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Von Horst Wendi - Bildung hat Vorrang! Ing, Kitzbühel, Bundesgymr Seite 6 K!tzbühe)er Anzeiger Samstag, 12. November 1966 Zweiter Bezirksredewettbewerb der öster- reichischen Jugendbewegung in Kitzbühel Im Saal der Bezirksstelle Kitzbühel der Tiroler Handelskammer fand am Montag, 7. November 1966 der zweite Be- zirksredewettbewerb für Jugendliche vom 16. bis zum 25. Lebensjahr statt. Der Bezirksobmann Walter Nindi der österr. Jugendbewegung als Veranstal- ter konnte dabei als Ehrengäste Natio- nalrat Paul Landmann, Landtags- abgeordneten Christian Huber, Ge- meinderat Josef Oberhauser, Be- zirksjungbauernobmann Alois Auf - s uf- s c h na i t e r, den Ortsobmann der OeVP von St. Johann Kaspar Reiter und die Herren der Jury Professor Walter Weihs, Direktor des Bundesgymna- sium in St. Johann, als Vorsitzenden Dipl.-Ing. Ludwig P art 1, Direktor der landwirtschaftl. Haushaltungsschule Spi- tal auf der Weitau in St. Johann und den Landesobmannstellvertreter der OeJB Heinrich Schrott, Kufstein, so- wie eine zahlreiche Zuhörerschaft (es mußten Sessel vom Kolpingsaal herbei- geholt werden) begrüßen. Außerdem den Kolpingcbor mit Chorleiter Hugo B o na t t i, welcher in der Folge die Veranstaltung verschönte. Nationalrat Paul Landmann drückte seine Freude aus, daß sich sechs Teil- nehmer zum Bewerb meldeten und lobte die Tatsache, daß sich junge Leu- te in ihrer Ausdrucksweise schulen und den Mut besitzen, öffentlich aufzutreten. Der Vorsitzende der Jury Direktor Walter Weihs unterrichtete die Anwe- senden über die Bedingungen des Be- werbes und über die Bewertungsgrund- lagen. In der Ausschreibung zum Wett- bewerb wurden drei Themen gestellt: 1. Das Brixental 150 Jahre bei Tirol. Gedanken zu einem nicht gefeierten Jubiläum, 2. Oesterreichs Zukunft in Europa, der Beitrag Oesterreichs, ins- besondere der Jugend, für Europa, und 3. Bildung hat Vorrang. Für das zwei- te Thema meldeten sich Grete Rohn und Florian Unt errainer (Vorjahrs- sieger) und für •das dritte Nikolaus Christandl, Peter Adler, Horst Wendung und Hans Danzl. Rede- zeit maximal 12, minimal 8 Minuten. Grundlagen der Bewertung sind u. a. Haltung, Auftreten, Aussprache und Ausdrucksweise, Aufbau und Gliede- rung, Argumente und Inhalt. Direktor Weihs wies noch darauf hin, daß er sich freue, daß gleich vier Studenten des Bundesgymnasiums St. Johann sich zum Wettbewerb stellten; zwei weitere mußten ihre Bewerbung wegen Krank- heit zurückziehen. In der St. Johanner Mittelschule wurde seit eh und jeh großer Wert auf die Ausdrucksweise gelegt und er freue sich, daß auch Na- tionalrat Landmann gerade diesen Aus- bildungszweig befürworte und begrüße. Demokratie ist Diskussion. Der österr. Jugendbewegung dankte er für das verdienstvolle Wirken im Sinne der Jugenderziehung. Die Reihenfolge der Vortragenden wurde durch das Los ermittelt. DieBe- wertung durch die Jury erfolgte in fünf Hauptgruppen mit insgesamt 15 Detalipunkten; höchsterreichbare Punk- tezahl 300. Die Reden wurden von den Anwesen- den mit großer Aufmerksamkeit ver- folgt und am Schluß mit Beifall be- lohnt. Die einzelnen Themen verlang- ten von den Vortragenden eine ver- hältnismäßig umfangreiche Sachkennt- nis. Das Ergebnis zeigte überdurch- schnittliches Können und kein Zuhörer brauchte sein Kommen zu bereuen; ja es darf erwähnt werden, daß viele ihr Nichtkommen zu bereuen haben, denn was hier geboten wurde, ist mit Stolz auf die Jugend zu vermerken. Die be- engten Platzverhältnisse hätten einen größeren Kreis auch nicht zugelassen. Zum Ausgleich dieses Umstandes und auf vielfachen Wunsch veröffentlichen wir in unserer Heimatzeitung den In- halt der Reden in Fortsetzungen. Vor der Bekanntgabe der Ränge er- folgte die Ehrung der beiden Lebens- retter Herbert 5 tot t er, Kirchberg. und Sebastian Huber jun., Kitzbühel. die im heurigen Sommer einen deut- schen Badegast vor dem Ertrinken im Schwarzsee retteten, und des Studen- ten Gerhard Hantich, Kitzbühel, der heuer im Bundesgymnasium St. Johann mit Auszeichnung maturierte. LA Christian Huber beglückwünsch- - - Bildung hat Vorrang! Ein Thema, welches weiten Spielraum läßt. Bildung im Verkehr zwischen Mitmenschen; Bil- dung, gesehen von der Warte der Schu- len, Bildung als Inbegriff des Wissens oder auch Bildung als Wertung der Persönlichkeit. Gerade letzterer möchte ich mit Rück- sicht auf die kurze Redezeit, die mir zur Verfügung steht, mein besonderes Augenmerk widmen. Ich erlaube mir daher eingangs meiner Betrachtung die Behauptung aufzustellen: Bildung formt die Persönlichkeit. Das Ziel jeder ge- sunden Volkspolitik muß darin beste- hen, der Persönlichkeit die Möglichkeit zur freien Entfaltung und Entwicklung ihrer Fähigkeiten im Dienste der Ge- meinschaft zu geben. Auf diese Zielset- zung muß daher auch die Bildungspoli- tik abgestimmt sein. Bilden heißt, die Anlagen und Fähigkeiten der Persön- lichkeit zu entwickeln. Bilden steht da- her im schroffen Gegensatz zu jedem Versuch des Nivellierens. Eine gesunde und freie Bildungpolitik ist die wir- te die Wettbewerbsteilnehmer zu ihren Erfolgen und die beiden Lebensretter sowie den erfolgreichen Studenten (Hantich ist nun Chemiestudent in Graz) zur Ehrung und schloß seine kurze Ansprache mit den inhaltsvollen Wor- ten: „Mit einer solchen Jugend braucht uns in Oesterreich nicht bange zu sein". Die Arbeit der Jury wurde mit Span- nung erwartet. Direktor Weihs lobte den erfolgreichen Verlauf des Bewer- bes und anerkannte insbesondere die gute Vorbereitungsarbeit aller Teilneh- mer. Die beiden ersten liegen in der Bewertung Kopf an Kopf mit nur einem Punkt Unterschied und der jüngste Teil- nehmer Horst Wendung liege nur 17 Punkte hinter dem ersten. Ein Beweis für eine allgemeine gleichmäßige Lei- stung. Nun das Ergebnis: 279 Punkte Florian Unterrainer 278 Punkte Peter Adler 270 Punkte Hans Danzl 268 Punkte Grete Rohn 265 Punkte Nikolaus Christandl 262 Punkte Horst Wendung Am Schluß gab es noch zwei Einla- gen: Bezirksobmann Nindi gratulierte Prof. Weihs unter dem Beifall der An- wesenden zu seiner Ernennung zum Direktor des Bundesgymnasiums St. Jo- hann und der Kolpingchor wartete noch mit dem machtvollen Choral „Herr, es ist Zeit" auf. Die Redner erhielten schöne Sach- preise, die von der Landesleitung der österr. Jugendbewegung, von Präsident Komm.-Rat Johann 0 b e r m o s e r und von Mandataren der OeVP des Bezirks gespendet wurden. asium St. Johann kungsvollste Schranke gegen jedes kol- lektivistische Denken. Denn geistige Freiheit ist die Grundlage für die gei- stige Leistung. Und geistige Leistung ist die Grundlage für jeden Fortschritt. So hängt die Zukunft eines Volkes davon ab, ob der Staat gute oder, schlechte Bildungspolitik betreibt. Entsprechend der Zielsetzung und der Bedeutung sind daher an die Bildungs- politik folgende Forderungen zustellen: Der Vorrang der Bildungsaufgaben im Budget. Der Anteil des Unterricht--,- - und Kulturbudgets betrug im vergah- genen Jahr in Oesterreich 7,61 Prozent. Im Vergleich hiezu in Norwegen 24, in den Niederlanden 21, in fast allen europäischen Staaten zwischen 10 und 17 Prozent. Nur Zypern lag mit 6,2 Pro- zent hinter Oesterreich. Die Bildung auf breiter Grundlage bei Herstellung gleicher Chancen, ohne Rücksicht auf Abstammung und Gei-, stesrichtung. Die besondere Förderung der Be gabung. Es sei anerkannt, daß das Stu.
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