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Samstag, 3. Dezember 1966 Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 möglichkeiten wie Bildflieger, Trans- porter, Heeresaufklärer; den Kriegs- schluß erlebte er in einem Jagd- geschwader. Glücklich heimgekehrt galt ihm nur noch ein Vermächtnis: der Heimat zu dienen mit einem Werk der Friedlichkeit und der Verständi- gung: der Musik! Als der damalige Kapellmeister in Brixen Schuldirektor i. R. Alois Bart 1, genannt „Vater Bartl" 1946 infolge des hohen Alters den Taktstock nieder- legte, wurde Neumayr von seinen Ka- meraden in „Front" gestellt. Er über- nahm die Leitung der Musikkapelle Brixen und behielt diese bis 1955 inne. Nebstbei organisierte er eine kleine Tanzpartie, den heute noch in Erinne- rung stehenden „Brixentaler Heimat- klang", welcher nicht wenig oft in Kitzbühel in der Tenne, im Grand- hotel, auf dem Jahrmarkt der Stadtmusik als beliebte „Bauernkapelle" spielte. Als in Joch b e r g 1955 die Mu- sikkapelle ohne Leitung war, traten der damalige Obmann und Bürger- meister Alois N in dl und der Baßist Wolfgang Re s c h sen. an Fritz Neu- mayr mit der Bitte heran, der Ka- pelle Jochberg ab und zu eine Probe angedeihen zu lassen, bis sich für die Kapelle ein Kapellmeister finde. So- mit erfolgte am 4. April 1955 die erste Probe und wie es sich heute bestätigt, die „Grundsteinlegung" für die nach- folgende Tätigkeit. Neumayr hatte in diesem Jahr also zwei Kapellen, Bri- xen und Jochberg, zu leiten und ent- schloß sich, die Leitung in Brixen nie- derzulegen, nachdem sich dort durch Georg Str a i f eine fähige Ablöse er- blicken ließ. Seitdem leitet Neumayr die Musikkapelle Jochberg unter tat- kräftiger Unterstützung der Gemeinde- vertretung und der gesamten Bevölke- rung. Die Kapelle erhielt mit dem Bau des Gemeindehauses ein zweckentspre- chendes Probelokal und die Kapelle blieb ebenfalls nicht untätig. Wie in jeder Musikkapelle, hat sich auch in dieser, bedingt durch die Zeit, in den Jahren seit 1955 ein vielseitiger Wechsel ergeben. Von den 33 Mann, welche Neumayr damals übernehmen konnte, sind bis heute 13 aus zwin- genden Gründen ausgetreten. 35 Mann wurden durch Neumayr neu ausgebil- det, von denen heute wiederum schon zehn austreten mußten. Also ergab sich ein Gesamtabgang von 23 Mann. Gegenwärtig sind 47 aktive Musiker und in Ausbildung stehen acht Jung- musiker. „Eltern, laßt Eure Kinder mu- sizieren." Diesen Spruch scheint man in Jochberg zu wahren, obwohl es für den kleinen Ort auch eine Vermögens- frage ist, für eine so starke Kapelle Instrumente und die Trachten zu er- stehen. Allein hierin bestätigt sich die Wertschätzung der Musikkapelle durch die Bevölkerung. Bürgermeister N e u p e r stellte wei- ter fest: „Jede außerberufliche Tätig- keit bedingt eine Vorliebe für diese Art der Betätigung und jede solche Tätigkeit setzt einen Idealismus vor- aus und dieser wird meistens nicht belohnt, sondern in Form von Mehr- arbeit bestraft. Man ist ständig im Ge- dränge und kommt in Zeitnot. Im Falle Neumayr kommt die Fahrt von Kitz- bühel nach Jochberg dazu, zu jeder Tag- und Nachtzeit und bei jeder Wit- terung. Hier erblicken wir die Merk- male echter Idealisten. Für Neumayr gilt nur die Musik und zwar in einem tYbermaß, und so erfolgt heute als Dank die Ehrung. Neumayr hat die Musikkapelle Jochberg zu einem Klang- körper von Bedeutung geführt, das beweist schon die hohe Bewertung bei den Bezirksmusikfesten als eine der besten Kapellen im Bezirk. Neumayr hat durch sein Vorbild, seinen Eifer und sein Können es verstanden, die Kräfte, die in jedem einzelnen Musi- ker vorhanden sind, zu mobilisieren und ihr Interesse an moderne Stücke wachzurufen. Aber auch das ist nur ein Bruchteil dessen, was ich hier auf- zählen darf, zur Ehre unseres Kapell- meisters. Er hat es verstanden, etwas zuwege zu bringen, was wohl das größte Kunststück ist, nämlich die Ju- gend, der man heute leider immer das Allerschlechteste nachsagt, zu Ideali- sten zu machen und sie für die Musik zu begeistern. Dabei ist er durch das ständige Wachsen der Kapelle selbst der Leidtragende. Denn der Nachwuchs muß geschult werden und viele Ein- zelproben sind notwendig, um den Klangkörper der Öffentlichkeit vor- führen zu können. Das ist, glaube ich, sein größtes Verdienst, Vorbild der Ju- gend zu sein. Wir können von der Ju- gend nicht mehr verlangen, als wir selbst vorzuleben bereit sind und ich glaube, was unser Fritz Neumayr un- serer Musikjugend vorgelebt hat, das ist einmalig. Am Samstag, 19. November wurde dem Anton M a y r, Postbeamter und Besitzer des Kleinbauerngutes zu Scher- 1er in Jochberg, im Rahmen des Cä- cilienkonzerts der Traditions-Bergknap- penmusik Jochberg von Bürgermeister Hans Neu p e r die vom Landesverband der Tiroler Blasmusikkapellen verlie- hene, goldene Verdienstmedaille für 40- jährige Zugehörigkeit zu einer Blas- musikkapelle überreicht. Anton Mayr, geboren 1913 als Sohn des Robert Mayr, bekannt als Scherl- vater, und der Barbara geb. Neumayr. zu Scherler in Jochberg, war in der Musikkapelle Jochberg schon zeitlich auf dem „Posten", denn am 1. Mai 1925 In Anbetracht all dieser Dinge, die ich jetzt aufgezählt habe, hat der Ge- meinderat, vom Obmann der Kapelle (der ja selbst Gemeinderat ist) auf- merksam gemacht, eine sichtbare Eh- rung beschlossen. Dabei kam uns zu Hilfe, daß wir voriges Jahr durch De- kret des Amtes der Tiroler Landes- regierung mit einem Wappenbrief aus- gezeichnet wurden. So hat der Ge- meinderat beschlossen, einen Ehren- ring hren- ring zu stiften. Heute sind wir hier, sehr geehrter Herr Neumayr, um Ih- nen als Erstem diese Ehrung zuteil- werden zu lassen. Ich darf Ihnen zum Zeichen der Anerkennung und der Dankbarkeit diesen Ring anstecken." Mit diesen Worten und unter dem Eindruck des aufrichtigen Dankes sicht- lich gerührt, steckte der Bürgermeister dem Kapellmeister den ersten Ehren- ring der Gemeinde Jochberg an und fügte hinzu: „Es soll dieser Ring nach außen sichtbar für jeden ein Zeichen sein, daß Sie sich für den kulturellen Teil außergewöhnliche Verdienste erwor- ben haben und ich hoffe, daß wir Ihnen in dieser Art eine Freude be- reitet haben." Vizebürgermeister N o ich 1 und die Herren Gemeinderäte gratulierten Neu- mayr mit den Worten, in seiner Tätig- keit nicht zu erlahmen, im Interesse der Tiroler Blasmusik und der Tra- ditions-Bergknappenmusik Jochberg die Stabführung weiter zu behalten. In schlichten Worten bedankte sich Kapellmeister Fritz Neumayr und stellte fest, daß er diese Auszeichnung als 'eine solche für die ganze M u s i k- kapelle betrachte. Die Feier fand hernach im Gasthof zur Post bei einem wohlschmeckenden Festessen und einem edlen Tropfen Wein einen gemütlichen Ausklang. rückte er, erst 12jährig, unter der Stab- führung seines 18jährigen Bruders Ro- bert, genannt „Wertei", das erstemal aus. Sein erstes Instrument war Horn und wechselte aber sehr bald auf das Flügelhorn über. Nebst der treusten Pflichterfüllung bei der Musikkapelle war er stets - und ist er heute ncch - im Kirchenchor Jochberg gesanglich als erster Baß tätig. Als ihm der Krieg sei- nen Bruder und Kapellmeister entris- sen hatte und Anton Mayr die Heimat wieder erreichte, griff er selbst zum Taktstock, um mit dem kleinen Rest an Musikkameraden, welche ein güti- ges Schicksal wieder in die Heimat zu- rückkehren ließ, eine Musikkapelle auf- Auszeichnung durch den Landesverband der Tiroler Blasmusikkapellen mit der Verdienstmedaille für 40jhrige Zugehörigkeit zur Musikkapelle Jochberg für Anton Mayr
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