Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 7. Mai 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Großveranstaltungen auftritt, sondern dieser Saison einen neuen Telephon- auch intensivst die Nachwuchsförderung anschluß bekommen. Die neue Num- betreibt und sich intensiv am Meister- mer ist 43 20. Wir bitten die verehrten schal tsbetrieb beteiligt. Tennisklubmitglieder sowie Gäste und - Neue Telephonnummer beim Ten- 1 besonders Hoteliere und Gastwirte, nisklub: 4320. Wie bereits einmal be- diese Nummer vorzumerken, da sie im richtet, hat der Tennisklub ab Beginn Telephonbuch noch nicht aufscheint. Kathi Hirnsberger, Hotel Weißes Rößl, 60jöhriges Berufsjubiläum Heuer, nach Abschluß der Winter- schild, das heute noch die Vorderseite saison, wurde im Hotel „Weißes Rößl" schmückt, aber auch das alte Grund- ein seltenes Fest gefeiert. Die Mutter buch, das den Namen „Bichiwirt" nicht des Hauses, Frau Katharina Hirns-! kennt, wohl aber den Namen „Wei- b e r g e r, feierte im Kreise ihrer Kin- Jies Rößl". Bei den Kitzbühelern muß- der und Enkelkinder ihr 60jähriges te es aber den Bichiwirt geben, ge- J3erufsjubiläum. Wahrlich ein seltenes nauso wie den Bichischrnied, den Jubiläum, das im Rückblick das Bild Bichibäcker, den Bichiwagner usw. einer großen Frau, Gattin und Mutter, Wie sah der Bichiwirt damals aus: einer erfolgreichen und weit über die bis zum Pfleghof erstreckte sich das Stadtgrenzen hinaus bekannten Gast- sogenannte Bichlwirtsangerl, auf dem wirtin spiegelt. Die Jubilarin wurde am 18 Novem- ber 1883 in Deutsch-Matrei heute Ma- trei am Brenner, als Tochter des Zim- mermeisters und Bauern Hans Amorth ma und dessen Gattin, Katharina geb. El- 1er, beim „Tomerle" geboren. Das Ge- burtshaus beim „Tornerle" erhielt den Namen vorn Urgroßvater, welcher Tho 3 5 - mas hieß. Dieses Haus wurde 1945 bis auf den Luftschutzkeller zerbombt. Als die Überlebenden den Keller verließen. AH standen vorn Haus keine Mauern mehr. Es wurde später wieder aufgebaut und wird heute von einer Nichte der Ju- bjarin als Pension geführt. Bei ihrer Tante im Gasthof Lamm . in Matrei (der Onkel, Jakob Amorth, war ein bekannter Baumeister), welche - im ganzen Wipptal als tüchtige Wirtin bekannt war, wurde Frau Katharina Hirnsberger in den Gastwirtebetrieb eingeführt. Ihrer ersten Lehrmeisterin. zu der sie mit 15 Jahren kam, ver- dankte sie die Liebe zur Arbeit. Nach drei Lehrjahren, in welchen sie sämt- Photo g, k. 1i2he Arbeiten im Gasthof zu verrich- heute das Torhaus steht (früher Ret- ten hatte, trat sie beim „Jörgele" in tungsheim), eine Reihe von Obst- Innsbruck, Goldenes Dachi, in den standin waren dort, so der Huttinger Dienst und lernte dort den schneidigen Hans, der Stoffinger, der Ribiser und Kaiserjägerzugsführer Hans Hirnsber- gegenüber stand noch das Bergamts- ger kennen. 1904 trat sie zum Kochen- vaschhäusl (heute Ski- und Sporthaus lernen im Hotel Stern in Igis ein und Nagele). Gegenüber war der Bichl- anderthalb Jahre später kehrte sie in schmied - Meister Peter Mitterer (nun das Heimathaus zurück, um ihrer 'Mut- Kirchberg) - und daneben, heute Ski- ter im Haushalt behilflich zu sein. haus Michael Ober, der Bichiwagner, Dort erreichte sie die wichtigste Post auch Spinnwebenwagner genannt. Mei- ihres Lebens, ein Telegramm, das sie ster Haggenmüller kannte noch kei- heute noch besitzt. Darin steht ge- nen Staubsauger. Zwischen dem heuti- schrieben: „Heute Bichiwirt gekauft, gen Hotel und dem Schuhhaus Werner komm sofort! Gruß Hans, Kitzbühel, befand sich der Pferdestall mit 30 22. Jänner 1906." Pferdeboxen. Noch bei der letzten Am 2. Februar 1906 wurde in Kitz- Fassadenerneuerung am Hotel wurde bühel geheiratet. Die Brautlehre hielt ein Haltering zum Anhängen der Gast-. Pfarrer Egger, der damals schon pferde belassen, an das seinerzeitige Stammgast beim „Bichiwirt" war. Der großartige Pferdegeschäft beim „Bichl- Name „Weißes Rößl" muß schon einige wirt" erinnernd. Generationen auf dem Haus gewesen Der Bichlwirt besaß zwei Gastlokale, sein, das beweist das alte Gasthaus- die Küche, das Vorhaus und über dem Erdgeschoß 16 Fremdenbetten. Von die- sen waren vier Zimmer mit einem Ofen ausgestattet. Im Hausgang vom 1. Stock befanden sich noch Theater- requisiten, denn früher wurde auch Theater gespielt. Mit elektrischem Licht war nur das Erdgeschoß versorgt; über die Stiege ging es mit Kerzenlicht und die Zimmer wiesen Petroleumlampeii auf. Die Grundgrenze des Bichlwirts- anwesens markierten 1906 die zwei Ka- stanienbäume; der eine, nahe am Pfleg- hof, steht noch. Die bäuerliche Bevöl- kerung, die beim Bichiwirt einkehrte, erwarb für ihre Pferde auch Heu und Hafer als Futter; besonders knickerige Bauern nahmen die „Roßknödl" in ei- nem Säckchen mit nach Hause: „Der Dung ist nicht zu verschenken!". Das heutige Restaurant Chizzo führte den Namen ‚.Kaffeehäusl", später Batzen- häusl und war vor der Erwerbung durch Martin Thurnher d. Ä. (1934) das Arbeiterheim der Sozialdemokrati- schen Partei. Der große Pferdestall mußte 1929 dem Speisesaalneubau weichen. Wo die heutige „Rößl-Bar" steht, die 1936 er- richtet wurde, standen bis dahin noch acht Pferdeboxen; sechs für Gast- pferde und zwei für die eigenen. Mit dem Bau der Bar war das Pferde- geschäft zu Ende. Während des 1. Weltkrieges, den der Gatte Hans Hirnsberger als Leutnant der Kaiserjäger mitmachte, diente das Hotel als Lazarett. Frau Kathi Hirns- berger hatte in den Kriegsjahren für 200 Soldaten zu kochen; 80 waren im eigenen Haus, die übrigen im Schloß Maks bei Schloß Kaps und im Isolier- spital am Högirain (das vor einigen Jahren abgebrochen und als städti- sches Wohnhaus wieder aufgebaut wur- de) sowie im Haus Koroschetz (heute Bäckerei Pirchl, Jochberger Straße). Die Jubilarin betrieb in diesen Jahren auch eine beachtliche Schweinemast. Alle 14 Tage trieb sie eine Schar Schweine zur städtischen Waage, die damals zwischen dem Rathaus und dem Sporthotel stand, wo Bürgermeister Franz Reisch das Gewicht kontrollierte. In der originel- len Brixentaler Sprache nannte Vater Reisch unsere Jubilarin „s' Fackn-Ka- thei". Sie war auch als Pferdehändle- rin tätig, besaß selbst Rennpferde und kannte in der Betreuung des Hauses, während der Gatte Kriegsdienst lei- stete, keine Rücksicht auf die eigene Arbeitskraft, um bestehen zu können. Vom „Fackengeschäft" gingen monat- lich 500 Kronen als Kriegsanleihe ab. Jeden Samstag wurde „abgestochen" und etwa 300 Paar Würstl gemacht. Die Küche war und blieb die größte Sorge und das größte Glück unserer Jubilarin. Das geht schon daraus her- vor, daß sie durch 1 ü n f z i g Jahre hindurch mit nur drei Chefköchinnen auskam. Die Frau Schmalnauer, die Frau Leitzinger und die „Resi" aus
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