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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. August 1966 „Kitzbüheler Anzeiger" spricht auch die deutschen Gäste an! Leserbrief! Nach meiner Rückkehr aus dem ein- drucksvollen Tirol habe ich nach- stehenden „Leserbrief" verfaßt, den ich Ihnen zum Abdruck übersende. Ich habe während meiner Aufenthalte Ihr Blatt immer mit großer Aufmerksam- keit gelesen. Ich muß Ihnen als alter Zeitungsmann bescheinigen, daß Sieden Ton des Volkes treffen und auch die deutschen Gäste anzusprechen im- stande sind. Mit vorzüglicher Hochachtung Edgar Hobinka, 633 Wetzlar, Magda- lenenhäuser-Weg 10. Man kann darüber streiten, ob Kitz- bühel eine Stadt, ein Zustand oder gar eine Krankheit ist. Für mich jedenfalls ist sie das letztere und eine Dauer- erkrankung obendrein. Sie währt genau 11 Monate, das ist die Zeit, da ich auf das Wiedersehen warten muß. Freilich hätte Kitzbühel auch ohne mich seine erfreuliche Entwicklung genommen, wobei ich das Krankenhaus - eine große Beruhigung für die Gäste - und das mächtige Stadtbad dazurechne, aber mein Leben wäre nicht so ver- laufen, wenn ich Kitzbühel nicht ge- sehen hätte. Es handelt sich hier also um eine einseitige Liebe. Mit gewisser Schadenfreude stelle ich heute fest, wie das Reisebüro von Wetzlar vor vier Jahren die Fahrten nach 'Kitzbühel einstellen wollte - mangels Bewerber! Heute reist jede Woche eine stattliche Anzahl von Be- suchern nach Kitzbühel. Ich habe also dies ist meine Genugtuung - mit meiner Frau dazu beigetragen, daß ein gewisser Tiefpunkt oder eine Anlauf- zeit glücklich überbrückt wurde. Un- sere Treue hat sich also gelohnt. Daß mir mein Hauswirt in der Baching- gasse dieses Jahr meine Treue zu Stadt und zu seinem blumengeschmückten Haus urkundlich bescheinigt hat, ist nur das äußere Zeichen für meine Zu- neigung oder besser gesagt, für meine - Krankheit! Als wir vor wenigen Tagen vor dem Reisebüro auf den Bus zur Heimkehr warteten, sprudelten die Lobeshymnen der Teilnehmer. aus Hessen.nur so auf mich, ein. Es wird die Leser gewiß interessieren,. was dabei herauskam. Wer aus Hessen kommt, ist Rippchen und Frankfurter gewöhnt.. Tatsächlich fing man mit dem Essen an. Es wur- den Auswahl, Zubereitung und die nein, das wäre unklug, würde ich die verhältnismäßig niedrigen Preise lo- ben. „Meine Wirtsleut sind heute un- gern um 4 Uhr früh aufgestanden. Wo- zu auch so bald! sagte ein Ehepaar. Man merkt hinter dem Vorwurf die prompte Entschuldigung. „Wer den To- ni Sauer gesehen hat! Warum der einen Berliner Wagen fährt? Welche Radi der Bürgermeister beim Tiefen- brunner ißt?" wollten einige wissen. Gespannt wartete ich auf das Thema: enge Gassen. Es kam nicht. Ich selbst habe mich im Laufe der Jahre daran gewöhnt. Es geht auch so. Zudem hat ein Minister Tirol mehr Mittel für den Straßenbau zugesagt und was ein Minister zusagt, das hält er auch. (Sie sehen, ich bin als Ausländer vorsich- tig!) Daß die Bachinggasse v o r dem Bau der drei „herrlichen" Häuser hätte verbreitert werden können, damit die Fußgänger halbwegs über die Runden kommen, kann man nicht verlangen. Die Häuser stehen auch gar zu schön!! Auffallend oft fiel bei unserem Ge- spräch das Wort „Geschmack". Es be- zog sich auf die Küche, die Kleidung, den Hausbau, betraf aber auch Mund- art und Lebensweise. Die Musikkapelle wurde ebenfalls gerühmt. Entsetzt sagte mir ein Bankbeamter: „Wir Wirt- chaftswundermenschen können ja nicht mehr leben, wir können nur hasten und arbeiten, wir vertun das Leben. Hier in Österreich aber . . .!" Er meinte sicherlich auch die Österreichische Ei- senbahn, ein ruhender Pol in der Er- scheinung Flucht. Der Verkehrsbeamte zum Schaffner: „Haben Sie schon de neuesten Witz über Uwe gehört?" Wenn das kein Grund zu einem verlängerten F Kinder- und Sportwagen Kinderbetten, Gehschulen in moderner Ausführung LM.Ruppredt, Kitzbühel,Jos..Plrchl.Str.38 Aufenthalt in der Station ist!! So erhält das, was der Preuße leichtfertig Schlamperei nennt, den Glanz weh- mütiger Verklärung. Man möchte es haben, hat es aber im Reich endgültig verloren. Rührend der Kummer eines alten Kitzbühelers „Die Fremden verfälschen unsere Tiroler Eigenart". Daran ist si- cherlich etwas Wahres. Keiner wünscht die Erhaltung der Eigenart eines jeden deutschen Stammes mehr als ich selbst. Wer aber mit offenen Augen durch Europa reist, der merkt die gesunde Widerstandskraft der Tiroler gegen Fremdes aus Lrbersee und Europa. Denn der Tiroler hat das beweist auch sein Hausbau - ein berechtigtes Stammesbewußtsein und einen Stolz auf seine jahrhundertealten Leistungen. Als Kind des schönen Altvaterlandes habe ich bereits damals von Tirol und seinen Menschen geschwärmt. Ich habe die Geschichten von den Freiheits- kämpfen geradezu verschlungen und ehe die Bilder von damals auch heute nach 50 Jahren vor mir. „Wird es mir einmal gegönnt sein, nach Tirol zu reisen", so fragte ich mich damals. Nach vielen Jahren wurde mir und meiner Frau dieser Wunsch erfüllt. Ich habe das Land und seine Menschen lieb gewonnen und wünsche nichts sehnlicher, als daß über ihnen der Se- gen des Herrn ruhe. Mir selbst aber wünsche ich, daß es mir und meiner Frau noch oft gegönnt sein möge, die- ses Tal unter dem Wilden Kaiser mit Schwarzsee, Horn und Hahnenkamm wiederzusehen. Diese Bilder begleiten mich in den grauen Alltag meiner viel- fältigen Pflichten. Tischlermeister Fritz Huber Bergwacht-Ortsleiter Der bisherige Ortsleiter der Berg- wacht Kitzbühel Jakob B ö c k mußte diese Stelle, die er nun viele Jahre mit Verständnis und großem Idealismus innehatte, aus Gesundheitsrücksichten zurücklegen. Jakob Böck befindet sich zur Zeit in der Heilstätte Gröbming in der grünen Steiermark und wir entbie- ten ihm auf diesem Wege die besten Genesungswünsche. Bei der Monatsversammlung am 4. August 1966 im Gasthof „Grieswirt" in Kitzbühel wurde auf Vorschlag von Bezirksleiter Harald Ritter Bergwacht- kamerad Fritz Huber, Tischiermeister in Kitzbühel, einstimmig zum neuen Ortsleiter gewählt. Fritz Huber war schon vor dem Krieg Mitglied der „Deutschen Bergwacht" und hat auf diesem Gebiet eine lang- jährige Erfahrung. Er ist ein erstklas- siger Bergsteiger und langjähriges Mit- glied der Bergrettung, der Edelweiß- gilde und des Alpenvereins. Die Kitz- büheler Bergwacht ist erfreut, einen so versierten Mann an die Spitze be- kommen zu haben und entbietet ihm zu seinem neuen Ehrenamt viel Glück und Erfolg. Lüs Besv.c& eokt1t sic14 im großen Kitzbüheler Einrichtungshaus mcl M im 1 r Inh. Ferdinand Maler jun., Tisdilermelster. 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