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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. September 1966 Kitzbüffiel hilft hochwassergeschüdigten Kindern Sofort nach Bekanntwerden der furcht- baren Hochwasserkatastrophen in Ost- tirol hat sich - wie bereits kurz be- richtet wurde - die Stadtparteileitung der SPOe und der SPOe-Bezirksvor- stand zu Soforthilfsmaßnahmen ent- schlossen. Vorerst beschloß die Stadt- parteileitung 2000 Schilling und die Be-. zirksorganisation 3000 Schilling als So- forthilfe für die Osttiroler Hochwasser~ geschädigten zu spenden. Stadtobmam-i. Heinrich G r an d fl C 1 regte eine Hilfsaktion für Osttiroler und Kärntner Kinder an. Gemeinsam mit LA Christian Horngacher, Vizebür- germeister .Gebhart H ä r t ing und vie- len Helfern wurde dann eine überaus erfolgreiche Aktion vorbereitet. Bereits am Donnerstag, 18. August d. J. trafen in Kitzbühel 10 Kinder von hochwas- sergeschädigten Familien ein. Sie konn- ten bei Kitzbüheler Familien bis zum vergangenen Freitag, also drei Wochen, liebevolle Aufnahme finden und wie sie selbst oft bestätigten, herrliche Ferien verbringen. Da sich alle Kinder im schulpflichtigen Alter befanden, muß- ten sie noch vor Schulbeginn nach Hause gebracht werden. Daß die Kin- der reich beschenkt und vom Kopf bis zum Fuß neu eingekleidet die Heimfahrt antreten konnten, war der großzügigen Gebefreudigkeit der Kitz- büheler Bevölkerung zu danken. In diesem Zusammenhang muß auch noch die rastlose Arbeit des Stadt- obmanns Heinrich Grandner und seiner Helfer gewürdigt werden. Durch ihren unermüdlichen und selbstlosen Einsatz gelang es, nicht nur gute Pflegeplätze für die zehn jungen Gäste zu finden— man hätte übrigens noch dreimal so- viele Kinder unterbringen können -. sondern für diese sieben Mädchen und drei Buben auch den Aufenthalt in Kitzbühel durch Ausflüge zu verschö- nern. Unter ihrer Betreuung machten sie je eine Fahrt auf den Hahnenkamm und auf das Kitzbüheler Horn. Ein Gastbetrieb am Hahnenkamm hatte für die fröhliche Kinderschar eine kosten- lose Jause vorbereitet. Einmal luden Autofahrer des ARBOe Kitzbühel alle Kinder zu einer Gratisautofahrt nach Zell am See ein. Dort konnten die Kin- der mit dem eleganten Motorboot .‚Großglockner" eine herrliche Seerund- fahrt erleben. Die für die Kinderhilfsaktion zahl- reich eingelaufenen Geld- und Sach- spenden wurden vom Stadtobmann sorgfältig verwaltet und verteilt. Es, würde eine lange Liste abgeben, wollte man hier alle Spender oder deren Gaben anführen. Es mögen daher nur ein paar Beispiele Einblick in die Viel- falt der Hilfeleistungen gewähren: So spendete eine ältere Rentnerin 200 Schil- ling, einige Kitzbüheler Strickereien übergaben den Kindern Pullover und Strickwaren. Eine Kitzbühelerin gab 500 Schilling, weil sie keine Möglichkeit hatte, selbst ein Pflegekind aufzuneh- men. Viele Firmen aus dem Bezirk Kitzbühel spendeten Bekleidungsgegen- stände (Koffer, Schuhe usw.). Die Be- triebsräte sammelten in den Betrieben des ganzen Bezirks für die Kinder und konnten ein erfreuliches Ergebnis er- reichen. Alle Kinder fühlten sich in Kitzbühel sehr wohl. Nach ihren schrecklichen Erlebnissen in der Heimat kam sozu- sagen in Kitzbühel das Christkind. Vom Hochwasser redeten die Kinder nicht gerne. Die meisten stammen aus Familien, die schon im vergangenen Jahr von der Ueberflutung betroffen waren. Das gewaltige Unglück, das die Fami- lien dieser Kinder getroffen hat, konnte LA Christian Horngacher, der am ver- gangenen Freitag an der Heimreise der Kinder als Betreuer teilnahm, erst rich- tig abschätzen. Teilweise können die Familien heute noch nicht in ihren Woh- nungen und Häusern leben. Meterhoch stand das Wasser in den Zimmern. Ge- röll und Schutt müssen aus den Häu- sern und Gärten erst noch entfernt werden. Die Menschen haben oft die ganze Habe verloren und dennoch sind sie froh darüber, daß die Familien nur an der Sache gelitten haben und daß sich nun Menschen und Organisationen finden, die ihnen helfen, das Los zu erleichtern. LA Horngacher erklärte nach seiner Fahrt nach Osttirol und Kärnten: er wisse nun, daß mit dieser Aktion wirklich denen geholfen wurde. die Hilfe unbedingt brauchen. Die El- tern nahmen ihre erholten und gutver- sorgten Kinder, die ihnen von Auto- fahrern des ARBOe Kitzbühel kostenlos durch das Felbertauerntal gebracht wurden, mit Tränen in den Augen in Empfang und zeigten rührende, auf- richtige Dankbarkeit. !LA Christian Horngacher: Anläßlich der vielen Sach- und Geld- spenden, welche uns für die schwer- geschädigten Osttiroler Kinder zugegan- gen sind, habe ich das aufrichtige Be- dürfnis, allen hochherzigen Spendern meinen innigsten Dank zu sagen. Ein herzliches Vergelt's Gott den Pflege- eltern, weiche die Osttiroler Kinder so liebevoll aufgenommen und ihnen fünf- zehn schöne Ferientage bereitet haben. Dank sagen möchte ich auch den Autobesitzern GR Ludwig Lechner. Oberinsp. Biaslus S a 1 v e n m o s e r und GR Walter 0 b e r h o f e r, welche die Kinder von Innsbruck nach Kitzbühel und zurück zu ihren Eltern nach Ost- tirol gefahren haben. Die Eindrücke, die wir auf der Reise durch den Felbertauerntunnel (mit Sonderausweis) nach Osttirol und durch das Mölltal zurück nach Nordtirol ge- wonnen haben, können in Worten nicht ausgedrückt werden. Unsere Vorstel- lungen über das Ausmaß der Hoch- wasserschäden wurden von den tat- sächlichen Verheerungen in den Schat- ten gestellt. Man muß dies selbst ge- sehen und mit den Menschen gespro- chen haben, um einen bescheidenen Eindruck dessen zu gewinnen, was die- se Leute erlebt haben. Zum Schluß danke ich noch herz- lichst den Initiatoren der Kindererho- lungsaktion Stadtobm. Heinr. G r a n d- n er mit Gattin für die große Einsatz- bereitschaft, die sie die ganze Zeit bewiesen haben und die wesentlich dazu beitrugen, daß die Kinder nur schöne Eindrücke von Kitzbühel mit nach Osttirol genommen haben. Offentl. Diskussionsabend über das Kitzbüheler Wohnungsproblem Rund 300 Wohnungssuchende leben derzeit in Kitzbühel. In irgend einem Provisorium. Oft unter einem richtigen Untermieter-Wucher. Diese Mitbürger stehen seit Jahren auf Wartelisten da und auf Bittgesuchen dort, geduldig wartend registriert. Man sage daher nicht, es gäbe in Kitzbühel kein Woh- nungsproblem. Viele dieser Wohnungs- suchenden würden relativ große Opfer bringen, um eine Wohnung zu kaufen. Manche unter ihnen sind verbittert. wenn sie zusehen müssen, wie ein er- heblicher Teil von Neuwohnungen als Appartements an wohlhabende Frem- de wegschwimmt. Wie und wann und mit welchen Mitteln soll den Kitzbühe- ler Wohnungssuchenden geholfen wer- den? Welche konkreten Hoffnungen be- stehen für sie? Welche Chancen wurden verpaßt? Die FPOe-Stadtorganisation, in wel- cher die junge, an diesem Problem be- sonders interessierte Generation eine tragende Rolle besitzt, will diesen Fra- genkreis am Freitag, 23. September um 20 Uhr im Gasthof Harisch in einer öffentlichen Publikumsdiskussion zur Debatte stellen. Der neue Stadtausschuß stellt mit diesem Abend im Rahmen seines Pro- gramms 1968 seinen neuen Stil vor. Es sollen nicht aus der Partei heraus Ideen und Pläne dem Wähler auf oktruiert werden, sondern umgekehrt die Mei- nungen und Vorschläge aus dem Volk aufgenommen, verarbeitet und zur Wil- lensbildung gebracht werden. Wir greifen das erste heiße Eisen an und laden alle Interessenten zu einem offenen und sachlichen Stadtgespräch ein. Für den Stadtausschuß: Dr. Oskar GansteL
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