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Samstag, 9. Juli 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 KÖSSEN 26. Juni 1966: Zu Josef Pirchls 60. Todestag Rückblick und Würdigung nach einem Aufsatz von Kustos Egid Moser - Einen Unfall baute kürzlich ein Kaminkehrer aus Kössen auf der Schwendter Straße, in der Nähe der Schottergrube, sicherlich in angesäusel- tem Zustand. Die herbeigeeilte Gen- darmerie fand ihn im bewußtlosen Zu- stand neben dem Moped auf der Straße liegen. Um den Mann zu schützen, wurden zu beiden Seiten „Unfalldrei- ecke" aufgestellt und ein Gendarm fuhr um den Arzt und der zweite um den Geistlichen. Als sie wieder zum Unfalls- ort zurückkamen, war von dem Ver- unfallten und dessen Moped nichts mehr zu sehen. Sie brauchten aber nicht lange zu suchen - sie fander ihn kreuzfidel in der „Brücke", wo er bei einem Humpen sein Mißgeschick ersäufte und der weiteren Dinge harrte. Vom Ranggln in Oberndorf bei Ebbs Altmeister Sepp Wurm noch immer aktiv Das in Oberndorf bei Ebbs, dem Dorf der starken Männer, durchgeführ- te Preisranggln konnte am Sonntag, 3. Juli 1966 bei schönstem Wetter mit Erfolg abgewickelt werden. Die Rangg- 1er marschierten unter Vorantritt der Ortsmusik auf den Rangglplatz und lieferten anschließend schöne Kämpfe. Als Sensation wirkte die Mitteilung, daß sich der 46jährige Altmeister Sepp Wurm, Altbürgermeister vom Stumer- berg im Zillertal, für die 1. Klasse ein- schreiben ließ. Die Ergebnisse: Klasse: Hermann Wildauer vor Sepp Wurm Klasse: David Mauracher, Ried, vor Ludwig Bliem, Schlitters Klasse: Simon Duftner, Homo, Bayern, vor Helmut Lechner, Jenbach Jugend II (16-18 Jahre): Johann Wildauer, Ried, vor Simon Taxacher, Angath Jugend 1 (14-16 Jahre): Franz Gö- stel, Mittersill, vor Albert Hager, Brei- tenbach Das Bierfaßstemmen (50-Liter-Faß) gewann der Oesterreichrekordhalter im Stemmen Gastwirt Astner, Oberndorf, vor den Athleten Strobl und Unter- rainer. Das Ranggln war sehr gut besetzt, insbesondere von Bayern. Sämtliche Ranggler werden beim „Präranggln in Kitzbühel" erscheinen. Sonntagsdienst der Ärzte im Bezirk Sonntag, 10. Juli 1966 Kitzbühel: Dr. Plahl, Tel. 2416 Kirchberg-Brixen: Dr. Willi Müller, Tel. (05357) 223 Hopfgarten-Westendorf: Dr. A. Staf f- ner, Hopfgarten, Tel. 237 St. Johann Fieberbrunn Waidring Kirch- dorf: Dr. Angerer, St. Johann, Tel. (05352) 248 Apothekenbereitschaftsdienst Kitzbühel: vom Montag, 11. bis Sonntag, 17. Juli: Edelweißapotheke, Im Gries, Tel. 2207. Sechs Jahrzehnte sind seidher in un- ser Land gezogen, seit man die sterb- lichen Ueberreste dieses edlen Men- schen und vorbildlichen Bürgers zur letzten Ruhe bestattete. Hinter ihm lag eine gewaltige Summe von Le- bensarbeit und Schaffenskraft. Josef Pirchl erblickte am 17. Dezem- ber 1822 im alten „Peternaderhaus" (später Haus Martin Ritzer - nun Hinterstadt 2 Kathi Schlechter) das Licht der Welt. Sein Vater war der Uhrmacher, Mechaniker und Spritzen- bauer Johann Pirchl, seine Mutter Anna geb. Kammerlander. Er genoß eine gute, für seine Zeit nicht all- tägliche Erziehung. Der verdienstvolle Lehrer und Chorregent Josef Steinber- ger entdeckte in dem erst neunjährigen Knaben musikalische Anlagen. Der kleine Josef erhielt nun Gesangs- und Violinunterricht und bereits nach ei- nem Jahr war dem Lehrer die Freude, daß er anläßlich des Cäcillenfestes 1832 dem Publikum in Josef Pirchl einen neuen jungen Sänger und Musiker vor- stellen konnte. Aber auch auf verschie- denen Blechinstrumenten blieb es nicht bloß bei einem schüchternen Versuch. Nach beendeter Schulzeit trat er bei seinem Vater in die Lehre ein. Da gab es nun Eindrücke und Einblicke sonder Zahl. Der Vater (der „Tirolische Ar- chimedes" genannt) baute und repa- rierte ja nicht bloß Stubenuhren; er befaßte sich auch mit dem Bau und mit schwierigen Reparaturen von Turm- uhren, Blitzableitern, Feuerspritzen und ähnlichem mehr. Vater Johann Pirchl zählte auch zu den tapferen und ver- dienten Kämpfern des Befreiungskrie- ges 1809. Mit Begeisterung lauschte der Knabe den Erzählungen des Vaters aus der Notzeit der geliebten Heimat. Was Wunder, daß es nun auch ihn mit Macht zu dem in jener Zeit in voller Blüte stehenden Schützenwesen zog. Genau vor 130 Jahren (im Jahre 1836) gestattete ihm der Vater erstmals den Besuch der städtischen Schießstätte im Gries. Der Kapsermüller Wieser, selbst ein alter Haudegen des Jahres Anno Neun, übernahm die Einführung in die Geheimnisse der Schießkunst. Zwei Jahre später, als Sechzehnjähriger, marschierte er mit der Kitzbüheler Schützenmusik als Schütze und Musi- ker, um am großen Huldigungsschießen 1838 teilzunehmen. Seinem Vater, der seit 1822 die städt. Feuerlöschanstalt leitete, stand er als umsichtiger Gehilfe zur Seite. Mit Ge- schick und Ausdauer widmete er sich nebstbei auch der Organisation des Feuerwehrwesens. Bei einem 1846 in Aschbach wütenden Brand griff er mit seiner ihm treu ergebenen Wehr rasch und umsichtig ein. Am Ende des gleichen Jahres war er bereits im Besitz von zwei Belobigungsdekreten. 1845 übernahm er Haus und Ge- schäft und vermählte sich mit der Kaufmannstochter Anna Schlechter. Hart und unerbittlich trat das Schick- sal an ihn heran. Innerhalb von sieben Jahren verlor er Gattin und vier der fünf Kinder. Das väterliche Haus im Gries verkaufte er 1847 für 2200 Gul- den an Gregor G a m p e r und erwarb dafür das sogenannte „Obere Sattler- haus" am Gänsbach und der neuen Hauptstraße gelegen, um 4400 Gulden. Dieses Haus, das nach ihm den Namen „Pirchihaus" erhielt und eine Erinne- rungstafel besitzt, zählte in jener Zeit zu den neuzeitlichsten, sowohl in seinem Aeußeren, als auch nach der inneren Anlage. Der verdienstvolle Baumeister Josef Schweinester hatte es 1837 an- stelle der alten Sattlerbehausung er- baut. An zuständiger Stelle schätzte man nun bereits Pirchls Organisationstalent und übertrug ihm 1849 'die Direktion des städt. Löschwesens. Es währte nicht lange und Pirchl galt nicht nur im Bezirk Kitzbühel, sondern weitum im Lande als der gewiegteste Feuer- wehrmann. 1851 trug man seine Gattin zu Grabe. Viel Leid, Kummer und Sorge ertrug der seltene Mann mit männlicher Wür- de. Doch auch manche Freude ward ihm beschieden. Josef Pirchl lebte, sann und strebte zeit seines Lebens nicht für sich und die Seinen allein; die Sorge um das Wohl und das Ge.
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