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Seite 2 Kitzbükeler Anzeiger Samstag, 23. April 1966 und Furcht vor der Schule können 1 Eine Sonderstellung nimmt das de- 1 Die neuen Handwerksmeister auch als Zeichen der Unreife gelten. debile oder schwachsinnige Kind ein. 1 Die funktionale Unreife: Die Spiele verlaufen ohne Endabsicht, ohne Plan und können jederzeit ab- gebrochen werden. Die Lust liegt in der Bewegung als reine Funktionslust. Es besteht noch kein Aufgabenbewußt- sein, wohl aber ein schnelles Erlah- men des Arbeitseinsatzes. Im Zeichnen zeigt sich deutlich das Kritzelstadium als Vorstellungsarmut. Die menschliche Gestalt wird meist als Kopffüßler dar- gestellt. Kein Symbolverständnis ist vorhanden, was als sehr kritisch beur- teilt werden muß. Die Formen werden noch nicht oder nur schlecht erfaßt. Wenn schulunreife Kinder zu früh eingeschult werden, so können daraus schwerwiegende Folgen entstehen. Sie erreichen nur schwer oder gar nicht das Ziel des ersten Schuljahres, selbst bei reduziertem Lehrstoff nach dem neuen Lehrplan. Es können sich ferner Minderwertigkeitskomplexe bilden, un- ter denen der Schüler meist durch die ganze Schulzeit zu leiden hat. Auf Grund dieser Tatsachen spendet bei offenbaren Spätentwicklern eine Rück- stellung um ein Jahr nur Segen und väterliche Güte. In der goldenen Frei- heit des Elternhauses werden sie die Reife sicher nachholen, um für den Ernst des Schuleintritts gewappnet zu sein. Aus meiner Erfahrung weiß ich, daß wegen Unreife zurückgestellte Kin- der im Verlaufe der Schulzeit ihr Ziel immer sicher erreichten, anderenfalls aber zurückblieben oder immer Sor- genkinder waren. Findet die Einschu- lung bereits im Mai oder Juni statt, so ist zu bedenken, daß die Reife durch die Langtags-Monate eine günstige Wendung bis zum Schuleintritt erzielen kann. Täuschenderweise zeigt es meist die körperliche Reife, versagt aber beim geistigen Test. Leider sind drei bis vier Prozent aller Schulanfänger debile Kin- der. Das Kriterium dieser Kinder läßt sich folgendermaßen beschreiben: Wenn die Diagnose auf Grund der Einzeluntersuchung die Prognose fest- stellt, daß das Kind die erste und die zweite Klasse wiederholen wird müs- sen, dann ist es in die Sonderschule einzuweisen. Dem Kenner sagt der erste Blick die richtige Einstufung, der Test liefert dann die Beweise. Die Schwachbefähigten kommen über die Mengenbegriffe zwei bis drei nicht hinaus, vermögen nicht einfache Sätze nachzusprechen, denn ihr Denkprozeß ist äußerst langsam, es fehlt an Aus- dauer und Konzentration, die einfach- sten Formenwiedergaben mißlingen, sie vergessen wichtige Teile der mensch- lichen Gestalt, z. B. Arme und Finger, und verraten dadurch ihre geistige Ar- mut. Bei Zwillingen ist der Schwach- sinn sehr groß, bei eineiigen bis 100, bei zweieiigen bis 58 Prozent. Diesen armen Kindern erweist man eine, große Wohltat, wenn man sie in die Sonder- schule gibt, wo nur der halbe Lehr- stoff vorgeschrieben ist. Die vierte Gruppe, die körperbehin- derten Kinder, wie blinde, taube, krüp- pelhafte, werden meist automatisch der entsprechenden Sonderschule zu- geführt, wo die Unterrichtseinrichtun- gen alem Gebrechen entsprechend sind. Aus dieser kurzen Darstellung mögen die Eltern erkennen, daß die Lehr- personen bemüht sind, die Eigenart der Schulneulinge zu erkennen und sie dorthin und dann einzuschulen, wo der günstigste Moment für unsere Kleinen gegeben ist. Im Jahr 1965 haben bei der Meister- prüfungsstefle der Kammer der ge- werblichen Wirtschaft für Tirol fol- gende Gesellen und Gehilfen die Mei- sterprüfung mit Erfolg abgelegt. Zum Frühjahrstermin 1965. Dachdecker und Pflasterer: Franz M ö - senlechner, Mittersill. Tischler: Franz 5 c h o b e r, Kössen Mechaniker: Gottfried G r u b e r und Sigurd Kn 011, beide Kitzbühel Tapezierer und Bettwarenerzeuger: Hel- mut Lindenberger und Ägidius Ritter, beide Kitzbühel Damenkleidermacher: Genoveva Wö r- götter, Going Zum Herbsttermin 1965. Weber: Johann Ac h o r n e r, Kössen Platten- und Fliesenleger: Richard Harrasser, Kössen Tischler: Georg J a u d 1, Schwendt Schlosser: Peter G o s t n e r, Kössen, und Günter Nie derberger, Kitzb. Spengler: Helmut Mairam h o f, Hopf- garten Kraftfahrzeugmechaniker: Helmut Rei- ter, Kössen Zuckerbäcker-Konditor: Gernot Mach, Kitzbühel Photograph: Gertraud Staudach, St. Johann Friseure und Perückenmacher: Matthias Macheiner und Helga Schütz, beide Kitzbühel Rauchfangkehrer: Johann H i e b 1 e r, Brixen ben ein Beispiel. So konnte die Kapelle bis auf 45 Mann aufgebaut werden. Im Vorjahr habe er die Kapelle dem jungen und talentierten Andreas Wurzenrainer übergeben. An den Frem- denverkehrsverband richtete Zobel die Bitte, die Musikkapelle immer zu un- terstützen, auch für Auslandsreisen, und dankte seinerseits für die Ehrung. Kassier Karl H o f i n g e r erstattete die Jahresrechnung 1954. Diese schloß mit einem Einnahmen- und Ausgaben- stand von 1,169.000 Schilling. In den Einnahmen scheinen die Aufenthalts- taxen mit 443.000 und die Einnahmen aus den Pflichtbeiträgen mit 448.000 Schilling auf. Der Antrag der Kassen- prüfer Hans Cullek und Karl Brunner auf Entlastung des Obmannes und des Kassiers wurde einstimmig angenom- men. Ausschußmitglied Karl Rainer nahm die Vollversammlung zum Anlaß, Ob- mann Felix M ad 1 Dank und Anerken- nung auszusprechen. Madi leitet nun schon durch zehn Jahre den Frem- denverkehrsverband, an dessen Erfol- gen er maßgeblich beteiligt ist. Ins- besondere wies Rainer auf die Grün- dung der Bergbahn KG., auf die Orts- Vollversammlung ehrt Kapellmeister Hans Zobel Fremdenverkehrsverband St. Johann für Kurtaxeerhöhung Auf der Vollversammlung des Frem- teilnehmer auf die großen Verdienste denverkehrsverbandes St. Johann konn- hin, die sich Zobel um den Musiker- te Obmann Felix M a d 1 auch heuer nachwuchs und um den hervorragen- wieder zahlreiche Ehrengäste begrüßen. den Ausbildungsstand der Kapelle er- Bürgermeister Georg 0 b e r 1 e i t n e r, worben hatte. Insbesondere wies er auf die Vizebürgermeister Johann Raß und die musikalischen Erfolge im Ausland Stefan D a g, die Vorstandsmitglieder 1 und zuletzt über den Erfolg beim Auf- Sebastian P e r t e r e r und Michael treten in der großen Stadthalle in Wien Hit s c h, die Gemeinderäte Andreas hin. Zobel habe es mit seinen Musi- M a r i a c h e r, Paul S t ö c k 1 und Isi-1 kern auch verstanden, die Platzkonzerte dor Huber. Weiters den Obmann im Pavillon zu echten kulturellen Er- des Ski-Klubs Karl Rainer, Mu- lebnissen zu gestalten. sikobmann Paul S t ö c k 1 und aus Zobel, der 1930 (nach Kapellmeister Innsbruck Oberrechnungsrat Christian Ott) die St. Johanner Musik übernom- F e i e r s i n g e r. men hatte, schilderte den Leidensweg Zu Beginn der Versammlung über- der Kapelle in den dreißiger Jahren, gab der Vorsitzende an den bisherigen als wegen der politischen Situation oft Kapellmeister Hans Z o b e 1 eine Eh- nur 12 bis 15 Musiker ausrückten. Auch renurkunde als Dank und Anerken- nach dem Krieg war die Aufbauarbeit nung für dessen 35jährige Kapeilmei- mit Schwierigkeiten verbunden, jedoch stertätigkeit in St. Johann. Madi wies stellten sich die alten Musikkameraden unter dem Beifall der Versammlungs- gerne wieder zur Verfügung und ga-
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