Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 16 Kltzbüheler Anzeiger Samstag, 7. Mai 1966 Einen besonderen Platz im Betrieb der Molkereigenossenschaft nimmt die „Zupack-Verpackung" ein, da St. Jo- hann bereits mit großem Erfolg die Belieferung anderer Molkereien des Ti- roler Unterlandes aufgenommen hat und diese Verpackungsart die größten Entwicklungschancen besitzt. Die Zu- pack-verpackte Milch hat im ersten Einführungsjahr 32 Prozent des Markt- anteiles erreicht. Auf Grund des Sauer- milcbprograrnms der Genossenschaft mit den Bioghurtkulturen wurde in den Sommermonaten ein Tagesumsatz von 8000 Litern ausgeliefert. Mit die- sem Geschäftserfolg ist die Notwendig- 1 keit der Errichtung einer eigenen Ab- teilung begründet, um den Anforde- rungen und den Nachfragen des Mark- tes gerecht werden zu können. Aus vielseitigen Berichten wird im- mer wieder hervorgehoben, daß nach dem Anschluß an die EWG (Euro- päische Wirtschaftsgemeinschaft) nur mehr Verarbeitungsbetriebe mit einer ungefähren täglichen Verkäsungskapa- zität von 30.000 Kilogramm Milch le- bensfähig sind. Das Programm der Molkereigenossenschaft St. Johann und Umgebung wurde daher ab der zwei- ten Hälfte des Betriebsjahres 1965 auf eine Verkäsung von 30.000 bis 40.000 Kilogramm Milch erweitert. Neben den notwendigen Erweiterun- gen der Lagerkapazität wurde vom Vorstand auch das Problem der M 01- kenverwertung behandelt.Eswer- den nämlich wegen Unanbringung mo- natlich an die 700.000 Liter Molke un- verwertet der Abwasseranlage zuge- führt. Der Molkeabsatz beträgt, ver- teilt an etwa 145 Milchlieferanten, mo- natlich höchstens 285.000 Liter. Die wei- teren 255 Milchlieferanten haben wegen . der weiten Entfernung bzw. aus ande- ren Gründen keine Möglichkeit, Molke abzuholen. Sie sind daher schlechter gestellt als jene Betriebe, welche in der Lage sind, Molke abzuholen. Der Vorstand steht daher auf dem Stand- punkt, daß es unverantwortlich ist, fast dreiviertel der anfallenden Molke un- verwertet in den Kanal fließen zu las- sen und drängt auf die Errichtung ei- ner eigenen Anlage zur Verwertung dieses Produktes. Wer noch weiterhin Molke abholen will, dem wird dies nicht verwehrt. Den restlichen Mitglie- dern erwächst jedoch nach Inbetrieb- nahme der Molkenverwertungsanlage (und nach Amortisation derselben) eine weitere Verdienstmöglichkeit in Form eines höheren Milchpreises. Man denkt dabei an etwa vier Groschen pro. Li- ter Milch. Die Molkenverwertung ist keine Neuheit. Sie wird von allen. führenden milchwirtschaftlichen Be- trieben durchgeführt. Der Vorstand richtete In seinem Be- richt abschließend an die Milchlieferan- ten den Appell, die Milchbänke instand- zuhalten und dafür zu sorgen, daß für die Leer- bzw. Vollkannen genügend Platz vorhanden ist. Auch die Schnee- freimachung im Winter ist erforderlich, um eine reibungslose Abfuhr zu er- möglichen. . Der Vorsitz endestellv ertreter des Auf- sichtsrates Josef Reiter, Weberbauer, berichtete über die Kontrolltätigkeit des Aufsichtsrates. Er stellte an die Generalversammlung den Antrag auf Entlastung des Vorstandes, da die Ge- schäftsführung auf Grund der Prü- fung als tadellos zu bezeichnen sei. Der Obmann des Aufsichtsrates J. Schwai- ger, Niedingbauer, Fieberbrunn, konn- te den Antrag nicht selbst vorbringen, da er kürzlich infolge eines Autounfal- les in Zell am See einen Oberschenkel- bruch erlitt und in die Universitäts- klinik nach Innsbruck eingeliefert wer- den mußte. Prüfungsdienststellenleiter Josef Am- b r o s i berichtete über den Jahres- abschluß 1964. Der Mitgliederstand er- höhte sich gegenüber dem Vorjahr von 382 auf 385 (sechs Zugänge und drei Austritte) mit insgesamt 2931 Anteilen. Der Bruttogewinn betrug 5,888.000 Schil- ling und der tatsächliche steuerliche Gewinn 1898 Schilling. Nach Beantwor- tung über die Anfrage der Buchung des Milchabzugsbetrages von 10 Gro- schen (Anfrage von Fritz Walti) und der Anfrage, für welche Zwecke der Gesamtbbetrag zur Verwendung kommt (Anfrager Johann Grander), wurden der Jahresbericht des Vorstandes, der Geschäftsbericht sowie der Vortrag des Gewinnes auf neue Rechnung und der Antrag von Josef Reiter auf Entlastung der Funktionäre und der Betriebslei- tung einstimmig genehmigt. Nur die Abstimmung über die Genehmigung des Jahresabschlusses für 1964 erfolgte mit einer Gegenstimme (Johann Gran- der). Die Neuwahlen über das satzungs- mäßig ausscheidende Vorstandsmitglied und der zwei Aufsichtsratsmitglieder erfolgten einstimmig. Als Vorstandsmit- glied wurde Josef Ai g n e r, Hunds- bichibauer in Kirchdorf und als Auf- sichtsratsmitglieder Johann E d e r, San- hartbauer in St. Ulrich und Matthias Fo i dl, Schedererbauer in Going, wie- dergewählt. Eder schlug zwar an sei- ner Stelle Leonhard Millinger, St. Ul- rich, vor, jedoch wurde von der Ver- sammlung wiederum ihm das Ver- trauen gegeben. Der Revisionsbericht über die Jahre 1961. bis 1965 wurde von Oberrevisor Oswald Schallhart vorgetragen. Der Gesamtbericht mit einem Umfang von 27 Maschinschreibseiten wurde aber nur auszugsweise verlesen. Wir entnehmen diesem: In den vier Berichtsjahren, vorn Juli 1961 bis September 1965, wurden Ins- gesamt vier Millionen Schilling in- vestiert. Die Funktionäre waren in ih- rer Tätigkeit sehr aktiv, sparsam, sorg- sam und weitblickend. Es wurden 27 Sitzungen abgehalten, vier Generalver- sammlungen. Alle Maßnahmen konn- ten ohne Beanstandungen gutgeheißen werden. Der Geschäftsbetrieb hat die Erwar- tungen voll erfüllt. Außer den Investi- tionen konnten Darlehensrückzahlun- gen von 3,8 Millionen Schilling getätigt werden. Der Fettgehalt der angelieferten Milch stieg von 3,64 Prozent im Jahre 1961 auf 4,71 Prozent im Jahre 1965. Der Alpmilchanteil erhöhte sich auf über 1 Million Liter. Von 52 Alpen wird die Milch angeliefert und hiefür stehen 26 Milchleitungen zur Verfügung. Der Umsatz betrug 1963 15 Millionen, 1964 22 Millionen und 1965 27 Millionen Schilling. Eine sensationelle Entwick- lung kann der Käseerzeugung zuge- schrieben werden. Vor zwei Jahren waren es noch 662.000 Kilogramm und im Vorjahr schon rund 800.000. Heuer erreicht die Produktion die M i 1 i o n. Damit zählt St. Johann nach Knittel- feld zu den größten Käseproduzenten Österreichs. Direktor Thomas B e r g e r des Ti- roler Sennereiverbandes, dem der Vor- sitzende Worte des Lobes und der An- erkennung zollte (u. a. sagte er: „Wäre der Tiroler Sennereiverband nicht da, so müßte er direkt erfunden werden"), erstattete einen interessanten milch- und marktwirtschaftlichen Bericht. Ti- rols Milcherzeugung bringt 142.000 Ton- nen auf den Markt. Dies sind aber gegenüber der gesamtösterreichischen Erzeugung von 1,651.000 Tonnen nur 8,7 Prozent. Die Rahmerzeugung ist in diesen Zahlen nicht enthalten. Zur Durchschnittsproduktion in St. Johann mit 1722 Kilogramm pro Kuh und pro Jahr sagte Dir. Berger, daß diese über dem österreichischen Durchschnitt liege. Dieser betrage 1600 kg. In Holland je- doch 3700 kg. Den Erweiterungsbau in bezug auf den Käsevorratskeller und das Milchstapellager befürwortete er. Er wies dabei auch auf die Tat- sache hin, daß St. Johann schon in den abgelaufenen Jahren gezwungen war, „grüne Käseware" in Innsbruck einzu- lagern, da der eigene Keller zu klein war. Die Betriebswirtschaft in St. Jo- hann bezeichnete er als anerkennens- wert und abschließend bedankte er sich für die gute Beurteilung des Tiroler Sennereiverbandes durch Obmann Bür- germeister Oberleitner. Der Obmann berichtete sodann über die geplanten Baumaßnahmen. Zur Be- schlußfassung durch die Generalver- sammlung kommen die Anträge auf den Neubau eines Käselagerkellers mit einem Fassungsraum von 300.000 kg Käse, die Schaffung einer Frischmilch- abteilung und der Bau der Milchiager- abteilung mit zwei Tanks von je 20.000 Liter Inhalt sowie die Errichtung einer Molkenverwertungsanlage. Alle Bau-
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