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Seite 2 Kitzbüheier Anzeiger Samstag, 6. August 1966 bahn war die Erringung der Tiroler Meisterschaft im Sprunglauf, Klasse II, im Winter 1924. In die Geschichte des Skilaufs der Stadt Kitzbühel ging auch der sensationelle Doppelsprung von der Grubschanze ein, den Ernst Reisch mit Josef Egger zu Beginn der großdeut- schen Skimeisterschaften 1925 zum Staunen der anwesenden Sportsgäste machte. Kitzbühel und der Fremdenverkehr \TOfl der Vollversammlung des Frern- denverkehrsverbandes Kitzbühel wur- den Ernst Reisch und Toni Praxmair zu Ehrenmitgliedern ernannt. Dieser große Verband kannte bisher außer Ehrenobmann Altbürgermeister Dr. Carnillo v. Buschman keine Eh- renmitglieder. Der Obmann des Frem- denverkehrsverbandes Altnationalrat Max Werner begründete die Ehrung vor der Vollversammlung wie folgt: .Ernst Reisch organisierte schon im Todesjahr seines Vaters 1920 den Fremdenverkehr in Kitzbühel. Bei der Wiedergründung des damaligen Verkehrsvereins, dem Vorläufer des Fremdenverkehrsverbandes, im Jah- re 1921 wurde er zum Obmann ge- wählt und hatte diese verantwor- tungsvolle Stelle in schwerster Zeit bis 1925 inne. Fast ununterbrochen gehörte er bis zur Gegenwart dem Vorstand bzw. dem Ausschuß des Vereins an. Seine Ideen und Vor- schläge waren stets Gegenstand höchster Beachtung und seine Tätig- keit von Erfolg gekrönt. Im Jahre 1961 wurde auf seine Initiative im Rahmen des Fremdenverkehrsverban- des ein Fachgremium für W e r b u n g gebildet, in dem ihm der Vorsitz übertragen wurde. Mit großer Sach- kenntnis und Erfahrung und stau- nenswerter Vitalität lenkte und lei- tete er die Propaganda für Kitzbühels Fremdenverkehr. Ihm wurde zum Wohle des Fremdenverkehrs nie ge- nug für die Heimatstadt geworben und er sorgte mit aller Macht, daß der Name Kitzbühels immer wieder in der ganzen Welt in der Vielfalt aller Werbemöglichkeiten aufleuch- tete und aufklang." Die Vollversammlung nahm den An- trag des Vorstandes auf Ernennung zum Ehrenmitglied einstimmig und mit großem Beifall an. Ernst Reisch war hei der Versammlung selbst nicht an- wesend; seine Bescheidenheit vertrug sich nicht mit der Tatsache des „Ge- ehrtwerdens". Ernst Reisch als Bürgermeister Am 7. Dezember 1931 wurde Ernst Reisch, der bisher dem Gemeinderat als Finanzreferent angehörte, zum Bür- germeister der Stadt Kitzbühel gewählt. Vor ihm hatte Landtagsabgeordneter Carl Planer diese verantwortungs- volle Stelle inne. Ernst Reisch blieb bis zum 23. Juni 1933 Bürgermeister. Seine Absetzung durch die Tiroler Landesregierung erfolgte wegen der Beflaggung des Rathauses am 20. April mit einer schwarz-weiß-roten Fahne (Führers Geburtstag) und wegen einer Äußerung gegen die politische Behörde. Für die Beflaggung erhielt er vier und für die „Äußerung" sechs Wochen Haft; außerdem wurde über ihn eine Geldstrafe von 1000 Schilling verhängt. Er war „Großdeutscher" und ein Schönerianer und stand für seine politische Meinung ein. Er wurde das Opfer der damaligen Zeit. Am 2. Au- gust 1933 wurde Josef Herold zum Bürgermeister gewählt. In der Zwi- schenzeit führte die Amtsgeschäfte der damalige Vizebürgermeister Anton H ö 1 z 1. Bei der tYbernahme der Amts- geschäfte durch Herold sprach dieser Ernst Reisch für die Amtsführung den Dank aus. Laut Gemeinderatsprotokoll vom 14. September 193 verlangte jedoch die Obrigkeit eine Kontrolle aller Amts- geschäfte von Ernst Reisch als Bür- germeister und einen Bericht. Einstim- mig wurde vom Gemeinderat die ge- wissenhafte Tätigkeit von Bürgermei- ster Ernst Reisch bestätigt und ihm die Entlastung erteilt. Mit Ernst Reisch „ging" auch Bezirkshauptmann Johann F u c h s aus dem öffentlichen Amt. Be- zirkshauptmann Fuchs (1 1957) wurde die Ehrenbürgerwürde verliehen. Ernst Reisch hat als Bürgermeister eine klare Linie verfolgt. Sein Ziel war der Aufstieg. Er behielt während seines Amtes das Finanzreferat, das mit viel Arbeit verbunden war. Das Aus- maß der Not der damaligen Zeit wird schon dadurch bestätigt, daß er in ei- ner einzigen Gemeinderatsitzung ein- mal sage und schreibe 41 Fürsorge- ansuchen zu behandeln hatte. Insgesamt hielt er 12 Gemeinderatsitzungen ab. Aus seiner Bürgermeistertätigkeit treten insbesondere drei Projekte her- vor, die noch in der Gegenwart von großer Bedeutung sind: der Ankauf der S t r e i f a 1 m, der Ankauf von drei Bauparzellen der Grabenanlage und der Ankauf des sogenannten „Pflanz- gartens" im heutigen Moorbadgelände. Die Streifalm wurde von den Ehe- leuten Georg und Ursula Schmid, Streifbauer in Brixen, um den Betrag von 24.500 Schilling erworben. Die Streifaim hatte in den folgenden Jah- ren eine wechseivolle Geschichte. Sie mußte schon im nächsten Jahr wie- der verkauft werden. Jedoch konnte von der Stadtgemeinde der Weideboden unterhalb von Streiteck, der Höhen- rücken und das sogenannte Zwölfer- waldl (insgesamt 15 ha) zurückbehalten werden. Käufer war Hans Banken. Dieser verkaufte aber 1936 wieder der Stadt zurück. Gegen die Verbauung der Graben- anlage (Raum Manienheim bis Bezirks- hauptmannschaft) führte Ernst Reisch einen erbitterten, jedoch erfolgreichen Kampf. Es gelang ihm, die Baugründe von den Besitzern Franz WendUng, Hans Weber und Hans Hölzl aufzu- kaufen bzw. diese durch Ersatzplätze zu befriedigen. Auch der Erwerb des Pflanzgartens ist für das heutige Kur- und Moorbadprojekt von eminenter Wichtigkeit. Diesen Garten erwarb die Stadtgemeinde von Franz Graf Schlick um 9000 Schilling. Aus seiner weiteren Tätigkeit: Pro- paganda für das Moorbad; Gewäh- rung von verbilligten Badekarten für die Skirennläufer; Ehrengabe für den Wiener Kunstmaler Franz Paschinger für dessen Verdienste um die Rettung der großen Glocke während des ersten Weltkrieges; Unterstützung der Grün- dung des Heimatmuseums, Unterstüt- zung der Grabarbeiten von Univ.-Prof. Dr. P i t t i o n i, Unterstützung der Mu- sikschule (Musiklehrer Bachler und Rothbacher) und Unterstützung der ersten Schülerausstellung der Bürger- schule. Reisch bemühte sich auch um den Ankauf des Batzenhäusis (heute Restaurant Chizzo). Der Ankauf war bereits beschlossen, der Kauf mußte jedoch wieder rückgängig gemacht werden. Auch das Elektrizitätswerk Jochberg (Elektroreferent war damals Schuldirektor Franz G an t n e r) sollte erworben und mit der TIWAG die ersten Stromlieferungsverträge ab- geschlossen werden. Viel Arbeit gab es mit dem von der Industriellen Bezirkskommission ins Leben gerufenen Notstandsarbeits- programm zur Linderung der Arbeits- losigkeit. Auch das sogenannte „Wörg- 1er Programm" mit den Arbeitsbeschaf- fungsscheinen wurde behandelt. Eini- ge Male stand auch die Aktion F c 1- ber tauernstraße auf der Tages- ordnung. Schon damals stand der Kitz- büheler Gemeinderat einstimmig hinter dieser Aktion. Erstmals wurde unter Ernst Reisch auch die Schattbergweide verpachtet. Die Verpachtung wurde deshalb akut, weil die bisherigen Interessenten nicht mehr in der Lage waren, genügend Weidevieh aufzutreiben. 1932 wurden von den 34 Kuhgräsern nur mehr 26 genützt. 1932 wurde auch mit Unter- stützung der Stadtgemeinde die große Rodelhahn von der Premau über den Einsiedeleiweg ins Hausbergtal bis zur Pension Montana errichtet sowie der „Ondra"-Film „Die Regiments- tochter" gedreht und in Kitzbühel auf- geführt. Als der städtische Wachmann Franz U b e r all starb, galt es diese Stelle neu zu besetzen. 30 Bewerbungsansu- chen mußten behandelt werden. Als „Sieger" ging Georg 0 p e r e r hervor. Neben der Stadtgemeinde gab es d.-„- mals auch die Landgemeinde. In Fra- gen des Fremdenverkehrs, von Kirche und Schule und auch in anderen Din-
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