Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. Jänner 1966 Schloß Lebenberg war früher ein Jagdschloß und stammt dem Namen nach aus der Zeit der ersten Landnahme durch die Bayern. Der Lebenberg ist eine prähistorische Wohnstätte, wie es die vor zwei Jahren vorgenommenen Ausgrabungen, bei denen Brandgräber der illyrer aufgefunden und Grabbeiga- ben geborgen werden konnten, bewei- sen. Das Schloß wurde 1964 von der ..E. Ring Hotel-Finanzierungs--Ges. m. b. H.", der österreichischen Tochter- gesellschaft der Schweizer Ring-Hotel- Finanz AG. Basel gründlich umgebaut und restauriert. Für den Zubau, dem eigentlichen Ring-Hotel, wurde am 27. April 1964 die Baugenehmigung erteilt. Die Pläne fanden die Billigung des Bundesdenk- malarntes. Das Hotel ordnet sich trotz seiner gewaltigen Ausmaße von 85 x 20 Metern in der Erscheinung dem domi- nierenden Schloßbau unter; ist keine historische Nachahmung im Schloßstil, sondern ein mit einfachen Baumitteln errichteter ländlicher Bau. Das Hotel, grunclrißlicli klar und großzügig konzeptiert, umfaßt ein Bau- volumen von 30.000 Kubikmeter um- bauten Raumes und weist folgende Räumlichkeiten auf: Im Kellergeschoß, das ein Ausmaß von 85 > 21 Metern besitzt, befinden sich die technischen Räume, genannt das ökonornat. Durch dieses werden auch die Bar und die Schwimmhalle versorgt. Im Keller befindet sich wei- ters die Warmwasserheizung mit der Olfeuerung. Diese versorgt über drei Kessel das gesamte Objekt mit der notwendigen Heizwärme. Auch die Warmwasserbereitung geschieht über drei Heißwasserboiler. Die Wäscherei ist mit zwei großen und einer kleine- ren Waschmaschine ausgestattet, weiters mit einer großen Bügelmaschine. In der Wäscherei befindet sich auch eine ei- gene Wasserenthärtungsanlage. Dazu kommen noch die S a u n a, die Unter- wassermassage und die Räume für die Kneippkuren der Gäste. Westlich liegen in direkter Verbindung die Schwimmhalle und die Bar. über der Decke der Schwimmhalle, die gleichzeitig als Terrasse dient, wird ein natürlicher G a r t e n angelegt. An wei- teren technischen Einrichtungen ist der teleskopische Lastenaufzug zu erwäh- nen, über den die Waren in das Ökono- mat gebracht werden, ein Speisenauf- zug, ein Kellneraufzug in die Schwimm- halle und in alle Zimmergeschosse sowie zwei kombinierte Personen- und La- stenaufzüge in die Kuranstalt und in die Appartement-Geschosse. Die Gästezimmer befinden sich in vier Stockwerken und zwar im Erdgeschoß, in den zwei Obergeschossen und im ausgebauten Dachgeschoß. Das Dach- geschoß wurde so ausgebaut, daß dort nicht etwa Hotelzimmer einer zweiten Kategorie entstanden sind, sondern diese Hotelzimmer sind durch interne Stiegen mit den im 2. Stock liegenden Wohnräumen zu einem Appartement verbunden. Dadurch entstanden unge- mein reizvolle Hotelappartements vc*i betont ländlicher Wirkung. Die ganze Hotelanlage ist wesentlich auf den „Gast mit Familie" orientiert. Es wurden Appartements eingerichtet mit Vorraum, Bad, getrenntes WC, eine Kitchenette und den Hotelzimmern. Alle Appartements besitzen Balkone. Dieses Objekt, das zu den größten und modernsten Tirols zählt, wurde vom Wiener Architektenbüro Prof. Eu- gen W ö r 1 e erstellt. Prof. Wörle wurde in der Gestaltung das Prädikat „mei- sterhaft" zugeeignet. Er stützte sich hierbei auch auf seinen Chefarchitekten Jorg J a r o s c h. Das Objekt zeigt Soli- dität und beweist in seiner Gesamt- konzeption, daß es auch im übertechni- sierten zwanzigsten Jahrhundert mög- lich ist, ein 5 c h 10 ß h o t e 1 zu erbauen, welches durch seinen Stil auch den kritischen Wünschen des Bundesdenk- malamtes gerecht wurde. Geschickte und befähigte Persönlichkeiten waren am Werk. Mit der Ausführung des Bauprogramms wurde eine Arbeitsgemeinschaft, be- stehend aus den Kitzbüheler Baufirmen Architekt Baumeister Dipl.-Ing. Dr. Luis M ei s e, Baumeister Ing. Hermann Au- cl e r i e t h und Ing. Baumeister Georg H u t e r, betraut. Die Bauleitung oblag dem jungen Dipl.-Ing. Jörg M e i s e und diesem standen die erfahrenen Bau- poliere Hias Astl, Johann Quickner, Hans Exenberger, Hans Neumayr und Hubert G a n s t e r zur Seite. Als Bauleiter der Bauherrschaft fungierte Ing. Fritz Schreiber, der am Er- öffnungstag besonderes Lob ernten konnte. Tief in den Berg eingeschnitten brei- tet sich nun das Objekt als langge- streckter Bau aus. Schloß und Anbau fügen sich harmonisch in die Land- schaft ein. Der Landschafts- und Hei- matschutz, der das Entstehen eines ultramodernen „Hotelkastens" befürch- tete, wurde angenehm enttäuscht und kann nun zur Freude feststellen, daß der Lebenberg nichts von seinem ein- stigen Gesicht verloren hat. Trotz der vier Hauptgeschosse er- scheint der Baukörper nieder, bedingt durch die außerordentliche Länge und durch den architektonischen Ku n s t - g r i f f des weit herabgezogenen, schie- fergrau gedeckten Daches. Das weiße Mauerwerk und viel lebendiges, natur- belassenes Holz geben ein glückliches Wechselspiel und einen guten Kontrast zum Schloß, welches nach wie vor den Lebenberg beherrscht. Wegen des kurzen Bautermins wurde von der Arbeitsgemeinschaft mit großem Erfolg eine technisch interessante und von der konventionellen Art des Bauens abweichende Bauweise angewendet und zwar die sogenannte .Scheibenbauwise'. Vier Baublöcke von je 20 Meter Länge wurden nacheinander bis unter das Dach in die Höhe getrieben. Wegen der außer- gewöhnlichen Länge des Baues war es notwendig, zwei im Innern des Objekts laufende Kräne anzuordnen, die von z. B. in Wien, Engelberg, Lago di Lu- nur dem Appartementeigentümer zu- gano, La Torre, Tel Aviv oder Salou gänglich ist und in dem er alle Sachen verursacht hat, werden abgezogen. aufbewahren kann, die er nicht auf sei- Die Restaurantbetriebe sind an eine nen Reisen mitnehmen will. Die in je- Tochtergesellschaft der Ring-Hotel-Or-. dem Appartement vorhandene komplett ganisation verpachtet. Der Pachtzins eingerichtete Kleinküche ist nur dem wird ebenfalls gutgebracht und dient Eigentümer, nicht aber dem Touristen jeweils auf die Dauer von fünf Jahren zugänglich. In seinem Appartement be- als Rücklagenfonds für Reparaturen nötigt der Eigentümer praktisch nur und Investitionen. Der nichtinvestierte seine eigene Kleidung. Betrag wird nach fünf Jahren bis auf Im Juli 1961 wurde das erste Rin,g- eine Sicherheitssumme von 500 Schwei- Hotel eröffnet, heute, nach fünf Jahren, zer Franken ausbezahlt, das 1 ü n f t e. Damit ist auch der Beweis Das Appartement kann jederzeit von erbracht, daß sich dieses System und den Eigentümern verkauft werden. Bei die Art, Hotels zu errichten, bewährt einem Verkauf ist ein beachtlicher Ge- hat. Im Ring-Hotel Schloß Lebenberg winn zu erzielen, da der Wertzuwachs können gegenwärtig noch Appartements erheblich ist. von einem bis drei Zimmern erwor- Jeder Käufer erwirbt beim Kauf ei- ben werden. nes Appartements einen festen korn- Die Zentralorganisation hat unter der merziellen Anteil am Gemeinschafts- Leitung erfahrener Sachbearbeiter eine besitz, am Grundstück, an den Restau- eigene Abteilung Touristik aufgebaut rantbetrieben und an den Gesellschafts- Diese Abteilung ist bestrebt, durch ihre räumen. Mit dem erworbenen kommer- guten Verbindungen zu namhaften ziehen Anteil ist er an den Erlösen des Reiseunternehmen in der ganzen Welt Hotels beteiligt. Im Kaufpreis sind in- dafür Sorge zu tragen, daß recht viele begriffen: Gäste. Schloß Lebenberg besuchen und Die komplette Einrichtung des Appar- kennenlernen, um in diesem wunder- tements mit geschmacksvollen Quahi- i schönen Objekt mit seinen vielfältigen tätsrnöbeln und Einrichtungsgegenstän- Möglichkeiten der Erholung und Ent- den. Jedes Appartement besitzt einen spannung alles das vorzufinden, was sie sogenannten Eigentümerschrank, der 1 sich von ihrem Urlaub erträumt haben. Die Baugeschichte „Ring-Hotel Schloß Lebenberg"
< Page 12 | Page 14 >
< Page 12 | Page 14 >