine Arbeiten sind auf zwei Haupt- punkte ausgerichtet. Die allgemeine Urgeschichte und die ..Österreichische Urgeschichte" mit den so umfangrei- chen Problemen des urzeitlichen Kupferbergbaues. Und im zweiten Hauptpunkt erscheint immer wieder das Bergbaugebiet im Raume K i t z- bühel auf, das zu den berühmte- sten zählt. Die Kelchalpe im Blickpunkt Europas! Im August 1950 stellte uns Prof. Dr. Pittioni einen Aufsatz zur Verfügung, den wir unseren verehrten Lesern wie- der in Erinnerung bringen. Der da- malige Leserkreis hat sich ja gegen- über dem heutigen leicht v e r ze h n- f a eh t, so daß der Bericht auch als „aktuell" anzusehen ist. „Der freundlichen Einladung, für den „Kitzbüheler Anzeiger" eine Mitteilung über die Grabungen im Bereiche des urzeitlichen Kupferbergbaues der Kelch- alpe zur Verfügung zu stellen, komme ich gerne nach. Schon allein deshalb, da alle bis jetzt gehobenen Funde im Kitzbüheler Heimatmuseum vereinigt sind und diese einen besonderen An- ziehungspunkt für alle an der ältesten Geschichte der Stadt und ihrer Um- gebung Interessierten darstellen. Seit Beginn unserer Geländearbeiten im Jahre 1931 hat die Erde eine Reihe besonders wertvoller Aufschlüsse er- geben, die uns wichtige und ganz neu- artige Einblicke in die Arbeits- und Lebensweise der Bergleute vor drei- tausend Jahren vermitteln. Allerdings war dies nur möglich, weil wir von Anbeginn an den strengsten Maßstab an unsere Arbeiten legten und jegliche Beobachtung verwerteten. Jede Gra- bungskampagne wurde dadurch zu ei- ner Art Boden-Operation, die, mit fein- sten Instrumenten durchgeführt, jede Einzelheit erkennen und verwerten ließ. Diese erd-chirurgischen Eingriffe er- fordern deshalb auch eine langjährige Erfahrung und niemand, der glaubt, mit ein paar Pickelhieben etwas zu finden, wird auf seine Rechnung kom- men. Ich möchte dies ausdrücklich be- tonen, da es sein kann, daß unsere Grabungserfolge begeisterte Laien zu eigenen Unternehmungen aneifern könnten. Aber wie in der Medizin der Ungelernte nichts erreicht, so auch in der Urgeschichtsforschung, die sich in
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