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Samstag, 30. April 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 g e r, die „Lustign' Kitzbühler" unter der Leitung von Andre F e 11 e r, die Chauffeure Martin E n t s t r a ß er und Herbert Pankratz und Sennerei- S e p p e i vulgo Josef Hechenberger. Auch der „Presse" widmete er ein Wort (welche am frühen Morgen, ah- nungslos neben dem Omnibus an der Grenze stehend, vermutlich wegen des Hutschmucks von einem italienischen Grenzoffizier als Uniformist betrachtet und beim „Krawattl" angefaßt - aber gleich wieder losgelassen wurde) und wandte sich nach erfüllter Aufgabe wie alle 49 von den 50 dem guten Rotwein zu. Nur einer trank keinen Schluck: Seppei - nur b i r r a (kam aber auch auf seine Kosten). Wenn man einen fragte, speziell vom Raiffeisen-Lagerhaus, wie es geht, hieß es frei weg: „0, ganz dankschö!" So war es auch. Die gebotenen Dinge wurden mit einer unbekümmerten Selbstverständlichkeit „beschlagnahmt", die nur in einer echten und bewußten Betriebsgemeinschaft möglich ist. Kei- ne Ziererei - auch beim Tanzen nicht. Von den vierzehn Damen blieb kei- ne auch nur einmal sitzen und das war auch der Stolz der Musik. Der Stolz des Herrn Direktors aber war es auch, daß pünktlich um Mitter- nacht mit der „Polonaise" die letzten drei Tänze ausgerufen und wider- spruchslos akzeptiert wurden. Mit dem Gruß: „Morgen ist auch noch ein Tag" wurden die Ubikationen aufgesucht. Der Sonntag begann mit einer Ufer- fahrt bis zum südlichsten Zipfel des Lago di Garda. Der Gardasee in der lombardisch-venetjanjschen Delegation ist der größte See am Südrand der Alpen und besitzt eine Fläche von 370 Quadratkilometer. Sein Wasser- spiegel entspricht der Fläche von s e c h s Gemeinden unseres Bezirks nd zwar Jochberg mit 87,97 km2, Au- :ach mit 54,22, Kitzbühel mit 58,02, Oberndorf mit 17,70, St. Johann mit 59,14 und Kirchdorf noch 92,95 km2 von den insgesamt 113,77 km2. Er ge- hörte früher im nördlichen Ende zu Tirol. Den Namen erhielt der See nach der auf der Ostseite gelegenen uralten Pfarre Garda. Die Römer nannten den Gardasee Lacus Benakus. Zwischen Riva und Desenzano bzw. Salo herrscht ein periodischer Dampfer- verkehr. Der Gardasee ist sehr fisch- reich. Die Insel Sirmio machte der veronesische Dichter Catullus be- rühmt (von dessen Landhaus noch Überreste zu sehen sind). Der Gardasee ist 52 km lang, bis 17 km breit und bis zu 346 Meter tief und wird vom Fluß Mincio über den Po in die Adria entwässert. Das Frühstück vom „Casa Mia" war so kräftig, daß das Mittagessen bis nach Franzensfeste hinauf verlegt wer- den mußte. In Brixen wurde zwar ein Appetit-Test gemacht, der aber zu- gunsten einer weiter nördlicheren Ta- fel ausfiel. So hatte die „Post" in Franzensfeste die Ehre, die humorige Kitzbüheler Gesellschaft versorgen zu dürfen, was auch sehr gut ausfiel. Hauptmann Wirl erzählte von seinen Tagen bei der Festungsartillerie des Jahres 1908 und in der Person des Wirtsvaters von der „Post", dem 86- jährigen Herrn Reifer, fand er einen Bekannten aus der „Kaiserzeit". Hier ging auch der „Souvenir-Einkauf" prächtig; weiter unten konnte es pas- sieren, daß einer für Weißwein einen Rotwein, für Rotwein einen Muska- teller, für eine Zeitung einen Prospekt und für Äpfel gar Walnüsse hinneh- men mußte. Es gab aber deshalb keine Kümmernisse. Hauptzweck des Aus- fluges war ja die Gemeinsamkeit und die Kameradschaft. In Rennboten wur- de der Gardasee befahren, es gab in- teressante „Privat-Trips", irgendwo wurde eine Maikäferinvasion durch- fahren (beim Schütteln junger Bäume fielen sie massenhaft zu Boden und einige Käfer wurden in den Omnibus importiert und von Anni auf dem Kopf des Vordermannes niedergelegt, was bei den anderen ein schreckliches Lachen erregte). Weiträumige Wein- berge, riesige Olivenhaine und sogar eine blühende Rosmarinstaude waren Gegenstand der weiteren Bewunderung. -n einer Stadt am Gardasee, war es Limone, Torbole oder Gardone, das bleibt sich ja gleich, flog einem Kitz- büheler Ausflügler der Hut vom Kopf! Wer stand dahinter: Hannelore Gei- ger ei- ger vom Monte Schattero. Sie war mit einem Omnibus der Bank für Ti- rol und Vorarlberg aus Innsbruck mit dem gleichen Reiseziel unterwegs. Wie klein ist doch die Welt! Die Inns- brucker hatten vor, die Uferfahrt um den Gardasee zu komplettieren. Sie wußten noch nicht, daß der Straßen- verkehr auf der „Gardesana Occiden- tale" wegen eines Felssturzes (stand ja groß in den Tageszeitungen) unter- brochen war. Aber die Innsbrucker sind halt g'scheiter. Die Nähe des Brenners wurde dann t:otz der geflossenen Schönheiten der beiden Tage wieder mit Freude auf- genommen. Das Stück ‚ ‚Brennerauto- bahn" und die Europabrücke waren bald überwunden. Kunstvoll beide. Auf das, was schon ist, und was noch kommt, kann der Tiroler wahrlich stolz sein. Die Autobahn verschönert die Landschaft. Innsbruck wurde über die „Olympia- brücke" umfahren und zum Abend- essen mit „Schlußball" im Parkhotel in Solbad Hall zugekehrt. Die Besit- zer Rudolf und Ridi (von Maridi) Hos- kowetz sind Bekannte von Direktor Oberreßl. Daher war auch die Auf- nahme und die Bewirtung nicht nur leistungsfähig, sondern auch gastrono- misch ideal. Die Besitzer stellten auch hier den ganzen Saal den Kitzbühelern zur Verfügung und wieder gab es Tafelmusik und anschließend Tanz und Gesang. Die fünf Lehrlinge, die im Casa Mia frühzeitig ins Bett mußten, erhielten hier als besondere Anerken- nung für gutes Betragen einen Frei- tanz; rei- tanz; ebenso die drei Soldaten, die zwei Kanoniere Hans Lechner, Rai- mund La c k n er und der Hochgebirgs- jäger Josef Hillebrand, welche wieder einrücken mußten. Andre F e 1- 1 e r blies den „Zapfenstreich" und die alten Krieger wären dabei lieber „habt acht!" gestanden als die Jungen, so schön war's für sie. Den „Ball" er- öffnete hier wie im fernen Süden Ob- mann Paul Hechenberger - im Süden mit Monika 0 b e r r e ß 1, der Tochter des Direktors - und in Hall mit Hildegard Fuchs. Einen „Blitz- besuch" absolvierte Kanonier Josef Oberhauser jun. von Unterleiten, der auch in Hall bei den Soldaten ist. Sonst gab es keine Ehrungen, denn es war für alle eine Ehre, dabeigewe- sen zu sein. Auf dem letzten Stück der Heimfahrt wurden neue Gesangs- talente entdeckt. Die Chauffeure rauschten durch die Gegend, der Blick ins Freie war durch die Dunkelheit nicht mehr möglich und so wurde in- nerlich Einkehr gehalten. Walter sang (es waren mehrere Walter dabei) vom Entzücken geschwängert, das hohe Lied (d. h. es fing hoch an): „Woos werd' mei Alte sog'n - i lieg im Stra- ß'ngrab'n, aba rauschig, ja rauschig. rauschig bin i fit". Beim Raiffeisen-Lagerhaus, wo ein- gestiegen und ausgestiegen wurde, funk- tionierte der Schleppdienst. Aurach, Jochberg, Gundhabing etc., alle wur- den gut versorgt. Als die Kirchenuhr zwölf schlug, war kaum mehr jemand auf der Straße. Zwei schöne Tage im Jubiläumsjahr der Raiffeisen-Bezirkskasse.
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