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Samstag. 14. Mai 196 Kitz.bühe!er Anzeiger Seite 13 Zum zehnten Todestag von Baumeister Josef Unterberger Vor zehn Jahren, am 14. Mai, starb Baumeister Josef Unterberger, Bau- referent und Gemeinderat der Stadt Kitzbühel und Gründungsmitglied der .‚Kitzbüheler Anzeiger GmbH" im Al- ter von erst 52 Jahren. Mit ihm verlor Kitzbühel einen fanatischen Patrioten und man kann mit Recht sagen, daß durch seine Initiative und seine un- ermüdliche öffentliche Tätigkeit unser Kitzbühel schöner und reicher wurde, als er es bei seinem Zuzug vorgefun- den hatte. Josef Unterberger wurde am 2. Au- gust 1903 in Kirchbichl als Sohn des Zimmermeisters Josef Unterberger und der Maria geb. Steinlechner aus St. Jo- hann geboren. Bald nach seiner Ge- burt erwarben seine Eitern in St. Jo- hann die Magerhennrnühle und betrie- ben dort nebst der Zimmerei das Säge- werk. Schon mit 13 Jahren trat Josef Unterberger erstmals in das Blickfeld der OeffentJichkeit und zwar als Lehr- ling seines Vaters beim Wiederaufbau der durch Blitzschlag am 10. August 1916 zerstörten Kuppel der St.-Anto- niiis-Kapelle. In schwindelnder Höhe befolgte er eifrig die Anordnungen sei- nes Vaters, der eigens auf Antrag des Dekanats und der Gemeinde vom Kriegsdienst am Pasubio beurlaubt wurde, kurz bevor seine Landesschüt- zenkompanie von den Italienern bis auf drei Mann aufgerieben wurde. (Vater Unterberger vollendete heuer im Jänner sein 86. Lebensjahr.) Die Gesellenjahre verbrachte Josef Unterberger nach altem Brauch außer- halb seiner Heimatgemeinde und kam dabei auch in deutsche Städte. 1930 legte er die Meisterprüfung mit Aus- zeichnung ab, verehelichte sich im glei- chen Jahr mit Elise Köck aus Kirch- dorf und machte sich in Kitzbühel als Zimmermeister und Brunnenbauer selbständig. Das junge Paar erwarb das historische Haus „Zum Öhlschlag", Wehrgasse 2, das später oft beim Blu- menschrnuckwettbewerb preisgekrönt wurde. 1939 gründete er zusammen mit Bau- meister Ing. Georg H u t e r die „Bau- unternehmung Unterberger & Hu'ter' die er zu großem Ansehen führte. Er beschäftigte in der Folge bis zu zwei- hundert Bauarbeiter und errichtete im ganzen Bezirk bedeutende Bauten, die Zeugnis von seinem Können ablegten. Als Autodidakt belegte er in Wien Vorlesungen und legte 1953, schon 50- jährig, die Baumeisterprüfung ab. Seine Baufirma wurde nach seinem Tod eine Zeit von seiner Witwe Elisabeth Un- terberger und Baumeister Ing. Georg Huter weitergeführt und später von Baumeister Ing. Willi Gesierich mit dem Großteil der tüchtigen Fachkräfte überndrnmen. Sin Polier Josef Höck rief ihm am offenen Grabe nach: „Du warst uns der beste Chef". Ein be- sonderes Zeichen des Vertrauens auf die Leistungen Unterbergers lieferte die Nachbargemeinde Reith, wo in den 26 Jahren seiner Selbständigkeit aus- schließlich nur mit Unterberger gebaut wurde. Die Gemeindetätigkeit nahm Josef Unterberger bereits 1940 als Ratsherr auf. In den Kriegsjahren wurde er auch von der ‚.Technischen Nothilfe" herangezogen. 1950 zog er als Listenführer der „Wahlpartei der Unabhängigen" mit Jakob Dobringer, Peter Sieberer und Josef Reiter als parteiungebundener Mandatar in den Gemeinderat, bildete mit der .‚Tiroler Volkspartei" eine Wahlgemeinschaft und unter Bürger- meister Dr. Camillo v. Buschman wur- de er mit dem Baureferat betraut. Als freigewählter Mandatar bot ihm gerade das Baureferat die Möglichkeit, seine großartigen Fähigkeiten in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Er wirkte im Gemeinderat wie ein Motor. Zwei Dinge sind es vor allem, die unzertrennlich mit dem Namen Unterberger verbunden sind: Die Schaf- fung des Wohnungseigentums und die Bildung einer ständigen Haushaltspost für Bauzuschüsse an minderbemittelte Bewohner. Das erste Wohnungseigen- tum in Kitzbühel wurde in der Sied- lung „Frieden" geschaffen und der An- trag Unterbergers auf Gewährung von Subventionen an jene Kitzbüheler Fa- milien, die sich selbst eine Wohnung beschaffen (Antrag im Gemeinderat, 29. Juli 152), wurde erstmals 1954 erfüllt. Erinnern wir uns an eine Leserzuschrift im ..Anzeiger" vom 9. August 1952: „Lieber Anzeiger! Du hast in Dei- nem Bericht über die 30. Gemeinde- ratsitzung von dem Vorschlag des Baureferenten Unterberger berichtet, daß dieser die Ausgabe einer Prämie in der Höhe von 10.000 Schilling für jene Personen, die sich selbst eine Wohnung erbauen bzw. der Stadt eine Wohnung zur Verfügung stel- len, befürworten würde. Ich bin der Ansicht, daß diese Maßnahme ein Mittel wäre, die derzeitige Wohnungs- not zu beheben, zumindest aber ganz bedeutend zu lindern. Es ist sehr erfreulich, daß in der heutigen. von Parteidemagogik und Amtsbürokratie belasteten Zeit ein so erfreulicher Vorschlag gemacht wird und wün- sehe nur aus ganzem Herzen, daß diese Idee weitet bearbeitet wird Der Kitzbüheler Gemeinderat würde der Durchführung dieser Idee im Kampf gegen die Wohnungs- not im ganzen Land unvergeßliche Verdienste sichern." Seit Einführung dieser ‚einmaligen Baukostenzuschüsse", die seit einigen Jahren unter dem Haushaltstitel „Wohn- baukostenbeiträge an Private" gebucht werden, ist die Million voll gewor- den. Unterberger war auch der Motor für den Beginn der Achenverbauung, der Kanalisierung. der Auflassung der Mühlkanäle und der Ortsverschöne- rung. Er verfocht mit Leidenschaft das Projekt „Hofrat Stark" für die Paß- Thurn-Umfahrungsstrafle, jedoch konn- te er den Baubeginn dieser Straße nicht mehr erleben. Mit Erfolg setzte er sich auch für die Erhaltung unseres schönen Stadt- bildes ein, für den Straßenneubau und für die Verbesserung der Straßen und widmete sein Augenmerk auch den Einfriedungen. Es entstanden unter Un-: terberger die ersten öffentlichen An- lagen beim Marienheim. beim Kloster, beim Fischlechner und der Brunnen bei der Katharinenkirche. Seine besondere Liebe aber galt den Birken, davon zeugen besonders die Allee des Spazierweges von Hierzing bzw. vom ‚.Liabei" zum Schwarzsee- bahnhof und der herrliche Birken- bestand am Schwarzsee. Der Mensch Unterberger: Im Krieg nahm er einen verlassenen Flüchtlings- buben in die Familie auf, der mit den eigenen Kindern. den zwei Töchtern und den zwei Söhnen, aufwuchs; auch die Berufsausbildung ermöglichte er ihm. Dieser Bub ist heute Chauffeur und Hausbesitzer in Reith. Stondesfälle in Westendorf - Geboren wurden: ein M a n f r e d Karl dem Tischlermeister Walter Manzl und der Gattin, Maria geb. Hollaus, Westendorf, am Salvenberg 26; eine M a r i a Anna dem Landwirt Bartlmä Pöll und der Gattin, Maria geb. An- tretter. Westendorf, Kuxnmererbauer; ein J o h a n n dem Säger Kaspar Rabi und der Gattin. Anna geb. Kurz. We- stendorf, Stockermühl; eine T e r es ja dem Landwirt Kaspar Schwaiger und der Gattin, Susanne geb. Hain, We- stendorf, Hainzen. - Getraut wurden: der Fabrikant Peter Schenke Wien, mit der Gast- wirtstochter Helga Aschenwald, Westendorf, Bahnhof restauration. - Gestorben ist: am 9. April in Kuf- stein die Kaufmannsgattin Margreth Fuchs, Westendorf, Kaufhaus Fuchs, Bahnhofstraße 25, 56 Jahre.'
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