Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 Kitzbübeler Anzeiger Samstag, 15. Oktober 1966 Die Durchführung der Tunnelarbeiten erfolgte ohne bauliche und ohne finan- zielle Überraschungen. Die Bauzeit be- trug d r ei Jahre und ist in der europäi- schen Tunnelbauweise als Rekordzeit zu betrachten. Das heurige Jahr dient aus- schließlich der Herstellung der Fahr- bahn, der Elektroanlagen für die Be- 1 üf terstation en und der Tunnelbeleuch- tung, so daß der Tunnel mit Ende 1966 fertiggestellt sein wird. Ende 1965 war bereits die Hälfte des Straßenbaues im Unterbau ausge- führt; gegenwärtig wird auf beiden Rampen asphaltiert. Auf der Südseite wurde ab Matrei und ab Tunnelportal und auf der Amertaler Seite ab Tunnel- portal „schwarzgemacht". Die erste As- phaltdecke wurde auf der Nordseite be- reits auf einer Länge von sechs Kilo- metern und auf der Osttiroler Seite auf einer solchen von vier Kilometern ein- gewalzt. Die offizielle Inbetriebnahme des ganzen Straßenzuges, im Süden, vor allem aber auch im Norden, wird je- doch mit Rücksicht auf die umfangrei- chen Bauarbeiten, die sich nicht zuletzt wegen der Hochwasser-Katastrophen stark verzögern mußten, erst 1967 mög- lich sein. Im Bereich der Prossegg- klamm, Osttirol, muß aus geologischen Gründen eine vierhundert Meter lange Hangbrücke erstellt werden, obwohl ur- sprünglich ein Erdbau projektiert war. Der Bau dieser Hangbrücke wurde be- reits vergeben - die Bauzeit beträgt jedoch 18 Monate. Im Bereich dieser Hangbrücke wird nach der Eröffnung der Felbertauernstraße im Juni 1967 die alte Tauerntalstraße auf einer Län- ge von etwa zwei Kilometern benützt werden. Diese Strecke wird mit einem Aufwand von etwa 3 Millionen Schil- ling verbreitert und staubfrei gemacht. Die Tauerntalstraße (von Matrei zum Landeckwald 11 km), die in den dreißi- ger Jahren von Hofrat Dipl.-Ing. Ro- bert P a p s c h, heute Chefbauleiter der Felbertauernstraße, gebaut wurde, er- hielt seinerzeit den Namen Mehlstraße. Namengebend war der Umstand, daß die Straßenbauarbeiter außer einem be- scheidenen Geldbetrag mit Brotmehl abgefunden wurden. Dieses Brotmehl hatte das Land Tirol als Bauherr gün- stiger in der Hand und konnte dadurch billiger bauen. Die Matreier sagen heute noch oft „Mehlstraße". In unzähligen Robotschichten leisteten die Matreier einen gewaltigen Anteil an dieser er- sten Fahrstraße bis zur Einmündung des Landecktales, wohin früher nur ein Karrenweg führte. Außer dem Land- ecktal wurde eine Reihe von Almen er- schlossen. 1938, nach dem Umbruch. tauchte wieder ein F e 1 b er t a u er n- B ah n p o e k t auf. Die deutsche Wehr- macht faßte den Plan, Mittersill aber den Felbertauern mit Matrei in Ost- tirol zu verbinden. Für den Erstellung dieser Seilbahn war die „Mehl- straße" als Zubringer von entscheiden- der Bedeutung und dem Seilbahn- projekt ist es auch zu verdanken, daß das Reststück der „Mehlstraße" (Tau- erntalstraße) zum Matreier Tauernhaus einspurig und mit Ausweichen aus- geführt wurde. Im Felbertal, im Gebiet des Hintersees, entstand während des II. Weltkrieges eine Art Seilbahnbau- schule, welche nach dem Zusammen- bruch wieder abgetragen wurde. Im Tauerntal, von Matrei aus, erreichte die Seilbahn zwischen dem Tauernhaus und dem Felbertauern bereits die hal- be a1- be Höhe, um dann ebenso rasch wie- der abmontiert zu werden („Osttiroler Bote" vom 28. Juni 1962). Die ATT-Fahrt durch den Felber- tauerntunnel mit den großen Reise- omnibussen der Autounternehmungen Entstraßer, Herz und Mariacher am 25. September 1966 war die zweite mit großen, 48- und 46-sitzigen Fahrzeugen. Die erste Durchfahrt absolvierten un- seres Wissens nach am 17. September 1966 die Teilnehmer an der Kitzbühe- 1er Tagung der österreichischen Gärt- ner und Blumenbinder mit dem Mer- cedes von Toni Mariacher, Chauffeur Leo Neumayr. Am Südportal gab den Teilnehmern der ATT-Fahrt Hofrat Diplom-Inge- nieur P a p s c h nochmals Auskunft über den Bau der Entlüftungsstationen. Am Südportal wird auch die Mau t station errichtet, vorläufig die einzige auf der neuen Straße. Nach den bisherigen Be- schlüssen der Felbertauern AG beträgt die Mautgebühr pro Pkw-Einheit 100 Schilling. Um jedoch den Anrainern. das sind jene Gemeinden, welche Gründeraktien gezeichnet haben (im Salzburger Lande nur die Markt- gemeinde Mittersill), entgegenzukom- men, ist eine Jahrespauschale von 200 Schilling geplant. Die Arbeitsgemeinschaft, welche vom Tunnel das „Südtrum" erstellte und die aus den Firmen „Universale", Wien. Soravia & Co., Spittal, und „Porr AG", ebenfalls Wien, gebildet wurde, war am Tage der Durchfahrt mit der Ver- legung der Baustelle beschäftigt. Die „Arge Süd", soweit sie am Tunnel be- schäftigt war, hatte ihre Aufgabe er- füllt, nachdem die Herstellung der Fahrbahndecke auf der ganzen Länge der „Arge Nord" STUAG & RELLA übertragen wurde. Nach Einnahme des Mittagessens im Matreier Tauernhaus führte Hofrat Dipl.-Ing. Papsch die ATT-Ausflugs- gesellschaft nach Matrei und nach Lienz. Auf der Fahrt nach Matrei, wel- che abwechselnd auf der alten Tauern- talstraße und der neuen Felbertauern- straße erfolgte, konnten zahlreiche Kunstbauten bestaunt werden. In der Nähe der Prosseggklamm leuchtete blanker Felsen entgegen. Hier kalbte der Berg und rund 200.000 Kubikmeter Felsmaterial stürzten in die Tiefe, Gott sei Dank zur Nachtzeit, als niemand am Weg war. Im Abschnitt „Plitzgraben", welcher als „verläßlicher" Lawinengraben be- kannt war, wurde auf einer Länge von 160 Meter eine Tunnelröhre errichtet. Sie konnte jedoch wegen der Herstellung der Fahrbahndecke noch nicht durchfahren werden. Die Röhre verlangte einen Aushub von 40.000 m3 : 5400 m3 Beton wurden hier verarbeitet: die Wandstärken betragen 0.80 bis 1.80 Meter. Auf der anderen Talseite sah man einen Wildgraben nach dem an- deren, die Folgen der verheerenden Hochwasserkatastrophen. Oftmals er- reichten die Schlammassen Häuser und Weiler und in St. Johann im Walde wie auch in anderen Orten, war den ganze Talboden vermurt und die Stra- ße führte an mehreren Stellen über Parzellen, auf denen früher Gebäude standen. Nur wer selber die Hoch- wasserschäden gesehen hat, kann sich eine Vorstellung über ihr Ausmaß ma- chen. In Osttirol sind die Optimisten immer noch davon überzeugt, daß heuer noch mindestens 25 Kilometer Felbertauern- straße asphaltiert werden und bereits im kommenden Winter inoffiziell der Verkehr durch den Felbertauern rollen kann. Da die Rückfahrt durch den Tunnel wegen der Asphaltierungsarbeiten erst nach 18 Uhr angetreten werden konnte. wurde auch das Abendessen im Ma- treier Tauernhaus eingenommen. Die- ses Gasthaus erwies sich als sehr lei- stungsfähig, denn sowohl das Mittag- als auch das Abendessen wurden für die gesamte 162 Personen starke Ge- sellschaft innerhalb je einer Stunde serviert! Sämtliche Omnibusfahrer bewiesen eine hervorragende Fahrkunst. Bei der Ankunft in Kitzbühel wurde sowohl ihnen als auch dem Vorstand des ATT Dr. Luis Hölzl und Roman Sieberer der Dank ausgesprochen. Diese Fahrt wurde unzweifelhaft als die bisher schönste ATT-Fahrt bezeichnet und es haben sich die umfangreichen Vorberei- tungsarbeiten gelohnt. Sonntagsdienst der Ärzte im Bezirk Sonntag, 16. Oktober 1966 Kitzbühel: Sprengelarzt Dr. H. Spiel- berger, Malinggasse 10, Tel. 2410 Kirchberg-Brixen: Dr. Josef Fischer, Tel. (0 53 57) 217 Hopfgarten-Westendorf: Dr. E. Schnei- der, Tel. (0 53 35) 217 St. Johann Fleberbrunn Waldring Kirch- dorf: Dr. Mann, Fieberbrunn, Tel. (0 53 54) 215 Apothekenbereitschaftsdienst Kitzbühel vom Montag, 17. bis Sonntag, 23. Oktober: Edelweißapotheke, Im Gries, Tel. 22 27. Tierärztl. Sonntagsdienst für den Bezirk Kitzbühel: Dr. Franz Pfeiler, Hopfgar- ten, Tel. 231 (053 35). Für Kössen und Schwendt: Dr. Heinr. S c h w e i g 1, Kram- sach, Hauptstraße; Tel. 2273 (05337).
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