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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. Juni 1966 berichtete über die Wiedergründung der Filiale Kitzbühel. Diese wurde vom Aufsichtsrat 1962 beschlossen. Nach Klärung der Platzfrage erfolgte am 29. Juni 1963 die Eröffnung des Bank- geschäftes im Neubau Nikolaus Fuchs, Josef-Pirchl-Straße 26, und am 19. Ok- tober deren Weihe durch Monsignore Dr. Stark. Im nächsten Jahr wurde das Thurnherhaus in der Vorderstadt angekauft, abgetragen und nach den Plänen von Dipl.-Arch. Ing. Josef G s c h ö s s e r durch die Kitzbüheler Baufirma Ing. Hermann Au d e r i t h und Ing. Georg H u t e r neu aufgebaut. Der Wiederaufbau ist als sehr gut ge- lungen zu bezeichnen, denn mit dem Neubau gelang eine Verschönerung des Stadtbildes. Der künstlerische Schmuck am Doppelerker stammt von akad. Ma- ler Prof. Spielmann. Die Haupt- anstalt in Innsbruck, Sillgasse 19, feiert in vier Jahren die 100. Wiederkehr des Gründungstages. Landtagspräsident Kommerzialrat Jo- hann 0 b e r m o s e r betonte in seiner Ansprache, daß ein Institut allein nicht in der Lage wäre, alle Funktionen zu erfüllen und daher die Handels- und Gewerbebank neben der Sparkasse der Stadt Kitzbühel und der Raiffeisen- bezirkskasse Kitzbühel in ihrem Wil- len zur Zusammenarbeit zu begrüßen ist. Auf den Spargedanken eingehend wies der Präsident darauf hin, daß dieser von den höchsten Stellen im- mer noch zu wenig gefördert wird. obwohl das Sparen eine unbedingte Notwendigkeit ist. Das Sparen ist der Grundsatz der Selbsthilfe und der Geld- wirtschaft; dieses wird wegen der all- gemeinen Jagd nach Konsumgütern nicht leicht gemacht. Dem Unterneh- men wünschte der Präsident den „Frie- den in der Umgebung" und ein Wach- sen und Gedeihen für die Zukunft. Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v. T r e n t i n a g 1 i a, der ebenfalls von Obmann Foidl freundlich aufgefordert wurde, zur Festversammlung einige Worte zu sprechen, erklärte freimütig, daß ehrlich gesagt „zwei Seelen seine Brust bewohnen", da er als Staatskom- missär der Sparkasse der Stadt Kitz- bühel sicherlich nie in die Lage ver- setzt werden würde, das neue Bank- haus in Anspruch zu nehmen. Als Chef der Verwaltung gebe er jedoch der Freude Ausdruck, daß die Tiroler Han- dels- und Gewerbebank im Herzen der Stadt zu einem schönen Haus gekom- men ist und er wünsche eine enge Zusammenarbeit zum Wohle der Oef- fentlichkeit. Eine gesunde Konkurrenz schade nicht. Landtagsabgeordneter Christian Hu- ber u- ber wies darauf hin, daß der Bezirk Kitzbühel als Fremdenverkehrszentrum immer einen großen Kreditbedarf ha- ben wird und daher eine neue Bank zu begrüßen ist. Als Bezirksobmann der Tiroler Handelskammer ersuchte er den Vorstand der Handels- und Ge- werbebank dafür zu sorgen, daß ge- nügend Geld nach Kitzbühel gebracht wird. Abschließend bedankte sich Obmann Komm.-Rat Franz Foidl bei allen Rednern, insbesondere bei Präsident Obermoser, den er als den besten und erfolgreichsten Wirtschaftsvertreter der letzten 30 Jahre bezeichnete, und bat die Herrschaften zum Mittagessen. Aus der Baugeschichte Das Bankhaus wurde nach dem Ab- bruch des alten Baubestandes voll un- terkellert und erhielt ein volles erstes und zweites Obergeschoß mit einem nicht ausgebauten Dachraum. Die ver- baute Fläche beträgt 81,29 Quadrat- meter und der umbaute Raum 1178 Kubikmeter. Im Hinblick auf die Kauf- summe und die Grundstücksfläche kann gesagt werden, daß in Kitzbühel noch nie ein so teurer Baugrund erworben wurde. Das Objekt erhielt ein gleich- hüftiges Satteldach, das mit verzink- tem Eisenblech eingedeckt wurde. Der Wiederaufbau, der in kürzester Zeit durchgeführt wurde, war von bestem Bauwetter ausgezeichnet. Nicht ein einzigesmal traf die am Rohbau betei- ligten Arbeiter auch nur ein Regen- tropfen. Die Fundamente und die Umfassungs- mauern des Kellergeschosses wurden in Stampfbeton, die übrigen Geschosse in Schüttbauweise erstellt. Die Wände und Deckenplatten des Tresorraums im Keller wurden in Stahlbeton ausgeführt, ebenfalls alle Zwischendecken. Der zweigeschossige Erker über dem Eingangsportal wurde mit Kragplatten in die Zwischendecken eingebunden und das Dach mit Kupferblech einge- deckt. Die Erkerfelder erhielten von akad. Maler Prof. Spielmann einen auf das Unternehmen gezielten Fres- kenschmuck; die drei Felder des Ober- geschosses tragen das Zeichen des Kauf- mannstandes, des Gewerbestandes bzw. den Tiroler Adler, und die Felder des Untergeschosses die Bilder dreier Mün- zen und zwar den Marla-Theresien-Ta- 1er, den Maximilian - Taler und die Andreas-Hof er-Gedenkmünze. Der künstlerische Schmuck im Innern des Bankhauses stammt von Kunst- maler Andreas Fr e y, Westendorf. Das Haus erhielt 15 Räume mit ei- nem Gesamtausmaß von 130,17 Qua- dratmeter lichter Grundfläche, welche sämtliche bankmäßigen Zwecken die- nen. Die Bauflucht entlang der Bun- desstraße wurde gegenüber dem Alt- bestand insoweit korrigiert, daß ein 1,50 Meter breiter Gehsteig entstehen konnte. Die Bauarbeiten in den Zeiträumen vom 1. Juli bis 1. September waren so einzuschränken, daß der Verkehr nicht behindert wurde; während der übrigen Jahreszeit (Zwischensaisonen) mußte ein Einbahnverkehr gewährlei- stet werden. Der zwischen den Stadt- häusern in Kitzbühel übliche Bauwisch. auch Gliedwand genannt, wurde gegen- über dem Haus Jörg beibehalten. Der Bauwisch gegen das Hölzlhaus ver- schwand in beiderseitigem Einverneh- men schon bei einem früheren Umbau. Die Hauptfassade erhielt einen Tiro- ler Streichkellenputz ohne jedwede Ver- zierung oder modischer Gestaltung. Die bisherigen Besitzer des Thurn- herhauses, früher genannt „beim Stieg!- bäcker". 1582 Hans Hormannin - Hormanns Witib 1586 Ulrich Friz, Maurer und Glaser 1589 Jörg Oberhof er, Maurer 1593 Christoff Hasenperger 1598 Steff an Strobl 1610 Sebastian Seel 1638 Georg Heuserer, Pöckh 1645 Michael Heiserer, Pöckh 1659 Georg Heiserer, Pöckh 1688 Georg Heiserers Witib 1700 Michael Mayr, Pöckh 1747 Michael Rettenwander 1785 Ruppert Rettenwander 1808 Josef Horngacher 1810 Josef Horngachers Creditoren 1818 Josef Horngachersche Mahsa 1819 Egidi Brunner 1820 Georg Kelderer 1822 Alois Rettenwander 1831 Maria Schenk 1832 Maria Foidl, verehlichte Michi (Maria Foidl, verehlichte Michi, Stiegibäckin dahier, verkauft an obigen Anton Filzer das Haus in der Stadt um 1800 Gulden) 1835 Anton Filzer und Maria geb. Pöschl 1843 Anton Gschwary (Anton Filzer und Maria geb. Pöschl bzw. deren Konkurs- verwalter verkaufen an Anton Gschwary aus Meran das An- wesen „beim Stieglbäcker", wel- ches noch aus Holz ist, mit Bäk- kergerechtsame um 2125 Gulden) 1843 Franz Praxmair 1857 Josef Niederjausner und Christine geb. Millinger 1858 Josef Ernsperger Franz Niedermoser 1871 Johann Preihsinger 1893 Barbara Preisinger geb. Taxer 1915 Helene Taxer geb. Oberleitner 1926 Josef Thurnher 1935 Josef Thurnher Martin Thurnher 1964 Tiroler Handels- und Gewerbe- bank Aus der Gründerzeit Da keinerlei Gründerakten vorliegen und von den Gründern niemand mehr am Leben ist, verlegte sich der Chro- nist auf das Studium der „Samm- lung Moser" im Stadtarchiv. Hier
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