Kitzbüheler Anzeiger

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Unserem treuen verstorbenen und berühmten Skilehrer Rudi Monitzer setzte der be- kannte akad. Maler E. T h ö n y (heuer fand in Innsbruck dessen Gedächtnisausstellung statt) in vorliegender Zeichnung ein künstlerisches Denkmal. In tausenden von Exem- plaren fand diese Zeichnung als „Postkarte" Absatz und kam um die ganze Welt Da- zu legte man Rudi Monitzer die Worte in den Mund: "Stemming left, stemming left, mylady - da liegt's scho, dö Kuah, dö damische". Rudi Monitzer bleibt in „Ski-Kitzbühel" unvergessen! Samstag, 12. November 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Rudi Monitzer zum Gedenken für ein Land, das sich gerne Kultur- nation nennen läßt, eine Schande, daß sich die Mittelschuiprofessoren vor ei- nigen Jahren gezwungen sahen, in den Streik zu treten! An Stipendien für Schüler und Stu- denten zu sparen, wäre ein schwerer Fehler! Man möge doch bedenken, daß mancher Akademiker erst mit 30 Jah- ren in das Berufsleben treten kann. Neiderfüllt muß er zusehen, wie Gleich- altrige sich eine Existenz aufbauen., eine Familie gründen und ihren Le- bensstandard von Jahr zu Jahr heben können. Und nicht selten werden mit- tellose Studenten, die ihr Studium nur durch ein Stipendium fortführen kön- nen - als Schmarotzer und Faulenzer bezeichnet! Dem ganzen österreichischen Volk muß klargemacht werden, daß in der Hebung des Bildungsniveaus die letzte, die einzige Chance für Oesterreich und seine Konkurrenzfähigkeit in der Welt besteht. Zur Hebung der Volksbildung müs- sen die Volkshochschulen noch attrak- tiver gestaltet werden, damit ihre Kur- se mehr Anklang bei der Bevölkerung finden. Die Massenmedien - Rund- funk, Presse und Fernsehen - kön- nen zum Kampfe gegen den Bildungs- notstand wesentlich mehr beitragen, als sie es zugeben möchten. Durch Österreich muß eine Kultur- und Bildungsrevolution gehen, die alles, was im Augenblick stagniert, mit sich reißt und neuen Schwung in unser Bil- dungswesen bringt. Denn aus Afrika und Asien droht uns Europäern Ge- fahr. Dort beflügelt ein Bildungsdrang die Bevölkerungsmassen, die auf dem Gebiete der geistigen Entwicklung un- aufhaltsam emporstreben. Und wehe uns, wenn wir eines Tages von diesen Völkern überholt werden! Dann kön- nen uns Mozart und Griliparzer, ein Waldmüller oder ein Fischer v. Erlach nicht mehr helfen, dann sind wir Eu- ropäer, wir Österreicher erledigt! Noch lächeln manche über die be- flissenen und eifrigen Studenten aus den Entwicklungsländern. Schauen wir nicht auf sie herab, helfen wir ihnen, es kann sich eines Tages bezahlt ma- chen. Denn dann werden unsere Ur- enkel aus dem Entwicklungsland Öster- reich in Djakarta und Nairobi studie- ren! Diese Theorie mag bedrückend sein. Sie werden vielleicht sagen, diese An- sichten beruhen nicht auf dem Bodei der Realität. Doch möglich sind sie und auf keinem Fall ausgeschlossen. „Bildung hat Vorrang", das laßt keine Phrase sein, sondern es muß zu einer Auf- gabe werden: für Österreich, zu einem Programm, das sofort und mit Energie angepackt werden muß, sollen unsere Nachf ah- ren die Versäumnisse unserer Zeit nicht bitter büßen. Am 29. Oktober 1966 starb im Alter von 69 Jahren der Kitzbüheler Ski- lehrer, Konditor, Tennislehrer, Maler und Restaurator Rudi Monitzer. Ein Schlaganfall setzte seinem tatenreichen „Skileben" ein plötzliches Ende. Bei seiner Verabschiedung bei der Leichenhalle gaben ihm eine große Zahl Kitzbüheler Skilehrer in ihrer Berufs- kleidung, weiters eine Abordnung der Skischule Kirchberg sowie Vertreter der Skischulen Jochberg und Kössen die Ehre des letzten Geleites. Der Lei- ter der Skischule Kitzbühel Karl K o 1- 1 e r hielt dem Verstorbenen einen eh- renden Nachrauf und bei der großen Kirchenstiege, als der Sarg in Anwe- senheit einer großen Trauerschar in das Auto zur Fahrt nach Salzburg verladen wurde, wurde ihm noch ein letztes „Ski Heil" zuteil. Die Ueberführung nach Salzburg erfolgte nach dem Wun- che des Verstorbenen zwecks Einäsche- rung. - Rudolf Monitzer wurde am 1. April 1897 in Kitzbühel als Sohn des Maler- meisters Sebastian Monitzer und der Gattin, Anna geb. Graf, geboren. Am 27. Mai 1927 verehelichte er sich mit Ella Lettner, welche ihm heuer im März im Tode vorausgegangen war. Sein um zehn Jahre älterer Bruder Sebastian holte den Verstorbenen Mitte der zwan- ziger Jahre nach Kitzbühel und in die- ser Zeit begann die große „Skikarriere" von Rudi Monitzer. Rudi Monitzer gehörte schon vor dem ersten Weltkrieg der Skijugend Kitz- bühels an, die vom Begründer des Ski- laufes Franz Reisch geführt wurde. Er war dabei, als in Kitzbühel den Stemmchristiania bzw. der „Bauern-. christl" erfunden wurde, den später Ba- ron Bees als „Beesschwung" nach dem Arlberg verpflanzte. In dieser Zeit stand Rudi im Schatten seines Bruders Sebastian, des ersten Berufsskilehrers von Kitzbühel. Nach dem ersten Weltkrieg gründete Sebastian Monitzer eine eigene Ski- schule mit dem Sitz und unter der Pa- tronanz vom Grandhotel. Bald holte er sich seinen Bruder Rudi, der nach dem Weltkrieg in Kufstein als Kondi- tor beschäftigt war. Die Brüder Mo- nitzer wurden im Skileben Tirols bald
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