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Samstag, 22. Jänner 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 $#aß LSUO$? Heute Freitag gibt es in Kitzbühel einen „großen Bahnhof". Um 20.42 Uhr trifft der Herr Bundespräsident mit sei- ner Begleitung im Salonwagen, aus Ga- stein kommend, ein. Spitzen der Be- hörden, Stadtmusik, Schützenkompanie werden den hohen Gast in Kitzbühel willkommen heißen. Vor dieser ereignisreichen Stunde herrschte große Aktivität bei den ver- schiedensten Ämtern, Hotels und dem Kitzbüheler Skiklub. In zahlreichen Sit- zungen wurde das genaue Besuchspro- gramm ausgearbeitet und durchbespro- chen, denn bei solch einem offiziellen Besuch geht ja alles genau nach Proto- koll. Die höchsten Sicherheitsbeamten Tirols befinden sich seit Tagen in Kitz- bühel. So unter anderem Hofrat Dr. Stocker, Sicherheitsdirektor von Tirol, Landesgendarmeriekommandant Oberst Fuchs und der Militärkommandant von Tirol General Brunner. Das Ring-Hotel Schloß Lebenberg, in welchem der Herr Bundespräsident re- sidieren wird, wurde einer genauen Kontrolle unterzogen und wird seither diskret, aber streng bewacht. Heute ist am Hoteleingang als Ehrenwache ein Doppelposten des Bundesheeres aufge- zogen. Vom Hotel wird ständig eine Direkt-Telephonleitung und Funkver- kehr mit Wien aufrechterhalten. Aus Innsbruck sind Funkstreifenwagen ein- getroffen, die zusammen mit den Be- amten des Gendarmeriepostens Kitz- bühel die Eskorte für das Präsidenten- fahrzeug bilden. Für die verschiedenen Einladungen (so geben Landeshauptmann Oek.-Rat Walinöf er im Grandhotel und die Stadt Kitzbühel im Hotel Guido Reisch zu Ehren des Staatsoberhauptes Festessen) mußten Speisenfolgen zusammengestellt und Getränke sorgfältig ausgewählt und vom Protokollchef genehmigt werden. Im Zielgelände der Hahnenkamm- bewerbe wurde eine beheizte Ehren- tribüne errichtet, von der aus Bundes- präsident Franz Jonas die Rennen ver- folgen wird. Ganz Kitzbühel arbeitet einhellig zusammen, um unserem Staats- oberhaupt den Aufenthalt so angenehm und interessant wie nur möglich zu ge- stalten. - Auch „Film" ist zur Zeit im Ring- Hotel groß geschrieben. Der Produzent Dino di Laurentis wohnt mit 60 Perso- nen seines Stabes im neuerbauten Ho- tel. Am Ankunftstag gab es ein richti- ges südländisches Durcheinander. Vor dem Hotel hielten zwei Lastwagen und luden 400 Koffer ab, von denen aber nur drei (in Worten: drei) mit dem Na- men des Besitzers beschriftet waren. Aus dem Hotelpersonal wurden kleine Sherlock Holmes, die versuchten, den richtigen Koffer ins richtige Zimmer zu bringen. Nach den anstrengenaen Filmarbei- ten, die oftmals bis spät am Abend dauern (Innenaufnahmen im Haus Auers- perg) erholen sich die Schauspieler vor- nehmlich im Keller von „Alt Kitzbühel", wo sie, ohne auf die Figur zu achten. die herrlichen Gerichte von Frau Un- terberger genießen. Unter den prominenten Namen der Darsteller in dem Episodenfilm „The witch" wird nun auch eine echte Kitz- bühelerin aufscheinen. Elfriede Wieser, die schon oftmals bei der Heimatbühne ihr schauspielerisches Talent bewies, wurde dazu ausersehen, bei den Italie- nern eine zünftige Tiroler Köchin zu miemen. - Sicherlich wird auch Ihnen in der letzten Zeit aus irgend einer Illustrier- ten ein fesches Bikinimädchen, das sich im Schnee tollt, entgegengelacht haben. Dazu eine Geschichte aus einem Win- tersportort, pikant serviert. Wie könnte es anders sein, nun ist voraussichtlich auch Kitzbühel bald an der Reihe. In der letzten Woche tauchte ein Photograph einer bekannten Illu- strierten mit zwei gutgewachsenen Mannequins in Kitz auf. Zusammen mit einigen bekannten und gutaussehenden Kitzbühelern wurden in der Vorder- stadt und am Trabrennplatz gestellte Photos geschossen. Die Grundvoraus- setzung für eine Story ist da, jetzt müs- sen nur noch ein paar delikate Ge- schichten erfunden werden. - In diesen Tagen ist aber wirklich die gesamte Weltpresse in Kitzbühel versammelt, zumindest was die Sport- presse angeht. Die Anmeldeliste im Pressecenter weist Namen führender Chefredakteure, Verleger und Publizi- sten auf. Sämtliche großen europäischen Tageszeitungen sind vertreten. Daneben sind dieses Jahr auch zahlreiche ameri- kanische Journalisten in Kitzbühel (Time, Life, Sports Magazin, Ski-ing, Skiing Magazin). Das Österr. Fernsehen ist mit einem immensen Stab an Kammeramännern, Technikern, Regisseuren usw. vertreten. Lastet doch auf ihnen die große Ver- antwortung, daß bei den Eurovisionssen- dungen alles klappt. Heribert Meisel wird auch in diesem Jahr wieder am Montag nach dem Rennen seinen Sport- stammtisch vom Restaurant „Hinter- bräuleiten" senden. Neben dem Hah- nenkammsieger und bekannten Journa- listen wird auch Österreichs Formel- Rennfahrer Nr. 1 Jochen Rindt, der ja schon seit längerer Zeit in Kitzbühel weilt, mit dabei sein. - Das Organisationsteam des 26. In- ternationalen Hahnenkammrennens prä- sentiert sich in diesen Tagen in neuer Aufmachung und mit einem neuen Rennleiter. Ing. Hubert Spieß, der er- fahrene Skirenn-Fachmann, hat dieses Jahr zum erstenmal seine olympische Erfahrung als Rennleiter in den Dienst des KSC gestellt. (Als besonderes Kenn- zeichen trägt er bei Streckenbesichti- gungen einen original „Melkerhut", der ihm mindestens um zwei Nummern zu klein ist.) Für den bewährten Mitarbeiterstab des Kitzbüheler Skiklubs schuf die Firma Willy Kruetschnigg einen neuen Klubpullover in Blau mit zwei weißen Streifen und der Kitzbüheler Gams. Mit dem festen Willen, das Rennen auch in diesem Jahr wieder reibungslos durch- zuführen und in Blickrichtung Welt- meisterschaften 1970 arbeitet alles mit vollem Einsatz und viel Idealismus. - In der Hoffnung, daß all die großen Ereignisse gut vorübergehen und auch in der nächsten Woche nur Gutes zu berichten ist )ke Beakdee" KÖSSEN K&serjägerzugsführer Windbichler -zum Gedenken Aus Reit im Winkl wird berichtet: Im Alter von 79 Jahren starb am 4. Jänner 1966 nach kurzer Krankheit der weit bekannte und wegen seines allzeit guten Humors, seiner Urwüchsigkeit und seines Fleißes beliebte Hutzbauern- vater in Birnbach Matthias Wi n d - b i c h 1 e r. Am 7. Jänner wurde der Verstorbene in Reit im Winkl unter großer Beteiligung zur letzten Ruhe gebettet. Besonders stark war die Be- teiligung aus seiner Heimatgemeinde Kössen. Unter den vielen Trauergä- sten befand sich auch der Ortsverein Kössen des Kaiserjägerschützenbundes mit etwa 20 Mann und einer Fahnen- abordnung. Pfarrer Andreas Gruber ze- lebrierte den Seelengottesdienst und würdigte das Leben, den Mut, Fleiß und die Tüchtigkeit des Verstorbenen. Wäh- rend der Sarg der Erde übergeben wurde, senkten sich die Fahnen der ehemaligen Kaiserjäger und des Vete- ranen- und Kriegervereins Reit imWinkl und drei Böllerschüsse ehrten den Ver- storbenen als ehemaligen Kriegsteilneh- mer. Matthias Windbichler wurde 1886 beim Embacherbauern in Kössen geboren; dort wuchs er mit 17 Geschwistern auf. Schon in jungen Jahren kam er nach Reit im Winkl zu einem Onkel. Im Weltkrieg 1914-1918 rückte er am 1. Februar 1915 zu den Kaiserjägern ein und am 15. März 1915 kam er mit dem 1. Kaiserjägerregiment an die Front nach Galizien, im Mai 1915 dann an die Front gegen Italien. Zuletzt war er Zugsführer bei einer Sanitätsabteilung. Für seinen tapferen und von seinem Kameraden Sötz aus Kössen am trabe gerühmten Einsatz waren ihm neben anderen Auszeichnungen auch die große
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