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Samstag, 28. 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 kommen zu sein. Vielmehr entstand der Wunsch, den jungen Fidel Tscholl (der gelernter Stukkateur war und als solcher selbst in Paris und Rom ge- arbeitet hatte) nach Kitzbühel zu ruf en. Franz Josef Tscholl, Tabakverleger und Stempelverleger, k. k. Weggeld- pächter, starb in Kitzbühel im Haus Nr. 15 (heute Bäckerei Vittur) am 20. Jänner 1871 im Alter von 61 Jahren. Seine Gattin, Barbara geb. Koidl, wel- che von 1875 bis 1892 Besitzerin beim .‚Kapellbräu" in Kössen war, starb am 2. Februar 1901 im Haus Nr. 27 (Haus Tscholl in der Vorderstadt) im Alter „in 77 Jahren. Mit Kaufvertrag vom 20. Dezember 1871 (im gleichen Jahr, als sein Onkel gstorhen war) erwarb Fidel Tscholl, Tabakverleger (er mußte die Konzes-. son noch zu Lebzeiten des Onkels er- worben haben) das sogenannte Mark- s:einerhaus in der Stadt Kitzbühel. Der Wortlaut des Vertrages: Kaufvertrag. Demnach verkauft und übergibt hiemit Herr Johann Paul Haller, Wirt dahier (Haller war Wirt im Batzenhäusl - heute Restaurant Chizzo) an Herrn Fidel Tscholl, Ta- lakverleger daselbst, und dieser kauft und übernimmt zum wahren und un- widerruflichen Eigentum nachstehende Realitäten als: Cat. Nr. 136 der Stadt Kitzbühel, das sogenannte Marksteiner Haus genannt, in der Stadt Kitzbühel, ganz gemauert, 2 Stockwerke hoch. samt den hinter demselben befind- lichen Gartl von 12 Klafter. Hiefür be- steht der bedungene Kaufschilling per 4000 Gulden öst. Währung, wovon ein Betrag von 1000 Gulden bar bezahlt wurde, weshalb hie für unter Einem bestens quittiert wird. Den sohin ver- bleibenden Rest von 3000 Gulden ver- spricht der Käufer an den Verkäufer zu Martini jeden Jahres mit 9 Gulden zu verzinsen und mit Juli in Kündi- gung zu bezahlen. Der Verkauf der genannten Reali- ät geschieht in eben jenen Kosten und Lasten, sowie Käufer solche mit Kauf vom 16. November 1857 an sich gebracht hat. (Haller war nach dem beim löbl. k. k. Steueramte Kitzbühel am 17. Oktober 1857 aufgenommenen Versteigerungsprotokoll Meistbieter um las sogenannte Marksteinerhaus samt Gärtchen.) - Die bisherigen Besitzer Haus Tscholl (nach der von Egid Moser verfaßten Hausliste) 1578 Georg Khirchmair 1598 Hannß Wagner 1607 Hannß Wagners Witib 1608 Junkher Heinrichs Ehewirtin 1612 Anna Thanner 1623 Ursula Leuter 1624 Georg Räppi 1641 Georg Räppis Witib 1642 Albrecht Hofbauer, Lebzelter 1683 Albrecht Hofbauers Erben 1719 Franz Ruedorffer, Lebzelter 1747 Franz Ruedorffers Witib 1756 Franz Dominicus Ruedorffer, Lebzelter 1808 Salesia Gepp 1832 Simon Astl 1834 Christian Gurgießer, Maurer- meister 1839 Josef Müllberger 1840 Ulrich Marksteiner, Handelsmann 1844 Ulrich Marksteiner'sche Massa 1857 Johann Paul Haller 1871 Franz Josef Fidel Tscholl 1900 Hans Tscholl 1932 Regina Tscholl geb. Greiderer 1946 Fritz und Hans Tscholl 1956 Fritz und Werner Tscholl Franz Josef Fidelius Tscholl wurde in Kitzbühel n u r nach seinem dritten Vornamen Fidel gerufen. Er verehe- Lchte sich 1871 mit der Schmiedmei- sterstochter Anna Angerer aus Going. Aus der Ehe entsprossen sechs Kinder: Anna, geb. am 4. März11872; siever- chelichte sich mit dein Schmiedmeister Peter Vordermayr Maria ', geb. am 16. Mai 1873, ver- ehelicht mit dem Kitzbüheler Skibür- germeister Franz Reisch Am a ii a, geb. am 26. Juni 1874, ver- ehelicht mit dem Kaufmann Max Rainer Johann. geb. am 10. November 1875 Nothburga, geb. am 6.August1886, verehelicht mit dem Ausseer Gastwirt Edibauer Barbara. geb. am 7. Februar 1887, verehelicht mit dein Bahnvorstand Karl Weiß, Linz a. D. Die Kinder wurden von einem nahen Verwandten der Familie, dem Präfek- :en der k. k. Theresianischen Militär- akademie Johann Christian Tscholl aus der Taufe gehoben. Fidel Tscholl erwarb 1883 den dama- ligen Gasthof „Oberaigner" und gab :iiesern den Namen „Goldener Greif" - heute reif"- hute Iarischs Hotel Goldener Greif. Das herrliche Gasthausschild stammte von ihm, vermutlich von einem Süd- tiroler Meister gearbeitet, einem alten Bekannten aus der Zeit als Fidel Tscholl noch als Stukkateur wirkte. Die bisherigen Besitzer vom „Golde- nen Greif". (nach Kustos Egid Moser) 1590 Franz Kriegseisen 1604 Ruepp Kriegseisen 1609 Peter Auf schnaiter 1623 Georg Viechter 1655 Georg Viechters Erben 1661 Felix Viechter 1674 Hannß Pfeil 1681 Hannsen Pfeils Erben 1684 Sebastian Erhardt des Rats und Gastgeb 1711 Hannß Mörzger 1718 Bartlme Paher 1744 Mathias Oberaigner 1763 Johann Oberaigner 1775 Josef Siberer 1805 Josef Pachler 1822 Peter Hagleitner 1822 Anton Nagi 1825 Johann Harb 1836 Johann Harb, Bürgermeister 1848 Johann Hörfarter 1855 Anton Peternader und Magda- lena, Witwe Huber 1866 Josef Wiedauer 1877 Alois Oberhauser 1878 Johann Walti 1883 Lorenz Thaler 1883 Fidel Tscholl 1899 Josef Harisch 1907 Anna Harisch geb. Leitner 1908 Anna Harischs Erben 1919 Josef Harisch Fidel Tscholl starb am 6. November 1898 im Alter von 56 Jahren, nach- dem ihm seine Gattin, Anna geb. An- gerer am 20. März des gleichen Jah- res im Tod vorausgegangen war. Sei- nein Sohn Hans behagte das Wirtsge- schäft nicht, weshalb er verkaufte und sich ganz dem eigentlichen elterlichen Geschäft. dem Verlag, widmete. Hans Tscholl cl. Ä. wurde 1911 unter Bürgermeister Franz Reisch in den Ge- meinderat berufen. Er trat als Gemein- derat an die Stelle von Johann Mantin- ger und wurde 1012 in den Sparkas- senausschuß berufen. Seine letzte Ge- iinderatsitzung machte er am 14. Ok- tober 1919 unter Bürgermeister Hans Hirnsberger mit. Hans Tscholl d. Ä. war mit Franz Reisch Mitglied des am 21. Dezember 1902 gegründeten Winter- sportvereins Kitzbühel. Auf vielen Win- terbildern von Josef Herold ist Hans Tscholl in Begleitung von Franz Reisch und dessen ersten Skifahrern zu se- hen. Er wirkte an der Erschließung der Skiabfahrten Kitzbühels mit. Geschäftlich konnte er die „Ver- schleißbefugnisse", die 1899 definitiv ihm für den Verschleiß der im „all- gemeinen" Verschleißtarife der k. k. Tabakregie angeführten Tabakfabrika- te, der Wertzeichen des Stempelgefäl- les und der Postwertzeichen einge- räumt worden waren, als einziger Ver- leger zwischen Innsbruck und Salzburg mit einer Sonderbefugnis von 1910 auf den Verkauf von importierten Tabak- fabrikaten und „Zigarrenspezialitäten" erweitern. Grund hiefür war der da- mals in Kitzbühel wohnende ehemalige Flügeladjutant des Kaisers General- feldmarschalleutnant Karl Zurna von Zalavar. Dieser rauchte nur „Import- ware" und so verschaffte er dem Kitz- büheler Tabakverleger Hans Tscholl mit einer persönlichen Intervention beim Kaiser die entsprechende Sonder- befugnis; sie wurde zwar mit 15. Fe- bruar 1910 „widerruflich" ausgestellt. aber tatsächlich nicht mehr widerrufen. Die Stadt Kitzbühel bereitete dem verdienten und geachteten Mit-
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