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Die „Milchbar" am Hauptplatz in St. Johann (eröffuet 1960). Photo: Studio Corso" Innsbruck Samstag, 7. Mai 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 111 maßnahmen können ohne weitere Be- lastungen durch die Mitglieder vorge- nommen werden. Der Finanzierungs- plan wurde mit dem Prüfungsdllenst- leiter Josef Ambrosi durchbesprochen. Die Gesamtkosten betragen unter Ein- schluß des Risikofaktors sechs Millio- nen Schilling; davon werden zweit Mil- lionen durch den Betrieb aufgebracht und vier Millionen durch einen Agrar- sonderkredit. Mit der Molkenverwer- tung ist eine weitere Betriebsstärkung verbunden, da diese einen Bruttoertrag von sieben Groschen pro Liter bringe, der wiederum den Mitgliedern zugute kommen wird. In der Debatte wurde ausschließlich nur über die „Molke" gesprochen. Nach einer fachlichen Beurteilung durch Di- rektor Karl Berktold, in welcher dieser auf weitere Vorteile der Anlage hinwies und auch zu bedenken gab. daß eines Tags die Wasserrechtsbehörde durch die große Zufuhr unverwerte- ter Molke in die Abwässer eine gesetz- widrige Wasserverschmutzung sehen und dann eine Verwertung aufgedrängt werden könnte, beantragte Bürgermei- ster L. K a p e 11 e r, dem Vorschlag des Vorstandes stattzugeben. Die Fieber- brunner wollen eine Verwertung und appellieren an die anderen Mitglieder, sich diesem Antrag anzuschließen. Die- sem Antrag schlossen sich die Nua- racher Bauern an. Auch der Tenner- bauer, St. Johann, und die Vertreter aus Hochfilzen plädierten für eine Ver- wertung. Mit der darauffolgenden Ab- stimmung wurde der Antrag des Vor- standes mit 70 Ja- und acht Nein- stimmen angenommen und damit der „Molkenkrieg" beendet. Wer noch Jutten holen will, erhält diesen vor- läufig weiterhin für etwa 60 Prozent der angelieferten Milchmenge und zum Preis von 6 Groschen pro Liter. Der Vorsitzende gab nochmals der Freude über die Anwesenheit von 'Prä- sident Johann Obermoser Aus- druck. Präsident Obermoser habe sich den Dank und die Anerkennung der St.-Johanner Genossenschaft verdient. Immer war er Helfer und väterlicher Freund und hat den Funktionären bei Schwierigkeiten das Rückgrat gestärkt. Oberleitner beglückwünschte den Prä- sidenten auch zu seiner Genesung und bat ihn, einige Worte zur Versamm- lung zu sprechen. Präsident Obermoser: Seit jeher hat mich die Entwicklung der Molkerei- genossenschaft St. Johann und Um- gebung interessiert und ich bin auch heute gerne zur Generalversammlung gekommen und nehme mit Dank die anerkennenden Worte und die Glück- wünsche zur Genesung entgegen. Die sieben Wochen, die ich Im Kranken- haus zugebracht habe, waren eine ver- lorene Zeit, da ich nicht einmal die großen politischen Ereignisse verfol- gen konnte. In markanten Worten erinnerte der Präsident sodann an die schwierige Gründungszeit und an die dreißiger Jahre. Die Pioniere der Gründerzeit sollen nicht vergessen werden, sie ha- ben wenig Dank geerntet, aber viel Undank erlebt, wie es nun einmal das Los von Pionieren ist. Heute kann den Bau der Molkerei niemand mehr be- kritteln. Sehr lobend erwähnte der Prä- sident sodann die Tätigkeit von Ob- mann Bürgermeister Oberleitner und von Direktor Berktold. Wie gut war seinerzeit in den fünfziger Jahren der Kauf des Grundkomplexes, auf dem heute die Molkerei steht. Dieser Kauf konnte sehr günstig getätigt werden. Der Bau konnte, wie dies in einer Bauernbundversammlung versprochen wurde, ohne Milchgeldabzug erstellt und in Betrieb genommen werden. Auch weitere notwendige Investitionen wur- den ohne Belastungen der Mitglieder zum Wohl des Betriebs getätigt. Eine enorme Leistung des Vorstandes und des Aufsichtsrates, auf die kaum ein anderer Ort in Österreich verweisen kann. Zur Molkenverwertung sagte der Herr Präsident, daß es grundsätzlich richtig ist, wenn die Anlage gebaut wird. Die Aufnahme eines Vier - Millionen-Dar- lehens sollen sich aber Vorstand und Aufsichtsrat genauestens überlegen, falls erforderlich, werde er gerne mit Rat zur Seite stehen. 'Vorstand und Aufsichtsrat haben es aber auch verstanden, zu den Milch- wirtschaftsbehörden gute Beziehungen zu pflegen. St. Johann ist ein milch- wirtschaftliches Zentrum in Tirol und braucht ein gutes Klima zum Milch- wirtschaftsfonds, zum Sennereiverband. zur Landwirtschaftskammer und zu den Prüfungsdienststellen. Abschließend dankte der Herr Präsident Obmann Oberleitner und Direktor Berktold per- sönlich und sprach sich auch aner- kennend über Direktor Berger und Dipl.-Ing. Letztl aus, die mitgeholfen haben, bestehende „Ecken" abzubauen. An die Milchbauern richtete Obermoser den Appell, treu zur Genossenschaft zu halten, denn die Milchwirtschaft ist neben dem Fremdenverkehr der wich- tigste Erwerbszweig des Bezirks, und sprach den Wunsch aus, die Genossen- schaft möge in absehbarer Zeit in eine schuldenfreie Zukunft blicken. Dipl.-Ing. Le t z 1, Dipl.-Ing. S c h u- 1 e r und LA Bezirksobmann M a n z 1 gratulieren der Versammlung zu den getätigten Beschlüssen, die als richtig und fruchtbringend zu bezeichnen sind, und beglückwünschten die Genossen- schaft zur gesunden Entwicklung und zum Fortschritt. Der Vorsitzende, der nun seit f ü n f- z e h n J a h r e n seine schwierige Stelle zur großen Förderung der Milchbauern und des Milchkonsums innehat, rich- tete an den Milchwirtschaftsfonds bzw. dem Landesstellenleiter Dipl.-Ing. Karl L e t z 1 Worte des Dankes und bat ihn. den Dank auch dem Obmann Dipl.-Ing. E d e r und dem Geschäftsführer Korn- rnerzialrat E r h a r t übermitteln zu wollen. Der Milchwirtschaftsfonds hat den St. Johannern immer gute Rat- schläge gegeben, hat immer etwas für sie übrig gehabt, wofür ihm der Dank der Generalversammlung gebührt. Auch der Prüfungsdienststelle, an der Spitze Leiter Josef Am b r o s i und Oberrevisor Oswald S eh a 11 h a r t, dankte der Vorsitzende für die „harte", aber gerechte und fachmännische Tä- tigkeit, die sieh zum Wohl der Ge- nossenschaft ausgewirkt habe. Er bat auch die beiden bekannten und tüch- tigen Fachleute, Herrn S c h w e i g - h o f e r die Grüße und den Dank der Generalversammlung überbringen zu wollen. Da die Debatte nur mehr spärlich floß (Transportkostenersatz), schloß Ob- mann Bürgermeister Oberleitner mit dem Dank an alle Mitglieder für ihr Erscheinen und für die rege Mitarbeit sowie für ihr Aufgeschlossenheit bei der Zustimmung der geforderten Bau- beschlüsse die Versammlung.
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