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Samstag, 29. Oktober 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 Geld ist eine sehr geheimnisvolle Materie geworden, weil sich die mei- sten Menschen keine Gedanken mehr darüber machen, woher es kommt und welche Entwicklung es im Laufe der Jahrtausende hinter sich gebracht hat. Im vergangenen Jahr hat die Bank für Tirol und Vorarlberg mit dem Münzenschmied ein Stück Geldge- schichte aufgegriffen und in allen ihren Filialen vorgezeigt. Das außerordent- lich große Interesse der Bevölkerung bewies, daß dieser Weg richtig war, und die Bank für Tirol und Vorarl- berg wird daher am Weltspartag wie- der ein Stück Geldgeschichte bringen. Das bekannteste und von allen Schu- len und Lehrern immer wieder am meisten zitierte Naturalgeld ist das Kaurimuschelgeld. Die Kaurimuschel war schon in früher Zeit als Schmuck sehr geschätzt und weit verbreitet, sind doch solche „Otterköpfchen" sogar bis Nordeuropa gelangt, wo sie noch am Beginn des 19. Jahrhunderts das Zaum- zeug der sächsischen Husarenregimen- ter schmückten. Der beschränkte Fundort - die Kaurimuschel wird auf den maledi- vischen Inseln, die Ceylon vorgelagert sind, gefunden - und die damit ge- währleistete Seltenheit verlieh diesen weißlich-gelben, gebuckelten Gehäusen einer Meeresschnecke (der Cypraea moneta, allgemein als Kaurimuschel bekannt) bereits 1300 v. Chr. in China erstmals Geldeswert. Den damaligen Handelverbindungen folgend, kam die Kaurimuschel in späteren Jahren auch in Persien, Indien, Siam und auf den Philippinen als Kleingeld in Gebrauch. In Siam war es nachweislich 1860 noch in Verwendung. Man maß es dort in ziemlich geräumigen Gefäßen zu, da das Zählen größerer Summen zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Auch in Afrika, wo es sich besonders im Westen des Kontinents als Klein- geld bis zur Jahrhundertwende hielt. war der Wert der kleinen Muschel ziemlich gering. Aufzeichnungen von Reisenden aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts zeigen uns, daß 2120 Kauri einen Taler wert waren. Der Wert des Kaurimuschelgeldes war hauptsächlich durch die Entfer- nung des Fundortes, den mühseligen Transportweg und der damit verbun- denen Seltenheit begründet. Als por- tugiesische Kaufleute auf den Gedan- ken kamen, den mühseligen, kostspi- ligen Landtransport durch Schiffsfracht zu ersetzen und schiffladungsweise von den Malediven um das Kap der Guten Hoffnung herum nach West- afrika Muschelgeld verfrachteten, er- zielten sie einen nur sehr beschränk- ten kaufmännischen Anfangserfolg. Es kam rasch zu einer Kaurimuschel-In- flation und das Muschelgeld verlor da- mit zur Gänze seinen Wert. Die dortige einheimische Bevölkerung ging auf an- dere Tauschmittel über. Ein interessan- tes Beispiel dafür, daß inflatorische Ten- denzen auch bei Naturalgeld auftreten können. Heute wird die Kaurimuschel von den Papuas, dem Naturvolk Neugui- neas noch als Kleingeld benützt. Seit ihren Anfängen, 1300 v. Chr., diente die Kaurimuschel somit mehr als 3000 Jahre verschiedenen Völkern als Kleingeld und gehört damit zwei- felsohne zu den Geldsorten, die am längsten im Umlauf waren. Vertrete- rinnen der Nationen, bei denen die Muschel jemals Geldeswert hatte, in deren Nationaltrachten, werden am Weltspartag die Kaurimuscheln allen Besuchern überreichen. Sie werden auch durch den Hauch der fernen Welt den internationalen Weltspartagsgedanken auf eine charmante Weise unterstrei- chen. Die Bank für Tirol und Vorarlberg hofft, mit dieser Weltspartagsmaßnah- me zwei verschiedene Dinge zeigen zu können: Einerseits ein buntes Stück Bank für Tirol und Vorarlberg Filiale St. Johann in Tirol Die Kaurimuschel 1 Die Kaurimuschel 1 Die Kaurimuschel Geld in China (1300v. Chr.), später in Persien, Siam, Indien und Afrika, heute noch in Neuguinea wird von Vertreterinnen dieser Nationen, in deren Nationaltracht, allen Kunden und Freunden am Weltspartag in unseren Kassenhallen überreicht seit 3000 Jahren Geld, Schmuck und Amulett am Weltspartag Montag, dem 31. Oktober 1966, In der Bank für Tirol und Vorarlberg Aktleigesellschaft
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