Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 24. September 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Ein Leben f00 ür die Alten und Kranken in K'igtzbu 'Oohel Schwester Florentia Mayrhofer zum Achtziger und zum Abschied von Kitzbühel Wenn der Satz vom arbeitsreichen und aufopferungsvollen Leben für an- dere heute noch über die Familie hin- aus Gültigkeit hat, dann für jene müt- terlichen Frauen, die auf eine eigene Familie verzichtet haben und ihr gan- zes Leben, ohne Rücksicht auf die ei- gene Gesundheit, ohne materiellen Ge- winn, ohne Acht-Stunden-Tag und Zu- lagen, in den Dienst am Mitmenschen, meist dem kranken und gebrechlichen,. gestellt haben, für die geistlichen Schwestern. Die Übersiedlung der letz- ten Alterspfleglinge des alten Stadt- spitals hat die Aufgabe einer dieser ehrwürdigen Schwestern in Kitzbühel zu Ende gehen lassen. Aus diesem An- iaß und als Gratulanten zum vollende- ten Achtziger der Barmherzigen Schwe- ster Florentia Mayrhofer fand sich in der Vorwoche eine kleine Delegation der Cesterreichischen Jugendbewegung im Stadtspital ein. Sie war begleitet von Schwester Oberin Anna M a n z 1, Oberschwester des Krankenhauses, und Gemeinderat Josef Oberhauser. Verwaltungsrat des Krankenhauses und Obmann des Pfarrkirchenrates. Ob- mann Friedhelm C a p e 11 a r i würdigte jr.. kurzen Worten das schlichte und große Leben von Schwester Florentia und überbrachte ihr einen Geschenk- korb. Oberhauser schloß sich dem Dank an und erinnerte im besonderen an die schwere Arbeit, die von Schwester Florentia nach dem Krieg im alten Landgemeindespital und bis zuletzt im Stadtspital geleistet wurde. Beide wünschten ihr für die Arbeit am Schern- berg weitere Gesundheit und bedauer- ten den Weggang von Kitzbühel. Schwe- ster Florentia entschuldigte sich mehr- mals für die Ehrung, denn sie habe nichts Außergewöhnliches geleistet und „N--x toan gang a nit!" Dieser Satz kennzeichnet das reiche Lebenswerk von Schwester Florentia. Am höchsten Bauernhof „am Troia" in Thiersee lernte sie frühzeitig zupacken. Einmal war es ihr gegönnt, als junges Mädchen beim Passionsspiel als Sän- gerin mitzuwirken. Wenige Jahre spä- ter trat sie in Wörgl ins Postulat ein. Nach der Ausbildung wirkte sie 18 Jahre an der Landesanstalt für Geistes- kranke in Salzburg, wo es in der Kü- che und später bei der Betreuung ge- nug Arbeit gab. Nach einem Jahrzehnt im Altersheim Schernberg kam Schwe- ster Florentia 1943 nach Kitzbühel. Mit der unvergessenen Schwester Judith N in dl, die sich für Kitzbühel geopfert hat, wirkte sie im LandgerneindespitaL Der Not der Kriegsjahre folgte die Not der Nachkriegsjahre. Mit den schmalen Ratic•nen der Lebensmittelkarten für ihre Pfleglinge gab sie sich nicht zu- frieden. Nun kam ihr der praktische Sinn zugute, den sie sich bei der Berg- bauernarbeit auf dem elterlichen Hof erworben hatte. Um die Versorgung im Heim sicherzustellen, führte sie eine kleine Landwirtschaft ein. Mit Geschick trat sie als Schweine- und Hennen- züchterin auf, als Einkäuferin kam sie bis Westendorf. Als Kartoffelacker konnte sie den Widumsgarten gewin- nen, durch Beerensammeln vermoch- +en die Schwestern (unterstützt von iner Magd) den Speisezettel ein we- nig zu bereichern. Nach Kriegsende waren auch vorübergehend Flüchtlinge im Heim untergebracht. Mit natürli- chem Sinn überwand Schwester Flo- rentia die Schwierigkeiten. Über 40 ih- rer Schützlinge konnte Schwester Flo- rentia in den 13 Jahren ihres Wirkens im Landgemeindespital getröstet aus der Welt scheiden sehen und nur ein einziger trat ohne den Trost und die Hilfe des Sakramentes die letzte Reise an. Als 1956 ins Spital gezogen wurde, war die Trauer der alten Leute groß denn Schwester Florentia wurde gleich- zeitig nach Salzburg gerufen. Aber schon drei Jahre später kehrte sie nach einem kurzen Aufenthalt in Brixen nach Kitzbühel zurück und übernahm neuerdings die Betreuung der alten Leute, die im Erdgeschoß des Stadt- spitals untergebracht waren. Mit Auf- opferung und Geduld behandelte sie diese gegen die Sorgen der Einsamkeit. gegen Not und Verzweiflung ebenso wie gegen die körperlichen Gebrechen. 21 Jahre sind es insgesamt, die Schwe- ster Florentia für Kitzbühel gearbeitet hat. 53 Jahre Ordensleben waren ihr bisher vergönnt und nicht nur diese Jahre waren ausgefüllt mit der Arbeit und Mühe für andere. Nach der Übersiedlung des Stadt- spitals ins neue Haus wurde es im Spi- tal zwar ruhiger, aber Schwester Flo- rentia war noch lange nicht arbeits- los und stand weiter um halb fünf Uhr früh auf und sorgte mit Hingabe für ihre wenigen Patienten, die mit rührender Treue an ihr hingen. Nun sind auch sie übersiedelt. Schwester Florenti4a kehrt an eine frühere Wir- kungsstätte zurück, ins Alterspflege- heim Schernberg, „weil ich ihnen hier zu alt bin", wie sie bemerkt. Das Wort vom Ruhestand kennt sie nicht. denn „Ni1x toan gang a nit!" Kitzbühel dankt Schwester Florenti,a für mehr als zwei Jahrzehnte Arbeit für andere, für Arme und Kranke. Sie hat ein Le- ben lang nichts anderes getan, als für andere gearbeitet. Etwas Schöne- res gibt es nicht. Der Abschied von Kitzbühel fällt Schwester Florentia schwer, nicht minder ergeht es uns. Für die vielen, die sie in eine bessere Welt geleitet hat, möchten wir danken und für jene, die sie gesundgepflegt hat für diese Welt. Mögen ihr noch viele gesunde Arbeitsjahre vergönnt sein und möge der ihr ewiger Lohn sein, der ihr stilles und großes Lebens- werk geleitet und aufgezeichnet hat. h. w. Verdiente Lehrerin nahm Abschied Mit Ende des vorigen Schuljahres trat Frau Maria Neuschmied geb. Brochetti, Volksschulhauptlehrerin in Westendorf, in den dauernden Ruhe- stand. Die meiste Zeit ihrer jahrzehnte- langen Berufstätigkeit verbrachte Frau Neuschmied in ihrem Geburtsort We- stendorf. Hier wurde ihr zu Ehren am Schluß des Schuljahrs in einer Feier der Dank der Gemeinde aus- gesprochen. Nach der Reifeprüfung im Jahre 1923 und der Lehrbefähigungsprüfung 1927 erlebte Maria Brochetti die bitteren. Wanderjahre einer Junglehrerin. Zwei Jahre wirkte sie in Saulueg, dann in- nerhalb eines Jahres in Going, Absam.. Innsbruck, Going, Wörgl und Häring. dann waren ihr zehn arbeitsreiche Jah- re in Westendorf gegönnt. Die Kriegs- jahre unterrichtete Frau Neuschmied in Niederbichl-Kössen, wo sie vier Jah- re verblieb, und in Pfaffenschwendt, wo sie bis Kriegsende wirkte. Durch 21 Jahre war Frau Neuschmied abschlie- ßend in Westendorf tätig. Durch ihre Berufsüberzeugung, ihr Beispiel und ihre Leistung war sie ein Vorbild der Kinder- und Sportwagen Kinderbetten, Gehschulen in moderner Ausführung B.M.Rupprecht, Kitzbühel,Jos..Pirdil.Str.38 Jugend und eine Zierde des Standes. Zweimal wurde ihr von Schulbehör- den Dank und besondere Anerken- nung ausgesprochen. Anläßlich der Ver- setzung in den dauernden Ruhestand dankte Landeskulturreferent Landes- hauptmannstellvertreter Prof. Dr. Prior Frau Neuschmied für die aufopfernde Berufsarbeit und die treue Pflichterfül- lung namens der Landesregierung. 38 Jahre ihrer Lehrerinnentätigkeit diente Frau Neuschmied im Bezirk Kitzbühel. Dankbare Schülerinnen und Schüler er- innern sich immer wieder gerne ihrer Arbeit zum Wohl der Jugend unseres Bezirks. Mit dem herzlichen Dank für die geleistete Arbeit verbindenn wir den Wunsch auf viele gesunde und fro- he Jahre des verdienten Ruhestandes. 93eugebittjr ben1t?
< Page 2 | Page 4 >
< Page 2 | Page 4 >