Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 7. Mai 1966 Kitzbbe1er Anzeiger Saite 13 glückwünsche ich die AG. zum heuti- gen Freudentag der ersten Probedurch- fahrt. Kitzbühel kann sich mit Recht mitfreuen. Dort haben seit Jahrzehn- ten Pioniere an dem Werk mitgeplant. in Kitzbühel wurde die Felbertauern- straße-Aktiengesellschaft gegründet und Kitzbühel hat mitgeholfen, in Tirol zu- gunsten der Straße eine Presche zu j schlagen. Die direkte Verbindung mit Osttirol bedeutet eine ungeheure große Freude, daher sind auch wir selbst zu beglückwünschen, daß wir diesen historischen Tag erlebt haben und in Zukunft eine herrliche Verbindung nach Osttirol und Südtirol erhalten." Bürgermeister Brugger ..Keine Gemeinde hat mehr Anlaß zur Freude wie die Marktgemeinde Matrei. Schon einmal, nämlich am 12. April 1964, nach dem Durchschlag des Richtstollens, war es dem Gemeinderat von Matrei gegönnt, seine Freunde und Kollegen in Mittersill auf diesem Wege zu besuchen. Damals noch „auf Schie- nen", zu Fuß und mittels Werksautos. Heute ist die Freude noch größer, da das Werk sich in einem so guten Bau- fortschritt befindet, daß in absehbarer Zeit der öffentliche Verkehr gestattet werden kann. Wir grüßen in diesem Augenblick Hofrat Dipl.-Ing. Pa p s c h, der von Anbeginn der Felbertauern- straße seine ganze Kraft schenkte, sich heute aber krankheitshalber in der Univ.-Klinik in Innsbruck befindet." Bürgermeister Gran! ..Mittersill im Oberpinzgau ist mit dem ganzen Herzen bei der Felber- tauernstraße. Das geniale Finanzie- rungssystem und die hochqualifizierte Arbeit haben ein gutes Werkvollbracht und strafen alle jene Lügen, die uns stets als Phantasten bezeichneten. Wir freuen uns auf Besuche in Osttirol und danken allen und beklagen schmerz- lich die Opfer, welche der Bau gefor- dert hatte." Bürgermeister Grani über- reichte seinen anwesenden Kollegen so- dann das Heimatbcuh „Oberpinzgau" von Kanonikus Lahnsteier (Hollersbach). Am Tag der Probedurchfahrt gab es eigentlich keine mechanische Belüftung. Durch Montage einer Wettertüre zog der „Tauernwind" auf normale Art durch den Tunnel und erzielte eine fast angenehme Luftqualität. Die „Me- chanik" der beiden großen Belüfter- stationen, welche den Felbertauerntun- nel mit Frischluft zu versorgen haben, befindet sich gegenwärtig noch beider großen Fachausstellung in Hannover. Ihr Transport zum Felbertauern erfolgt in diesen Tagen. In Hannover soll diese „Mechanik" großes Aufsehen erregt ha- ben, da in dieser Größe noch keine Belüftungseinrichtungen gebaut wurden. Die Belüfterstationen sind so lei- stungsfähig, daß, wie bereits gesagt, pro Stunde tausend Kraftfahrzeuge durch- fahren können. ohne daß die Auto- insassen vom Kohlenoxyd oder von der sogenannten Trübsicht belästigt werden. Der 7,2 Kilometer lange Tun- nel wurde in vier Belüftungszonen eingeteilt. In jeder Zone befinden sich alle sechs Meter Düsen, mit welchen Frischluft in den Verkehrsraum ein- geblasen wird. Die Düsen sind über der Fahrbahn angebracht (in der Schweiz dagegen in der Fahrbahn selbst), denn über der Fahrbahndecke befinden sich auch die Frischluftkanäle, die so groß sind, daß jeder erwachsene Mensch diese aufrecht durchschreiten kann. Die Belüfterstationen an den Tunnelportalen sind 18 Meter hoch projektiert und mit je zwei Gebläsen mit einem Querschnitt von 280 Zenti- meter ausgestattet. Sie werden voll- automatisch gesteuert. Fünf 'im Innern des Tunnels angebrachte Meßstellen verzeichnen die Quantität des CO2-Ge- haltes der Luft sowie die Trübsicht, die für den Autofahrer unangenehm werden könnte. An der Trübung der Luft haben die Auspuffgase der Diesel- fahrzeuge den größten Anteil. Wenn nun gewisse Werte in der Lufttrübung in der Meßstelle angegeben werden, schaltet sich automatisch das Gebläse ein, welches nach dem System der bekannten K a Pl a n t u r b i n e geregelt wird. Damit wird erreicht, daß die Zufuhr von Frischluft dem Bedarf ent- sprechend dosiert werden kann. Diese Eigenart erhebt den Felbertauern- tunnel unter allen anderen Straßen- tunnels zum modernsten unserer Zeit. Die Beleuchtung des Tunnels durch ein Leuchtband in der Mitte erfolgte nach ausreichender Begutachtung durch Fachleute. Schon seit dem Frühjahr 1965 gab es im Südteil sogenannte „Probestrecken" mit seitlichen Leucht- bändern und einem Mittelleuchtband, das dann den Sieg davontrug. Auch hier spielt die Automatik eine gewich- tige Rolle. Die Eingangsstrecken im Tunnel erfordern nämlich, da das Auge noch am Tageslicht „hängt", ein stär- keres Licht als im Tunnelinnern. Die Beleuchtung in den Eingangsstrecken (bis 150 Meter) kann bis auf Licht- einheiten von 1200 Lux automatisch gesteigert werden, dagegen genügen im Tunnelinnern Lichteinheiten bei 65 Lux. Bei Nacht genügt dieses Quantum auch in den Eingangsstrecken. Dem Feibertauern wurden zur Er- richtung des Tunnels an die 400.000 Kubikmeter Fels entnommen, zum Großteil Granitgneis. Etwa im Juni sind die Arbeiten, die noch etwa sechs Monate in Anspruch nehmen, soweit vorangeschritten, daß mit der Anlage der Fahrbahndecke begonnen werden kann. Dem technischen Leiter der Fel- bertauernstraße AG Vorstandsmitglied Dipl.-Ing. Hofrat Josef Stark steht vor Augen, zu Weihnachten 1966 den Tunnel komplett und die beiden 17 Schöner hätte der Wonnemonat Mai eigentlich gar nicht anfangen können. i. Strahlend blauer Himmel umspannt das Firmament, die Sonne lacht vorn Him- mel und rechtzeitig zum Muttertag herrscht in den meisten Blumengärten eine Farbenpracht, die das Herz eines jeden Kleingärtners höherschlagen läßt. Mit klingendem Spiel zog am ersten Mai die Stadtmusik •durch die Straßen und brachte bei vielen Freunden und Gönnern „Wenn's Mailüfterl weht" als Ständchen dar. Unzählige Badefreunde pilgern täglich zum See, schwingen sich über den Zaun der offiziell noch geschlossenen Badeanstalten und stür- zen sich mit Todesverachtung in die eisigen Fluten. Aber auch auf den Tennisplätzen, beim Minigolf, am großen Golfplatz und am Fußballplatz tat sich am letzten Wochenende allerhand. Selbst die sonntägliche Niederlage unserer wackeren Fußballer, die innerhalb von zwei Minuten drei Gegentore hinneh- men mußten, konnte die frühlinghafte Hochstimmung nicht beeinflussen. Der Abstieg aus der Landesliga ist uns so oder so sicher und weil wir positiv denkende Menschen sind, freuen wir uns schon auf die spannenden „Lokal- derby" zwischen St. Johann, Kirchberg und Kitzbühel im kommenden Herbst. Wegen des Staatsfeiertages war nicht nur die Innenstadt beflaggt, sondern auch die Lokomotiven der OeBB prä- sentierten sich im Festtagsgewand. Es war jedoch zu beobachten, daß >in Wien fleißiger geschmückt wurde als inVor- arlberg. Denn aus Richtung Wien ka- men weit mehr mit Fahnen und Gir- landen geschmückte Schnellzüge (Hoch der 1. Mai) als aus Richtung Arlberg. Besonders fleißig war am Tag der Arbeit auch die Reither Musikkapelle. Um möglichst vielen Hausbesitzern und deren Angehörigen und Gästen ein Ständchen bringen zu können, hatte sich die Musik sogar in zwei Gruppen geteilt. „Die Alten" - so konnte man hören - „spielen links von der Achen und mia herüben". Am Tiemberg bei Newrnans spielte jedenfalls eine elf Mann starke Abordnung Marke „Jung". Ohne Trommel. Dieses Attribut jeder Blasmusik muß sich wohl bei der anderen Gruppe befunden haben. Trotz- dem waren die Darbietungen sehr ge- lungen. Neben Märschen versuchten
< Page 13 | Page 15 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen