Kitzbüheler Anzeiger

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Der Dienst des Soldaten ist kein „guter Job" - in anderen Berufen verdient man sein Geld leichter. Dennoch sollte sich jeder junge Mann überlegen, was der Soldaten- beruf bieten kann: Sicherheit, eine männliche, sportliche Betätigung, Verantwortung in jungen Jahren als Vorgesetzter und Vorbild, und die Chance zur Weiterbildung. Samstag, 10. September 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 19 Der Preis f ür Sicherheit Das Bundesheer ist keine Erfindung eini- ger Offiziere. Nach dem Zuslandekommen des Staatsvertrages im Jahre 1955 ergab sich für Osterreich die rechfli:he Verpflich- tung zur Landesverteidigung durch - das Bundesverfassungsgesetz in der Fassung von 1929; - das Bundesverfassungsgesetz über die Neutralität Osterreichs von 26. Oktober 1955; - sowie durch die Regeln des allgemeinen Völkerrechtes, betreffend die Rechte und Pflichten eines neutralen S:aates. Die Aufgabe der österreichischen Landes- verteidigung ist der Schutz von Neutralität und Souveränität, von Freiheit und Un- abhängigkeit unseres Landes. Osterreich ist nicht etwa wegen seiner Wirtschaftskapa- zität und nicht wegen seines Rüstungs potentials, sondern vornehmli:h wegen sei- ner wehrgeographischen Lage militärisch interessant. Können wir unser Land nicht selbst militärisch glaubhaft sichern, so be- steht in einer Konfliktsituation die Gefahr, daß Mächte, die sich über Osterreich hin- weg von einem Gegner bedroht fühlen, in unser Land eindringen, um strategisch wich- tige Positionen selbst zu besetzen. Ein Angriff zur Eroberung Osterreichs wird kaum geführt werden. Jedoch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß fremde Mächte versuchen, österreichisches Staatsgebiet als Aufmarsch- oder Durch- marschgebiet für militärische Operationen zu benützen. Wir können für unsere Rüstung keine gigantischen Mittel aufbringen, wie etwa bedeutende Miitärmächfe. Wir können un- ser Bundesheer aber so stark machen, daß der nüchtern denkende Angreifer keine reelle Chance sieht, innerhal der für ihn notwendigen kurzen Zeit wichtige strate- gische Positionen auf österreichischem Ge- biet zu besetzen; ja, daß er sogar be- fürchten muß, daß er bei seinem Eindrin- gen durch die österreichischen Streitkräfte so behindert wird, daß ihm die Gegen- partei zuvorkommt und noch vor ihm jene Räume in Besitz nimmt, die e- mit raschem Zugriff selbst erobern wollte. Das be- deutet für den Angreifer eH Risiko, das ihn veranlassen kann, von seinem Vor- haben abzusehen. Vergessen wir nicht, daß auch in Kon- fliktsituationen, bei denen es zu Aus- einandersetzungen in unmittelbarer Nähe des österreichischen Staatsgebietes kommt, nur die Sicherung der Grenzen der Außen- politik volle Handlungsfreiheit ermöglicht und dem Land somit ernstliche politische Schwierigkeiten erspart. Ein schlagkräftiges Heer ist ganz ein- fach der Preis, den wir für unsere Sicher- heit zahlen müssen. Das Heer erfüllt seinen Zweck aber nicht nurim militärischen Schutz. In den zurück- liegenden Jahren hat das Bundesheer in mehr als zwei Millionen Arbeitsstunden bei Katastrophenfällen, wenn Flüsse über ihre Ufer traten und weite Landesteile über- schwemmten, oder wenn Unwetterkata- strophen das Land heimsuchten, Hilfe ge- leistet. Menschenleben wurden gerettet, materielle Werte konnten erhalten wer- den. Gerade in den letzten Wochen haben wir wieder gesehen, daß dieses Heer ge- braucht wird, und das Heer hat bewiesen, daß es in der Lage ist, seine Aufgaben zu erfüllen. Wirtschaftsf 00 ördernde Aktivit 00 ät Im Budget des Jahres 1966 sind für die Landesverteidigung etwa 2,5 Milliarden Schiiing vorgesehen. Das ist ein Bruchteil dessen, was andere Länder gleicher Grö- ßenordnung und mit ähnlicher wirtschaft- licher Leistungsfähigkeit wie Österreich für ihre Sicherheit aufwenden, immerhin aber ein Betrag, mit dem die österreichische Wirtschaft rechnen muß, und der, richtig eingesetzt, wirtschaftsfördernd wirken kann. So wird etwa die Hälfte des Verteidi- gungsbudgets dezentral in den einzelnen Garnisonsgemeinden für Verpflegung, Ge- hälter und andere Aufwendungen aus- gegeben. Das ist ein ungeheurer Vorteil für die lokale Wirtschaft. Die österreichischen Kleinbetriebe sehen sich im wirtschaftlichen Existenzkampf im- mer größeren Schwierigkeiten gegenüber. Das Bundesheer fördert daher den Zu- sammenschluß von Kleingewerbetreibenden Keine stumpfe Waffe Darüber dürfte es eigentlich keine Debatte geben: Das Bundesheer muß jederzeit einsatzbereit sein; sonst ist es eine stumpfe Waffe. Am 7. Juli beschloß der National- rat ein Bundesgesetz, mit dem ver- schiedene wehrrechtliche Bestimmun- gen abgeändert wurden; unter an- derem wurde erreicht: Verlängerungsmöglichkeit der Un- teroffiziersfunktion bis zum 65. Le- bensjahr; Erleichterungen bei freiwilligen Waffenübungen durch freie Ter- minwahl, Hinaufsetzung der Al- tersgrenze und Erhöhung der Ent- schädigung für Verdienstentgang; Möglichkeit der Teilmobilisierung in einem Einsatzfall, Möglichkeit zur Zusammenlegung von bisher zweitägigen Inspek- tionen und Instruktionen zu einer Viertageübung. Weitere wichtige Maßnahmen, die auf den weiteren Ausbau unserer Verteidigungsbereitschaft abzielen, nämlich Aufbau einer tiefgestaffelten ter- ritorialen Verteidigung, t Umgliederung der Luftstreitkräfte, 0 Abänderung der Verfügungs- ermächtigung, wurden beschlossen. Noch sind viele Probleme ungelöst, aber bereits die ersten Maßnahmen der neuen Bundesregierung tragen folgendem Satz der Regierungserklä- rung Rechnung: „Das Bundesheer ist so auszubauen, daß es die ihm über- tragenen Aufgaben in bestmöglicher Art erfüllen kann, und daß seine Ein- satzbereitschaft gewährleistet ist." zu Arbeitsgemeinschaften und sichert ihnen dadurch die Beteiligung an Heeresaufträgen. Jahr für Jahr werden an derartige Arbeits- gemeinschaften Aufträge in Höhe tvon etwa 80 Millionen Schilling vergeben. Grundsätzlich werden bei allen Einkäufen des Heeres inländische Erzeugnisse bevor- zugt. Der Ankauf von schweren Waffen und schwerem Gerät muß jedoch noch zum Teil im Ausland durchgeführt werden, weil die Herstellung moderner Waffen- systeme für österreichische Unternehmen wegen der hohen Entwicklungskosten und der relativ geringen Stückzahl, die das Bundesheer abnehmen kann, derzeit nich lohnend ist. Dennoch konnten dank de,- Zusammenarbeit er Zusammenarbeit von Wirtschaft und Bundes- heer in einzelnen Fällen bereits schöne Erfolge erzielt werden; so bei Entwick- lung und Produktion des Puch-Haflinger, des Saurer-Schützenpanzerwagens, eine - Plastikhandgranate ine- Plastikhandgranate oder des österreichi- schen Granatwerfers. Verpflegseinkäufe des Heeres passen sich den Marktgegebenheiten an. Es wer- den vor allem jene Produkte angekauft, die gerade billig und in großen Mengen auf dem Markt angeboten werden. Bei Rekordernten und Absatzschwierigkeiten werden zusätzlich von den betroffenen Produkten Vorräte angelegt, ein Vorgehen, das nicht nur die österreichische Land- wirtschaft unterstützt, sondern auch preis- stabilisierend wirkt. Wir sehen, das Bundesheer kann im Rahmen der österreichischen Gesamt- wirtschaft eine wichtige Funktion erfüllen.
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