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Franz Palaoro — zum Gedenken Dem Miterfinder des Parallelschwunges und ersten StreifciIm-RekordIer" Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 26. November 1966 In den „Kitzbüheler Nachrichten" vom 5. Jänner 1938 steht gedruckt: „Franz Palaoro hat den jetzt allgemein in der Skitechnik angewandten Parallel - schwung arallel - schwung eingeführt und erläutert." Die heutigen Skiexperten neigen zu folgenden Feststellungen: den Parallel- schwang hat Toni Seelos „berühmt" gemacht. Wir fragten den Leiter der Skischule Kitzbühel Karl Koller: „Der König des modernen Parallelschwunges ist der Kitzbüheler Christian Pravda!" Er war zu seiner Zeit der schnellste und rationellste Skifahrer. Mit sicherem Instinkt, als ausgesprochenes Natur- talent fand er die kürzeste und schnell- ste Linie. Seelos oder Palaoro? diese Frage beantwortet sich von selbst. Wäre Palaoro Weltmeister geworden, dann würde ihm das Recht eingeräumt wer- den müssen, den „Parallelschwung" er- funden und geprägt zu haben. Die Kitzbüheler „Rennkanone" der dreißiger Jahre Franz Palaoro hat vor 25 Jahren den Heldentod erlitten. Er machte als Kanonier im Gebrgs- Artillerie-Regiment 111 den Feldzug ge- gen Rußland mit. Vom 22. Juni bis 2. Juli 1941 machte er in der 8. Batterie die Doppelschlacht bei Bialistok und Minsk mit, die Schlacht bei Grodno so- wie vom 8. bis 25. Juli den Durch- bruch durch die Stalin-Linie, dann die Schlacht bei Uman, die Verfolgungs- kämpfe bis zum Dnjepr, die Kämpfe im Raum Boguslaw-Kanew-Tscherkassy und die Einnahme von Tscherkassy. Am 24. August 1941 fiel er bei Siche- rungsgefechten am Dnepr im Alter von 29 Jahren. Er war mit Anni geb. Schwarz verheiratet. Aus der Ehe gin- gen drei Kinder hervor. Christine (geb. 26. Jänner 1937), Franz (geb. 6. Sep- tember 1939) und Fritz (geb. 4. Mai 1941). Franz Palaoro, am 19. Oktober 1912 in Innsbruck geboren, kam mit drei Jahren nach Kitzbühel. Seine Mutter Rosa Palaoro kümmerte sich nicht um ihn und sein Vater Franz Ertl ist nur in Urkunden erwähnt. Die Maurer- familie Thomas Salvenmoser nahm ihn an Kindes Statt auf und der Bezirks- gendarmerieinspektor Krismer war sein Vormund. Der Vormund sorgte dafür, daß aus dem kleinen Italienerbüabl ein Kitzbüheler wurde. So wuchs er im sogenannten „Brunnerhaus" in der Hah- nenkammstraße, jetzt Skilifthaus, auf. Er erlernte bei Malermeister Huter das Malerhandwerk, legte 1935 auch die Jagdprüfung ab und in St. Christoph 1938 die Prüfung zum staatl. gepr. Ski- lehrer, gehörte nebenbei dem „Ret- tungsdienst" des Deutsch-Oesterr. Al- penvereins und der damaligen österr. Jagdschutzwache an. 1939 wurde er in den Reichsverband Deutscher Turn-, Sport- und Gymnastiklehrer aufgenom- men. Als Skilehrer wurde er im Winter 1937-38 von dem damals in Kitzbühel auf Skiurlaub weilenden König Leo- pold III. von Belgien engagiert. Palaoro war damals der prominenteste Ski- lehrer Tirols, aus der Rennläuferklasse hervorgegangen, und hat - und diese Feststellung ist für die Geschichte der Skilehrtechnik nicht uninteressant - als erster Skilehrer die Paralleltechnik gelehrt. König Leopold III. war ein guter Sportsmann, ein berühmter Al- pinist und hat z. B. im Wilden Kaiser als Kletterer das Totenkirchl und den Kopf törlgrat mit Erfolg überwunden. Er war der erste Skifahrer königlichen Geblüts, der sich als „Wedler" mit Er- folg versuchte. Seine Liebe zu den Ber- gen hatte er von seinem Vater König Albert 1. und zum Skifahren von seiner Mutter Königin Elisabeth geb. Herzogin von Bayern, die noch mit 61 Jahren mit Skiführer Klaus Zwicknagl im Win- ter 1937-38 zehnmal den Pengelstein fuhr und von Zwicknagl als „schnei- dige" Fahrerin beurteilt wurde. Die älteste Skitrophäe von Franz Pa- laoro stammt aus dem Jahre 1929. Ein Silberski mit der Aufschrift „1. Preis". Palaoro war Springer, Langläufer, Ab- fahrtsläufer und Torläuf er. In der Kom- bination war er aber nicht immer der Glücklichste; trotzdem gelangen ihm viele Siege. 1930; siegte er als Jungmann in See- feld; beim Jugendwettlauf am 1. und 2. März siegte er in der Abfahrt und im Sprunglauf auf der Schattberg- schanze mit Weiten von 23 und 27,5 Metern, diesen vor seinem Klubkame- raden Rudolf Krismer, dem Sohn sei- nes geliebten Vormundes. Bei dem vom Turnverein Kitzbühel am 16. März 1930 durchgeführten „Vereinsschneeschuh- lauf" wurde er als „Zögling" eben- falls Sieger. 1931: Abf ahrtssieger als Jungmann und vierter Platz im Sprunglauf. - Sprunglaufsieger wurde damals Josef Klingler mit Weiten von 51,5 und 51 Metern. In diesem Winter wurde der „Franz- Reisch-Gedenklauf" erstmals nach den Kandaharbestimmungen durchgeführt. Die Abfahrt ging über die „Streif". Palaoro wurde in der Abfahrt wie auch in der Kombination elfter. Den Slalom wie auch die Kombination gewann da- mals Jakob Lackner. Da jedoch erst das „Märzrennen" des Jahres 1931 als erstes Hahnenkammrennen in die Ge- schichte dieser heute weltberühmten Konkurrenz namengebend war, ist nicht Jakob Lackner, sondern Mr. Cleaver vom SC Kandahar-Mürren der erste Hahnenkammsieger überhaupt. Bei die- sem Märzrennen gewann die Abfahrt von der Streit Ferdl Friedensbacher und den Slalom Hans Mariacher. Jubiläumsrennen „25 Jahre KSC" am 7. und 8. Februar 1931 sah Palaoro in der Jungmannenklasse als 2. in der Ab- fahrt (Horngipfel-Unterberg) nach Edi Mayer, als 2. im Torlauf (nach Ferdl Frie densbacher) sowie als Kombina- tionssieger. Den Streckenrekord vom 1-lomgipfel fuhr damals Jakob Lack- ner mit 7.40 Minuten. Auf der Gaisbergschanze siegte Pa- laoro in diesem Winter noch im Sprung- lauf und in der Abfahrt. Beim 1. inter- nationalen Hahnenkanimrennen wurde er fünfter. 1932: 2. in der österr. alpinen Ski- meisterschaft in Mariazell und dritter im Sprunglauf und in der Kombina- tion (nach den damaligen Bestimmun- gen noch als Jungmann), Gaumeister der kath. Jungfront und Abfahrtssieger des katholischen Gesellenvereins. Beide Siege brachten Palaoro schöne Pokale ein. Bei den Gaumeisterschaften stell- te Palaoro im Abfahrtslauf über die Streitalm mit 10.31 Minuten einen Streckenrekord auf; Fritz Huber wurde mit 10.41 Zweiter. In diesem Winter trainierte in Kitz- bühel das Olympia-Auswahlkader des OeSV. Im Abfahrtslauf konnte Palaoro den neunten, im Langlauf als Jung- mann aber den ersten Platz belegen. Einen dreifachen Sieg als Jungmann belegte er beim „Franz-Reisch-Ge- denklauf" und zwar im Langlauf, im Sprunglauf und in der Kombination. (An diesem Silvestertag des Jahres 1932 verunglückte der Grazer Student Franz Oehler tödlich.) Bei den Skimeisterschaften Tirol- Vorarlberg am 16. und 17. Jänner 1932 in Kufstein wurde Palaoro in der Kom- bination Zweiter. In diesem Jahr fuhr
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